Tuesday, June 09, 2009

Hand oder Zunge?

Angeregt von einem einem kurzen twitter-Meinungsaustausch mogelte sich heute während des Lernens immer wieder eine Frage zu mir durch: Kommunionsempfang auf die Hand oder auf die Zunge?

Ich persönliche empfange auf die Zunge. Ich glaube - wie wahrscheinich die meisten oder vielleicht gar alle Leser dieses Blogs - an die Realpräsenz. Ich habe vor ungefähr 15 Jahren von Hand auf Zunge umgestellt, weil es mir der schlüssigste Weg schien, den Leib von unnötiger Verunreinigung fernzuhalten. Reicht ja, wenn der Priester die Hostie anfaßt. Der hat immerhin auch geweihte Hände.

Ich bin aber keiner von den "Sooooo viel heiliger als du!"-Leuten, die sich was auf Mundkommunion einbilden oder denken, daß alle Hand-Empfänger im Grunde Hostienschändung begehen.

Wo haben wir die Handkommunion her? Klar, es ist zum Teil ein "Zurück zum Urchristentum!". Schließlich stimmt es, daß früher einmal die Gläubigen die göttliche Speise in die Hand nehmen und sich in den Mund stecken durften [Update: Das sah aber wohl so aus, daß die Hostie auf die rechte Handfläche gelegt wurde, der Kommunizierende sie von dort direkt mit dem Mund weggeschnappt hat und die Hand danch gereinigt wurde. Frauen bekamen gar noch ein Korporale auf die Handfläche gelegt - Danke für den Hinweis, G.]. Dennoch bleibt die Frage: Wieso der Wechsel zurück? Erst einmal ist die Handkommunion ja im Grunde kurz vor, zeitgleich mit und nach dem Konzil durchgeboxt worden von Leuten, die an die normative Kraft des Faktischen glauben, wenn ich es mal so formulieren soll. Da wurde Rom einfach mit dem Phänomen plötzlich handkommunizierender Leute konfrontiert, einige um Korrektur bittende Briefe wurden ignoriert und irgendwann war der Brauch dann in einigen Gegenden eingerissen. Also veröffentlichte der Vatikan im Jahre 1969 Memoriale Domini (über die Art und Weise der Kommunionspendung), dessen Fazit sich auf folgende Umfrage unter allen Bischöfen der lateinischen Kirche stützt:
    Ist Ihrem Urteil nach dem Wunsche zu entsprechen, außer der herkömmlichen Weise auch den Ritus die Heilige Kommunion in die Hand zu empfangen, zu gestatten?
    Zustimmend: 567
    Ablehnend: 1233
    Zustimmend mit Vorbehalt: 315
    Ungültig: 20

    Sollten Experimente mit dem neuen Ritus in kleineren Gemeinschaften vorher erfolgen mit Zustimmung des Ortsordinarius?
    Zustimmend: 751
    Ablehnend: 1215
    Ungültig: 70

