- "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben. Es ist der Geist der Wahrheit, der in Ewigkeit bei euch bleiben wird. Die Welt kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr jedoch kennt ihn, denn er wird dauernd bei euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, weil ich lebe, und auch ihr werdet leben. An jenem Tag werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin, und daß ihr in mir seid und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
"Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote."
Und dann Matthäus, Kapitel 22,37-38: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Und dann Lukas, Kapitel 10, 36-37:"Wer von den dreien hat wohl als Nächster gehandelt an dem, der unter die Räuber gefallen war?" Jener antwortete: "Der ihm Barmherzigkeit erwiesen hat." Und Jesus sprach zu ihm: "Geh hin und tu desgleichen!"
Uff...
Ich befinde mich mittlerweile in der extremen Vorbereitungsphase. Nein, nicht auf die Examen. Sondern auf den 8. Mai, den Tag, an dem ich das Kapitel des Stiftes Klosterneuburg offiziell darum bitten werde, mir die Ablegung der Ewigen Ordensgelübde zu gestatten. Man sollte Sätze wie den folgenden wohl nicht mit Leichtigkeit und ohne Überlegung aussprechen, aber: Dies wird der bisher wichtigste Tag in meinem Leben. Dies wird der Tag, an dem jeder jedem etwas zeigen kann: Ich kann dem Stift beweisen, daß es mir ernst ist, daß ich mich für den letzten Schritt entscheide und dies mit Freude und Gewißheit tue. Das Stiftskapitel kann mir zeigen, daß es mir Vertrauen schenkt und daß es mich in seiner Mitte haben möchte - bis der Tod uns scheidet.
Im Fernsehen gab es mal einen Mann, der - laut Titel der Serie - eine Familie geheiratet hat. Ich heirate über 40 Mitbrüder. Lieben tu ich sie alle, nicht nur, weil ich zur Liebe verpflichtet bin, sondern weil man, wenn man normal tickt, seine Brüder eben liebt - in guten, wie in schweren Zeiten. Ich hoffe, daß Gott mir auch die Kraft geben wird, stets alle meine Mitbrüder als meine Nächsten zu betrachten und ihnen immer Barmherzigkeit zu erweisen. Nicht, daß ihr denkt ich sei ein Wüterich, der ständig Alles und Jeden antobt. Bei weitem nicht. Aber ich rede hier auch weniger von einer Barmherzigkeit in Wort und Tat, sondern vor allem von einer Barmherzigkeit in den Gedanken. Wie schnell kann ein Vorurteilchen wachsen und zu einem Mentalgeschwür werden, welches keinen klaren Blick auf den Anderen mehr erlaubt. Wie schnell kann ein falsch verstandenes Wort auf fruchtbaren Boden fallen und ein wirres Gestrüpp selbstschmeichlerischen Gekränktseins und moralinsaurer Überlegenheitsgefühle wachsen lassen. Das ist mir zuwider. Das will ich nicht. Das dreht mir den Magen um, wenn ich es bei mir entdecke.
Ich liebe meine Mitbrüder und ich will sie lieben. Ich will sie als meine Nächsten sehen, als diejenigen, denen ich im Default-Modus mit Wohlwollen, Großmut und Barmherzigkeit begegne. Sollte ich eines Tages in einer Gemeinde als Pfarrer tätig sein, dann habe ich diesen Christenmuskel wenigtens gut trainiert und kann mit der unglaublichen Vielfalt an Charaktern, die mir dort begegnen werden, hoffentlich sehr gut umgehen.
Ich freue mich auf den 8. Mai.
3 comments:
Lieber Alipius,
das war ein wunderschöner Eintrag. Ich gebe zu, ich lese leidenschaftlich gerne die "militans"-Einträge, weil ich es höchst unterhaltsam finde, wenn du dich aufregst. Die möchte ich also weiterhin nicht missen, auch wenn du bis zum Anschlag mit göttlicher Liebe erfüllt sein solltest, was ich dir natürlich wünsche.
Ich habe mir den 8. Mai angestrichen und werde für dich beten, wie viele andere sicher auch. Und Lampenfieber und Aufregung gehören zu jeder ernstzunehmenden Hochzeit dazu. Gute Vorsätze ebenso. Eben war man noch aufgeregt und vielleicht sogar im Zwiespalt, rums sind 10 oder 20 oder 25 Jahre rum und man blickt auf ein großartiges Leben in Liebe zurück, in dem sogar die schlechten Zeiten "irgendwie richtig gut" waren und einem voranbrachten. Ich wünsche dir alles alles Gute von Herzen dafür.
Elsa
Herzlichen Dank!
Für die schlechteren Tage nimm ein bißchen Paulus:
Ertragt einander in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens. (Eph. 4,2b-3)
Meine guten Wünsche begleiten Dich.
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