Saturday, February 28, 2009

San Luigi dei Francesi

Meine Samstagsspaziergänge mit Kamera werden jetzt erst einmal rar werden, da ich bis Ostern einen Essay für Christologie zu schreiben habe und jetzt langsam mal aus den Puschen kommen muß. Heute war ich aber nochmal unterwegs und präsentiere hier eine meiner Lieblingskirchen in Rom: San Luigi dei Francesi.

Die französische Nationalkirche ist der Jungfrau Maria, dem Heiligen Dionysios 'dem Areopagit' und dem Heiligen König Ludwig IX von Frankreich geweiht. Die Kirche war 1589 weitgehend fertiggestellt und wurde bis in die 1760er-Jahre hinein schleichend barockisiert. Allerhöchsten Berühmtheitsgrad besitzen natürlich die Matthäus-Gemälde Caravaggios. Die werden aber grade mal wieder von Gerüsten verdeckt, so daß ich sie nicht fotografieren konnte. Egal, die Kirche hat auch so einiges zu bieten. Hier ein paar Eindrücke:

Die Decke


Der Chor


Die Loge


Der Altar des Heiligen Ludwig von Frankreich


Die Orgel


Hilfreicher Putto

Der von mir schon in einem eigenen Artikel gewürdigte Kardinal de Bernis hat in dieser Kirche zelebriert, wenn es französischerseits etwas zu Feiern oder zu Trauern gab. Es gibt hier auch ein de Bernis-Epitaph, welches aber schwer bis unmöglich zu fotografieren ist, da es an der Wand einer düsteren Seitenkapelle angebracht ist.


Später bin ich dann noch über die Via Margutta spaziert. Das ist eine schmale Parallelstraße der Via del Babuino, auf welcher man haufenweise Antiquitätenläden, Galerien, Edel-Stoffgeschäfte und so weiter findet. Das Ganze kommt entsprechend 'artsy' daher, aber wenn man an Samstagen früh genug da ist, ist wenig los, und die Sektflötenschwenker storchen eh nur herum, wenn es eine Vernissage gibt oder wenn einmal im Monat diverse Künstler unter offenem Himmel ausstellen.


Auf der Via Margutta findet man gleich gegenüber der Osteria Margutta diesen schrottig-schönen Palazzo, in dem eine Kunstschule untergebracht ist. Die Osteria Margutta ist auch einen Besuch Wert. Angenehme Atmosphäre, freundliche Bedienungen und richtig gute Gerichte.


Ein anläßlich einer 'Vielleicht'-Marienerscheinung im Jahre 1858 errichtetes ex Voto.


Da erwacht das Kind in mir: Riesenlegosteine, aus denen man sich seine Einrichtung selbst zusammenbauen kann. Die Dinger gibt's sogar in rot und durchsichtig, wie man hinten rechts sieht. Ich bin ja ganz schwer versucht, läuft mir daheim im Stift doch eh schon der Ruf nach, einen techno-barocken Geschmack zu haben. Nee, laß ma' lieber...

Friday, February 27, 2009

Schlagzeilen des Tages

Dreimal kath.net:

Aus Linzer Bischof kurzfristig nach Rom bestellt:
    "Wie KATH.NET aus vatikanischen Kirchenkreisen erfahren konnte, hat Papst Benedikt XVI. die Lage in Linz inzwischen zur „Chefsache“ erklärt und wird sich persönlich darum annehmen...

    Im Vatikan selbst mehren sich inzwischen die Stimmen, die in Rom ganz offen von der Visitation der Diözese Linz sprechen. Wie KATH.NET aus österreichischen Kirchenkreisen erfahren konnte, haben sich inzwischen auch mehrere österreichische Bischöfe positiv zu einer Päpstlichen Visitation der Diözese Linz geäußert."
Wenn man kathnettigerseits hier auch ein wenig viel "aus Kreisen erfahren" konnte, bin ich immerhin mal gespannt, wie sich diese Geschichte entwickelt.