    Sind sie der Auffassung, dass die Gläubigen nach einer entsprechenden kathechetischen Vorbereitung den neuen Ritus gerne annehmen werden?
    Zustimmend: 835
    Ablehnend: 1185
    Ungültig: 128
Im Dokument heißt es weiter:
    Aus diesem Grunde sah der Heilige Vater – unter Beachtung der Bemerkungen und Ratschläge derer, die vom Heiligen Geist als Bischöfe eingesetzt sind, die Kirche zu leiten – unter Beachtung der Bedeutung der Sache und des Gewichtes der vorgebrachten Gründe – es als nicht angebracht an, die herkömmliche Weise der Austeilung der Heiligen Kommunion zu ändern. Aus diesem Grunde ermahnt der Heilige Stuhl die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen mit allem Nachdruck, dem geltenden und erneut bestätigten Gesetz mit Eifer zu folgen : sei es, weil diese Entscheidung auf dem Urteil des größten Teiles des Katholischen Episkopates gründet, sei es, weil der gegenwärtige Ritus der heiligen Liturgie dies so vorsieht, sei es schließlich, weil das gemeinsame Wohl der Gesamtkirche zu berücksichtigen ist.
Es wird aber auch ein Zugeständnis gemacht:
    Wenn aber irgendwo der entgegengesetzte Brauch, nämlich, die Heilige Kommunion in die Hand zu legen, schon überhand genommen hat, wird der Apostolische Stuhl, um den Bischofskonferenzen in der Erfüllung ihres pastoralen Amtes zu helfen unter Berücksichtigung der gegenwärtigen erschwerten Lage der Dinge, diesen Bischofskonferenzen die Last und den Auftrag erteilen, die besonderen Umstände – wenn solche vorhanden sind – zu erwägen, jedoch unter der Bedingung, dass jede Gefahr, sei es der Verringerung der Ehrfurcht, sei es des Einreißens falscher Meinungen von der Heiligsten Eucharistie, abgewehrt wird und unter der Bedingung sorgfältiger Beseitigung auch der übrigen Unzukömmlichkeiten.
Der Weg von diesem Dokument zur heutigen Realität scheint fast unfaßbar weit. Von in Ausnahmefällen geduldeter Handkommunion zu Müttern, die ihrem Baby die Hostie geben, weil es so süß die Hände danach reckt (selbst gesehen), zu Intinktionen, die so schlampig ausgeführt werden, daß Nonnen danach mit Tränen in den Augen das Blut vom Boden wischen und die Nacht zur Sühne betend in der Kirche verbringen (aus glaubwürdiger Quelle), zu gigantischen Brotlaiben oder pizzagroßen Hostien, bei deren Brechen der Heiland in Partikeln durch den ganzen Chorraum fliegt (auch selbst gesehen).

Ich werde mich hüten, die Handkommunion pauschal zu verurteilen, aber ich sehe auch, daß die vom Vatikan 1969 angesprochenen Gefahren der Verringerung der Ehrfurcht und des Einreißens falscher Meinungen von der Heiligsten Eucharistie nicht nur bei den Laien sondern leider auch in den Reihen der Priester Realität geworden sind.

Die Wunden wären natürlich mit einer gewaltsamen Wiederumstellung auf Mundkommunion zu heilen. Es bildeten sich aber sofort neue Wunden: Erstens wird das Kirchenvolk wegen Bevormundung auf die Barrikaden gehen. Zweites wird sehr schnell offenbar werden, wie viel Aufklärung über die Heiligkeit des Altarsakraments nötig ist.

Manchen Leuten mag die Diskussion über den Kommunionsempfang überflüssig oder gar lächerlich erscheinen. Ich wünschte mir auch, man könnte sie sich sparen. Sicher hat Jesus Hand- und Mundempfänger gleichermaßen lieb. Aber um diese Frage geht es ja gar nicht. Es geht nicht darum, was wir mit unserer Art des Kommunionsempfangs bei Christus auslösen: zufriedenen Nicken oder fassungsloses Haareraufen. Es geht darum, was wir bei uns als Individuen und von uns ausgehend in der Gemeinde und in der Orts- ja Weltkirche auslösen. Und da ist meine ehrliche persönliche Meinung (die sich natürlich auf eine gewisse empirische Basis stützt), daß die weltweite Verbreitung der Handkommunion zu einem Sinken der Ehrfurcht vor unserem Heiligsten Sakrament geführt hat. Und das wurmt mich schon ein wenig.

31 comments:

Gregor said...

Dazu empfehle ich http://de.gloria.tv/?media=27519

Das hervorragende Büchlein von Bischof Schneider zum Thema, Dominus est, ist im SJM-Verlag zu bestellen: http://sjm-verlag.de/

Dort wie auch in dem Video erklärt er auch, daß die heutige Art der Handkommunion mit der Weise des Kommunionempfangs in der frühen Kirche wenig bis gar nichts zu tun hat - die Glüubigen durften gerade nicht "die göttliche Speise in die Hand nehmen und sich in den Mund stecken". Außerdem ist es immer bewegend, mit welcher Ehrfurcht gerade die einfachen unverbildeten Gläubigen das Allerheiligste Sakrament behandeln, und wie viel Schmerz ihnen unser sorgloser Umgang mit unserem Herrn und Schöpfer bereitet. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...

Florian said...

100% Zustimmung. Ich musste selbst schon miterleben, wie ein Messdiener (!) die Hostie in die Hand nimmt, zerreißt (!!) und sagt "JESUS IST ZERFETZT" (!!!)!
Bei sowas denke ich mir.... Ich kann's nicht in Worte fassen, aber... HILFE!

