Thursday, December 04, 2008

Römisches

Neulich sah ich auf dem Weg zur Uni Folgendes: Ein schwerer Mercedes rollte würdevoll an mit vorbei. Am Steuer ein geziemend distinguiert ausschauender älterer Herr mit altmodischem Millionärs-Wanst und sogar einer Perle in der Krawatte (weiß nicht, wann ich das zuletzt gesehen habe). Der Gute lenkte den Wagen mit beiden Knien und Bauchspitze.

Warum tat er dies? Weil beide Hände beschäftigt waren.

Warum waren beide Hände beschäftigt? Weil er über seine Freisprechanlage mit irgendjemandem telefonierte, ergo redete.

Italien: Die menschliche Fakultät der Sprache wird hier nicht gelegentlich unterstützt, sondern erst ermöglicht durch wüstes, vorzugsweise beidhändiges Gestikulieren.

Und während der Benz an mir vorbeizog, hob der plappernde und fuchtelnde Herr kurz den Kopf und nickte mir augenzwinkernd zu. Totales Multitasking.

Ich sah dem Wagen noch für fünf Sekunden staunend hinterher, so lange, bis er eine ziemlich scharfe Kurve nahm und ich mir einfach einredete, daß der Fahrer diese auch ohne Hände gemeistert hat.

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Es gibt gleich bei uns ums Eck eine dieser traditionellen römischen "Bars". In Rom ist eine Bar in der Regel das, was bei uns die Stammkneipe ist, außer, daß dort vorzugsweise Kaffee getrunken wird. Klar, es gibt auch Alkohol, aber der klassische Anblick in einer Bar sind drei Opis, die für acht Stunden über jeweils einem Espresso hocken und die Lage der Welt diskutieren. In Bars gibt's oft Tabak, so auch in der um die Ecke, die daher mein Anlaufpunkt für Rauchwaren ist. Der Padrone und die Dame hinter der Kasse haben mich seit ungefähr März in der "Stammkunde!"-Schublade. Also gibt's nicht nur ein nettes "Buon giorno, Padre", wenn ich in die Bar gestiefelt komme, sondern auch (ungelogen) mit jeder zweiten bis dritten Packung Luckies ein Einwegfeuerzeug für lau dazu. Ich steh bei mir im Zimmer mittlerweile bis zur Hüfte in BIC's. Jetzt habe ich damit begonnen, die Dinger am Angelicum zu verteilen, was mir hier mehr Bewegungsspielraum verschafft und den Rauchern an der Uni Freude bereitet. Sozusagen eine Win-Win-Entsorgung.

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Römer interessieren sich grundsätzlich für alles, nur nicht für das nervtötende Heulen einer Alarmanlage. Dies wird mit solcher Konsequenz ignoriert, daß ich kurz vor Ostern einmal für geschlagene sechs Stunden (von 14:00 bis 20:00 Uhr) dem lieblichen Getön einer Sirene lauschen durfte, die alle 5-10 Minuten ansprang und dann für ca. 120 Sekunden oh-ren-be-täu-bend heulte. Ich stand (wieder ungelogen) so gegen 17:00 mit einem Pflasterstein in der Hand unterhalb der an einem Haus befestigten Sirene. Aber sie lag in ungefähr drei Metern Höhe gleich neben einem Fenster und ich traute mich dann doch nicht. Naja, jedenfalls sind die ganzen Motorini-Fahrer in Rom so clever, und stellen ihren Alarm immer auf oberempfindlichste Stufe. Das ist der Grund dafür, warum bei heftigen Regen plötzlich immer diverse Motorroller anfangen, wie wild zu greinen! Und das, obwohl es niemanden interessiert! Aaaahh!

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