Aus Bistum Augsburg: Bischof hat Holocaust nicht relativiert:
    "Mixa habe sich beim politischen Aschermittwoch der CSU im Gegenteil in scharfer Form von der Leugnung des Holocausts durch den Separatisten-Bischof Williamson distanziert und den Mord an über 6 Millionen Juden als entsetzliches und absolut singuläres Verbrechen bezeichnet. Bischof Mixa habe dann in einem weiteren Zusammenhang des Themas „Ethik und Moral in der Politik“ darauf hingewiesen, dass auch in der Gegenwart Verbrechen gegen das Leben begangen würden, die höchste Wachsamkeit erforderten, und dabei unter anderem auch auf die Zahl der Abtreibungen in den vergangenen Jahrzehnten hingewiesen, die nach Expertenschätzungen inzwischen 9 Millionen überschreiten."
Man sollte in diesen Zeiten die Worte genau wählen, denn der Holocaust war selten so instrumentierbar wie jetzt. Williamson hat dafür gesorgt, daß es heute leichter ist denn je, ein mit dem Begriff 'Holocaust' gewürztes Zitat entweder falsch zu verstehen oder bewußt auf eine Killer-Ebene zu hieven. Das wird sich während der nächsten Monate, wenn nicht Jahre, kaum ändern. Es ist immer schlimm, den Feinden der Kirche Munition zu bieten. Wenn man ihnen behilflich ist, beim Verschießen derselben nicht nur auf 9 Millionen Föten sondern auch auf 6 Millionen Gräbern herumzutrampeln, ist es noch schlimmer, also wie wär's, wenn wir fürs Erste noch nicht einmal mehr in die Nähe dieser Assoziationen gehen, Bischof oder nicht.


Aus Gruppe 'Wir sind Kirche' vor Zerreißprobe:
    "Bei der Gruppierung 'Wir sind Kirche' (WSK) gibt es offensichtlich internen Spannungen im Zusammenhang mit der von 'Wir sind Kirche' intensiv beworbenen 'Petition Vaticanum II'. Das eigentliche Ziel der Unterschriftenaktion wird von kirchlichen Vertretern als eine Kampagne gegen Papst Benedikt XVI vor dem Hintergrund der Aufhebung der Exkommunikation der Piusbruderschaftsbischöfe gewertet. [Ach ne, echt jetzt?] Allerdings fordert die Petition schon in ihrer Überschrift unmissverständlich die "uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils."

    Hier liegt nach Einschätzung gut informierter Kreise das Konfliktpotential. Ehemalige Unterstützer der Aktion "Wir sind Kirche" fühlen sich jetzt um ihre Anliegen betrogen. So seien Passagen aus der Konzilskonstitution "Gaudium et Spes" absolut unvereinbar mit einer der fünf Grundforderungen, mit denen die Aktion 1995 an den Start ging.

    Das 2. Vatikanische Konzil spreche in GS 47 von der Scheidung und vorehelichen Beziehungen als "Entstellung der Würde der Ehe" und sehe in Verhütung eine "Entweihung." Das habe nichts mit der "positiven Bewertung der Sexualität" und der "verantworteten Gewissensentscheidung in Fragen der Sexualmoral (z.B. Empfängnisregelung)" zu tun, welche das Kirchenvolksbegehren auf ihrer Liste gefordert hatte. In anderen Punkten verhalte es sich ähnlich.

    "Man könne nicht die Anliegen des Kirchenvolksbegehren unterstützen und gleichzeitig die Anerkennung des 2. Vatikanums fordern", meint ein sichtlich frustrierter Priester
    [!!!] in einer kath.net vorliegenden privaten Aussendung. Wer dies tue "habe die Texte des Konzils nie gelesen." [Und diese Tatsache wird WIK-intern jetzt erst angesprochen?] Für "Wir sind Kirche" dürften die Beschlüsse nie mehr gelten als reine "Abstimmungsergebnisse." Es gehe um den "Geist des Konzils" [Hallo Superdogma!] aber sicher nicht um das Konzil selbst, das völlig in der "alten Tradition der Kirche verhaftet sei." [Schrillst. Die WIK-Petition fordert die 'uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils'. Seit der breiten Zulassung der Alten Messe, Bischof Müllers Brief an die Theologen und dem Wagner-Konflikt kommt man aber mit reinen Platitüden über das Konzil nicht mehr an den Mann. Da haben wohl einige WIK-ler nun mal wirklich die Dokumente in die Hand genommen und kommen jetzt aus dem Staunen nicht mehr heraus, daß das Ganze doch irgendwie katholischer klingt, als einem lieb sein darf. Was tun? Geist des Konzils (vorzugsweise rückwirkend interpretiert): Ja! Konzil: Nein! Saubere Lösung.]
Auf der Plus-Seite ist zu verzeichnen, daß WIK die Zerreißprobe sicherlich überleben wird. Letztlich wird (nicht ganz im Sinne unseres Herrn, aber wer liest schon gern das Fettgedruckte) die erquengelte Wichtigkeit höher stehen als die Einheit der Kirche.

