Saturday, May 26, 2007

Heiliger des Tages

Heute feiert die Kirche den von mir sehr verehrten "komischen Heiligen", Philipp Neri.

Geboren wurde er im Jahre 1515 als Sohn eines Juristen in Florenz. Dort wurde er von Dominikanern erzogen. 1534 ging er nach Rom, wo er Hauslehrer wurde und bei den Augustinern studierte. In Rom begann er auch sein Apostolat unter den Armen, Kranken und Pilgern. Er kam auf den Straßen der Stadt mit jedermann schnell ins Gespräch, wobei sein temperament- und humorvolles Wesen ihm sicher eine große Hilfe war. 1551 wurde er zum Priester bei der Bruderschaft San Girolamo della Carita geweiht. ursprünglich wollte er als Missionar nach Indien gehen, ließ sich aber überzeugen, daß es in Rom genügend Arbeit gab. "Dein Indien ist Rom!", so soll sein Beichtvater ihm gesagt haben. Er ließ sich also bei der Bruderschaft nieder und begann, sich abends mit Brüdern zu Gebet, Lesungen und Gesang zu teffen, anfangs in seinem Zimmer, später in einem größeren Raum, dem Oratorium, von welchem natürlich die Oratorianer ihren Namen haben.

Die Gemeinschaft wuchs ständig und bald erwies sich, daß das Oratorium, mit welchem bald schon sowohl der Treffpunkt, als auch die Treffen und die Gemeinschaft selbst benannt wurden, mehr Platz benötigte. Es wurde also im Zentrum von Rom mit dem Bau einer großen neuen Kirche mit einem angrenzenden Gebäude für das Oratorium begonnen. 1575 bestätigte Papst Gregor XIII das Oratorium als Kongregation in Form einer Gemeinschaft von Laien und Weltpriestern ohne Gelübde und mit Privateigentum. Die Kirche wurde 1577 eingeweiht und schlicht Chiesa Nuova (neue Kirche) genannt. So heißt sie auch heute noch, wenn sie auch mittlerweile fast viereinhalb Jahrhunderte auf dem Buckel hat. Philipp Neri belebte auch die eintägige Wallfahrt zu den traditionellen sieben römischen Pilgerkirchen wieder. Zuerst war es ihm nur ein privates Anliegen, später wurde es auch im Kreis seiner Schüler gepflegt und wuchs sich schließlich zu einer regelrechten Massenveranstaltung mit hunderten von Teilnehmern aus. Philipp Neri starb am 26. Mai 1595 in Rom.

Jetzt fragen sich sicherlich einige, warum er den Beinamen "komischer Heiliger" hat. Man sagt ihm nach, daß er einen gesunden, spielerischen Humor besaß, der er manchmal mit ein wenig durchgeknalltem Esprit würzte. Er selbst sagte einmal:
    "Heitere Menschen sind auf dem Weg des Geistes leichter zu leiten als melancholische."
In Rom war er wegen seines Charakters ungeheuer populär.

Trotz aller Vorliebe für Skurillitäten und Humor war Philipp Neri ein überaus frommer, spirituell tiefer und mystisch begabter Mann, der manchmal stundenlang in den Katakomben von San Sebastiano betete (dort auch eine Gotteserfahrung hatte) und dem schon zu Lebzeiten zahlreiche Wunder nachgesagt wurden. Nach seinem Tod stellte man bei der Obduktion fest, daß sein Herz überdimensional erweitert war und darüber zwei Rippen gebrochen waren.

Es ranken sich unzählige Geschichten um Philipps Vita. Offenbar wollte er Leute um sich haben, die über sich selbst lachen können. So machte er es einmal einem jungen Mann aus gutem Hause, der Mitglied seiner Gemeinschaft werden wollte zur Aufgabe, sich einen Fuchsschwanz hinten an die Hose zu nähen und so ausstaffiert durch Rom zu gehen. Ein anderes Mal fiel er während der Messe plötzlich in eine Ekstase, die so heftig war, daß man heute noch in derselben Kapelle, wo die Szene sich abspielte, einen Meßkelch bestaunen kann, an dessen Rand sich Abdrücke von Philipps Zähnen finden. Ebenfalls heute noch wird jährlich am 16. März im Palazzo Massimi eine Messe gefeiert, in der des Wunders von 1583 gedacht wird durch welches der Heilige Philipp den jungen Paolo Massimo wiederbelebte.

Für mich persönlich ist der Heilige Philipp auch deshalb bestaunenswert, weil er nicht als gekröntes Haupt, als Papst, als Fürst oder als Kardinal, sondern als ganz einfacher Mann in einem sicherlich noch von der Zerstörung im Jahre 1527 gezeichneten Rom soviel Freude, Hoffnung, Liebe und Glauben verbreiten konnte und in einem Eruopa, in welchem der Katholizismus soeben seinen Zusammenbruch erfahren hatte und sich grade erst wieder mühsam aufrichtete, eine der bedeutendsten Gestalten der Gegenreformation wurde.

Philipp Neri trägt den Ehrentitel "Apostel von Rom" und ist auch heute noch in der Ewigen Stadt überaus beliebt und bekannt.

2 comments:

Anonymous said...

Lieber Alipius,
zu Pfingsten und immer alle guten Wünsche! Bleibe "begeistert".

Der Herr Alipius said...

Danke!
Dasselbe Dir!
Werd's versuchen