Saturday, November 29, 2008

Türchen öffnen

Süß!

Auf der Seite AdvenZ kann man Verwandten, Bekannten oder sich selbst einen Adventskalender anlegen. Das kostet nix und ist kinderleicht. Ich hab's grade gemacht und bin schon - schwupps - in Winterstimmung. Denn das Motiv des Kalenders ist ein kleines, verschneites und animiertes Dorf, vor dem die Schneeflocken segeln, wo aus Schornsteinen kleine Rauchwölkchen aufsteigen und wo im Laternenschein Punguine tratschen.

Man klickt dann einfach eines der Türchen an und eine Hand kommt angeschwebt und öffnet es, außer, es ist zu früh, dann zerrt die Hand zweimal vergeblich am Türchen rum und kriegt hörbar ("patsch") eins drauf. Knüffig.

Hach, ich bin irgendwie so'n Kind. Aber egal.

Kalender anlegen ist - wie gesagt - ganz leicht: Einfach auf den "Verschenken"-Button klicken, dann öffnet sich ein Fenster, wo man wählt, an wen man den Kalender schicken möchte, dann gibt man Name und Email ein und fertig. Ist bestimmt eine ganz nette Idee für diejenigen unter Euch, die Kinder haben. Denen geht es ja in der Regel immer viiieeeelllll zu langsam bis Heiligabend...

P.S: Die Seite heißt angeblich "advenz.de", weil alle Advents-Domains mit -t oder -ts am Ende schon weg waren. Das wollen wir mal schwer hoffen, denn "Hey Kidz! Ez izt wiederz Advenz!" fände ich dann doch ein wenig peinlich.

Friday, November 28, 2008

Noch einmal:


Morgen feiern wir mit der ersten Vesper des ersten Adventssonntages den Beginn der Adventszeit.

Ich schau mich so in der Welt um. Hurrah!

Ich seh' vertierte Horden, die entweder - wie in Indien - mit wenigen Mann über 150 Menschen umbringen, weil's jetzt dann doch langsam Zeit wird, die einzig wahre Staatsform auf Erden zu schaffen, oder - wie in den USA - mit 200 Mann einen Wal-Mart-Mitabeiter zu Tode trampeln, weil der halt grade so unpraktisch ziwschen der Eingangstüre und den zum traditionellen Nach-Thanksgiving Sellout angebotenen Krempel herumsteht.

Ihr Lieben: Nennt Euch nicht nur "Gotteskrieger" sondern kämpft auch für Gott. Für GOTT, versteht Ihr? Dann könnt Ihr die Knarren und die Komplexe zu Hause lassen, denn dann werdet Ihr nicht nur von hier nach dort herumbefohlen und sammelt unterwegs Ungläubigen-Skalps als Eintritts-Tickets für das 'Paradies', sondern dann werdet Ihr geliebt. Dann seid Ihr wertvoll. Dann seid Ihr einzigartig. Raus aus der grauen Masse Keulen, Machten und Gewehre schwingender Werkzeuge seid Ihr dann und könnt tatsächlich für Gott kämpfen. Und Ihr könnt sogar für ihn sterben, ohne vorher töten zu müssen. Wagt den Schritt, erfahrt die Gnade und das Heil unseres Herrn persönlich, schließt Eure Augen und schaut in die Seinen, und wenn Ihr alleine mit ihm seid, dann spürt, wie er langsam aber unwiderstehlich alles an sich zieht, auch Euch. Und dann hört, was er sagt. Nicht: "Küß mir die Füße". Nicht: "Töte für mich". Nicht: "Knecht". Sondern: "Freund" (Joh 15,15).

