... steuern wir eigentlich zu?
Sarrazin warnt vor Verdummung durch Einwanderer
'Okay, der will halt auch mal wieder in die Schlagzeilen', mag man sich jetzt denken. Aber es lohnt sich, den verlinkten Artikel anzusehen.
Ich beschreibe mal nur, was sich da bietet, ohne jetzt selbst bewerten zu wollen: Die WELT packt das Thema mit ganz spitzen, in Samthandschuhen steckenden Fingern an. Dreht es sich um Sarazin und seine aktuellen und auch seine älteren Aussagen, dann "meint" und "unterstellt" er, daß "angeblich" die Dinge so und so liegen und verleitet damit sogar einige Zuhörer zum "schmunzeln".
Schaut man sich dann aber die Kommentare und deren Bewertung an, dann erkennt man, daß schätzungsweise 90 Prozent der Leute Sarrazin Recht geben, ihn für seine klaren Worte loben, dafür, daß er schlicht und einfach die Dinge beim Namen nennt, die Wahrheit sagt, Stellung bezieht etc. Einige wollen ihn als Bundespräsidenten. Andere sagen, sie gäben ihm die Stimme, wenn er eine Partei gründe. Manche prophezeihen sogar einer solchen Partei 15 bis 20 Prozent der Stimmen.
Im Artikel der WELT ist Sarrazin der possierliche Provokateur, dem man mal belustigt zuhört, bevor man sich wieder den wirklich wichtigen und ernsthafen Dingen zuwendet. Ist das der Sarrazin, so wie man ihn bei der WELT tatsächlich sieht? Oder ist es der Sarrazin, den man einer durch strenge PC-Erziehung gelähmten Öffentlichkeit zu präsentieren schuldig zu sein glaubt?
Wenn ersteres der Fall ist, täuscht man sich dann nicht gewaltig, wenn Sarrazin einen solchen Zuspruch erfährt? Sollte hingegen letzteres der Fall sein, täuscht man sich dann nicht ebenso, nur diesmal bezüglich der Öffentlichkeit?
Wenn in solchen Fragen die Berichterstattung in den Medien und die Meinung in der Bevölkerung so auseiandergehen, worauf deutet das hin? Sitzen da zu viele Meinungsverwalter und Volksvertreter irgendwo in einem Elfenbeinturm und drücken sich um bestimmte Fragen (und auch Antworten) herum? Wenn ja, wo wird das enden? Und für wen wird das Erwachen besonders ungemütlich? Oder ist es lediglich so, daß die Kommentarbereiche bestimmter Online-Medien irgendwann einmal durch einen xeno- und islamophoben Mob gehighjackt wurden? Welches der beiden Szenarien klingt plausibler?
Ich kann mir momentan noch keinen rechten Reim darauf machen, habe aber doch irgendwie ein ungutes Gefühl. Mir ist nicht erst seit gestern klar, daß es in unserer Gesellschaft bestimmte Aspekte der Realität gibt, um welche man als Verantwortlicher entweder einen großen Bogen macht, oder über die man brave, kompatible, nicht-kantige Worte verliert, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, in eine bestimmte "Ecke" gesetzt zu werden. Hier funktioniert die oben angesprochen, von politischer Korrektheit gelähmte Öffentlichkeit noch ganz gut, wenn es darum geht, daß man als Teil der Öffentlichkeit unter den Augen und Ohren der Öffentlichkeit sich rechtzeitig auf das "richtige" Feld rettet, um für die Anderen nicht allzu blöd auszusehen ("Eins, zwei oder drei? Du muß dich entscheiden, drei Felder sind frei...").
Aber in den anonymen Schmuddelecken des Internet herrscht offenbar eine andere Art der Öffentlichkeit. Dort kennt niemand deinen Namen, dein Gesicht, deine Identität. Ist dies nicht ein Hintergrund, vor welchem sich mehr Offenheit anbietet? "Wenn man mir ein Mikro vor die Nase hält, dann sage ich vorsichtshalber mal "A", sonst werde ich vielleicht beschimpft. Wenn ich im Internet bin, dann sage ich "B" und meine es. Wenn ich da beschimpft werde, hat wenigstens niemand mein Gesicht gesehen". Hinzu kommt, daß man bei öffentlichen Umfragen selten weiß, was die Anderen so sagen. Wenn man auf eine Internetseite geht, dann stehen die Kommentare dort hübsch aufgelistet und man kann sich vielleicht schon einreihen unter Leute, die die eigene Meinung teilen, was wahrscheinlich auch hilft.
