Friday, March 30, 2007

Fundstück der Woche

"We are not amused!"


Ich glaube, hier kriegt gleich eine blonde Katzenbesitzerin kräftig was auf die Glocke.

Morgen...

geht's ab nach Österreich!

Meiner treuen und teuren Leserschaft stehen somit 14 qualvolle Tage bevor, in welchen sich auf "am römsten" garnix tun wird. Dafür entschuldige ich mich.

Ich selbst werde die zwei Wochen im Stift Klosterneuburg wie immer nutzen, um so richtig aufzutanken. Eine vertraute Umgebung, ein Wiedersehen mit meinen Mitbrüdern, schöne Liturgie, gemeinsames Chorgebet: All dies wird dazu beitragen, daß ich in das dann hoffentlich endlich frühlingshafte Rom mit der Kraft zurückkehre, die ich benötige, um den Philosophie-Endspurt einigermaßen achtbar zu bestehen.

Mal sehen, ich werde heute vielleicht noch ein bißchen was bloggen. Falls nicht, dann wünsche ich Euch allen an dieser Stelle schon mal eine ergiebige letzte Fastenwoche. Und dann laßt es für unseren Herrn und Erlöser krachen! Ihr wißt nicht so recht, wie? Einfach: Die Tage von Gründonnerstang bis Ostermontag sehen für Euch in diesem Jahr so aus:
    Gründonnerstag: Beichte (und danach sauber bleiben!), abends in die Messe vom Letzten Abendmahl
    Karfreitag: Kreuzweg
    Karsamstag: Osternacht
    Ostersonntag: Messe. Wenn Ihr die Gelegenheit habt, dann geht in eine Kirche, in der es besonders festliche Musik gibt
    Ostermontag: Messe

    Während der Liturgien denkt Ihr nicht daran, was es nachher zu Essen oder in der Glotze gibt, sondern daran, was dort vorne passiert und was es für Euch, für die Euch Nahestehenden, für ganz Europa und letztlich für die ganze Welt zu bedeuten hat. Während der Osteroktav grüßt Ihr Euch auf der Straße nicht mit einem muffigen "Gunmorgn", sondern mit einem vernehmbaren "Christus resurrexit"! Sollte Euch jemand beim Gruße zuvorkommen, antwortet Ihr nicht weniger vernehmbar "Vere resurrexit!"
Naja, Ihr könnt das natürlich auch alles sein lassen, wenn Ihr für eine grundsolide und herrlich reiche Subkultur noch nicht reif seid, oder wenn Ihr Euch für die "Sünden" der Kirche und damit auch für die angebotene Erlösung zu fein seid. Mein Rat aber ist, daß Ihr in diesem Jahr "Ostern" mal anders spielt als der Rest der langweiligen Säkularisierungsopfer, daß Ihr für Christus mal ein wenig Flagge zeigt, daß Ihr unseren Heiligen Vater beim Wort nehmt und Euch nicht vorgaukelt, die Wurzeln der Freiheit, die Ihr heute genießt, lägen irgendwo anders als im Christlich-Jüdischen Menschenbild. Dies alles natürlich nur, wenn Christus Euch auch nur ansatzweise etwas bedeutet (z.B. ungefähr soviel wie Euer Seelenheil).

Für mich jedenfalls wird das Triduum sacrum (auf Liturgie-Deutsch: Die Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn) wie immer Höhepunkt des Jahres sein. Also probiert's auch mal aus.

Euch allen eine gute Zeit und alles Liebe,
Alipius

Thursday, March 29, 2007

Das tapfere Päpstlein

Am 24. März adressierte Papst Benedikt XVI anläßlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Römischen Verträge die Teilnehmer des Kongresses der "Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes" in einer ziemlich klaren Rede (aud den Yahoo-News):
    Zum 50. Geburtstag der EU hat Papst Benedikt XVI. Europa an seine christlichen Wurzeln erinnert. Beim Bau eines gemeinsamen europäischen Hauses dürfe die Identität der Völker nicht vergessen werden, sagte der Papst am Samstag vor der Europäischen Bischofsversammlung in Rom. Die Bischöfe übermittelten eine «Botschaft von Rom» an den Sondergipfel der EU in Berlin, in dem sie fordern, dass eine künftige Verfassung «ausdrücklich das christliche Erbe dieses Kontinentes erwähnen» sollte. Düstere Töne schlug das Oberhaupt der katholischen Kirche im Hinblick auf die Zukunft Europas an. Er verwies auf die niedrigen Geburtenraten und sagte: «Man könnte fast meinen, dass der europäische Kontinent den Glauben an seine Zukunft verliert.» Vom demographischen Standpunkt aus gesehen scheine Europa einen Weg zu beschreiten, «der zu seinem Abschied von der Geschichte führen könnte». Der Trend der Bevölkerungsentwicklung gefährde nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und fördere «gefährlichen Individualismus».
Was weiß der Spiegel dazu zu sagen?
    Der Papst spricht so zum Jubiläum der EU eines der größten Streitthemen der Union an: Wenn sie als Club der Christen definiert wird - dann wäre eine Aufnahme des Anwärterlandes Türkei kaum noch möglich. Das könnte die Konfrontation zwischen dem Westen und islamischen Ländern weiter verschärfen. Wohl auch deshalb war der Gottesbezug in der "Berliner Erklärung" nicht aufgetaucht.
Das ist eine entwaffnend offene und ehrliche Erklärung. Laßt uns mal lieber unsere Wurzeln, unsere Identität, unser Erbe leugnen, sonst haben wir nachher noch Probleme mit dem Teil der Welt, der unsere Wurzeln, unsere Identität, unser Erbe zerstören will. Oder anders formuliert: Da wir ja ohnehin schon keinen Saft mehr in den Lenden haben (wenn's nicht grade um bestimmte Sex-Praktiken geht), können wir ja eigentlich die Waffen auch strecken.

Mist, ich wünschte ich hätte diese britische Wochenzeitung aufbewahrt, die hier eine zeitlang rumlag. Darin verfluchte irgendein Imam in einem Interview die Attentäter vom elften September. Begründung: "Jetzt ist der Westen auf uns aufmerksam geworden und wir könnten Probleme bekommen, Europa auf dem Weg der Geburtenrate unter Kontrolle zu bekommen".

Keine Angst, lieber Imam, mit DIESEN Europäern ist für Euch alles im grünen Bereich.

Tuesday, March 27, 2007

Held des Tages...

Gefunden bei ANNO:



Zum Vergrößern anklicken (Obacht! Große Datei)

Hier der Text, falls er auf dem Bild nicht gut zu lesen sein sollte:

"Wenig bekannt wurde in der Öffentlichkeit eine mutige Mannestat, die der neue Fürsterzbischof von Wien, Dr. Friedrich Piffl, zu einer Zeit, als ihm bereits bekannt war, daß er zu dieser hohen kirchlichen Würde berufen wurde, vollführte, die Zeugnis von der großen persönlichen Entschlossenheit des Kirchenfürsten ablegt und deswegen auch wert ist, im Bilde festgehalten zu werden. Es war Freitag vergangener Woche, als Propst Piffl aus der Inneren Stadt kommend, die Renngasse auf dem Bürgersteig passierte. Plötzlich gewahrte er, wie ein paar scheu gewordene Pferde in rasendem Galopp daherstürmten. Schrecken erfaßte die Passanten, die, so rasch sie vermochten, in die Häuser flohen. Kaum hatte Propst Piffl die äußerst bedrohliche Situation erfaßt, als er sich, rasch entschlossen, mit großer Kraft den Pferden in die Zügel warf und mit einem kräftigen Ruck die schäumenden Tiere, welche die Plötzlichkeit des Eingriffs verblüffte, zum Stehen brachte. Laute Kundgebunden und Bravorufe wurden dem kühnen Retter im Priessterkleide zuteil, der in der Menge unbekannt blieb und sich bescheiden den Beifallsbezeugungen entzog."