Ihr Lieben: Nennt Euch nicht nur "Christen" sondern verhaltet Euch auch wie vernunftbegabte, mit Würde ausgestattete Wesen, die diese Würde auch im Anderen erkennen. Wenn Ihr den Topflappen für 25 Cent nur ergattern könnt, wenn ihr vorher im Kaufhaus Amok lauft, dann wägt halt mal kurz das Für und Wieder ab. Mir wurde immer erzählt, daß ich, wenn ich vor einem Menschen zuviel Respekt habe und mir fast in die Hosen mache, mir diesen Menschen nackt vorstellen soll, um zu sehen, daß er oder sie auch nur sind wie ich. Euch empfehle ich, Euch selbst zu betrachten, wie ihr wie von der Tarantel gestochen mit ausgestrecken Armen und schäumenden Lefzen, Regenschirme und Handtaschen schwingend billigem Krempel entgegenhechtet. Ist das ein schöner Anblick? Spiegelt das die menschliche Würde wieder? Wenn Ihr tatsächlich jeden Cent dreimal umdrehen müßt, bevor Ihr ihn ausgebt, so ist das immer noch kein Grund, alle Hemmungen fallen zu lassen. Wenn Ihr nur aus Gier oder Geiz beim Sale-a-thon mitrennt, dann seid Ihr gleich zweifach doof. Erstens nehmt Ihr denen, die es dringender brauchen, das preiswerte Zeug weg, und zweitens laßt Ihr den konsumrauschenden Wildwechsel auf lebensbedrohliches Maß anschwellen.

Also: Werdet Christen und wenn Ihr Christen seid, dann SEID Christen!

Thursday, November 27, 2008

Kreisch!

Ihr erinnert Euch vielleicht noch an die Abzocke-Emails, von denen ich hier mal berichtet habe. "30% von 18,5 Mio $, wenn Sie Sich als Verwandter des Diamantenhändlers Link D. Üstermann ausgeben" oder so ähnlich.

Jetzt scheint die Masche irgendwie nicht mehr zu ziehen und wichtiger als das schnöde Geld war ja eh schon immer der Sex, gelle (Oder... Moment... war es Liebe? Mist, kann mich nicht erinnern...)? Egal, jedenfalls startet man aus den verkifften Hinterzimmern irgendwelcher karpatischen Internetcafes jetzt mal einen neuen Trend: Die heiße Russin auf der suche nach teutonischen Kuscheleinheiten. Grade öffne ich meine Mailbox und finde dies:
    "Hallo. Ich sah deine den Fragebogen auf der webseite der Bekanntschaft Dating."
Richtig. Als angehender katholischer Priester habe ich natürlich bei so ziemlich jeder online Kuppelbörse ein Userprofil.
    "Genau erinnere ich mich nicht. Du bist verwundert, diesen Brief zu bekommen."
Gut geraten.
    "Wahrheit?
Wär' nett.
    "Einfach so es sich ergab, dass ich dich vollkommen nicht weiss. Ich hoffe mich, die Lekture meines Briefes wird dich nicht sehr ermuden, ich werde mich bemuhen, kurz zu sein."
Dieser Satz verheißt in der Regel gar nichts Gutes. Aber mal sehen...
    "Ich bitte die Verzeihung fur von meinem deutsch."
Nicht doch! Ich beginne grade, mich daran zu gewöhnen.
    "Ich will dass du mich verstehst."
Ich glaube, das reicht selbst schiere Willenskraft nicht.
    "Warum schreibe ich dem deutschen Mann?"
DEM deutschen Mann? Danke, Baby!
    "Ich versammle mich, in Deutschland sehr bald anzukommen. Ich habe das Geld und Visum fur die Reise in Deutschland. Ich suche die Liebe und der neuen Freunde. Moglich werde ich die Liebe finden."
Auf diesem Weg? Garantiert!
    "Mir 28 Jahre."
Mir nicht.
    "Ich bin die russische Frau."
DIE russische Frau? Das wird ja immer besser!
    "Meinen Namen Maria. Ich in Kanada in diesen Moment. Aber meine Heimat ist Kasachstans. Es ist eine ehemalige Republik USSR. Meine Verwandten die Grossmutter war Deutsche. Haedrich war ihr Nachname. In Kasachstan leben viel Deutschen bis jetzt. Es war eine grosse Ubersiedlung in 40-50 Jahre des vorigen Jahrhundertes."
Kurze Geschichtslektion eingebaut. Elegant.
    "Ich kam in Kanada im Fruhling an. Ich lebe bei Schwester. Meine Schwester und ihr Mann kamen in Kanada in 2007 an. Sie wollen in Kanada fur immer bleiben. Hier haben sie die gute Arbeit. Aber Ich will in Deutschland ankommen. Wir haben die Eltern nicht. Unsere Eltern umkommend in die Autokatastrophe wenn ich war Kind. Es ist eine traurige Geschichte. Ich werde dir ausfuhrlicher in meinen nachsten Briefen erzahlen."
Äh..., können wir es nicht einfach bei 'trauriger Geschichte' belassen?
    "Viele Leute sagen dass ich schon. Ich kann nicht daruber richten. Ich weiss nicht. Moglich es so."
Mit Abstand die informativste Passage dieser Email.
    "Ich werde dir mein fotos im nachsten Brief senden. Du kannst anschauen."
Hechel... Endlich Klartext!
    "Was du mich noch wissen willst? Ich werde froh sein, auf alle deinen Fragen zu antworten. Ich werde froh sein, dich besser zu erfahren."
Hey! Nun laß uns mal hübsch professionell bleiben hier!
    "Ich will dass du ehrlich und aufrichtig mit mir war. Keiner Spiele, bitte. Es ist es sehr schwer, die Liebe und das Gluck nach unserer Welt zu finden."
Woah! Obacht Honey! Du verlierst mich!
    "Aber ich glaube doch dass ich die Liebe im Internet finden kann. Moglich es du? Ich glucklich werde in Deutschland ankommen und sich mit dir im realen Leben zu umgehen."
Hähä! Wußt ich doch, daß es sich mal bezahlt macht, nach Österreich zu ziehen und die .de-Endung an der Email-Adresse beizubehalten. Viel Spaß beim suchen!
    "Bitte, antworte mir es ist obligatorisch."
Na gut. "Es ist obligatorisch". Zurieden?
    "Du wirst mich am meisten viel glucklichst machen. Ich schreibe den Brief aus dem Internet Cafes. Es ist offentlich die Mitteilunge."
Mehr als offensichtlich.
    "Da meinen personlich e-mail."
Folgt die Adresse, die ich hier mal unterschlage.
    "Schreibe den Brief auf diesen e-mail bitte. Danke.
    Maria"
Soll nochmal jemand sagen, im Internet gäb's keine Spitzenunterhaltung.

Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Ich bin ja für so ziemlich jeden Scherz zu haben, aber was ich jetzt im Schaufenster eines römischen Spezialitätengeschäfts am Campo de' Fiori gesehen habe, das haut den stärksten Bayern aus der Krachledernen:

Hitler-Wein? Mein Führer??

Das ist noch nicht einmal als Witz witzig. Als ernstgemeinte Devotionalie ist es eindeutig ein Fall für die Klapse.

Gleich nebendran steht Che Guevara-Wein, was die ganze Sache nicht besser macht. Gipfel: Im Regal darunter gibt es Johannes Paul II-Wein.

Wednesday, November 26, 2008

Es wird immer gruseliger



Schaut Euch dieses Video mal an. Es zeigt eine Demonstration von Abtreibungsbefürwortern, die am Dienstag in Wien stattfand. Natürlich spricht der Film für sich und natürlich ist ein Kommentar eigentlich überflüssig.

Hey...! Ich sagte "eigentlich"! Ihr seid hier immer noch auf am römsten, gelle!

Aber wo beginnen, wo enden? Zuerst einmal herzlichen Dank für die Erhärtung meines Verdachtes, daß linke Demonstranten und Aktivisten in der Regel verbiesterte, humorlose, feige und nicht eben mit den den Instrumenten der Logik reich gesegnete Krawallgeschwister sind, die immer irgendwo irgendwas haben oder nicht haben wollen, sich auf "Anti-Gewalt", auf "Freiheit", auf "Recht auf Meinungsäußerung" und im Idealfall noch auf "Liebe" berufen und es dann aber mal so richtig an allem fehlen lassen, wenn sich irgendwo jemand als Vertreter einer anderen Meinung outet. Peinlich.

Eigentlich auch eher beruhigend ist die Tatsache, daß die Chaoten sich ihrer Sache offenbar so unsicher sind, daß sie in zwei filmenden Reportern eine gleichsam tödliche Bedrohung sehen, derer sie sich schnellstmöglich entledigen müssen. Und wenn dann einer der beiden Reporter auch noch eine Soutane trägt, dann hat man auch gleich die Rechtfertigung: "Die Polizisten schützen die Faschisten!" heißt es bei 01:04 aufgeklärt und kritisch, als die Gesetzeshüter sich zwischen den Mob und den Priester stellen. Juchei! So einfach ist das! Hirn aus, Schublade auf, Floskel raus, losgebrüllt und fertig ist das Weltbild, welches mir die Legitimation gibt!

