Scheint, als habe irgendeine zentrale Institution für Moderne Kunst die Wochen der Selbstzerstörung ausgerufen:
Erst Artsy-Shvartsy mit ihrer Splatter-Performance, jetzt (Dank an einen anonymen Kommentator für den Hinweis) Gregor Schneider mit "öffentlicher sterben". Der "weltweit geachtete" Künstler will einen Menschen im Rahmen einer Ausstellung auf natürliche Weise sterben lassen.
Jugendkult, Verdrängung des Todes und Extrem-Lifting hin oder her: Das ist eine Geschichte, die an Dekadenz (um nicht zu sagen: Degeneriertheit, was aber nur ein synonym für "Entartung" ist und daher genau die falschen Leute zum richtigen Thema auf die Bäume bringt) nicht leicht zu überbieten ist. Schneider selbst sagte in einem Interview mit dem Fachblatt "Art Newspaper", er "möchte die Schönheit des Todes zeigen".
Der Geier weiß, was man sich unter dem Projekt vorzustellen hat. Leute bezahlen Eintritt, um einen Menschen sterben zu sehen? Irgendein armer Kerl nimmt die Gelegenheit wahr, um wenigstens als Berühmtheit zu sterben? Und drumherum steht die kunstkennende Meute mit Champagnerflöten und schwärmt, wie heutig, homogen, hochherrlich, haptisch und heilig das alles ist?
Naja, bleibt die Hoffnung, daß die Heilige Inquisition in den Reihen der liberalen Kunstschaffenden und Intellektuellen bald posthum völlig exkulpiert ist. Schließlich haben die Jungs schon vor Jahrhunderten erkannt, daß nichts so sehr "Kunstwerk" sagt, wie ein malerisches, dramatisches, alle Sinne bedienendes Autodafé.
3 days ago
1 comment:
Der netteste Wunsch, den ich für diesen Menschen aufbringe, ist der, daß ihm ganz bald ganz deutlich wird, was er tut, denkt und sagt. Der zweitnetteste Wunsch, zugegebenermaßen hat er bei mir derzeit ein unchristliches Übergewicht über den ersten, ist, daß er mangels Beteiligung an seinem Projekt nur noch die Möglichkeit sieht, sich selbst beim Sterben auszustellen. Aber gucken würde ich auch dann nicht.
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