Hach, das war noch eine blumige Sprache! Meine Lieblingsformulierungen sind die "mutige Mannestat", die "schäumenden Tiere" und - natürlich ganz weit vorne - der "kühne Retter im Priesterkleide".

Und warum ist der Artikel so interessant? Na, weil Dr. Friedrich Piffl vor seiner Ernennung zum Fürsterzbischof Propst des Stiftes Klosterneuburg war. Und da konnte ich natürlich nicht dran vorbeibloggen. Zumal die dramatische Illustration mit dem einherstürmenden Prälaten einfach stoak ist!

Das Müllvolk in Rom

"Trash People", HA Schults groß angelegte Reise-Installation, steht seit dem 21. März auf der Piazza del Popolo. Die Trash People sind aus Abfallprodukten zusammengepreßte Figuren, die von weitem einfach wie eine rostige Armee aussehen. Wenn man näher herankommt erkennt man aber, daß die einzelnen Figuren nicht wahllos geformte Müllklumpen sind, sondern alle einigermaßen komponiert sind. Ich fand z. B. einige Figuren, die nur aus leeren Coke-Dosen bestanden.

Die Trash People sind schon ganz schön rumgekommen. Natürlich waren sie in Köln, wo HA Schult wohnt. Aber sie standen auch schon auf dem Roten Platz, auf der Chinesischen Mauer und bei den Pyramiden. Ich war eigentlich zur Vernissage eingeladen, aber es sieht so aus, als habe die Post meine Einladung verschlampt. Naja, ich war ja auch erkältet und hätte mich wahrscheinlich dort eh nicht so wohl gefühlt, wie auf meinem Siechenlager.

Hier ein paar Impressionen für die geneigte Leserschaft:






Eine dieser Figuren alleine wäre wahrscheinlich ziemlich langweilig und wenig bemerkenswert. Als Tausendschaft wirken die Müll-Menschen allerdings, wenn schon nicht schön, so doch wenigstens beeindruckend.

Ach ja:

Das Wort queue ist das einzige Wort in der englischen Sprache, welches immer noch so ausgesprochen wird, wenn man die letzten vier Buchstaben entfernt.

Sunday, March 25, 2007

Noch ein Alipius!

Ich habe neulich eher so aus dem Augenwinkel in irgendeinem Buch den Namen "James Alipius Goold" gelesen. Da die traditionelle Schreibweise meines Ordensnamens "Alypius" ist, war ich natürlich ziemlich begierig herauszufinden, wer der andere Nonkonformist war.

Und siehe da: Alipius Goold war nicht nur ein Ordensmann (Augustinermönch), sondern auch der erste Bischof (1848-1874) und Erzbischof (1874-1886) von Melbourne. Geboren in Irland, studierte er in Rom und Perugia, bevor er nach seiner Priesterweihe 1835 um die Erlaubnis bat, in New South Wales auf Mission zu gehen. 1838 erreichte er Sydney und machte sich gleich fromm und fleißig ans Werk, baute Schulen und Kirchen. Als 1847 die Diözese Melbourne errichtet wurde, ernannte Papst Pius IX Goold zum ersten Bischof. Die Weihe wurde erst im August 1848 vollzogen. Dann reiste der Bischof nach Melbourne (996 km in 19 Tagen in einer Kutsche) und wurde am 8. Oktober dort installiert. Angeblich fand Goold in seiner Bischofstadt nur zwei Kirchen (oder besser Versammlungsorte in Privathäusern) und in der ganzen Diözese nur vier Priester, dazu weder Nonnen noch Mönche. Der Bischof spuckte in die Händeund 13 Jahre später gab es allein in Melbourne 65 Kirchen. Goold versuchte auch, ein Seminar und Noviziat der Augustiner in Melbourne einzurichten. Seine irische Provinz gab zwar die Zustimmung, dennoch dauerte es bis 1940 bis der erste Australische Augustiner geweiht werden konnte.

1870 nahm Goold am ersten Vatikanischen Konzil Teil. 1874, noch in Rom, wurde er zum Erzbischof ernannt und seine Diözese entsprechend zum Metropolitansitz erhoben.

Bischof Alipius schreckte vor öffentlicher Debatte nicht zurück, besonders wenn es um das Thema der katholischen Erziehung und Schulen ging. Er sprach sich mehrmals gegen die, wie er sie nannte "obligatorische gottlose Erziehung" staatlicher Schulen aus und schien sich damit nicht nur Freunde gemacht zu haben.

Im Jahre 1882 kam es zu einem Mordanschlag. Der geborene Ire Peter O'Farrell, offenbar ein alter Bekannter, näherte sich dem Erzbischof, während dieser in Begleitung eines weiteren Mannes einen Spaziergang machte und feuerte auf ihn. Goold überlebte. Eine offizielle Begündung für das Attentat konnte ich bisher nicht finden. Allerdings ergab ein bißchen Herumgoogeln Folgendes: O'Farrell hatte einen Bruder, Henry James, der sich in Melbourne auf das Priesteramt vorbereitet und auch schon die Diakonweihe empfangen hatte. Nach einem Disput mit Bischof Goold im Jahre 1855 wurde von der Priesterweihe abgesehen und O'Farrell wurde Geschäftsmann. Einige Schicksalsschläge trieben ihn in Schulden, Alkoholabhängigkeit und Paranoia. Sein irischer Nationalismus führte schließlich dazu, daß er 1868 ein Attentat auf den Duke von Edinburgh ausübte, welches dieser überlebte. Obwohl der Duke sich - unter Hinweis auf die offensichtliche Geistesverwirrtheit des Täters - für eine Schonung von O'Farrells Leben aussprach, wurde dieser einen Monat später durch den Strick hingerichtet. Naja, man könnte also vermuten, daß Peter O'Farrell seinen Bruder rächen wollte und in Goold den Auslöser der Misere sah, weil unter dem damaligen Bischof Henry James' Priesterweihe nicht zustande kam. Glücklicherweise sandte die Vorsehung dem Erzbischof einen Attentäter, der ein ebenso ungenauer Schütze war wie sein Bruder.

Soviel zu meiner kleinen Geschichtsstunde und zu Erzbischof James Alipius Goold. Zum Abschluß noch ein uraltes Photo, auf dem man den Bischof irgendwie grade noch erkennen kann.