Ernsthaft: Im Grunde tun mir diese fehlgeleiteten Kinder natürlich leid, und ich werde sicherlich auch in meinen Gebetn immer wieder mal kollektiv an sie denken. Aber für den Moment bleiben nur atemberaubende Ahnungslosigkeit und reichlich geschwollene Adern an den Schläfen. Was um alles in der Welt geht in diesen Hirnen vor? Ich habe ehrlich und wirklich nicht die geringste Ahnung. Merken die denn nicht, wie abgrundtief abstoßend, idiotisch und häßlich ihr Verhalten ist? Haben die wirklich kein Gespür für ihre eigene Verlogenheit? Klar, man kann jetzt einwenden, daß die meisten der Dämon-Stranten weder die sittliche noch die intellektuelle Reife besitzen, um zu kapieren, daß sie Werkzeuge sind. Aber ist damit gleich alles entschuldigt?

Ich weiß es nicht.

Aber ich weiß, seit ich dieses Video sah, daß ich mich tausendmal lieber mit einem fest im Glauben stehenden und vielleicht sogar leicht angepißten Moslem in einer Diskussion auseinandersetzen möchte, als auch nur den Versuch zu unternehmen, in diese zubetonierten Hirne ein Gramm Verstand hineinzupredigen. Aber irgendwann werd' ich's halt doch tun müssen. Und - kaltes Grausen - ich werde die Nerven behalten müssen! Gott steh mir bei!

Hitchcock in Action

Der Photograph Gjon Mili war einer der Ersten (vielleicht sogar der Erste), der mit spektakulären Mehrfachbelichtungen Aufmerksamkeit erregte. Er war von 1938 bis zu seinem Tod 1984 Freelancer für LIFE.

In der bereits vorgestellten LIFE Bilddatenbank gibt's natürlich auch einen ganzen Haufen Mili-Bilder. Ich habe eine ganz wunderbare Serie gefunden, die Alfred Hitchcock als Regisseur bei der Arbeit zeigt. Der scheint ja ganz hübsch herumgetobt zu haben, im netten Sinn:











Tuesday, November 25, 2008

Die Engel der Dolorosa

Ich habe beim Stöbern in einem Online-Zeitungsarchiv in einer alten spanischen Illustriereten (1930) einen Artikel gefunden, der sich mit Engelsfiguren beschäftigt. Und zwar genauer mit den Putti, welche die Dolorosa von Francisco Salzillo schmücken. Weil die Bilder so ganz und gar meinen Bedarf an barocker Theatralik decken und die Beschreibungen dazu so nett sind, habe ich mir mal die Mühe gemacht, ein wenig zu Übersetzen:

Ein Engel der Dolorosa des Salzillo trägt einen kindlichen Ausdruck menschlichen Schmerzes

Eine weitere Geste kindlichen Schmerzes, welche der große Visionär zweifelsohne der Natur abschaute und die doch eine mystische Erhabenheit besitzt

Dieser Engel, der zum Himmel empor zu steigen scheint, trägt auf seinem Gesicht einen Ausdruck geringerer Trauer, gemildert durch Hoffnung

Die Geste dieses Engels drückt zugleich Kummer über die Passion des Sohnes als auch Mitleid mit dem Schmerz der Mutter aus

Schnief! Als ich das letzte Bild sah, hätte ich fast selst geplärrt...


Jetzt bekommt Ihr erstens noch die Dolorosa selbst zu sehen...




... und zweitens noch einen Putto, der im Artikel leider unterschlagen wurde, der aber nicht fehlen darf. Der Arme ist vor Schmerz einfach umgekippt:


Monday, November 24, 2008

Schnarch

Pornographie ist langweilig. Deswegen wird sie häufig mit 'Religion' vermischt, um ein besonderes Level der 'Gewagtheit' zu erreichen, um einem spießbürgerlichen Vergnügen einen subersiven Unterton zu verleihen, um einer lahmen Routine einen provozierenden Thrill anzuheften, um dem biederen Familienvater, der knallharten SM-Maid oder dem verpickelten Oberprimaner eine den Sündenfall zeitgleich mit dem Begehen schon auflösende 'ad hominem'-Exkulpation anzubieten ("Mönche, Nonnen, Kardinäle und Päpste haben es so doll getrieben? Na, dann darf ich ja wohl auch!").