Thursday, February 26, 2009

Warum die 70er uns nur bedingt fehlen...

Die superengen Oberhemden.: "Muß... lächeln...! Muß... aber auch... atmen...! Darf nicht... Bewußtsein verlieren...! Brustkorb... wird instabil...!"


Der Jeans-Overkill: Hier mußte ich spontan an einen von Troy McClure's Filmen denken: Good Time Slim, Uncle Doobie and the Great Frisco Freakout


Der Partnerlook: "Okay, Alter. Heute kriegst du nochmal ein Mintbonbon. Aber wenn Du morgen ohne die ocker-olive Butterflykragen Zipperjacke aufkreuzt, bist du OUT! Dann kannst du deine Harvey Wallbanger woanders trinken!"


Die Hengste: Safari-Dudes auf Gazellen-Pirsch


Die Zweimal-Anzüge: Warum 'Zweimal'? Weil man mit diesen Dingern nur zweimal zur Schule ging: Das erste und das letzte mal.

Dank an Plaid Stallions

Abendstimmung

Ich schau grade so aus dem Fenster und da sehe ich, daß draußen auf der Piazza eine ganz heimelige Stimmung ist. Die habe ich mal mit der Kamera festgehalten. Das letzte Bild ist leider verwackelt. Neu schießen kann ich es heute nicht mehr, weil es jetzt schon zu dunkel ist.




Mir gefällt dieser Verlauf von Orangerot zu Blau.

Wednesday, February 25, 2009

Ein paar Worte vom Heiligen Vater

Aus der Botschaft von Benedikt XVI für die Fastenzeit 2009:
    "Im Neuen Testament erhellt Jesus den tiefen Sinn des Fastens: Er geißelt die Pharisäer, die die vom Gesetz angeordneten Vorschriften in allen Einzelheiten beachteten, deren Herz jedoch weit von Gott entfernt war. Wie der göttliche Meister an anderer Stelle lehrt, besteht das wahre Fasten vielmehr darin, den Willen des himmlischen Vaters zu tun, „der ins Verborgene sieht“ und „vergelten“ wird (Mt 6,18). Jesus selbst bezeugt dies am Ende der vierzig Tage in der Wüste gegenüber dem Satan: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt“ (Mt 4,4). Das wahre Fasten richtet sich also auf das Essen der „wahren Nahrung“, nämlich: den Willen des Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34). Während also einst Adam Gottes Gebot übertrat, „von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ nicht essen zu dürfen, unterwirft sich nun der Gläubige durch das Fasten Gott in Demut, weil er auf dessen Güte und Barmherzigkeit vertraut.

Aschermittwoch

Ich wünsche allen Lesern eine fruchtbare und segensreiche Fastenzeit.

Was sie damals so trieben... (Teil 5)

Es ist wieder mal so weit...


"Sonderaktion bei Gammarelli? Alles zum halben Preis?? Nix wie hin!!!"


"Herr Graf, soll ich seine Eminenz darauf hinweisen, daß der Blickwinkel seiner Eminenz ein gar ungünstiger ist?" - "Nein Johann. Aber sag' dem Maler, er soll den Ausschnitt der Gräfin etwas großzügiger gestalten."


"Uähh! Assugrin!"


"Keine Angst! Er ist nicht entsichert!"


"Das rote Scheitelkäpchen wird bals weiß sein und das schwarze Scheitelkäppchen wird bald rot sein." - 'Seufz! Sie hat sich jeden Scudo verdient!'


"Pfui! Aus! Robespierre, nein! Böser Stier! Komm her jetzt! Robespierre!"

