... als ich vorgestern meinte, daß nun die italienische radikallaizistisch-liberalsozialistische Propagandamaschine von einer Demonstration des Hasses und einem Angriff des Papismus auf die Demokratie heulen wird.
Ich hätte es natürlich besser wissen müssen. Denn nachdem am Sonntag das Angelus-Gebet stattgefunden hatte, haben die Anti-Papa Studenten lautstarke Unterstützung bekommen: Das antiklerikal bloggende Italien hat sich in das Thema eingeklinkt, um es für die jeweilige Ideologie zu highjacken. Kommunisten, Laizisten, Feministen, Anarchisten, Atheisten und Gay-Aktivisten (die ich hier nicht aufzähle, weil ich mich so diebisch drüber freue, sondern weil die empirische Erhebung es fordert) feuern aus allen Rohren. Es ist nicht nur in der Tat von einer "grande campagna di odio" und von "Attaco papista all'Italia" die Rede, wenn über das Angelus-Treffen geschrieben wird. Nein, es wurde auch gleich eine Gegendemo für den 9. Februar anberaumt. Motto: "No Vatican!"
Und was ursprünglich als eine kleine Unstimmigkeit zwischen engstirnigen Professoren und dem Heiligen Vater begann und in einer Unterstützungsfete für den Papst seinen Höhepunkt hätte finden sollen, wird nun zum All-Out-War der schwarzen, völkerfressenden Klerikalkrake gegen die auf grünen Auen frohlockenden Laien-Schäfchen hochgejazzt. Argumente, wenn überhaupt vorhanden, sind die üblichen Klischees, Verzerrungen oder auch gleich rotzfreche Lügengeschichten. Ein Beispiel ist die Schlagzeile "Skandal: Vatikan spricht 498 Faschisten selig!" Sie bezieht sich auf die Seligsprechung von 498 katholischen Priestern und Laien, die zu Beginn des Spanischen Bügerkrieges von den Kommunisten ermordet wurden. Italienische Politiker, unter ihnen nich wenige Laizisten und Sozialisten, bezeugten dem Papst ihre Sympathie und bezeichneten das Verhalten der Sapienza als unprofessionell: "Thron und Altar rücken näher zusammen" mahnt man da auf den Webseiten. Dem Papst wird vorgeworfen, er habe sich geschickt in die Rolle des Opfers manövriert. Das ist der Oberbrüller. Hätte der Heilige Vater dies tatsächlich tun wollen, so wäre er sicherlich vergangenen Donnerstag wie angekündigt in der Sapienza aufgetaucht. Mehr Opfer als danach hätte er so schnell nicht wieder bekommen. Außerdem ist es ja wohl die bodenlose Lodenhose, wenn grade diejenigen, die das "Sich plärrend als Opfer präsentieren" zur Kunstform erhoben haben und wegen jedem Furz eine medienwirksame "Initiative" oder "Demo" oder "Solidaritätsaktion" vom Stapel lassen, mit einem solchen Argument daherkommen.
Es findet ein Treffen von 100.000 Gläubigen auf dem Petersplatz statt. Es wird dem Papst applaudiert und zugejubelt. Der bedankt sich artig mit Winken und Segensgrüßen. Man betet gemeinsam das Angelus und geht zufrieden heim. Das ist natürlich purer Haß. Andererseits wird eine Veranstaltung, die unter dem Motto "No Vatican!" steht, die also von vorneherein sich nicht für etwas einsetzt sondern gegen etwas richtet, sicherlich ein beschauliches Love-In werden. Tolerieren konnte ich solch bigottische Zweizüngigkeit nie, aber jetzt laufe ich wirklich Gefahr, meine Geduld mit diesen Leuten zu verlieren. Ich werde natürlich trotzdem weiterhin für sie Beten.
Natürlich ist das Internet ein Forum, in welchem so ziemlich jede Meinung sich vertreten finden sollte, eben weil es so global und unzensiert ist. Natürlich kann ich nicht erwarten, daß alles, was Papst und Kirche tun, mit Lobeshymnen aufgenommen wird. Natürlich sollte ich in der Vorexamenszeit besseres zu tun haben, als mit meiner kleinen, unbedeutenden Stimme gegen diese Mauer anzubrüllen. Andererseits bin ich es mir und vor allem meiner Kirche schuldig, nicht so zu tun, als sei das alles schon irgendwie okay. Ich brech' mir keinen Zacken ab und ich empfinde keine Scheu, wenn ich eingestehe, daß ich nicht nur meinen Gott und meine Religion, sondern auch meinen Papst und meine Kirche liebe. Und ich muß halt hin und wieder mal im Namen dieser Liebe die Rüstung überstülpen und in den Kampf ziehen, auch wenn dies bedeutet, daß ich selbst einen Hieb abbekomme.
Die vom Papst geplante Rede könnt Ihr übrigens hier finden. Wenn Ihr die Muße habt, lest sie Euch mal durch. Ich fand in ihr keinen Satz, der einen mit Vernunft begabten Studenten auf die Palme bringen könnte.
1 week ago
2 comments:
Die Rede - die ich übrigens bereits vor diesem Eintrag gelesen habe - sehe ich als einen klaren, wissenschaftlich fundierten Vortrag mit einem Schlußappell, dem sich Nichtchristen eher nicht anschließen können - na und? Als ehemalige Atheistin bin ich in der Lage, so etwas gewissermaßen aus zwei Blickwinkeln zu lesen, und ich kann über diese unsäglichen Möchtegern-Studenten aus beiden Blickwinkeln nur mein Haupt mit immerhin schon drei weißen Haaren schütteln.
Aber, lieber Alipius, an Deinem Eintrag merke ich, wie WAHNSINNIG Du Dich gerade aufregst. (Zähl mal die Tippfehler, dann weißt Du, woran ich es merke.) Das ist nicht nötig. Es war schon immer Klugheit stärker als Dummheit und Güte stärker als Fanatismus. Das wird sich in der letzten Woche nicht geändert haben.
Daß ich mich vor, während und für kurze Zeit auch noch nach Verfassen dieses Beitrags aufgeregt habe, hättest Du aber auch ohne die Tippfehler erkannt, hoffe ich!?
Natürlich ist Klugheit der Dummheit vorzuziehen. Man kann aber sowohl klug poltern als auch dumm güteln.
Was die Güte betrifft, sollte man eine Unterscheidung machen zwischen prä-suizidalem Klappehalten (was auch leicht als Desinteresse oder Feigheit ausgelegt werden kann) und einem von Güte und Liebe inspirierten Zurechtweisen. Eben weil ich es gut mit den Leuten meine, möchte ich zumindest versuchen, sie auf ihre Inkonsistenz (Wir sehen den Splitter aber nicht den Balken) aufmerksam zu machen und sie von ihrem Irrweg abzubringen. Ob es ein Irrweg ist, mag für viele debattierbar sein. Für mich als Katholischen Christen ist es das nicht.
Post a Comment