Bereits im Juli vergangenen Jahres fand in Mailand die Ausstellung 'Arte e Omosessualita' (Kunst und Homosexualität) statt. Dort wollte der Mailänder Paolo Schmidlin auch seine Skulptur "Miss Kitty" ausstellen. Dies gestaltete sich einigermaßen schwierig. "Miss Kitty" ist ein älterer Herr, der eine blonde Perücke, eine Stola und Reizwäsche trägt und sonst garnix. Gähn, werdet ihr sagen. Zurecht. Jedoch: "Miss Kitty" ist niemand anderes als Papst Benedikt XVI. Oooooh! Die Frechheit! Die Größe! Die Tiefe! Die Kunst! Ja, genau. Das Thema ist hier natürlich völlig verfehlt. "Miss Kitty" hat mit Kunst ebensoviel zu tun wie der Papst mit Homosexualität. Wer das Werk sehen will, ergoogele es sich selber. Ich habe keine Lust, mein Blog damit zu besudeln.

Jedenfalls: Die Rechtfertigungen für die Ausstellung klingen, wie so etwas eben zu klingen hat:
    "Die Ausstellung gibt Künstlern Raum, die homosexuelle Ästhetik in einer grellen, stolzen Art mit einigen unvermeidlichen Provokationen zeigen wollen."

    "Die Künstler gebrauchen homoerotische Liebe als ein Hilfsmittel, um kontroverse Unterscheidungen zwischen Kunst, Erotik und Pornographie einzureißen."
Was immer man mit der Ausstellung zu erreichen hoffte: Eine Rechnung ging natürlich voll auf. Die "Anti Diffamation League" drohte mit Klage wegen der Verleumdung eines Staatsoberhauptes. Prompt war der Trubel da. Einer ursprünglichen Heraufsetzung des Mindestalters für Besucher auf 18 Jahre folgte eine Überlegung über eine Rücknahme des Schmidlin-Werks von der Ausstellung. Beide Lösungen schienen nicht so richtig befriedigend, und Kurator Viola wollte sich wohl auch nur bedingt reinreden lassen. Also kam es zu dem eigenartigen Fall, daß Kulturattaché Sgarbi das Werk kaufte und von der Ausstellung abzog. "Ich behalte das Werk für mich, damit ich dem Papst den Anstand wiedergeben kann, den er verdient", lautete die Begründung. Alles schön und gut.

Allerdings gibt es ein Problem: Im Museum wäre das Werk einem gemischten Publikum ausgesetzt gewesen, welches es zum Teil befürwortet und zum Teil abgelehnt hätte. Da wäre es wahrscheinlich im Museum zu Diskussionen und Auseinandersetzungen gekommen, die nicht unbedingt hätten fruchtbar sein müssen, die aber immerhin der einen Seite gleich vor Ort gezeigt hätten, daß es auch die andere Seite gibt. Da "Miss Kitty" aber nun in Sgarbis Keller (hoffe ich zumindest) steht, ist das Werk ein Phantom, welches einem ideologischen Streit Treibstoff verleiht. Denn selbstverständlich stand die gesamte italienische Schwulenbewegung umgehend Kopf, wegen Zensur und Theokratie und Verfolgung und so weiter. In den einschlägigen Blogs und Online-Magazinen wurde so getan, als habe ein erzkatholischer Mob mit Mollies und Heugabeln in der Hand dem Kurator die Wahl zwischen Abzug des Werkes und Niederbrennen des Museums gelassen. Auf der anderen Seite vermitteln katholische Blogger den Eindruck, als sei 'Arte e Omosessualita' nichts weiter als eine geschickt lancierte Attacke wildgewordener Schwuler auf die Heilige Mutter Kirche. Beide Positionen sind natürlich Humbug. Der eigentliche Punkt - zumindest für mich - ist die Kunstfrage. Hätte "Miss Kitty" ein Otto-Normal-Gesicht, interessierte die Skulptur nicht einmal die Toten. Aber - Pornographie ist langweilig - mit ein wenig (oder in diesem Fall etwas mehr) Religion gewürzt, wird es schon ein Top-Seller, oder wenigstens dem Künstler zu einem gewissen Ruhm verhelfen. Schmidlin wußte natürlich, daß er viele Katholiken gegen sich aufbringt. Aber er wußte auch, daß genau das die Masche ist, um erstens bei einer gewissen In-Crowd in gutem Ansehen zu stehen und zweitens seinen Namen plötzlich in 36 statt 12 Punkt lesen zu können.