Der Herr Alipius said...

@ Gregor: Daß "früher einmal die Gläubigen die göttliche Speise in die Hand nehmen und sich in den Mund stecken durften" ist nicht von mir, sondern direkt aus Memoriale Domini. Ich hatte auch schon von dem Korporale über der Hand gehört, aber bisher nie eine Quelle dafür. Danke also für den Buchtip!

@ Florian: Auffe Fresse! Oder wenigstens raus aus dem Ministranten-Job mit dem Kerl!

Anonymous said...

Selbst wenn es mir nicht mehr gelingt, an die Realpräsenz zu glauben, habe ich (immer mit Handkommunion, weil mir Mundkommunion ganz einfach widerstrebt) vor dem Zeichen von Brot und Wein, vor der sakramentalen Handlung, eine große Ehrfurcht. Deshalb schauderts mich bei den beschriebenen flapsigen Handlungen! (Übrigens schauderts mich schon, wann immer ich erlebe, daß Brot - ganz normales, nicht konsekriertes Brot - ohne Ehrfurcht behandelt wird.)
Es ist aber meiner Meinung nach ein Kurzschluß, die sinkende Ehrfurcht mit der verbreiteten Handkommunion in Zusammenhang zu bringen. Der Mangel an Ehrfurcht hat viele verschiedene Gründe, und sicher ist nicht immer die Handkommunion einer davon.

Gregor said...

Ne, Alipius, ich wollte ja auch nicht behaupten, daß das von dir sei. Wie so viele historische Annahmen der Liturgiereformer der 60er (berühmtestes Beispiel: angebliche Zelebration versus populum in der frühen Kirche, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat, sonder von Luther erfunden wurde, der sich aber auch nicht getraut hat, sie durchzusetzen) hat sich eben auch dies bei gründlicherer Betrachtung als unzutreffend herausgestellt. Übrigens nicht nur wegen des Korporales, sondern vor allem, weil eben nicht die Hostie mit der Hand angefaßt, sondern auf die rechte Hand empfangen und dann direkt mit dem Mund von der Handfläche aufgenommen wurde.

Der Herr Alipius said...

@ Claudia: Klar, Mangel an Ehrfurcht kann viele Ursachen haben. Dennoch ist es alles andere als ein Kurzschluß, die Handkommunion für die sinkende Ehrfurcht vor dem Altarsakrament verantwortlich zu machen. Rein praktisch schon: Wo die Hostie direkt von der Priesterhand in den Mund wandert, da kann sie nicht an Babies weitergereicht oder erstmal in zwei kleine Hälften zerbrochen werden. Und auch was das Gespür betrifft: Wenn man nicht nur sagt, daß wir dem Mysterium begegnen, sondern auch wenigstens ein bißchen so tut, dann liegt die Hemmschwelle für Katastrophen-Aktionen (in den USA wurden schon Snickers und Cherry-Coke 'konsekriert') viel höher.

Also: Wenn die Handkommunion auch "nicht immer" ein Grund für Mangel an Ehrfurcht ist, so ist ein Zusammenhang bei den nach Abzug des "nicht immer" übrigbleibenden Fällen demnach nicht von der Hand zu weisen.

@ Gregor: Kennst Du gute Literatur zur Entwicklung des "versus populum"-Gedanken?

AnguloJuan said...

Nicht Rückkehr zur Mundkommunion (bzw. Verbot der Handkommunion) ist nötig, sondern Aufklärung der Kommunizierenden. Da kann schon die Art und Weise, wie die Kommunion ausgeteilt wird, ein wichtiger Punkt sein (z.B. Gesten und Mimik der Austeilenden etc.)

Anonymous said...

Ich glaube an die Realpräsenz und habe selber erlebt wie sehr es einen trifft, wenn die Hostie nach der Eucharistiefeier in der Kommunionbank liegt.
Viele begehren den Leib des Herrn und können ihn nicht empfangen. (wige)
Die Frage wie man den Leib des Herrn empfängt ist dann noch mal eine andere.
Ich glaube man kann sie würdig - so oder so - empfangen.
Bei alle dem, was Gott für uns ist und was er für uns getan hat und immer noch tut scheint mir allerdings der Empfang in einer – sagen wir mal- demütigen Haltung der richtigere.
Fakt ist: Es kostet auch mich Überwindung.