Womit also haben wir es hier zu tun? Mit Führungsgestalten, die nur noch auf die Gnade des frühen Todes hoffen, bevor das Pulver in den Kommentarbereichen zündet und eine Gesellschaft in Brand steckt? Oder mit einem Haufen verwirrter, durch einseitige Berichterstattung in Angst versetzter Kleinbürger, die sich zufällig immer wieder mal auf den Seiten bestimmter Online-Zeitungen trifft, um dort ein wenig abzukommentieren?
Ich habe keine Idee. Aber daß da was faul ist, das befürchte ich schon.
5 days ago
5 comments:
Du kannst davon ausgehen, daß vier von fünf Kommentaren, die Sarrazin zustimmen, der Zensur zum Opfer gefallen sind.
WAAAAAAAAS?
Und trotzdem ist die Mehrheit der Kommentatoren noch auf seiner Seite?
Tja, ich hatte meine Erfahrung mit der Behandlung von Kommentaren bei Welt Online mal gepostet. Das wird immer noch betrieben, denke ich mir.
Vor nicht allzulanger Zeit hat die Welt ihr Layout umgestellt, es gibt nicht mehr über und unter dem Artikel die Möglichkeit ihn für gut oder schlecht zu bewerten. Vermutlich gab es da einige Leute, die regelmäßig auf das rote Feld geklickt haben.
*unschuldig pfeif*
Also ich glaube schon, dass die breite öffentliche Meinung von der veröffentlichen Meinung der Meinungsverwalter (schönes Wort ;-) )abweicht.
Es ist halt schon so, dass viele Medienvertreter ihren Informationsauftrag durch einen Erziehungsauftrag ersetzt haben oder ersetzt haben wollen.
Wenn man mit den Leuten redet merkt man doch, dass die Mehrheit der Deutschen viel konservativer ist als man uns glauben machen will.
Es gibt aber nun für Konservative oder Ideen, die dem konservativen Lager nahe stehen, keine wirkliche Wahlalternative. CDU kann man mittlerweile ja mal getrost vergessen. Was gibt es denn sonst noch?
Ich glaube schon, dass es ein großes Potential für eine konservative Bewegung oder Partei gäbe. Irgendwann wird ein Thilo Sarrazin-Verschnitt oder vielleicht sogar ein deutscher Geert Wilders auf Stimmenfang gehen. Dann wird er von den Medien in die (hell-)braune, rechte, nationale Ecke gestellt werden, aber das werden dann auch nur hilflose Versuche sein, da die Medien mittlerweile verlernt haben mit Konservativen umzugehen. Dem wirklichen Problem, nämlich dass sich Politik und Medien von der Bevölkerung entfernt haben, werden sie nicht gerecht werden können.
Meiner Meinung nach koppelt sich die politische Elite (und dazu zähle ich die Journalisten) immer mehr und immer radikaler von jedem gesunden Menschenverstand in diesen Fragen ab.
Ich halte das nicht nur für unzweckmäßig aus Sicht der Elite (deren Schicksal ist nicht mein Hauptproblem) sondern auch für unverantwortlich und brandgefährlich für das Land bzw. Europa.
Denn was bedeutet es denn, wenn über bestimmte Themen und Entwicklungen nicht mehr gesprochen werden darf ? verschwinden dann die Probleme ?
Obendrein geht es bei dem Problem der Masseneinwanderung um Identität und um Territorium. Das ist der Stoff aus dem die Kriege sind. Das anzusprechen mag gefährlich und schwierig sein, es nicht zu thematisieren, ist es noch viel mehr.
Noch viel beunruhigender finde ich, dass diese Verschweigestrategie auch noch erfolgreich ist. Was ist mit uns los, dass wir uns das gefallen lassen ?
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