Monday, February 23, 2009

Zwei nützliche Links

Ich habe grade zwei Webseiten entdeckt, die für den Ein oder Anderen vielleicht ganz brauchbar sein könnten.

Da ist zuerst einmal Popurls, was wohl für "Popular URLs" steht. Die Seite sammelt einfach die meistbeschwatzten URLs des Tages und listet sie, so daß man immer auf dem Laufenden ist, was den letzten Trend betrifft. Da sammelt sich natürlich grenzenlos Müll, aber es findet sich auch das ein oder andere Juwel.

Und dann wäre da noch splashup. Dies ist eine Online Bildbearbeitungsseite. Sie bietet viele Tools, die es einem ermöglichen, von der Festplatte hochgeladene Photos zu modifizieren. Natürlich nicht professionell, aber für einen "quick and dirty" Job allemal brauchbar.

Sunday, February 22, 2009

Samstagsspaziergang

Gestern habe ich mir bei strahlend schönem Wetter mal wieder die Kamera geschnappt und bin durch Rom geschlendert. Hier ein paar Eindrücke:


Dies hier ist die Rückseite des am Corso Vittorio Emanuele gelegenen Palazzo Massimi. Der Bau wurde ab 1536 auf den Ruinen eines während des Sacco di Romazerstörten Palastes errichtet. Einmal im Jahr, am 16. März, ist das Haus für die Öffentlichkeit geöffnet. An diesem Tag wird in einer Kapelle eine Messe gefeier, um an das im Jahre 1583 durch den Heiligen Philipp Neri vollbrachte Wunder zu erinnern. Er holte den jungen Paolo Massimi von den Toten zurück, konnte ihn aber nicht zum Bleiben überreden: Der Verstorbene wollte lieber wieder die Engelschöre hören, weswegen der Heilige ihn auch bereitwillig ziehen ließ. Das Sterbezimmer des jungen ist heute die Kapelle, in welcher die Messe zelebriert wird.

Oben rechts sieht man verblaßt noch einige für die Renaissance in Rom typische Außenmalereien.


Auf der Piazza dei Massimi steht auch zwischen geparkten Autos eine einsame uralte Säule herum.


Eine kleine Gasse führt von dem Platz zur Piazza Navona. Auf dieser kleinen Gasse findet sich dieser malerische Brunnen.


Die Piazza Navona ist natürlich wegen ihrer Brunnen berühmt. Am Südende liegt die Fontana del Moro.


In der Mitte der Piazza liegt gegenüber der Kirche Sant'Agnese in Agone die Fontana dei quattro fiumi. Der Brunnen wurde 1651 von Gianlorenzo Bernini geschafft. Er würdigt je einen Fluß aus einem der damals bekannten Erdteile: Donau, Ganges, Nil und Rio de la Plata. Die Flüsse werden von Männerfiguren repräsentiert. Ihr seht hier den Rio de la Plata in einer eigenartig abwehrenden Pose, welche Fremdenführer immer wieder dazu verleitet, eine kleine Anekdote zu erzählen...


Dies ist die Kirche Sant'Agnese in Agone, erbaut von Francesco Borromini. Bernini und Borromini waren Rivalen. Die Fremdenführer erzählen nun, Bernini habe den Wilden, der den Rio de la Plata repräsentiert, absichtlich in entsetzt abwehrender Haltung dargestellt, um zu demonstrieren, daß er Borrominis Arbeit ganz und gar nicht schätzte, sondern ziemlich grottig fand. Nette Story, aber es haut zeitlich irgendwie nicht hin. Denn der Brunnen wurde - wie gesagt - bereits 1651 errichtet, während Borrominis Fassade erst ab 1653 entstand.


Der nördlichste Brunnen ist die Fontana del Nettuno a.k.a. dei Calderari. Dieser Brunnen wird hier etwas überrepräsentiert, weil auf ihm vier ziemlich witzige Putti herumtollen. Um diesen hier tut's mir leid, denn er hat nicht nur ein paar Zehen verloren, sondern auch den rechten Unterarm. Ich bin mir fast sicher, daß er mit der rechten Hand - als er sie noch besaß - versucht hat, den Krebs, der ihm über den Löwen- oder Sonstwaskopf engegenkrabbelt, zu streicheln oder zu füttern.


