Warum habe ich Geld? Damit ich nicht verhungere. Damit ich nicht verdurste. Damit ich nicht nackt durch die Gegend laufen muß. Damit ich nicht unter Brücken schlafen muß. Ich habe Geld, damit ich es gegen das eintauschen kann, was ich zum täglichen Leben brauche. Habe ich mehr Geld, als ich dafür benötige, dann kann ich es entweder für die zweitrangigen Dinge ausgeben oder sparen.
Wie bekomme ich Geld? Ich arbeite. Ich biete meine Kraft, Fähigkeit, Kreativität, Genauigkeit, Ehrlichkeit, Hingabe an, um etwas zu erschaffen, das irgendwo anders gebraucht wird. Dann biete ich das Produkt entweder gegen Geld direkt an oder werde für das Erschaffen des Produktes selbst bezahlt, ohne mich über dessen weiteres Schicksal kümmern zu müssen.
Wie bekomme ich viel Geld? Ich lande einen großen Wurf mit einem neuen Produkt. Ich habe eine clevere und neue Geschäftsidee und gründe ein eigenes Unternehmen. Ich verrichte eine Arbeit, die schwer zu erlernen ist, aber überdurchschnittlich gut bezahlt wird. Ich erbe. Ich gewinne im Lotto. Wenn ich überschüssiges Geld habe und es nicht ausgebe, dann gammelt es vielleicht jahrzehntelang in einem Sparschwein herum. Oder es gammelt auf einem Konto und setzt ein wenig an. Oder ich schicke es zum Gammeln an die Börse, wo es richtig fett werden kann. Dann habe ich mehr überschüssiges Geld.
Warum will ich viel Geld? Um von den zweitrangigen Dingen mehr zu haben oder von den erstrangigen Dingen die Besseren und Besten. Oder um es weiter gammeln zu lassen, damit es vielleicht noch mehr wird. Und irgendwann habe ich dann genug. Aber wann? Wer sagt "genug"? Wer ruft mir dieses Wort zu? Wer mißt, wann ich aufhören kann, darf, muß mit dem endlosen Besitz- und Geldvermehren? Wer sagt mir, daß es an der Zeit ist, mal wieder durchzuatmen? Gibt es diese Stimme? Und wenn ja, höre ich sie?
Oder wird sie übertönt vom Gequengel des nächsten Bedürfnisses. Dann stellt sich die Frage: Habe ich all das Geld verdient, weil ich dieses Bedürfnis stillen wollte? Oder ist dieses Bedürfnis entstanden, weil ich das Geld habe, es zu stillen? Als Prinz Marcus auf die Welt kam, trug er da schon den Wunsch in seiner Brust, eines Tages ein "Royal Race" von Cannes nach München zu organisieren und dabei Geldmassen zu verbraten, die einem den Schwindel in den Kopf treiben (Lehrbuchbeispiel für "Geld allein macht nicht glücklich" übrigens)?
Man braucht Brot und Wasser, Fleisch, Obst und Gemüse, ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Bett, Tisch, Stuhl und Schrank. Überall auf der Welt ist es so. Aber nicht überall auf der Welt gibt es diese Dinge in dem Maße, wie sie vonnöten wären. Nicht einmal in den reichen Ländern der ersten Welt. Dort gibt es dafür "Royal Races", worüber sich die an der Armutsgrenze lebenden Familien sicher freuen.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin nicht gegen ein wenig Luxus hier und eine Messerspitze Überfluß dort. Aber sowohl das zwanghafte Anhäufen virtueller Geldberge als auch das Verprassen atemberaubender Beträge für hohle Vergnügungen sind mir ziemlich zuwider.
Streng genommen sind es doch diejenigen, die ihrer Arbeit nachgehen und dabei den Markt mit den von allen Menschen benötigten Dingen versorgen, die in unserer Gesellschaft das hohe Ansehen besitzen sollten, nicht diejenigen, die quasi im Spaß Luxusautos zu Schrott fahren, mit der Schulter zucken und sich den nächsten Porsche vor die Türe stellen lassen oder diejenigen, die als 30-jährige Bankenfuzzis herumspekulieren, bis es kracht.
Ebensowenig wie Arbeit frei macht, macht Geld glücklich. Man kann tatsächlich genug davon haben und wenn man das einmal versteht, dann steht plötzlich die Türe zum Leben offen. Wenn man es nicht versteht, dann schlägt man viel zu oft den Anderen die Türe zum Leben vor der Nase zu.
3 days ago
3 comments:
Zu den erstrangigen Dingen gehören noch Bildung und Kultur im weitesten Sinne. Sonst wirds nichts mit homo sapiens. Den unglaublich schwelgerischen Luxus, den in dieser Hinsicht beispielsweise der Petersdom oder das Schloß Charlottenburg bieten, finde ich absolut legitim. Aber nur, weil beides allen offensteht.
Wenigstens leben viele "normale" Menschen wiederum von den Spinnereien der Reichen und Superreichen. Das mag hinsichtlich deren Dekadenz noch ein Trost sein.
Ob es einem armen Atheisten wohl gestattet ist, hier zu applaudieren und ein fröhliches Amen zu rufen? Ach was, Erlaubnis hin und her, AMEN! :)
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