Nett: Heute nur zwei Stunden Vorlesung gehabt. Morgen auch nur zwei. Und Mittwoch früh geht's ab nach Klosterneuburg. Wir haben Kapitel und da muß der Herr Alipius natürlich anwesend sein.
Das frühe Vorlesungsfrei kam heute schwerst gelegen, denn mittlerweile sind die Regenwolken aufgezogen, deren mild-nasse Gabe mich auf dem Heimweg mal wieder ohne Schirm überrascht hätte.
Jetzt habe ich so ein bißchen in Semester-Lektüre herumgeblättert und auch mal kurz 'nen Zug durch die bloggende Gemeinde gemacht. Und irgendwie tauchte ein paar Mal wieder der gute, alte Atheismus auf. Oder besser der schlechte, neue Atheismus. Beim eben erst verlinkten Paul stieß ich auf einen Artikel über Christopher Hitchens, in dem auch Dinesh D'Souza erwähnt wird. Solcherart angeregt stolperte ich dann googlend durch ein paar Christen- und Atheisten-Foren und sitze jetzt leicht schmunzelnd und nicht eben klüger vor meinem Laptop.
Diesen Christen-Atheisten-Smackdown, brauch ich den überhaupt? Im Grunde passiert da doch nicht viel. Da treffen sich mit schöner Regelmäßigkeit Intellektuelle und Menschen, die sich dafür halten bzw. als solche etikettiert werden, debattieren ein wenig herum, und danach klopfen sich dann Christen und Atheisten in ihren jeweils eigenen Foren auf die Schulter, daß der X es dem Y mal wieder gezeigt hat und daß der Y ja total unlogisch argumentiert und nur mit alten Hüten um sich wirft und falsche Prämisse hier und ad hominem dort undsoweiterundsofort...
Glaube und Vernunft, Faith and Reason, Fides et Ratio: Die Beiden sind meiner Meinung nach eh nicht zu trennen. Atheisten, die sich ganz auf die Wissenschaft berufen, mögen in ihrem Vorgehen empirischer sein. Aber vernünftiger sind sie deswegen noch lange nicht. Nur, weil die Existenz Gottes sich im wissenschaftlichen Sinne nicht beweisen läßt, bedeutet dies nicht, daß die Schlüsse, die der an Gott glaubende Mensch aufgrund seiner Prämissen zieht, weniger vom Verstand geleitet sind als die eines Physikers.
Das ist doch das alte Ammenmärchen, mit dem man die Leute einfangen will: "Nur Schafe brauchen einen Hirten! Denkt gefälligst für euch selbst! Benutzt euren Verstand!" Ich will mich nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen, aber wenn ich mir die Kommentare mancher Atheisten anschaue, dann stehe ich relativ als ein Verstandesbenutzer da. Okay, dasselbe gilt für die Kommentare mancher Christen, aber die stehen in dieser Kategorie außen vor, da an sie ja eh der Vorwurf ergeht. Plus: Die Dawkins- und Hitchens-Wiederkäuer kommen mir auch sehr oft vor wie Schäfchen, die zappelnd auf den nächsten Tropfen Weisheit von den Lippen ihres Hirten warten.
Ich für meinen Teil will meinen Glauben auch gar nicht zu sehr "verwissenschaftlichen" oder "verkopfen". Es gibt genug Atheisten, die irgendwann doch ihren Weg zum Glauben finden. Da spielt Gottes Gnade eine nicht geringe Rolle. Und wenn ich vielleicht auch nicht zu den tumbsten Vertretern des stramm-überzeugten Katholizismus gehöre, so ist es mir in der Regel immer lieber, ich kann den Leuten mit meinem Glauben, mit ein wenig Selbstironie und mit einem nur begrenzt unerträglichen Charakter ein Vorbild sein, als daß ich ihnen bis auf's letzte Iota auseinanderklamüsere, warum denn nun zwingend der Glaube an Gott die einzige Straße zum Ziel ist. Denn an der nächsten Ecke steht ja dann schon wieder der Atheist, der ihnen genau das Gegenteil verkaufen will. Und in diesem Tornado der Überzeugungen kann meiner Meinung nach nur derjenige einen Eindruck hinterlassen, der den Leuten auch mal ein wenig Leine läßt, ihnen andererseits aber immer eine Tür offenhält und der ihnen vor allem klarmacht, daß er nicht Gott ist (eine Routine, die viele der posaunigen Neo-Atheisten häufig nicht beherrschen), sondern nur an ihn glaubt und damit nicht übel fährt.
Sprich: Ich denke, es ist besser, häufig für Atheisten zu beten als ständig mit ihnen zu debattieren. Zeugnis ablegen muß man natürlich trotzdem und immer, denn es gibt viele verwirrte und unentschlossene Individuen, nach denen die lauten Gottesleugner nur zu gerne ihre Netze auswerfen.
1 week ago
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