Ziemlich dicker Brocken. Mit dem Fang kann der Kleine bei seinen Kollegen prächtig protzen...


... während er beim Riesenfisch-Rodeo eindeutig noch üben muß.


Stürmische Zeiten verlangen nach einem entsprechend wilden Haarschopf.


Von der Piazza Navona ist es zur Augustinus-Kirche nur ein Katzensprung.


Ich habe mich dort für ein paar Minuten reingesetzt...

[Update - Frau Cassian hat dies hier zur "Madonna del Parto" beigesteuert: Die Muttergottesstatue "Madonna del Parto" in der Augustinuskirche wird vor allem bei unerfülltem Kinderwunsch und in Anliegen einer guten Geburt verehrt. Näheres hat der beste aller Ehemänner in unserem Weblog geschrieben (gemäß dem Motto: "Selbst ist der Mann!"), da wir vor seiner Romreise vergangenen November so gut wie keine Informationen im Internet über die Verehrung der "Muttergottes von der guten Geburt" fanden. Ich bin so frei, und stelle hier die Verlinkung zum entsprechenden Beitrag rein.

Danke für die Info!]




... und auch drei Bilder mitgebracht. Unglaublich: Nachdem des Grab der Heiligen Monika erst im vergangenen Jahr nach langer Restauration in der davorliegenden Kapelle wieder zugänglich gemacht wurde, stehen jetzt schon wieder Gerüste davor, weil im angrenzenden Chor herumgebastelt wird.

Okay, soviel vom Samstagsspeziergang. Schönen Wochenanfang, Euch allen!

Saturday, February 21, 2009

Ich liebe Kugelbahnen!


[... daher war "Fang die Maus" auch eines meiner Lieblingsspiele]

Nächste Runde!

Zitat aus dem Artikel "Die Achillesferse der Katholiken" von Professor Klaus Berger in der Tagespost:
    "Vulgärer Modernismus ist die Weise, in der das Konzil vielfach missverstanden und mit der Erlaubnis zur theologischen Dummheit verwechselt wurde."
Der Artikel ist übrigens lesenswert und nicht so brutal wie das ironische Bildchen suggeriert.

Märtyrer

Mich fasziniert die Geschichte unserer frühen Märtyrer ebenso, wie die Geschichten, die sich um einzelne Schicksale ranken. Vom Protomärtyrer Stefan, dessen Kleider nach seiner Steinigung dem Noch-Nicht-Apostel Paulus zu Füßen gelegt wurden bis zum Edikt von Mailand (313) ist die frühe Kirchengeschichte voll von interessanten Märtyrer-Figuren, wie zum Beispiel dem Heiligen Polycarp von Smyrna (+155), den Heiligen Perpetua und Felicitas (+202), dem Heiligen Cyprianus von Karthago (+258) oder dem Heiligen Vinzenz von Valencia (oder von Saragossa, +304).

Einige der Leidensgeschichten lesen sich bei aller Brutalität oft wie Erbauungsliteratur. Das Maryrium des Polycarp zum Beispiel ist nicht nur voll von Referenzen, die Parallelen zwischen dem Heiligen und seinem Herrn Jesus Christus in Verrat, Prozeß und Sterben aufweisen, sondern besticht auch durch die leidenschaftliche Vorfreude des Bischofs. Er ließ eine Gelegenheit zur Flucht bewußt ungenutzt, bewirtete seine Häscher und mahnte sogar seine Anhänger, ihn nicht etwa gewaltsam zu befreien und ihm so den größten Schatz zu rauben.

Die Geschichte der Heiligen Perpetua und Felicitas wurde von Ersterer im Gefängnis geschrieben und bis an den Vorabend der blutigen "Spiele" erzählt. Sie ist voll von symbolträchtigen Visionen, Sorgen um ihr Neugeborenes, um die mit ihr Eingekerkerten und Verurteilen und auch um einen früh verstorbenen Bruder, der ihr in einer Vision begegnet. Das Martyrium wird dann von einem anderen Zeugen erzählt. Perpetua, Felicitas und ihre Freunde werden in die Arena geführt, wo schon alle möglichen Biester warten: Leopard, Bär, Wildschwein, sogar eine "wilde Kuh", welche Parpetua auf die Hörner nahm. Letztlich wurden die beiden Frauen, nachdem sie den Friedenskuß getauscht hatten, durch das Schwert getötet.