Alles Liebe,
Alipius

Thursday, March 22, 2007

Die Pius-Frage

Das Mindszenty-Debakel machte den von den Kommunisten verfolgten Kardinal in Europa zum Helden. Das hatten die Sowjets sich natürlich ganz anders vorgestellt. Daher gingen sie beim nächsten Schritt dann ein wenig geschickter vor und warteten, bis das auserkorene Opfer - Papst Pius XII - gestorben war. Denn: "Tote können sich nicht wehren!" So lautet ein KGB-Zitat, welches ich immer lese, wenn Ion Mihai Pacepa, Kopf des rumänischen Gehimdienstes bis zu seiner Flucht 1978, über die Entstehung von Hochhuths "Stellvertreter" berichtet. Ein schauriges, ganz und gar nicht unglaubwürdiges Drama über Täuschung, Haß und Rufmord. Links zu Artikeln über diese umstrittene Geburtsgeschichte gibt es viele, daher verweise ich jetzt nicht von hier nach da, sondern empfehle den Interessierten, einfach mal "Pacepa", "Seat 12", "Pius XII", "Stellvertreter" und/oder "Hochhuth" in beliebiger Kombination zu ergoogeln.

Und selbst wenn der "Stellvertreter" ganz ohne kommunistische Hilfe zustande gekommen sein sollte: Das Werk hat einem bis zu diesem Zeitpunkt Namenlosen quasi über Nacht aufgrund einiger gewagter Behauptungen zu weltweitem Ruhm verholfen und einen ungeheuren Wirbel ausgelöst. Die Nachwirkungen des "Stellvertreters" sind allen bekannt. Schließlich tobt die Debatte über den Papst immer noch, während der Jahrtausendwende angeheizt durch einige weitere Meisterleistungen der Parasiten-Prominenz ("Ich stell' mich ins Rampenlicht, indem ich mich am Vermächtnis Verstorbener prominent sauge"): "Der Papst, der geschwiegen hat" von Cornwell; "Amen", Stellvertreter-basierte Anti-Pius-Verfilmung von Costa-Gravas und natürlich Goldhagens Slapstick-Nummer "Hitlers willige Vollstrecker" mit ungefähr so vielen historischen Ungenauigkeiten und Fehlern wie Seitenzahlen und der unsterblichen "Kardinal Faulhaber"-Untertitelung eines Photos, auf welchem Nuntius Orsenigo abgebildet ist. Hausaufgaben machen, wenn man die Kirche in den Dreck ziehen will? Wozu datt den?

Ich habe mal versucht, Leute zu finden, die sich schon vor 1958 vernehmbar gegen Pius XII aussprachen. Das ist mir nicht wirklich gelungen. Leon Poliakov und seine Vichy-Kritik stehen ziemlich einsam da. Stattdessen scheint es, als sei der Papst bis zum Erscheinen des "Stellvertreters" bei Christen und Juden gleichermaßen als rechtschaffener Mann bekannt gewesen. Albert Einstein, Golda Meir, Pinchas Lapide, Chaim Weizmann, Israel Zolli (Oberrabbiner von Rom während des Krieges; konvertierte nach dem Krieg zum Katholizismus und nahm den Taufnahmen Eugenio an), Moshe Sharett und andere mehr dankten dem Papst zu Lebzeiten und nach seinem Tode für seine Taten während des Zweiten Weltkrieges. Lapide schätzte, daß der Papst insgesamt zur Rettung von 700.000 Juden beigetragen hat. Diese Zahl wird von anderen Stimmen angezweifelt.

Jetzt geht's seit Januar um jüdische Kinder aus Frankreich, die während des Krieges in Klöstern versteckt und dort auch getauft wurden. Von diesen Kindern wollte Pius XII angeblich nicht, daß sie nach dem Krieg wieder rausgerückt werden. Er schickte ein Schreiben an den Vertreter des Vatikan in Frankreich, laut Tagesschau.de "Eugenio" Roncalli (Hausaufgaben?), in welchem er seinen Punkt klarstellte (Und in dem Schreiben ist nicht von "nicht wieder hergeben" die Rede, sondern von Vorsicht und auch davon, daß die Kinder ihren Eltern oder Angehörigen, so sie sich melden, sofort zurückzugeben seien). Und erneut ist das Geschrei in beiden Lagern groß. "Nazi!" hier, "Übersetzungsfehler!" da. "Antisemit!" hüben, "Aus dem Zusammenhang gerissen!" drüben.

Was also ist die Situation, in der wir uns finden? Juden und Christen loben und schmähen den Papst. Papst-Feinde und Papst-Freunde werfen mit Zahlen, Zitaten und Zeugenaussagen um sich. Hochhuth sülzt plötzlich herum, was für ein toller Historiker der Holocaust-Leugner Irving ist. Männer und Frauen schreiben Bücher und Artikel über Pius den Zwölften, in welchen sie ihm vorwerfen, nichts oder nicht genug getan zu haben. Die Kirche peilt seit geraumer Zeit die Seligsprechung des Papstes an. Rauf und runter, hin und her, drunter und drüber.

Wenn ich mir die Stimmen der Kritik anschaue, dann stelle ich fest, daß all diejenigen, die Pius XII gegenüber den moralischen Hochsitz einnehmen, immer gleichzeitig ganz weit in die Konjunk-Tiefe abtauchen müssen, um ihren Aussagen Schubkraft zu verleihen. "Hätte, wäre, könnte". Und dann "Er hat nicht genug getan". Ja, liebe Leute, habt Ihr sie denn noch alle? Wenigstens HAT er etwas getan (außer sich in der kuscheligen Sicherheit des Elfenbeinturmes der "Intellektuellen" im westlichen Nachkriegseuropa zurückzulehnen und von dort aus selbstgerecht mit dem Finger auf andere - vorzugsweise mundtote - zu zeigen).

Spekulationen aus heutiger Sicht über das, was der Papst bzw. der Vatikan bzw. die Kirche hätten anders oder besser machen können mögen für den ein oder anderen ein hehres Unternehmen und inneres Verlangen sein. Es stellt sich jedoch die Frage nach dem letzten Ziel dieses Verlangens. Es kann ja eigentlich nur bedeuten, daß man glaubt, die Kirche habe einem Auftrag nicht entsprochen. Dann sollte man daran interessiert sein, daß die Kirche es in der Zukunft tut. Und der erste Auftrag, den die Kirche besitzt, ist, die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen, die Heiden zu taufen und die Sakramente zu spenden. Folglich dienten die Pius-Kritiker ihrem Ziel doch viel eher, wenn sie nicht in einer durch neue Informationen oder Zahlen oder Meinungen immer nur noch nebulöser werdenden Vergangenheit mit Stöckchen in Leichname stoßen und warten, ob sich was regt, sondern wenn sie stattdessen in der heutigen Zeit, die moralische Autorität und spirituelle Aufpäpplung so bitter nötig hat, den Menschen den Weg in die Kirche nicht nur weisen, sondern auch ebnen. Da ich davon aber nur wenig spüre, drängt sich mir der Verdacht auf, daß die meisten der Kritiker Papst Pius des Zwölften als letztes Ziel nicht mehr haben, als die Erhöhung der eigenen Person auf Kosten eines Mannes, der sich nicht mehr verteidigen kann.

