Einmal im Jahr stürze ich mich in einer langen Nacht-und-Nebel-Session ins Internet und durchstöbere alle möglichen Seiten, um Bilder des venezianischen Karnevals zu finden. Denn erstens mag ich den venezianischen Karneval (in seiner gediegenen Urform, die immer streng zwischen elitär und grade noch unpöbelhaft hin- und herwankt) und zweitens findet man dort einfach Kostüme, die ultra-authentisch, schwer originell oder wenigstens einfach nur krank sind. Hier eine kleine Auswahl der Highlights, die ich während der letzten Jahre zusammengekratzt habe:
"Grüße, Erdling! Wo bitte geht es zur Talentshow?" - "Heiligemariamuttergottes! Mein Rapier! Schnell!"
Sie: "Hmm... An den Reif habe ich gedacht, aber den Rock habe ich vergessen..."
Er: "We are ja sowas von not amused!"
Ein Bettler, der auf bessere Zeiten hofft, oder ein französischer Aristokrat des Ancien Régime, der seine Zukunft erahnt?
Wo wir grade bei der Revolution sind: Bei diesen beiden britischen Dandys muß ich immer an den "Carry on"-Film denken, der Scarlet Pimpernel ein wenig auf den Arm nimmt: "In Frankreich köpfen sie die Aristokraten. Sogar die Frauen." - "Sogar die Frauen? Wie unsportlich!"
"Nacht der lebenden Leichen? Ganz klar: Mein Lieblingsfilm. Wieso?"
"Gestatten: Francois Amedée Marie Bombaste Marquis de Blingue de Pompeuse. Freunde dürfen mich Disco-Stu nennen."
Nösferatü
Originell, aber ins Florian kommt man damit garantiert nicht hinein. Denn dort ist der Raum schon eng genug, wie das folgende Bild beweist...
Mitte: "Verzeihung, Gnädigste! Aber ich muß das Zuschlagticket für Perücken sehen."
Links: "Natürlich, bitte sehr..."
Rechts: '$©#€i$$-Bullen!'
Die Sensation: Vor lauter "Elvis lebt!" ist es der Öffentlichkeit gänzlich entgangen, daß König Ludwig XVI von Frankreich und seine Gemahlin Marie-Antoinette nicht nur den Weg zur Guillotine überlebt haben, sondern sich bester Gesundheit erfreuen und sich mittlerweile auch schon wieder unters Volk wagen.
1 day ago
8 comments:
Bei solchen Photos steigt in mir idR ein unbehagliches und widerliches Gefühl auf. Ich werde nicht nur an den Wiener Life Ball, sondern auch an die Aussagen des ehemals designierten Weihbischofs Gehard Wagner erinnert. LG PeterStein
Naja, ich finde, daß es da schon gewaltige Unterschiede gibt, allein schon wegen der Tradition. Klar, viele Bilder vom Karneval in Venedig lassen schnell auf ein hypersexualisiertes und 'unmoralisches' Ereignis schließen. Aber erstens war der venezianische Karneval nie etwas für Leute mit schwachen Nerven und zweitens hat New Orleans ja plakativ mit den "Besten Huren", seiner Rotlichtindustrie und seinem "Festival der Dekadenz" (oder wie das hieß) geworben. Die Venezianier sind da etwas vornehmer, geht es doch beim dortigen Karneval immer noch größtenteils um das Vorführen schicker Kostüme (wobei offenbar in den letzten Jahren der Gröl- und Mob-Anteil beim Straßenkarneval ziemlich angestiegen ist) und zivilisiertes Beisammensein in luxuriösen Kaffeehäusern oder auf hoffnungslos überteuerten Bällen.
Natürlich. Jeder nach seinem Geschmack. Mir gefällt es jedoch nicht, wenn der (üble) Geschmack der (lauten) Spassgesellschaft gleichsam als Diktat des Zeitgeistes zu Tage tritt. Und dieses Eindrucks kann ich mich bei derartigen Bildern nicht erwähren. LG PeterStein
Um ehrlich zu sein: Ich hatte und habe mit Karneval auch so meine Probleme. Das war mir immer zuviel Lustigsein auf Knopfdruck, und dann wird da ja streckenweise auch gebechert bis zur Gesichtslähmung, was unschön ist. Aber Venedig ist für mich anders. Erstens kenne ich den Karneval dort nur von Photos, kann mir also einreden, daß alles einigermaßen gesittet zugeht. Zweitens glaube ich, daß Leute, die sich so viel Mühe mit ihren Kostümen machen, auch eine einigermaßen erträgliche Karnevalsgesellschaft abgeben. Klar, laut wird es da auch zugehen, aber ich glaube, die Tradition deckt ein wenig vom Spaßgesellschaft-Aspekt ab. Schließlich ist der venezianische Karneval älter als die Spaßgesellschaft.
Karneval ist ein Traditionsfest und wird sehr unterschiedlich gefeiert. Nicht alles ist schlecht! Es kommt immer darauf an wie und mit wem man feiert. Originelle Kostüme sind doch schön!Und außerdem: Ein echter Karnevalsjeck ist auch ausserhalb der Session witzig und nett, eben nicht nur auf Knopfdruck.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, das es sich lohnt die Basler Fasnacht zu mit zu erleben.
Ich habe es letztes Jahr erleben dürfen und war beeindruckt wie dort der Winter ausgetrieben wird und wie wenig Alkohol dort im Spiel ist! In diesem Sinne! Kölle Alaaf!
Stimmt! Die Basler Fansacht ist wirklich schön und zivilisiert. Der Morgenstreich hat mich sehr beeindruckt.
ABER: Nix is 'Kölle Alaaf!'
Sondern: DÜSSELDORF HELAU!!
Und wie seht Ihr dann den heutigen (Wiener) Opernball? Als Teil der Tradition? Es spricht nichts gegen die Tradition; der Hund liegt aber, wie man so sagt, immer im Detail. (Ein Beispiel: bei meinem Ehevorbereitungsseminar machten sich einige Paare mehr Gedanken um die Ausrichtung der Tafel als darum, ob und wie sie das abzugebende Versprechen/den zivilrechtl. Vertrag einhalten können). Natürlich irrt der Mensch, solange er strebt, aber ich habe eben das Gefühl auf solchen Veranstaltungen zu viele dieser irrenden auf einmal zu sehen. Aber wie gesagt, das ist mein ausgesprochen subjektiver Eindruck. LG PeterStein
Also ich mach´s wie jedes Jahr- ich flüchte vor dem Karneval nach Rom. Da sieht man allenfalls ein paar verkleidete Kindergartenkinder, das war´s aber auch schon.
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