Ich habe neulich eher so aus dem Augenwinkel in irgendeinem Buch den Namen "James Alipius Goold" gelesen. Da die traditionelle Schreibweise meines Ordensnamens "Alypius" ist, war ich natürlich ziemlich begierig herauszufinden, wer der andere Nonkonformist war.
Und siehe da: Alipius Goold war nicht nur ein Ordensmann (Augustinermönch), sondern auch der erste Bischof (1848-1874) und Erzbischof (1874-1886) von Melbourne. Geboren in Irland, studierte er in Rom und Perugia, bevor er nach seiner Priesterweihe 1835 um die Erlaubnis bat, in New South Wales auf Mission zu gehen. 1838 erreichte er Sydney und machte sich gleich fromm und fleißig ans Werk, baute Schulen und Kirchen. Als 1847 die Diözese Melbourne errichtet wurde, ernannte Papst Pius IX Goold zum ersten Bischof. Die Weihe wurde erst im August 1848 vollzogen. Dann reiste der Bischof nach Melbourne (996 km in 19 Tagen in einer Kutsche) und wurde am 8. Oktober dort installiert. Angeblich fand Goold in seiner Bischofstadt nur zwei Kirchen (oder besser Versammlungsorte in Privathäusern) und in der ganzen Diözese nur vier Priester, dazu weder Nonnen noch Mönche. Der Bischof spuckte in die Händeund 13 Jahre später gab es allein in Melbourne 65 Kirchen. Goold versuchte auch, ein Seminar und Noviziat der Augustiner in Melbourne einzurichten. Seine irische Provinz gab zwar die Zustimmung, dennoch dauerte es bis 1940 bis der erste Australische Augustiner geweiht werden konnte.
1870 nahm Goold am ersten Vatikanischen Konzil Teil. 1874, noch in Rom, wurde er zum Erzbischof ernannt und seine Diözese entsprechend zum Metropolitansitz erhoben.
Bischof Alipius schreckte vor öffentlicher Debatte nicht zurück, besonders wenn es um das Thema der katholischen Erziehung und Schulen ging. Er sprach sich mehrmals gegen die, wie er sie nannte "obligatorische gottlose Erziehung" staatlicher Schulen aus und schien sich damit nicht nur Freunde gemacht zu haben.
Im Jahre 1882 kam es zu einem Mordanschlag. Der geborene Ire Peter O'Farrell, offenbar ein alter Bekannter, näherte sich dem Erzbischof, während dieser in Begleitung eines weiteren Mannes einen Spaziergang machte und feuerte auf ihn. Goold überlebte. Eine offizielle Begündung für das Attentat konnte ich bisher nicht finden. Allerdings ergab ein bißchen Herumgoogeln Folgendes: O'Farrell hatte einen Bruder, Henry James, der sich in Melbourne auf das Priesteramt vorbereitet und auch schon die Diakonweihe empfangen hatte. Nach einem Disput mit Bischof Goold im Jahre 1855 wurde von der Priesterweihe abgesehen und O'Farrell wurde Geschäftsmann. Einige Schicksalsschläge trieben ihn in Schulden, Alkoholabhängigkeit und Paranoia. Sein irischer Nationalismus führte schließlich dazu, daß er 1868 ein Attentat auf den Duke von Edinburgh ausübte, welches dieser überlebte. Obwohl der Duke sich - unter Hinweis auf die offensichtliche Geistesverwirrtheit des Täters - für eine Schonung von O'Farrells Leben aussprach, wurde dieser einen Monat später durch den Strick hingerichtet. Naja, man könnte also vermuten, daß Peter O'Farrell seinen Bruder rächen wollte und in Goold den Auslöser der Misere sah, weil unter dem damaligen Bischof Henry James' Priesterweihe nicht zustande kam. Glücklicherweise sandte die Vorsehung dem Erzbischof einen Attentäter, der ein ebenso ungenauer Schütze war wie sein Bruder.
Soviel zu meiner kleinen Geschichtsstunde und zu Erzbischof James Alipius Goold. Zum Abschluß noch ein uraltes Photo, auf dem man den Bischof irgendwie grade noch erkennen kann.
Alles Liebe,
Alipius
3 days ago
6 comments:
Und wieder hast Du, o Alipie mi, eine Bildungslücke geschlossen, von der ich gar nicht wußte, daß ich sie habe. Danke. :)
Jederzeit ;-)
Wo wir gerade Bildungslücken schließen:
Der Vokativ ist Alipi!
Voll wahr!
oi gevalt. peinlich. danke. :)
Hach. Geschichte und Vokativ. In diesem Blog wird dem Hirn doch noch was geboten!
Bin wieder da, mein lieber Alipius, Grüße aus dem Ruhrgebiet!
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