Es sind viele Jahre vergangen, aber die Diskussion um den Papst ist immer noch heiß. Da ist es - vor dem Hintergrund steigender Sensationsgier und abnehmender Bildung - natürlich verlockend, sich mit einem hingeschluderten Anti-Pius- oder Anti-Kirchen-Werk mal nebenbei eine nette Einnahmequelle zu sichern, in gewissen Kreisen einen guten Namen zu erlangen, dicke Schlagzeilen zu bekommen und bei Bedarf auch noch der eigenen - meist jener der Kirche entgegenstehenden - Ideologie mit etwas Propaganda Schwung zu verleihen. Hier liegt die wesentliche Motivationsquelle für einen großen, wenn nicht den größten Teil zeitgenössischer Papst- und Kirchenkritik. Bei allem berechtigten Lamento über die Versäumnisse des Katholischen Klerus sollte man nie vergessen, daß es da draußen auch eine Horde zynischer Mammon-Jünger und Macht-Junkies gibt, die vor wenig zurückschrecken, wenn es darum geht, mit antikirchlichem oder antiklerikalem Geplärre erstens sich eine goldene Nase zu verdienen und zweitens der eigenen Ideologie zu mehr Macht zu verhelfen. Diese Leute sind aber immerhin clever genug, um mittlerweile durchschaut zu haben, daß sie nun an einem Punkt angelangt sind, an dem sie nicht mehr schweigen können. Denn es wird mit ihrer Herrlichkeit vorbei sein, wenn mal für ein paar Jahre Ruhe eintritt und den Leuten Zeit zur Reflektion und zur unvoreingenommenen Begegnung mit der Kirche gegeben wird. Sollte z.B. ein Pius XII plötzlich in einem positiven Licht dastehen, oder sollte die Kirche wieder als der mystische Leib Christi gesehen werden und nicht als eine Ansammlung von Individuen, dann könnte es plötzlich durchaus passieren, daß die Leute dem nächsten dahergelaufenen Autor sein "Mönche, Macht, Moneten, Mätressen: Die finstere Seite des Vatikan" oder sein "Papa trägt Frauenkleider: Eine Kardinalstochter berichtet" nicht mehr aus der Hand reißen, sondern ihn nur mitleidig anlächeln. Also immer hübsch weitergemacht mit der Kritik, egal wie haarsträubend und grotesk. Und Obacht, daß die Leute nicht anfangen, selbständig zu handeln oder - Schauder! - zu denken.

Ich entsinne mich eines Kommentars aus dem Jahre 1796, den ich irgendwo online gelesen habe. Der Autor bejubelte den Einmarsch der Franzosen in Bologna und freute sich darauf, das Napoleons Truppen bald den Vatikan einnehmen würden, um dann das Machtzentrum des religiösen Obskurantismus (oder so ähnlich) niederzubringen und dem Papsttum ein Ende zu bereiten. Wie die Zeiten sich ändern. Heute müssen wir beten, daß der Heilige Geist uns den Beistand schenkt, den wir benötigen, um die Menschen vom Obskurantismus der Kirchen- und Religionsfeinde zu befreien.

Diese Befreiung ist nötig, denn ohne sie werden weiterhin halbgebildete Schmierfinken Karikaturen z.B. von Papst Benedikt XVI veröffentlichen, auf denen er mit Hitler-Bärtchen zu sehen ist. Dann werden diese Leute sich zurücklehnen, die Arme verschränken und glauben, etwas für die Entwicklung der Menschheit getan zu haben. Und viele derjenigen, die die Karikatur sehen, werden zuerst lachen und dann den bösen Papst verfluchen. Ja, so einfach ist es, wenn man bereit und blöd genug ist, es sich so einfach zu machen.

Berechtigte Kritik an der Kirche gab es, gibt es und wird es immer geben. Aber diese Kritik ist nur dann fruchtbar, wenn sie erstens in dem Glauben an Christus gegründet ist, der uns von der Heiligen Schrift geschenkt und von der Kirche erhalten und überliefert wurde und wenn sie zweitens darauf zielt in der Kirche die Reparaturen vorzunehmen und nicht draußen zu stehen und auf die Risse im Mauerwerk zu zeigen. Das mag nach einem Widerspruch klingen, ist es aber nicht. Wer andere Wege geht, sei es den der Glaubenslosigkeit oder den des persönlich ausgelegten Glaubens, der eint nicht, sondern spaltet entweder sich alleine oder sich und seine geköderten Mitnörgler von der Kirche und somit vom Heil ab.

Wednesday, March 21, 2007

Fundstück der Woche


Fragt nicht...

Vorsicht! Kommt nicht so nah 'ran!

Ich bin erkältet!

In Rom ist es am Sonntag plötzlich eiskalt geworden. Außerdem superklammes Wetter, Regen, Hagel, alles halt. Also sitzt der Herr Alipius jetzt seit gestern Mittag mit dickem Schal um den Hals auf dem Zimmer, neben sich eine Tasse warmen Tee und eine Banane (man weiß ja nie, wann der Appetit wiederkommt) und langweilt sich so ein bißchen. Ein paar von den Jungs im College hat's auch erwischt und jetzt klingt es hier auf dem Flur ständig wie in der Wick-MediNait-Werbung.

Mein Kopf fühl sich an wie ein Rice-Crispie, daher gibt es auf am Römsten jetzt - wenn überhaupt - erstmal nur mittelmäßig anspruchsvolle oder interessante Beiträge. Diesen hier zum Beispiel.

Alles Liebe,
Alipius

Tuesday, March 20, 2007

Das waren noch Zeiten!

Ein Cartoon-Klassiker aus dem Warner-Bros-Repertoire für die Kinder und die Kindgebliebenen. Übrigens ist der Schurke in diesem Strip nicht jedermanns liebster Roadrunner-Jäger Wyle E. Coyote sondern Ralph Wolf. Unterscheidungsmerkmal: Die rote Nase.

Sunday, March 18, 2007

Der verlorene Sohn

Heute gab's mal ein Evangelium, das nun wirklich jeder kennt: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15, 1-3, 11-32):
    Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und ißt sogar mit ihnen.

    Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.

    Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: 'Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.'

    Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.

    Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Ja, dies ist in der Tat ein Text, der es Wert ist, immer und immer wieder gelesen zu werden.

Sagen kann er uns vieles. Mich sprechen immer sehr die Stellen an, an denen Neid und Stolz durchscheinen. Doch neulich ist mir zum ersten Mal ein anderer Gedanke gekommen: Wann erhält ein Sohn normalerweise sein Erbteil? Wenn der Vater gestorben ist. Was also der Sohn am Anfang des Textes zu seinem Vater sagt, ist nicht nur "Her mit der Kohle!", sondern auch "Du bist für mich gestorben!"

Wieviele Menschen gibt es heute, die von Gott jetzt schon alles verlangen, weil er für sie gestorben ist? Jedes Recht, jede Rechtfertigung, jede Unschuld, jede Freiheit, jede Gnade werden da in die Leben hineingeflochten und am Ende sitzen die Leute ebenso ruiniert da, wie unser Sohnemann aus dem Evangelium. Warum der Ruin? Am Herd und im Heim des Vaters sind nicht nur die familiären, sondern auch die materiellen Verhältnisse geordnet, wie später die Unterhaltung zwischen dem älteren Sohn und dem Vater zeigt. Dem älteren Sohn wird nicht deswegen die dicke Party verweigert, weil Papi ihn weniger mag, sondern weil er der Klügere war. Weil er derjenige war, der intuitiv seiner und des Vaters Natur entsprechend gehandelt und gelebt hat. Weil er derjenige war, der die Würde des Vaters und auch seine eigene Würde achtete.

Israel, ein versklavtes Volk, wurde unter Moses aus Ägypten geleitet und unter Josua (der in der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel "Jesus" heißt) in das gelobte Land geführt. Der Mensch, ein versklavtes Wesen, wurde durch Christi Tod und Auferstrehung rehabilitiert. Seither sind göttliche Gnade und ewige Seligkeit zum Greifen nahe.