Sunday, November 23, 2008

Christus König

Ursprünglich wurde das 1925 von Pius XI mit der Bulle "Quas Primas" eingesetzte Christkönigsfest am letzten Sonntag im Oktober gefeiert.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begeht die Kirche das Fest am letzten Sonntag im Kirchenjahr, ergo heute.


    "Wunderbar ist es sodann, welch sittliche Kraft und hohe Tugend die Gläubigen aus der Erwägung dieser Wahrheiten gewinnen können, um ihre Seelen gemäß dem wahren, christlichen Lebensideal heranzubilden. Wenn nämlich Christus, dem Herrn, alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, wenn die Menschen, die mit seinem kostbaren Blute erkauft sind, unter einem neuen Gesichtspunkt seiner Herrschaft unterworfen werden, wenn endlich diese Herrschaft das ganze menschliche Wesen umfaßt, dann ergibt sich daraus, daß keine einzige Fähigkeit sich dem Einfluß dieser höheren Gewalt entziehen darf.

    Christus soll also herrschen über den Verstand des Menschen, der in vollkommener Unterwerfung seiner selbst den geoffenbarten Wahrheiten, den Lehren Christi fest und beständig beipflichten muß; herrschen soll Christus über den Willen, der den göttlichen Gesetzen und Vorschriften folgen muß; herrschen soll er über das Herz, das die natürlichen Gefühle zurückdrängen und Gott über alles lieben und ihm allein anhangen muß; herrschen soll er im Leibe und in seinen Gliedern, die als Werkzeuge oder, um mit dem Apostel Paulus zu reden, als Waffen der Gerechtigkeit für Gott zur inneren Heiligung der Seele dienen sollen. Wenn all diese Gedanken den Gläubigen zur Betrachtung und Beherzigung vorgelegt werden, so werden sie umso leichter zur höchsten Vollkommenheit gelangen."


    Pius XI, Quas Primas

Saturday, November 22, 2008

Stöbern!

Wow!

Google hat offenbar mit LIFE einen Deal abgeschlossen und stellt jetzt das gesamte Bildarchiv des Magazins online.

Im Laufe der nächsten Monate soll der Bestand angeblich auf insgesamt 10 Millionen Bilder wachsen. Bei diesen Abbildungen handelt es sich größtenteils um bisher unveröffentlichte Photographien von Leuten wie Alfred Eisenstaedt, Gjon Mili, Dimitri Kessel, Nina Leen und anderen bekannten Photographen. Man kann also bald eine nette Reise durch's 20ste Jahrhundert unternehmen. Es sind so ziemlich alle Bereiche abgedeckt:


Tradition...

... und Moderne


Genie...

... und Wahnsinn


Konflikt...

... und Dialog


Höfisches...

... und Gossiges


Entspannung...

... und Hysterie


Einheimische...

... und Außerirdische


Beschaulichkeit...

... und Raserei


Schaut Euch mal um! Wenn Ihr nicht auf anhieb fündig werdet, nicht vergessen: In den nächsten Monaten steigt die Zahl der Bilder noch gewaltig an.

Wednesday, November 19, 2008

Lange nicht mehr...

Grübeln einstellen: Leser Voltaire hat die richtige Lösung eingeschickt: "Sauerei"!


... gerätselt!

Diesmal ist es aber ziemlich leicht.

Also: Was ist das?



Update: Ist vielleicht doch nicht ganz so leicht...

Aufräumen!

Ich habe gestern eine dieser klassischen, unmotivierten Internet-Reisen hingelegt: Man sucht irgendwas, landet auf einer Seite, sieht dort einen interessanten Link, klickt mal drauf, landet auf einer zweiten Seite, auf der man wieder eine ansprechende Verknüpfung entdeckt, die man auch gleich mal checkt, undsoweiter...

