Sunday, February 10, 2008

Gemeinsam sind wir stark!

Matthäus 9;36:
    Als er aber die Volksscharen sah, wurde er von Mitleid mit ihnen ergriffen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Das schoß mir gestern mehr als einmal durch den Kopf. Der 9. Februar war heuer der Tag der (mittlerweile offenbar schon traditionellen) "No Vatican" Februar-Demonstration in Rom.

Besonderen Zündstoff in diesem Jahr lieferte die "Sapienza"-Debatte und die damit verbundene Solidaritätsbezeugung mit dem Heiligen Vater. Die üblichen verdächtigen antiklerikalen Interntseiten Italiens warben mit einem Banner, auf dem als Hauptüberschrift der Slogan "No Vat" und darunter unter anderem das Adjektiv "antifaschistisch" zu lesen war.

Cool. Nehmen wir mal um der Argumentation Willen an, der Vatikan sei faschistisch, und eines der Hauptanliegen der "No Vat"-Demonstrierer sei es, eben gegen diesen Faschismus anzugehen. Wie genau wird dies bewerkstelligt?

Man bedient sich eines politischen Gebahrens, welches sich vornehmlich mit der eigenen Erniedrigung oder Opferrolle beschäftigt ("Wir, die verbrannten Wissenschaftler!" - "Wir, die bevormundeten Laien" - "Wir, die marginalisierten gleichgeschlechtlich Liebenden!") und kompensatorischer Kulte der Reinheit und Einheit (Antiklerikale Clubs und Workshops, die der exakten Definition des Dogmas und der Strategie dienen; Anti-Vatikan-Woche an der Sapienza), pflegt eine beunruhigende aber effektive Zusammenarbeit mit etablierten Eliten (den liberalen Medien und Künstlern), verabschiedet sich von demokratischen Freiheiten (erpöbelte Rede-Absage des Papstes), diffamiert Gegner öffentlich (Zwangs-Outings von Closet-Gays in exponierter gesellschaftlicher Stellung; Morddrohung gegen Erzbischof Bagnasco durch ultra-linke Gruppen) und versucht, die Öffentlichkeit durch imponierende Demonstrationen der Einheit zu gewinnen (Anti-Vatikan-Demos oder Gay-Pride-Paraden). Schaut euch Mal Robert Paxtons Definition von Faschismus an, und Ihr werdet sehen, daß hier nur noch der Führer und die nationalistische Komponente fehlen. Also, Kinder, laßt mal die Kirche im Dorf. Der Vatikan ist entweder so wenig faschistisch wie Ihr, oder Ihr seid ebenso faschistisch wie der Vatikan. Ich nehme mal an, es ist in unser aller Interesse, wenn wir uns auf die erste Alternative einigen.


Auf einer der "No Vat"-Webseiten hieß es übrigens nach der Absage der Papst-Rede:
    "Großer Sieg der Bewegung! Doch die Frocessione ("Frocci" (it. für homosexuell) + "Prozession") wird weitermachen, bis der Vatikan nicht nur aus der Sapienza, sondern aus unserem Leben verschwunden ist!"
Klar genug, daß dieselben Leute sich kurz darauf ereiferten, der Papst schlüpfe in die Opferrolle. So genau hat man das mit dem "großen Sieg" dann wohl doch nicht gemeint. Und wie genau der Vatikan aus Leben verschwinden soll, in denen er schon jetzt keinen Platz hat, ist mir auch nicht so ganz klar.


Dieses Photo zeigt, wie man sich im Lager der Anti-Klerikalen eine Demonstration gegen die "Manifestation des Hasses" (Angelus-Gebet mit dem Papst) vorstellt:


"Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende!" (Buonaventura Durutti). Das war vor achtzig Jahren schon nicht witzig. Heute (nach Nationalsozialismus und Kommunismus) ist es nur noch peinlich (aber andererseits natürlich Manifestationen des Hasses diametral entgegenstehend, oder?).

3 comments:

Anonymous said...

Was kann man als Christ gegen eine antiklerikale Demonstration haben, deren Teilnehmer sich mangels logischer Denkfähigkeit so richtig zum Affen machen?
Daß diese Würstchen die Universität blockieren, ist das einzig Ärgerliche daran. Dafür aber aber so richtig ärgerlich. *wutschnaub*

Der Herr Alipius said...

Da rannten 17-/18-jährige Rotzlöffel und -Löffelinnen herum, die Plakate hielten auf denen von Abtreibung und Sex und einem Leben ohne Religion und Kirche die Rede war. Diese Seelchen sind die Opfer der modernen Rattenfänger: Uninformiert, planlos und angestachelt. Daß sie so schamlos ausgenutz werden, dagegen habe ich als Christ etwas.

Und auch gegen die Erziehungsberechtigten, die nicht früh genug klarmachten, daß Nachplappern und Mitlaufen noch kein Indiz für Aufklärung oder Freiheit sind.

Anonymous said...

War auf Kurzurlaub in Rom und habe das "Spektakel" zufällig, da gerade Richtung Campidoglio unterwegs, live gesehen.
Auf mich hat das ganze eher lächerlich gewirkt.
Wobei man die anführenden Schreihälse bestimmt nicht unterschätzen sollte.