Noch näher jedoch sind Sünde, Tod und Teufel, ständige Begleiter derjenigen, die zwar vielleicht den Verdacht hegen mögen, daß die Gesellschaft so, wie sie sich heute präsentiert, nichts weiter ist als die "Matrix", die aber auch zu feige sind, sich die rote Pille einzuwerfen, weil man ja nie wissen kann, ob das Leben als Mensch, der sich seiner und Gottes Würde bewußt ist, ebenso schön ist, wie das Leben als Sklave oder beinahe schon Tier. Glaubt mir, es ist nicht ebenso schön. Es ist unermeßlich schöner.

"γνῶθι σεαυτόν" mag die Inschrift des Apollo-Tempels in Delphi gewesen sein. Spätestens seit Christus solle das "Kenne Dich selbst" aber auch in jedes unserer Herzen geschrieben sein. Und zwar nicht im heidnischen oder freimaurerischen Sinne, sondern im Christlichen Sinne. Denn das konstante Geplärre von mir und meinen schwarzbekittelten Kampfgenossen will den Leuten ja nicht vorwerfen, daß sie Sünder sind, sondern es soll ihnen zeigen, daß sie besser sind, als sie es glauben und leben. Alle sind sie so gut und schön und geliebt, daß ihr himmlischer Vater jederzeit bereit ist, sie in die Arme zu schließen, sie in die prunkigsten Klamotten zu hüllen, sie mit Juwelen zu schmücken und ihnen zu Ehren das Mastkalb aufzutischen wenn sie mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern zurückkommen und sagen "Ich hab Mist gebaut".

Freiheit zu erringen indem man Throne verwaisen läßt ist ein erprobtes und von der Geschichte bestätigtes Vorgehen. Solange ein Mensch aber in seiner absolutistischen Ein-Mann-Monarchie der Dekadenz und Selbstgerechtheit, der Sünde und Ignoranz, des Neides und Triebes, der Ferne von Chrsitus und Kirche lebt, werden selbst die 50 Euro pro Monat, die er als Ausgleich für die eingesparte Kirchensteuer an ein Kinderentwicklungsprojekt in Afrika zahlt, nicht viel mehr als Blutgeld sein.

Christus hält jedem von uns in seinem mystischen Leib, der Kirche, die offene Hand entgegen. All diejenigen, die aus der Kirche ausgetreten sind, weil sie sich "aus diesem Gefängnis befreien" mußten, sollten nochmal genau hinschauen. Ja, sie sind durch das vergitterte Tor geschritten. Allerdings in die falsche Richtung.

Saturday, March 17, 2007

Bamberger Wochen, Teil 6

Schloß Seehof, etwa 5 km östlich von Bamberg gelegen, ist ein kleines Juwel der spätbarocken Baukunst. Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693) ließ die Anlage ab 1687 von Antonio Petrini als Sommerresidenz und Jagdschloss errichten, weswegen der Bau auch heute noch manchmal "Marquardsburg" genannt wird. Ober-Schönborn Lothar Franz ließ einen herrlichen Barockpark mit Wasserspielen anlegen, Neffe Friedrich Karl vollendete den Garten. Es kamen Orangeriebauten, Wachhäuser und Mauern hinzu. Unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (ein Gartennarr und Jagdfreund, über den ich vielleicht auch mal ein Bamberger-Wochen-Spezial schreiben werde) erlebte Schloß Seehof dann seine kurze aber heftige Blütezeit. Seinsheim zog sich oft nach Seehof zurück, um sich bei Theateraufführungen und Jagden ein wenig vom Bischofs-Job abzulenken. Der Fürstbischof ließ den Park in einen Rokokogarten verwandeln und die Parkfiguren von Ferdinand Tietz zu einer wahren Armee von 400 Exemplaren anwachsen. Von all der Pracht ist heute nur noch wenig erhalten. Seinsheims Nachfolger Erthal, erster "aufgeklärter" Fürstbischof Bambergs, ließ bereits die Hälfte aler Figuren beseitigen. Mit der Säkularisation 1802 und dem Ende der Bischofsherrschaft in Bamberg war dann für Seehof der Weg zum unaufhaltsamen Abstieg frei.

Das Schloß wurde 1842 an einen preußischen Husarenoberst von Zandt verkauft. Dessen Erben hatten dann große finanzielle Schwierigkeiten und verwandelten den größten Teil des Rokokogartens in landwirtschafltiche Nutzfläche. Dies brachte nicht die erwünschte Linderung, so daß es am Schloßgebäude zu Verfallserscheinungen kam. Tiefpunkt waren dann die späten 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, in welchen die Familie von Zandt-Hessberg das Original-Mobiliar des Schlosses in ganz großem Stil verhökerte, um nicht komplett zu verarmen. Der Staat Bayern konnte endlich 1975 dank eines neuen Denkmalschutzgesetzes eingreifen und Seehof vor der Pulverisierung retten. Heute ist der Park wieder leidlich betrachtbar und das Schloß füllt sich mit zurückgekauftem Mobiliar oder ansehnlichen Kopien.

Die Anlage ist sicherlich einen Besuch Wert, vor allem wenn man zu einer Zeit kommt, in der die Wasserspiele aktiv sind.

Thursday, March 15, 2007

Samstag in Assisi

Ja, wir waren am Samstag mit den Jungs vom Scotus-College in Assisi. Das Scotus-College ist das Gegenstück zum Scots-College in Rom auf schottischem Boden. Die Seminaristen haben uns für eine Woche besucht und sind heute wieder abgereist.

Assisi ist schon schön, aber wenn man, so wie ich, zum ersten Mal dorthin fährt und dann nur sechs Stunden dort verbringt, dann kriegt man natürlich nichts mit.

Naja, Max hatte die Kamera dabei und hat ein paar Photos geschossen.


Assisi ist ein hübsches kleines Städtchen auf einem Hügel...



... von welchem man in ein malerisches Tal hinunterblicken kann.



Der Herr Alipius tobt vor der Basilika des Heiligen Franziskus herum. In der Krypta der Basilika findet sich das Grab des Heiligen. Am anderen Ende der Stadt liegt die Basilika der Heiligen Klara mit ihrem Grab. Trivia-Fact: Klara verfasste die erste Ordensregel, die von einer Frau für Frauen gechrieben wurde. Und sie ist (wegen ihrer Visionen) Patronin des Fernsehens.



Da oben war's so stürmisch, daß ich streckenweise mein Sarockel unter dem Zingulum tragen mußte, weil ich sonst wahrscheinlich mit dem ständig wild herumflatternden, gestärkten Leinenstreifen einem Touristen die Kamera aus der Hand geschlagen hätte.

Sacramentum caritatis

Dies ist der Titel des neuen Nachsynodalen Apostolischen Schreibens von Papst Benedikt XVI. Es beschäftigt sich mit der Heiligen Eucharistie, bindet aber viele andere Themen mit ein.

Dieses Dokument ist für jedermann eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich mit seinem Glauben und seiner Kirche etwas vertrauter zu machen. Die Sprache ist verständlich, der Stil einigermaßen schnörkelfrei. Das Schreiben ist hilfreich für ein besseres Verständnis der Eucharistie und mag den Einen oder Anderen anregen, eine vertiefte Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten Altarsakrament zu entwickeln.