Olifant said...

Danke für den tollen Beitrag!
Ich praktiziere zwar die Handkommunion, da ich es so "gelernt" habe und es mir als Messdiener nicht anders möglich ist, glaube aber vollends an die Realpräsenz, zwei sich keineswegs ausschließende, sondern einander bejahende Dinge!
Zu den "angesprochenen Gefahren": Gibt es Fälle/ Beispiele vor denen der Heilige Stuhl gewarnt hat, diese aber nicht eingetroffen sind? "Humanae Vitae", "Salz der Erde", ...

Gregor said...

Alipius,

hm, also die Aussage, daß Luther zuerst gefordert habe, der Priester solle dem Volk das Gesicht zukehren, finde ich u.a. bei dem - ja auch von Papst Benedikt sehr geschätzten - Msgr. DDr. Klaus Gamber, Die Reform der römischen Liturgie, S. 46. Dort verweist er auf einen Aufsatz von ihm im "Anzeiger für die katholische Geistlichkeit" von 1970 (obwohl der Titel der Zeitschrift klingt, als sei es schon hundert Jahre her...), S. 355-359, der nachgedruckt ist in Gambers Buch "Ritus modernus", Regensburg 1972 (das ich aber leider nicht habe).

Gregor said...

Re: Glaube an die Realpräsenz

Ich muß noch eine Anmerkung machen, die hoffentlich nicht als oberlehrerhaft aufgefaßt wird, zu der ich mich aber ein wenig gedrängt fühle: Im Verlauf der Beitäge ist so ein bißchen der Eindruck entstanden (oder könnte jedenfallsn entstehen), daß der Glaube an die Realpräsenz optional ist. Es handelt sich aber um eine von Gott geoffenbarte und von der Kirche vorgelegte Wahrheit, die zu glauben für jeden Katholiken strenge Pflicht ist. Dieser Glaube ist auch Voraussetzung für den erlaubten Empfang der hl. Kommunion - sonst ist, abgesehen von allem anderen, das "Amen" auf die Aussage "der Leib Christi" ja unwahr.

Der Herr Alipius said...

War schon klar. Aber Du hast recht: Es klingt ein wenig zweideutig hier und da. Also danke für's Oberlehrern :-D

Rosenkranz-Atelier said...

Ich hab als Kind nur die Handkommunion gelernt.Die Realpräsenz habe ich nie in Frage gestellt, weil ich als Kind kurze Zeit vor dem Empfang der ersten hl. Kommunion ein derart einschneidendes Erlebnis hatte, dass es für mich überhaupt keinen Zweifel dran geben konnte.
Während den Theologiestudium wurde uns auch klargemacht, dass nur der Handempfang so richtig urchristlich sei und die Mundkommunion wurde als Relikt ein paar alter Unverbesserleicher abgetan.
Trotzdem habe ich vor 3 Jahren auf Mundkommunion "umgestellt".
Vor allem die Erfahrungsberichte eines befreundeten Priesters über den Mangel an Ehrfurcht bei dem Empfang der Kommunion haben mich zu diesem Schritt bewogen. Seithem kostet mich der Emfang der Kommunion jedesmal etwas Mut; denn es wird bei uns überhaupt nicht gern gesehen, aber ich konnte deswegen schon manch gute Gespräche darüber führen.

Sarah said...

Ehrlichgesagt komme ich mir bei uns in der Kirche nicht besonders heilig vor sondern es ist immer aufs neue eine große Überwindung die heilige Kommunion direkt in den Mund zu empfangen und ich habe zum Thema Mundkommunion schon den einen oder anderen rüden Kommentar, hauptsächlich von "Spätachtundsechzigern" gehört, die kämpfen auch schon seit Monaten darum, dass die Kommunionbank weg kommt, aber bisher - dank unserem Pfarrer -zum Glück ohne Erfolg. Aber einfach hat der es auch nicht, in unserem Bistum, dem mit den 2 As am Anfang, zerbricht man glaube ich lieber als umzukehren. Unsere hauptamtlichen Laien gehen nach eigener Aussage nicht beichten, ich sehe sie aber - oh Wunder - immer wenn sie in der Messe sind kommunizieren :-(((

Elsa said...