Ich stolperte während des Trips auch für eine Weile durch die Arena des immerwährenden "Rechts/konservativ gegen Links/liberal" (hier und im ganzen Artikel ganz breit gemeint), wobei ich mir dort größtenteils Bildmaterial ansah (Photos oder Videos). Es gab unter anderem:
    Den "Walk for Life" in San Francisco, Januar 2006

    Die "Stanley 'Tookie' Williams-Nachtwache vor dem St. Quentin-Gefängnis, Dezember 2005

    Der "Schweigemarsch" in Berlin, September 2008

    Ein kurzer Bericht über das Schauspiel "Corpus Christi" (nur Text)

    Nochmals Phyllis Burgess gegen die enttäuschten Proposition-8-Gegner

    Und nochmals die tapferen argentinischen Jungs, die dem Ansturm einer Pro-Choice-Demo standhielten
Zwei Dinge fielen mir auf:

Erstens: Das Konzept "Rechts" hat eine nicht unbeeindruckende Ausdehnung. Hier gibt es zwei Probleme: Erstens schwimmen im "Rechts"-Topf Attribute, die dort zwar nicht vollkommen fehl am Platz sind, aber andererseits keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben können ("fremdenfeindlich", "frauenhassend", "ultrakatholisch" etc.). Die gemeinsame Zugehörigkeit dieser Attribute zum Konzept "Rechts" widerum führt dazu, daß sich ein gewisses "Synonym-Syndrom" einstellt: "Pro-Life" ist da gleich neben "Fremdenfeindlich", "Frauenhassend" oder "Holocaust-leugnend" zu finden, also ist, wer gegen Abtreibung ist, im Idealfall dann auch mal gleich ein xenophober Alt-Nazi-Misogynist. Wer die Todesstrafe für Tookie Williams okay findet, ist "racist, sexist, anti-gay" und ein "religious bigot", wie die "Free-Tookie"-Meute skandierte. Wer sich gegen das Schauspiel "Corpus Christ" ausspricht (Prämisse: Christus wurde in Corpus Christ, Texas, geboren und war - ebenso wie seine Jünger - schwul) ist ein Moralist der religiösen Rechten, der die sich gegen Unmenschlichkeit aussprechende Message des Stücks nicht kapiert. Und so weiter... Da muß dringend mal aufgeräumt werden.

Zweitens: Soweit ich es beobachten konnte, haben die "Rechten" sich immer anständig benommen, egal ob sie - wie in San Fran oder Berlin - die Demonstrierenden, oder - wie in Argentinien - die Gegen-Demonstrierenden waren. Was die "Linken" betrifft, sieht es ein wenig anders aus. Da wurden in San Francisco die Abtreibungsgegner, die schweigend und geordnet (rechts und links von Polizisten geschützt) dahergingen mehr als übel beschimpft, angepöbelt, mit Kondomen beworfen, das ganze Programm halt. Dreimal versuchten die Gegendemonstranten, den Marsch zum Stehen zu bringen, wurden aber immer von Motorad-Cops dezent von der Straße geschubst. Auch in Berlin wurde kräftigst gebrüllt und mit Obszönitäten nicht gespart. Und Argentinien... Naja, Ihr habt das Video ja gesehen oder könnt es Euch ansehen.

Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf: Warum auf der einen Seite dieses in manchen Fällen fast an Besessenheit erinnernde Gehüpfe, Gekreische und Gederwische und auf der anderen Seite diese Ruhe? Ich habe eigentlich auch nicht so wirklich eine Idee. Sind "Konservative" tatsächlich glücklicher, ruhiger und weniger verbiestert? Neigen "Liberale" wirklich häufiger zu emotionalen Ausbrüchen als zu vernunftgesteuertem Diskurs? Sind christlich motivierte Demonstranten (wenn sie nicht grade in osteuropäischen Ländern Schwule mit Kot und Steinen bewerfen; Idiotenpack) ihren Inhalten treuer und nehmen tatsächlich von Gewalt und Haßausbrüchen Abstand? Haben "Linke" tatsächlich nicht genug geistige Bewegungsfreiheit, um eine "Pro-Life"-Demonstration als eben eine Demonstration für das Leben und nicht eine Manifestation religiös motivierten Hasses zu erkennen? Selbst, wenn alle Fragen zugunsten der "Rechten" zu beantworten wären, muß es doch dafür einen Grund geben. Ich habe eigentlich nur eine Vermutung: Viele Leute im "linken" Spektrum wollen das Paradies auf Erden, wissen aber nicht, daß es dies nicht gibt. Das kann natürlich schon mal in Verzweiflung und leichter Unwirschheit enden. Ich finde es nur schade, daß darunter auch die Sicht auf sich selbst zu leiden scheint. Denn in fast allen oben gegebenen Beispielen wird von Seiten der "Linken" eine Freiheit gefordert, ohne daß im Gegenzug auch eine Freiheit - nämlich die der Meinungsäußerung - respektiert wird. Zusammen mit dem wilden Betragen ergibt das eine unangenehme Mischung. Ich empfinde es als unredlich, ein irdisches Paradies durch Mundtotmachen herbeizaubern zu wollen.