Als Teaser hier ein paar Zeilen aus Sacramentum caritatis:
    Eucharistie - Kausalprinzip der Kirche

    14. Durch das eucharistische Sakrament nimmt Jesus die Gläubigen in seine »Stunde« hinein; auf diese Weise zeigt er uns die Bindung, die er zwischen sich und uns, zwischen seiner Person und der Kirche beabsichtigte. Tatsächlich hat Christus selbst im Kreuzesopfer die Kirche gezeugt als seine Braut und seinen Leib. Die Kirchenväter haben ausgiebig meditiert über die Beziehung zwischen dem Ursprung Evas aus der Seite des schlafenden Adam (vgl. Gen 2,21-23) und dem der neuen Eva, der Kirche, aus der geöffneten Seite Christi, der im Schlaf des Todes versunken war: Aus der durchbohrten Seite - erzählt Johannes - floß Blut und Wasser heraus (vgl. Joh 19,34), ein Symbol der Sakramente. (30) Ein kontemplativer Blick »auf den ... den sie durchbohrt haben« (Joh 19,37) bringt uns zum Nachdenken über die kausale Verbindung zwischen dem Opfer Christi, der Eucharistie und der Kirche. In der Tat: »Die Kirche lebt von der Eucharistie«. (31) Da in ihr das erlösende Opfer Christi gegenwärtig wird, muß man vor allem erkennen, daß sich »ein ursächlicher Einfluß der Eucharistie ... an den direkten Ursprüngen der Kirche« zeigt. (32) Die Eucharistie ist Christus, der sich uns schenkt und uns so fortwährend als seinen Leib aufbaut. Darum ist in der eindrucksvollen Wechselwirkung von Eucharistie, welche die Kirche aufbaut, und der Kirche selbst, welche die Eucharistie realisiert, (33) die Erstursache jene, die in der ersten Formulierung ausgedrückt ist: Die Kirche kann das Mysterium des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus eben deshalb feiern und anbeten, weil zuerst Christus selbst sich ihr im Kreuzesopfer geschenkt hat. Die Möglichkeit der Kirche, die Eucharistie zu »verwirklichen«, ist ganz und gar verwurzelt in der Selbsthingabe Christi an sie. Auch hier entdecken wir einen überzeugenden Aspekt der Formulierung des Johannes: »Er hat uns zuerst geliebt« (vgl. 1 Joh 4,19). So bekennen auch wir in jeder Feier den Vorrang der Gabe Christi. Der kausale Einfluß der Eucharistie auf den Ursprung der Kirche verdeutlicht schließlich das nicht nur chronologische, sondern auch ontologische Zuvorkommen seiner Liebe, mit der er uns »zuerst geliebt« hat. Er ist in Ewigkeit derjenige, welcher uns zuerst liebt.
Und das nicht zu knapp.

Fast müßig, hier erneut einen Aufruf zu sofortiger Taufe bzw. umgehenden Wiedereintritt an den Mann zu bringen. Ich mach's trotzdem, damit die "Christus ja, Kirche nein"-Fraktion später nicht sagen kann: "Ooooch! Haben wir gar nicht gewußt!"


Alles Liebe,
Alipius

Tuesday, March 13, 2007

Vielleicht waren es ja auch ganz lange Stelzen...

Gefunden in der Online-Bild:
    Das Wunder vom See Genezareth: Jesus ging über das Wasser zum Boot seiner Jünger, um sie aus Seenot zu retten. So steht es in der Bibel – für Millionen Christen ein Beispiel der Kraft Gottes.

    Aber: War alles ganz anders? Forscher von der Uni Florida glauben, eine natürliche Erklärung gefunden zu haben:
    Jesus kam auf Eisschollen übers Wasser!

    Professor Doron Nof (62), ein renommierter Ozeanograph (erklärte bereits wissenschaftlich die Teilung des Roten Meeres durch Moses) untersuchte die klimatischen Bedingungen in Israel vor rund 2000 Jahren.

    Ergebnis: Damals war es in der Region im Durchschnitt drei Grad kälter als heute. Dadurch könnten im Winter plötzlich die Temperaturen sogar unter den Gefrierpunkt gefallen sein – Blitzeis.

    Folge: Auf dem See (im Norden von Israel) bildeten sich Eisschollen – dick genug, um einen Menschen zu tragen.
    Warum haben die Jünger von Jesus das nicht gesehen?
Sie waren wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt, Petrus zuzuschauen, der ebenfalls einige Schritte über das Wasser machte.
    Prof. Doron Nof: „Es war sicher unmöglich für weiter entfernte Beobachter, diese Eisstücke auf dem Wasser zu erkennen.
Genau. Besonders hartnäckig dem Auge des Betrachters haben sich natürlich die Schollen entzogen, auf denen Jesus stand, bevor er schließlich zu den Jüngern ins Boot stieg.
    Das ist möglicherweise eine Erklärung, wie der Bericht vom Wandeln Jesu über das Wasser zustande kam.“

    Hat die Bibel also unrecht?
    Prof. Nof: „Das zu beantworten, überlassen wir anderen.“
Darum möchte ich auch schwer bitten.

Ehrlich. Ich hab mich ja mittlerweile daran gewöhnt, daß der Mensch ein offenbar angeborenes Verlangen besitzt, seinen Namen in einem Massenmedium wiederzufinden. Aber muß es denn um jeden Preis sein?

Saturday, March 10, 2007

Warum wundere ich mich eigentlich noch?

Aus einer Besprechung von Franz Buggles 1992 erschienenen und 2004 erweiterten Werk "Denn sie wissen nicht, was sie glauben, oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann":
    Vor dem Hintergrund der weitgehenden Unbekanntheit der mehr als zweifelhaften Moralvorstellungen der Bibel leistet Buggles Buch radikale Aufklärungsarbeit. Natürlich ist seine Analyse einseitig auf die negativen Teile beschränkt, doch dies gibt er auch frei heraus zu. Eine Schrift, die Genozid bejaht, Krieg und Sklavenhaltung befürwortet, abweichendes Verhalten mit den grausamsten Strafen belegt usw. usf. ist als letztgültige Quelle menschenwürdiger Ethik ungeeignet. Obwohl dies für die meisten europäischen Menschen selbstverständlich sein sollte, sind angesichts der heutigen religiösen Situation wohl noch viele weitere Autoren nötig, die dies wie Buggle in aller Deutlichkeit, Härte und Konsequenz aufzeigen. Eine moderne, mit humanen ethischen Standards vereinbare Religion, sofern es den Bedarf nach ihr gibt, müsste nicht weniger tun als sich endgültig von der Bibel loszusagen.
Süß, oder? "Eine moderne, mit humanen ethischen Standards vereinbare Religion"? Ich bin so ratlos, wie Ihr es seid. Vielleicht ist die bewundernswerte Ehrlichkeit gemeint, mit der der Autor zugibt, sich nur auf das Negative zu konzentrieren, um sein Ziel zu erreichen. Das klingt ja schon mal nach einem anständigen Fundament für eine moderne Religion. Aber vielleicht ist ja doch etwas anderes gemeint?