Konstantin kam, die Christen wurden legal, die Kirche etablierte sich und klassisches Märtyrertum fand erst einmal nicht mehr statt. Neuen Aufschwung gab es mit der Missionierung neuer Welten und natürlich im Zeitalter der Reformation und der Glaubenskriege. Und als mit dem Westfälischen Frieden der herbste interkonfessionelle Radau erst einmal zu den Akten gelegt war, erhob schon die Aufklärung das Haupt und aus der "Los von Rom"-Bewegung der Reformatoren wurde die "Los von Christus"-Bewegung, die bald in die "Los von Gott"-Bewegung münden sollte. Folgerichtig wird seit 1789 christlicher-, katholischer- und kirchlicherseits wieder regelmäßig für Christus das Haupt hingehalten, sei es unter Revolutionären, unter Oligarchen, unter Anarchisten, unter Nazis oder unter Kommunisten: Für jeden ist etwas dabei.

Ich weiß nicht, wann die Rufe zum ersten Male laut wurden, aber irgendwann schauten einige Eifrige zurück in die ersten Jahrhunderte und verglichen die tapferen Männer und Frauen, die zur Belustigung des Volkes verbrannt, enthauptet, geröstet oder wilden Tieren vorgeworfen wurden, mit den wohlgenährten Mönchen, den ihre Gemeinden beherrschenden Priestern und den zufrieden, in schönen Palästen wohnenden Bischöfen und sagten sich: "Hier stimmt 'was nicht! Wir sind schlaff geworden! Uns fehlt das Kantige, der Kick, der Antrieb!"

Ich möchte diesen Stimmen aus zwei Gründen widersprechen: Erstens sind wir von Christus dazu aufgefordert, die frohe Botschaft unter die Völker zu bringen, so daß alle Menschen getauft und gerettet werden können. Richtig, wir sollen auch einander lieben, wie Er uns geliebt hat und Sein größter Liebesbeweis war, daß Er Sein Leben für uns gab. Und natürlich ist gegen Märtyrertum nichts einzuwenden. Aber es sind einfach nicht alle Leute zum Märtyrer geboren, und es muß ja auch wer übrgibleiben, der verkündet. Zweitens waren auch die vermeintlich zufriedenen und wohlhabenden Prälaten im Zweifelsfall keineswegs weinerliche Feiglinge, sondern durchaus Vorbilder nicht nur im Sterben für Christus sondern auch im Vergeben. Die Septembermärtyrer von 1792 (unter ihnen ein Erz- und zwei Bischöfe) oder die 1936 in Spanien getöteten Prälaten zeigen, daß man schnell vom Fürsten der Kirche zum Staub am Stiefel der Feinde Christi herabsinken und dabei doch erhoben werden kann.

Unter Nichtbeachtung aller mehr oder weniger legitimen Wenn's und Aber's möchte ich auch noch anfügen, daß ich eine windstill vor sich herschippernde Kirche nicht unbedingt als einen Stein des Anstoßes empfinde. Heute vermitteln die Menschen häufig den Eindruck, daß sie der Kirche auf einem spirituellen oder intellektuellen Level begegnen wollen, als Voraussetzung für eine heilbringende Kooperation im Schoße der Heiligen Mutter, deren Früchte dann aber häufig nichts weiter sind als semantische Spitzfindigkeiten oder blanke Polemik, wenn sich Höhenunterschiede auftun. Nicht, daß es nicht wunderbar ist, daß sich heutzutage so viele Menschen auf so viele verschiedene Arten über so viele verschiedene Dinge informieren können. Aber erstens verläuft die Informationsbeschaffung viel zu oft einseitig und zweitens lenkt eine latente oder offene Vanitas sehr oft vom Wege ab. Für eine Kirche, die ihr Wirken ernst nimmt, muß an einer der vorderen Stellen auch ein gewisser Quantitätsaspekt stehen. Wir picken uns die Rosinen nicht raus, sondern wir wollen, daß alle Menschen die Möglichkeit haben, das Heil zu erlangen. Also müssen alle Menschen die Frohe Botschaft hören und über die Umstände unterrichtet werden, die ihnen den Weg zum Heil ebenen oder versperren. Und da ist eine aufmerksame, ruhige und im besten Sinne des Wortes gutgläubige Schäfchenschar sicherlich der bessere Adressat. Da muß dann auch nicht unbedingt ein blindes Vertrauen in die Hirten im Spiel sein, sondern Liebe zu DEM Hirten, der uns auch liebt. So sehr, daß er nicht davor zurückschrecken wird, uns auch über die bewußt oder unbewußt gelegten Fallstricke der weniger kompetenten Hirten hinweg zu sich zu holen, vorausgesetzt, wir nehmen sein Angebot an und wenden uns nicht von "diesem Felsen" ab, auf dem die eine Kirche erbaut ist.

