Mein heutiger Sonntagsspaziergang hat mich unter anderem über die Via Giulia geführt. Diese nicht unberühmte Straße in Rom feiert heuer 500sten Geburtstag. Papst Julius II gab sie 1508 in Auftrag als Teil eines größeren Plans, der vorsah, die Stadt so umzugestalten, daß mehrere großartige, schurgrade Straßen aus verschiedenen Richtungen auf den Petersdom zulaufen und schon von weitem einen guten Blick auf die Kirche erlauben. So war die Via Giulia damals die erste Straße seit der Antike, die in einer graden Linie angelegt wurde. Zwar wurde der Umbauplan Julius' II nie umgesetzt, aber immerhin ist die Via Giulia heute noch ein Renaissance-Schaukasten erster Güte, denn Aristokraten und Prälaten fingen gleich an, Paläste und Kirchen zu bauen. Einen kurzen aber heftigen Stop und Schock gabe es 1527, als die Lanzichenecchi Karls des Fünften die Ewige Stadt pulverisierten und entvölkerten, aber schon bald ging's auf der Giulia muter weiter. Heute ist es offenbar eine der ersten Adressen, denn überall gibt's hochoffizöse, diplomatische, staatliche oder pontifikale Niederlassungen, dazu Antiquitätengeschäfte und wenig Verkehr.
Hier die Photos:
Von unserem Haus auf der Piazza San Salvatore in Campo bis zu diesem Ende der Via Giulia sind es schlanke drei Minuten. Somit verbindet die Straße uns direkt mit dem Vatikan, der am anderen Ende liegt. In 15 Minuten ist man da.
Gleich zu Beginn gibt es diesen interessanten Brunen zu sehen.
Nächster Höhepunkt ist der Palazzo Farnese, dessen Garten an der Via Giulia liegt und der durch diesen schicken Skyway mit dem Gebäude auf der anderen Straßenseite verbunden ist.
Ein Blick zurück in die Sonne...
Hier einer der typischen finster-dräuenden Renaissance-Paläste, die wie Perlen aufgereiht an der Via Giulia stehen.
Verblümte Balkons lockern das Bild hin und wieder auf.
Es gibt auch richtig wilde Sachen, wie diese Fassade ohne Haus.
Eines der vielen Antiquitätengeschäfte der Via Giulia. Den photographierenden Augustiner-Chorherren kann man dort nicht kaufen, der ist nur Dekoration.
So sonnig war es heute...
Als ich dann Die Via Giulia verließ, walzte vor San Giovanni dei Fiorentini grade eine Menschenmasse los, die einen ganz starken Hauch von Südamerika verbreitete. Es waren Peruaner, aber ich weiß nicht, wen oder was sie gefeiert haben. Die Damen, die Ihr hier seht, gingen alle rückwärts und verbreiteten Weihrauch und -duft.
Durch den Rauch hindurch trugen dann starke Männer diese festlich geschmückte Plattform mit einer Abbildung des Gekreuzigten.
Weil es auf der anderen Tiberseite nur so wimmelte ging ich nicht wie geplant zum Vatikan, sondern über die Via dei Banchi Vecchi und die Via di Monserrato wieder zurück nach Hause.
Auch auf diesen Straßen...
... gibt es viele...
... schöne Dinge zu sehen.
Die Via di Monserrato spuckt einen dann auf der Piazza Farnese gleich vor dem Palst wieder aus. Da steppte um 11:00 Uhr schon der Touristenbär, aber mir gelang es trotzdem, wenigstens einen der beiden schönen Brunnen im fast unbelagerten Zustand zu photographieren.
Noch ein kurzer Blick rauf zum Turm der Santa Brigitta...
... und dann zurück nach Hause, vorbei an den für Rom leider typischen, häßlichen Wandschmierereien, die auch mal auf Informationsschilder wie dieses gesprüht werden.
3 days ago
7 comments:
Ein wirklich sehr schöner Spaziergang!
Ich persönlich schätze besonders diese Madonnelle!
Man möchte nicht meinen, an wievielen Hausecken in Rom man diese Bilder findet.
Vielen Dank, dass Du uns diesen kurzen virtuellen Ausflug nach/durch Rom spendiert hast!
Man muss als Leser aufpassen, dass allenfalls nur Wehmut, aber kein Neid aufkommt. Gar nicht so einfach.
Schöne Photos! Und schöne Erinnerungen an eine Stadt, die ich vermutlich nicht noch mal sehen werde - aber vorzeiten sehr genossen habe.
Läufst du da etwa in Soutane durch die ewige Stadt? Das ist ja großartig!
Ich werde übrigens vom 9. bis 30. November in Rom sein. Dienstlich (vuole dire: bezahlt), hehe.
Salve!
stegi: Nee, Neid ist nicht gut. Aber Du hast das ja sicherlich nur so hypothetisch gesagt, oder?
Claudia: Man soll niemals "nie" sagen!
LB: In Rom laufen fast alle Ordensleute zwischen 20 und Ende 30 in Kluft rum. Wenn Du willst, schreib mir eine eMail bevor Du kommst (meine Adresse ist jetzt über mein Profil abrufbar). Vielleicht können wir uns ja treffen...
Un grand merci pour cette promenade insolite ...
Roma - un rêve!
Da kann ich mich nur anschließen: man möchte gern mit dir tauschen ...
Aus einem verregneten Lutetia -
ein Fan
Was?
Ich hab' Fans in Paris?
Ich werd doll!
Mais si ...
Und sollte ich noch mal nach Roma kommen, schreibe ich auch vorher eine mail an Herrn Alipius !
Cordialement!
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