Wir könnten ja mal katholische Priester, Mönche oder Nonnen fragen. Aber die haben in diesen modernen Zeiten leider zuviel Arbeit damit, den Menschen vor einer Loslösung von seinem Schöpfer zu bewahren; Christi Auftrag gemäß die Sakramente zu spenden und das Evangelium zu verkünden; Alten und Kranken in Spitälern und Heimen ein wenig Trost und Wärme zu bringen; Armen zu helfen; werdende Mütter vom Wert des in ihnen heranwachsenden Lebens zu überzeugen; die Familie als Nukleus der Gesellschaft zu retten und etliches mehr. Blöd, daß die einfach keine Zeit haben, über ethische Standards zu fabulieren. Dann säh die Welt sicher besser aus.

Der unSuggester

Wenn Ihr mal bei Amazon wart, dann wißt ihr, daß diese Seite Euch beim betrachten der Produkte, die Euch interessieren, Vorschläge macht: "Leute, die dieses Buch/diese CD gekauft haben, haben auch folgende Produkte gekauft".

Library Thing hat diese Idee genommen und auf den Kopf gestellt: Ihr gebt den Titel eines eurer Lieblingsbücher ein und die Seite sagt Euch, basierend auf den Benutzerdaten, welche Bücher ihr garantiert entweder nicht habt oder nicht mögen werdet.

Ich habe es mal mit der Bibel, mit Augustinus' Bekenntnissen und mit Sterne's "Sentimental Journey" probiert und in der Tat besitze ich keines der Bücher, die in den Top 20 der Unsuggesstions auftauchen, was mich bei Titeln wie "Tiersprache: Die spirituelle und magische Macht großer und kleiner Kreaturen", "Sensationall geknüpfte Socken" oder "Die Erde, mein Hintern und andere große, runde Dinger" auch nicht wundert.

Probiert's mal aus.

Thursday, March 08, 2007

Ich lebe in einem Wunschbrunnen

Ich lebe in einem Wunschbrunnen,
eine Handbreit über dem Grund.
Ich lasse Luftbläschen steigen
und blinzle zur Sonne hinauf.

Ich lebe in einem Wunschbrunnen.
Eine zitternde, wackelnde Welt
wirf nach mir mit Wechselgeld
und stets denselben Sätzen.

Ich lebe in einem Wunschbrunnen.
Ein kleines Heim, aber mein.
Um mich herum regnet’s Kupfer und Nickel.
Tag für Tag, immer mehr und mehr.

Ich lebe in einem Wunschbrunnen.
Hier unten wird’s langsam eng.
Ich hoffe, bald sind alle Menschen
ewig jung, gesund, reich und schön.

Bamberger Wochen, Teil 5

St. Jakob, oberhalb des Bamberger Domes gelegen, ist eine ganz besondere Kirche. Äußerlich präsentiert sie sich recht spätbarock. Dies zurecht, wurde die Fassade doch 1771 unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim von Johann Michael Fischer renoviert. Die Statue des Hl. Jakob in der Nische über dem Portal stammt von Ferdinand Tietz, was erwähnenswert ist, weil er einer der Haus- und Hof-Künstler der Schönborn war und in deren Herrschaftsbereichen so ziemlich alles bildgehauen hat, was sich nicht rechtzeitig auf einen Baum retten konnte. Außer in Bamberg war er in Würzburg, Veitshöchheim, Trier und Speyer tätig.

Aber zurück zur Jakobskirche: Betritt man das Gotteshaus, herrscht erstmal großes Staunen. Denn St. Jakob ist die einzige fast vollständig erhaltene romanisch Kirche in Bamberg. Man steht, nachdem man sich aufgrund des Fassadeneindrucks auf Barock - je nach Neigung - schon gefreut oder schonend vorbereitet hatte, plötzlich in einer flachgedeckten Säulenbasilika aus dem 12. Jahrhundert, in der alles ganz unbarock schlicht, einfach und kahl ist. Trotzdem ist es eine bemerkenswerte und schöne Kirche. Und das sage ich, Mister "Okay, wir brauchen dringend noch 317 vergoldete Putten da drüben, es muß mehr Farbe an die Decke und wenn ich auf das Schnitzwerk des Chorgestühls gucke, wird mir immer noch nicht schwindelig". Müßt Ihr unbedingt sehen, wenn Ihr mal nach Bamberg kommt.

Monday, March 05, 2007

Ich liebe diese Stadt

Heute, 13:50 Uhr, Piazza di Spagna.

Ein Taxi hält, beide Hintertüren springen auf und aus dem Wagen steigen zwei blutjunge Geschöpfe weiblichen Geschlechts. Gekleidet in die übliche hautenge Lumpensammlung, die in Rom seit mittlerweile anderthalb Jahren der allerletzte Schrei zu sein scheint, werfen sie synchron lässig die Häupter zurück, so daß die lange, brünette Haarpracht dreiwettertaftmäßig weht. Die maskuline Hälfte der Stadt erstarrt und glotzt. Auf bis zu den Hälsen reichenden Beinen stolzieren die zugegebenermaßen wirklich bildhübschen Ladies drauflos. Die italienischen Hengste zeigen eine besondere Wertschätzung für die bis zu den Knien reichenden Schatten bzw. die Verursacher derselben, wobei die Körbchengröße bei einer der beiden Damen eindeutig plastikchirurgisch erzwungen ist.

Naja, ich bewundere das sich entfaltende Szenario und kann einfach nicht anders, als fett zu grinsen, ob der Berechenbarkeit meiner Geschlechtsgenossen. Und so gut wie jeder der schäumdenen Jünglinge, der mir zuerst in die Augen und dann auf den Klerikerkragen blickt, senkt das Haupt. Manche erröten gar ein wenig.

Ich liebe diese Stadt.

Saturday, March 03, 2007

Katholisch zu sein...

... bedeutet, eine Geschichte zu haben.

Im Falle von Europa ist diese Geschichte bekanntlich recht lang. Und recht holprig. Anfangs verfolgter Underdog, schwang die Kirche sich zur Mit-Herrscherin des Kontinents auf, gönnte sich nach der Katastrophe der Reformation noch zwei brokat- und gold-schwangere Jahrhunderte, sank dann unter dem Ansturm der Welterheller und Revolutionäre langsam danieder und fegt sich heute noch - irgenwie peinlich berührt, wie es manchmal scheint - den Staub von den Schultern.

Sie hat die Armen genährt und die Reichen hofiert.
Sie hat die Verletzten gepflegt und die Waffen gesegnet.
Sie hat die Schwachen geschützt und den Starken applaudiert.
Sie hat in Ketten gelitten und in Kerkern gefoltert.
Sie hat in Lumpen gedient und in Seide regiert.
Sie hat gehungert und gefressen.
Sie hat gesegnet und verdammt.

Sie hat das Evangelium verkündet und die Sakramente gespendet.

Die Kirche ist menschlich, weil der Mensch in ihr wirkt.
Die Kirche ist heilig, weil Christus ihr Haupt ist.

Dem Menschen kann man das Menschsein nicht austreiben. Aber wenn man es geschickt anstellt, dann kann man ja vielleicht dem Bedürfnis nach Heiligung den Christus austreiben. Man kann nicht zu einem Menschen sagen "Werde doch lieber ein Hund, wedele brav mit dem Schwanz und höre auf jedes Wort, das ich dir sage". Aber man kann einem Suchenden sagen "'Glaube doch lieber an dich, und wenn es dazu nicht reicht, dann bete wenigstens all das an, was ich dir verkaufen will, sei es materiell oder ideell". Was ist schließlich wichtiger? Die nächsten Generationen oder die nächste Wahl? Die schmerzliche Wahrheit oder die populäre Lüge? Die Seele oder das Geschäft?