Denn nicht nur haben wir so die Gemeinschaft mit Ihm und untereinander, sondern wir werden vielleicht auch wieder lernen, was es heißt, Zeugnis abzulegen. In unseren noch halbwegs zivilisierten mitteleuropäischen Gesellschaften mag sich das Abschlachten zur Zeit noch auf mediale Entrüstungsstürme beschränken, die den Kopf schon rollen lassen, bevor das Gesäß zum ersten Male den Bischofsthron berührt. Aber Zeugnis ablegen muß ja nicht gleichbedeutend sein mit Blutvergießen. Man könnte sich als Bischof oder gar als ganze Konferenz zum Beispiel ja auch einfach mal hinter den Heiligen Vater oder vor einen künftigen Kollegen stellen, um zu zeigen, daß es seit zweitausend Jahren immer um mehr ging und auch heute noch geht als um vorübergehende Popularität oder die Kompatibilität jeder einzelnen Aussage mit jedem einzelnen entrüstungsbereiten Individuum.

In diesem Sinne bleibt viel zu hoffen, mehr zu wünschen und noch mehr zu tun.

Friday, February 20, 2009

"Die Verabredung"

So heißt dieses schnieke Bild, welches leider auch nur abfotografiert ist und daher unter ungünstigem Licht leidet.


Ich fand zuerst, daß die Dame für eine Verabredung ein wenig betagt aussieht und daß der gestrenge Herr kaum ihr Vater sein kann. Jedoch kam mir der Raum, in welchem die Szene spielt, irgendwie venezianisch vor. Und dann sah ich den vorwitzigen Jüngling hinter dem Paravent hervorlugen und wußte: Alles Klar! Hier macht sich eine Venezianische Dame für einen Trip zu einem gesellschaftlichen Ereignis fein, welches ihren Gemahl (den gestrengen Herrn) so rein gar nicht interessiert. Folglich ist der junge Kerl der "Cicisbeo" der Dame.

Ein Cicisbeo war eine Mischung aus Unterhalter und Aufpasser, ein galanter, geistreicher junger Herr, der von venezianischen Adelsfamilien (aber nicht nur von venezianischen: Die Jungs gab's z.B. auch in Rom, Genua oder Nizza) sozusagen angestellt wurde, um der Dame des Hauses bei Abwesenheit des Gemahls belgeitend und unterhaltend zur Seite zu stehen. "Angestellt" ist in der Tat nicht das falsche Wort, denn das Auswahlverfahren für die Cicisbeatura war gar streng und nicht selten auch Gegenstand von (Ehe-)Verträgen. Natürlich sollten erst einmal erotische Eskapaden zwischen Dame und Cicisbeo verhindert werden, weshalb der Jüngling oft aus dem weiten Familien- oder engen Freundeskreis von der Familie der Dame ausgewählt wurde und - wenn ich mich recht erinnere - sogar ledig sein mußte. Angeblich gab es auch geistliche Cicisbei. Ein Cicibeo hatte gewisse Privilegien (z.B. durfte er die Dame unangemeldet in "ihren Gemächern" besuchen), die vom Herrn des Hauses nicht angetastet wurden und auch nicht angetastet werden durften, wollte er sich nicht bei Seinesgleichen lächerlich machen.

Ein Wort noch zum Paravent: Die Kombination aus prunkig-wilder Schnitzerei und herumtollender Puttenschar macht mein Barock-Herz jubeln!

Ich werd' zum Bub!