Natürlich kann man die Handkommunion genauso würdig empfangen wie die Mundkommunion. Das Problem ist aber nicht die Haltung der Gutwilligen und Bewussten (Kalliope, damit bist du jetzt gemeint, olifant etc...), sondern die Haltung der Blöden, Böswilligen, Gleichgültigen und Unwissenden. (Florians Beispiel mit dem Ministranten, die fütternde Mutter usw...) Und damit ist das Argument von der gleichen Würdigkeit schon vollständig ausgehebelt. Wie oft habe ich meinen deutschen Priester schon während der Austeilung den Leuten mit rotem Kopf nachrennen sehen, weil sie gedankenlos davongelatscht sind (würdig?). Einmal gar, wie sich einer zur Seite beugte und sich die Krümel von den Handflächen abklatschte! Und dann erzählen mir alle was davon wie würdig die Handkommunion sei. Eine Kommunionform, die solche Formen von Frevel indirekt erlaubt, ja befördert?
An ihren Früchten usw...
Wie du alipius, empfinde ich die große Tendenz zur HK in direktem Zusammenhang mit dem schwindenden Glauben an die Realpräsenz.
Ich will damit keinem Handkommunikanten angreifen - den Anwesenden schon gar nicht - , mir ging es um "die" Handkommunion "als solche", als Phänomen.

Katholik said...

Volle Zustimmung zu deinem Posting.

Alipius, Gregor: Den Artikel von Gamber bzw. sein Buch über den "ritus modernus" hab ich da. Wenn es dich interessiert, kann ich es dir kopieren und zuschicken. Schreib mir einfach an die fortes-fide-Email deine Postadresse, wenn du möchtest!
Wahrscheinlich könnte man es auch digital machen, aber das kann ich nicht und ist bestimmt auch nicht erlaubt...

Andrea said...

Danke für diesen schönen Beitrag! Die Gefahr bei der Handkommunion scheint mir tatsächlich zu sein, daß sie zu Mißbrauch einlädt und das Gespür für die Würde verlorengeht. Das fängt oft schon bei der Art und Weise an, wie die Leute sich zum Kommunionempfang nach vorne begeben, dieses In-der-Schlange-nach-vorne-Schlendern, und zwar jedes Mal, egal, ob man dafür wirklich disponiert ist. Oft beobachte ich, wie ein oder zwei ältere Damen an der Reihe vorbei von hinten nach vorne sprinten: Weil sie unbedingt die ersten sein wollen. Dann das achtlose Davontrotten mit der Hostie in der Hand. Am schlimmsten: Intinktion (verboten, aber weiter praktiziert). Irgendwie schaffen einige es immer, mit den Fingern richtig tief in den Kelch zu langen. Es tut weh, das anzusehen.

Da kommt mir noch eine andere Frage in den Sinn. Als Argument für Mundkommunion wird oft genannt, daß bei der Handkommunion Partikel verlorengehen können. Im alten Ritus hält der Priester aus diesem Grund Daumen und Zeigefinger nach der Wandlung geschlossen. Ich bin mir da jetzt nicht ganz sicher, aber war es nicht so, daß der Priester die Finger erst nach der Ablution wieder öffnete? Und daß das so ablief, daß er die Finger mit Wasser (oder war es Wein?) reinigte und das Wasser dann trank - so daß auf keinen Fall Partikel verlorengehen können? Stimmt das so? Da erscheint es doch ganz logisch, daß die Kommunikanten die Hostie nicht in die Hand nehmen dürfen - sie haben ja keine Möglichkeit, nach dem Empfang auf diese Weise die Hände zu waschen.

Wie dem auch sei: Das Bewußtsein, daß auch das kleinste Partikelchen der Leib des Herrn ist und deshalb entsprechend zu behandeln ist, ist heute weitgehend verschwunden. Und das ist fatal. Denn ohne dieses Bewußtsein ist es bis zum Verlust des Glaubens an die Realpräsenz nur noch ein kleiner Schritt.

Olifant said...

@ Gregor:
Was genau ist denn nun "richtig", das "Amen" bei der Mundkommunion rein innerlich sprechen und fühlen, oder es auch tatsächlich deutlich sprechen? In irgendeinem Online "Missale" glaubte ich gelesen zu haben, das "Amen" nicht zu sprechen ...

Florian said...

@Andrea: Ist Intinktion verboten? Bei uns wird das ausnahmslos SO praktiziert... bin verwirrt...