Wenn heute, wie es scheint, nicht wenige Bürokraten in Brüssel und Politker in Europa von einem Abendland träumen, welches vom Christentum bereinigt ist, dann arbeiten sie nur auf ein Ziel hin. Sie wollen endgültig nur noch das gelten lassen, was sie an der Kirche kritisieren: Den Menschen. Der blümchengeschmückte Deckmantel totaler Religionsfreiheit und Ökumene ist da nur ein logisches Hilfmittel. Denn wenn Schwingungskristalle, Totempfähle und Vodoo-Puppen die gleiche Wertigkeit besitzen wie die Eucharistie, dann ist der Sieg errungen.

Die Bigotterie, die dahintersteckt, ist leicht zu erkennen. Das Menschliche in der Kirche ist untragbar. Das Menschliche in der Gesellschaft ist das Einzige, was zählt. Das Menschliche in der Kirche wird kritisiert, weil man im vagen Bewußtsein des Göttlichen die Buxe ziemlich voll hat und - statt den schweren Weg der Besserung zu gehen - sich dann doch lieber mit dem Bodenpersonal anlegt und so von der Relevanz der übermenschlichen Wahrheit ablenken und sie - für andere, vor allem aber für sich selbst - schmälern kann. Auch die Motivation ist durchschaubar. Man schneidet die Menschen von ihrer Geschichte ab, entwurzelt sie und stellt sie auf einen solch schwankenden Grund, daß sie erst gar nicht versuchen werden, schwere Gewichte zu heben und für sich persönlich etwas zu erringen, sondern sich gerne mit dem Leichten, dem Flüchtigen, dem Nichtigen, dem Käuflichen begnügen. Viel interessanter als die Bigotterie und die Motivation aber ist die Blindheit. Der Mensch, so schön und gut er ist, ist fehlerhaft, von Sünde geschwächt und mit einem Gewissen ausgestattet, welches ihn untentwegt über diesen Zustand informiert. Geheilt wird dieser Makel durch die Taufe, durch den Glauben an Christus und in der Begegnung mit Ihm in seinem mystischen Leib, der Kirche. Alles andere ist Augenwischerei, denn jede andere Hilfe kommt nicht von Christus und mag somit vielem dienen, sicherlich aber nicht dem Heil der Seele. Und wenn hier auf Erden der Mensch - eben aufgrund seines Menschseins - nicht einmal mit Hilfe der Kirche und in der Kirche einen Zustand erreicht, der ihn über das gewohnte Tümpeldasein gefallener Kreaturen gänzlich erhebt, wie soll es dann in einer Gesellschaft aussehen, die mit der Kirche die Stimme unseres Herrn größtenteils ausgeschaltet und den Menschen gänzlich seinem Menschsein ausgeliefert hat? Wie soll es in einer Gesellschaft aussehen, in der nur noch das zählt, was doch in der Kirche grade das Übel zu sein scheint? Und wer, wenn nicht die Kirche, soll die Stimme beisteuern, die den Menschen vor dem Menschen warnt, wenn der Mensch sich vergöttern will?

Der auf sich allein gestellte Mensch kann das Heil nicht erreichen.
Wenn Europa den auf sich allein gestellten Menschen will,
dann wird Europa das Heil nicht erreichen können.

Ich will nicht dramatisch mit Hilaire Belloc sagen "Europa wird zum Glauben zurückkehren, oder sie wird untergehen"... Ach, Mist, jetzt hab' ich's ja doch gesagt.

Naja, trotzdem ein schönes Wochenende!

Alles Liebe,
Alipius

Friday, March 02, 2007

Heute schon...


... für den Heiligen Vater gebetet?

Thursday, March 01, 2007

Christentum als Wertesystem = Reich des Antichristen

via zenit.

Cardinal Biffi sprach gestern als Prediger der diesjährigen Fastenexerzitien im Vatikan über „Die prophetische Warnung von Wladimir Sergejewitsch Solowjew“:
    ... „Es werden Tage kommen, in denen die Christenheit versuchen wird, die Tatsache des Heils in eine bloße Ansammlung von Werten aufzulösen.“ Um diese Worte des Philosophen kreisten die Ausführungen von Kardinal Biffi. Eine italienische Zusammenfassung war anschließend auf „Radio Vatikan“ zu hören.

    Solowjew hatte mit großer Weitsicht die Tragödien des 20. Jahrhunderts vorhergesagt. Der Fastenprediger erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass sich im Werk Solowjews der Antichrist als Pazifist und Befürworter der Ökologie beziehungsweise der Ökumene präsentiere. Er werde ein ökumenisches Konzil einberufen und den Konsens aller christlichen Konfessionen suchen, indem er allen ein wenig nachgebe. Die Massen würden ihn daraufhin feiern und ihm folgen – bis auf eine kleine Schar von Katholiken, Orthodoxen und Protestanten. Sie würden dem Antichristen antworten: „Du gibst uns alles, außer das, was uns interessiert: Jesus Christus.“

    Diese Erzählung, so der Kardinal, sollte uns zur Ermahnung gereichen. Heute liefen wir Gefahr, ein Christentum zu leben, in dem Jesus mit seinem Kreuz und seiner Auferstehung in Klammern gesetzt werde.

    „Beschränkten wir uns darauf, von Werten zu reden, die alle miteinander teilten, dann würden wir in den Fernsehsendungen und in den Salons größere Zustimmung erfahren. Dann hätten wir aber auf Jesus, auf die erschütternde Wirklichkeit der Auferstehung, verzichtet“, unterstrich Kardinal Biffi.

    Vor dieser Gefahr, Jesus hintanzustellen, stehe die Christenheit heute. Der Sohn Gottes könne nicht einfach in eine Reihe von guten Vorhaben übersetzt werden, die mit der vorherrschenden weltlichen Mentalität übereinstimmten. Das alles bedeute keineswegs eine Verurteilung der Werte; sie müssten jedoch einer aufmerksamen Unterscheidung unterzogen werden...
So arg viel ist dem gar nicht hinzuzufügen.

Frohes Fasten weiterhin,
Alipius

Bamberger Wochen, Teil 4

Das Bamberger Rahaus ist ein ganz besonderes Schmuckstück.

Im Mittelalter bildete die Regnitz die Grenze zwischen dem bischöflichen und dem bürgerlichen Bamberg. Das Rathaus ist mitten in diesen Fluß hineingebaut, als Zentrum einer Brücke, die beide Hälften der Stadt miteinander verbindet. Die Legende besagt, daß die Bischöfe den Bürgern zum Zweck der Errichtung eines Rathauses nichts vom kirchlichen Grund abgeben wollten und daß daher die Bürger einfach das Gebäude wenigstens so nahe wie möglich an den kirchlichen Grund heransetzen wollten und es kurzerhand im Fluß errichteten. Eine andere Version besagt, daß es irgendwie immer kleine Reibereien zwischen bischöflichem und bürgerlichem Bamberg gegeben hat und die kecken Bürger einfach in einer Art "In-your-face"-Aktion das Rathaus so nahe wie möglich an die Bischofsstadt heransetzten.

Was auch immer der Grund gewesen sein mag: Es hat funktioniert. Das heute sich größtenteils im Stile des Rokoko präsentierende Gebäude ist wunderhübsch und eines der Wahrzeichen der Stadt. Es beherbergt im Inneren ein sehenswertes Porzellanmuseum.