Mann! Ich hopse grade so unschuldig und nichtsahnend durchs Netz und da finde ich diese Photos:


[* * mit erstickter Stimme * *] Erinnert Ihr Euch?


[* * nach der Tempo-Packung langend * *] Wißt Ihr noch?


[* * hemmungslos plärrend * *] Die Fallerbahn!

Akademisch: Die Faller Hitcar Rennbahn. Für uns einfach nur "Fallerbahn!" (in einem Wort und schnell ausgesprochen, ungefähr so wie "Ballermann").

Ehrlich jetzt, wie cool war die Fallerbahn? Die hochglanzlackierten Wagen, die Loopings, die Sprungschanzen, die Auffangtrichter, die biegsamen Schienen und natürlich die gelben, die Schienen zusammenhaltenden Plastikzungen, von denen irgendwie nie genug da waren.

Ziel des Fallerbahn-Spiels war es, auf einem zusammengesteckten Streckenverlauf das aus der Startbox geschossene Auto so weit wie möglich fahren zu lassen. Und dafür mußten wirkich auch die Faller-Autos her. Handelsübliche Spielzeugautos paßten zwar manchmal auch auf den Track, fuhren aber doof. Irgendwann kamen dann die Nachbeschleuniger, die dem Wagen nochmals auf der Strecke einen neuen Schub gaben. Anfangs hielten wir Faller-Puritaner das natürlich für totalen Pfusch, aber als dann der Beschleunigungs-Looping herauskam (oberstes Photo, der rote Looping oben rechts) stand mit der Sabber sofort mit Nachdruck auf den Lippen und "Nö, will ich nicht" war einfach keine Option. Erinnerungen an stundenlangen Spaß und Unfug...

Wenn man Frisuren und Klamotten mal nicht berücksichtigt, dann war es doch irgendwie klasse, in den 70ern Kind zu sein.

Wednesday, February 18, 2009

Februar!

Einmal im Jahr stürze ich mich in einer langen Nacht-und-Nebel-Session ins Internet und durchstöbere alle möglichen Seiten, um Bilder des venezianischen Karnevals zu finden. Denn erstens mag ich den venezianischen Karneval (in seiner gediegenen Urform, die immer streng zwischen elitär und grade noch unpöbelhaft hin- und herwankt) und zweitens findet man dort einfach Kostüme, die ultra-authentisch, schwer originell oder wenigstens einfach nur krank sind. Hier eine kleine Auswahl der Highlights, die ich während der letzten Jahre zusammengekratzt habe:

"Grüße, Erdling! Wo bitte geht es zur Talentshow?" - "Heiligemariamuttergottes! Mein Rapier! Schnell!"


Sie: "Hmm... An den Reif habe ich gedacht, aber den Rock habe ich vergessen..."
Er: "We are ja sowas von not amused!"


Ein Bettler, der auf bessere Zeiten hofft, oder ein französischer Aristokrat des Ancien Régime, der seine Zukunft erahnt?


Wo wir grade bei der Revolution sind: Bei diesen beiden britischen Dandys muß ich immer an den "Carry on"-Film denken, der Scarlet Pimpernel ein wenig auf den Arm nimmt: "In Frankreich köpfen sie die Aristokraten. Sogar die Frauen." - "Sogar die Frauen? Wie unsportlich!"


"Nacht der lebenden Leichen? Ganz klar: Mein Lieblingsfilm. Wieso?"


"Gestatten: Francois Amedée Marie Bombaste Marquis de Blingue de Pompeuse. Freunde dürfen mich Disco-Stu nennen."


Nösferatü


Originell, aber ins Florian kommt man damit garantiert nicht hinein. Denn dort ist der Raum schon eng genug, wie das folgende Bild beweist...


Mitte: "Verzeihung, Gnädigste! Aber ich muß das Zuschlagticket für Perücken sehen."
Links: "Natürlich, bitte sehr..."
Rechts: '$©#€i$$-Bullen!'


Die Sensation: Vor lauter "Elvis lebt!" ist es der Öffentlichkeit gänzlich entgangen, daß König Ludwig XVI von Frankreich und seine Gemahlin Marie-Antoinette nicht nur den Weg zur Guillotine überlebt haben, sondern sich bester Gesundheit erfreuen und sich mittlerweile auch schon wieder unters Volk wagen.