Andrea said...

@Florian. Ich habe Dir hier mal die Stelle aus Redemptionis sacramentum herauskopiert (Absatz 104): "Es ist dem Kommunikanten nicht erlaubt, selbst die Hostie in den Kelch einzutauchen oder die eingetauchte Hostie mit der Hand zu empfangen." Aber da hält sich offensichtlich kaum jemand dran.

Der Herr Alipius said...

@ Florian und Andrea: Man muß unterscheiden zwischen der (für Laien) verbotenen Selbstintinktion und der erlaubten Form der Intinktion durch den Priester, der die Hostie erst in das Blut taucht und dann dem Kommunizierenden auf die Zunge legt.

maternus said...

Kann man nicht traditionsverbunden und trotzdem ein Freund der (angemessen gespendeten und empfangenen) Handkommunion sein? Ich erinnere mich dunkel an Ausführungen des hl. Justinus, denenzufolge der Kommunikant mit seinen Händen nichts weniger als einen Thron formen würde, in welchem die Majestät Gottes Platz nehmen könnte.

Ich habe dieses Bild immer außerordentlich eingängig gefunden und es bestimmt meine Kommunionpraxis bis auf den heutigen Tag.

Der Herr Alipius said...

Natürlich. Ich sagte ja, daß ich nicht die Handkommunion pauschal verurteilen will und auch daß ich nicht jeden Handkommunizierer als potentiellen Höllenkandidaten sehe.

Der Thron, den Justinus anspricht ist aber der von mir im upgedateten Teil beschriebene, sprich der, von dem der Herr nicht mit der anderen Hand vertrieben und in den Mund gesteckt wird, sondern von dem er direkt mit dem Mund aufgenommen wird.

Andrea said...

@Alipius: schon klar, steht auch so in RS. Aber genau über diese für Laien verbotene Selbstintinktion sprach ich: Die ist nämlich vielerorts zu beobachten - in Deutschland zumindest. (Also: Hostie vom/von der Kommunionhelfer/-in in die Hand bekommen und selbst in den Kelch tunken.) Über die italienischen Verhältnisse bin ich nicht so informiert. Wäre ja erfreulich, wenn das da anders wäre.

Der Herr Alipius said...

@ Andrea: Ich hab's bei den Italienern noch nicht gesehen, was aber nicht viel heißen muß...

Andererseits habe ich im deutschsprachigen Raum schon ALLES gesehen (und zwar wirklich ALLES).

Andrea said...

@Alipius: Ist ja eigentlich schon ein gutes Zeichen, wenn man in Italien über solche Praktiken nicht gleich stolpert wie hier. :-) Ich könnte auch noch von einigen anderen Varianten berichten - aber das lasse ich lieber mal.

Stegi said...

Bei uns wird nirgendwo eingetunkt.
Auch die sonstigen hier genannten Missbräuche muten mich grotesk an. Mag sein, dass bei uns im tiefen Bayernland auf dem Dorf die katholische Welt noch in den Angeln ist.

Der Herr Alipius said...

Sei froh!

"Gott mit Dir, Du Land der Bayern!"

Olifant said...

Dafür wird in der Landeshaupstadt teilweise schon getaucht ... aber da wimmelts ja mittlerweile von "Preissn"!

Sarah said...

Wir waren am Wochenende auf einem Bibelkurs mit durchweg katholischen Teilnehmern, in der Messe am Freitag abend tunkten dann einige. Nach der Messe unterhielt ich mich mit einer Teilnehmerin darüber und sie sagte mir, dass es ihr nicht bewusst ist, dass man das nicht machen sollte. Ich sprach dann den leitenden Priester (der unser Ortspfarrer ist und den ich schon nach dem Gründonnerstag darauf angesprochen habe)an und sagte ihm, wenn er sich hier nicht traut etwas dazu zu sagen, wo alle ihm gutgewollt sind und die heilige Eucharistie ernst nehmen, regelmäßig beichten etc., wie will er dann in unserer Heimatgemeinde etwas dazu sagen. Am Samstag vor der Messe wiess er dann mit ein paar erklärenden Worten auf den richtigen Empfang hin und siehe da, es gab keine Beschwerden und alle waren glücklich :-))))

Der Herr Alipius said...

@ Sarah: Wunderbar! Es geht also!