Sunday, November 16, 2008

Tagesausflug

Wir (das heißt: einige von uns) waren heute den ganzen Tag auf Achse.


Um 7:00 sind wir bei der Ponte Garibaldi mit neun Mann und Frau in einen für diesen Tag reservierten Kleinbus mit Fahrer gehopst.


Der Fahrer (Alberto) hat uns dann bis 9:00 Uhr zügig und sicher zu unserem ersten und Haupt-Ziel gebracht: Spello, ein mittelkleines Städtchen in Umbrien, welches ganz malerisch an einem Berg klebt, was man von außerhalb der Stadtmauer aber irgendwie gar nicht sieht. Hier strahlen drei der mexikanischen Schwestern in die Kamera, die in Rom für unser leibliches Wohl sorgen (und auch die Wäsche ganz weiß kriegen, im Gegensatz zu italienischen Reinigungen...). Die sind allesamt ganz wunderbar und mögen sich auch untereinander, was ja bei Nonnen angeblich nicht immer so richtig fluppt.


Spello ist 100% Eye-Candy, weil es unter der Last seiner malerischen Gassen fast einknickt...


... wie Ihr...


... hier unschwer...


... sehen...


... könnt.


In der Laurentius-Kirche sahen wir einen Altar, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem anderen, etwas bekannteren Altar besitzt...


So sahen die Säulen von unten aus.


Dort gab es auch ein gelbes Fenster, durch welches ganz artiges Licht in den Raum flutete.


Beim Versuch, einen von der Sonne schön angestrahlten Baum durch diese Bögen hindurch zu photographieren, kam es zu diesem eigenartigen Lichteffekt.


Dann mußte ich mir mal die Hände waschen, und Walter, der eigentlich nur die Kamera halten sollte, hat einfach mal abgedrückt. Tach!


Nach einem Picknick mit anschließendem Kaffee und Grappa vor einer der typischen, klassischen, unverzichtbaren "Bars" haben wir uns dann wieder auf die Socken bzw. die Reifen gemacht und sind nach Montefalco gefahren, was nur 20 km von Spello entfernt liegt.


Montefalco hat oben auf einem Hügel diese hübsche Piazza...


... und ringsherum...


... schlängelt sich dann...


... wieder dieses malerische Zeugs den Hügel hinab.


In der Franziskus-Kirche geht's den Dämonen schwer an den Kragen. Hier treibt der Heilige Antonius von Padua etwas aus, was auch wirklich raus gehört.


Und hier droht die Madonna einem dahergelaufenen Teufel gleich mal mit der Keule. Man beachte das Mienenspiel.
Maria: "Wer will hier gerne ein Fleck auf dem Teppich werden?"
Dämon: "Äh... (yikes!)... nichts für ungut!"


Für Elsa: Umbrische Olivenbäume im orangenen Sonnenuntergangslicht.


Bei Sonnenaufgang hin, bei Sonnenuntergang zurück: Da kann man wirklich von einem Tagesausflug sprechen. Schön war's, nicht nur wegen der tollen Sehenswürdigkeiten, sondern auch wegen des Wetters und der netten Gesellschaft. Auf der Rückfahrt erwischte uns dann leider ein Stau. In Rom spielt heute Roma gegen Lazio. Da ist immer Weltenende angesagt, vor allem natürlich vorher, verkehrstechnisch. Die Rückfahrt dauerte daher auch nicht zwei, sondern vier Stunden. Ich wollte aber doch noch fix die Bilder posten, damit ihr morgen (oder vielleicht gar noch heute) ein bißchen was zu gucken habt. So, aber jetzt hau ich mich auf's Ohr.

Alles Liebe,
Alipius