Monday, June 29, 2009

Der Bischof von Basel über das Konzil

Mehr Ehrlichkeit bitte!

In den vergangenen Wochen ist von journalistischer, aber auch von pastoraler Seite viel über Papst Benedikt geurteilt worden. Darunter befand sich auch viel Halbwahres, Unwahres und Verleumderisches. Der schlimmste Vorwurf behauptet, der Papst wolle hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückgehen. Ein solcher Vorwurf ist deshalb schlimm, weil er unterstellt, der Inhaber des universalkirchlichen Lehramtes würde die Autorität eines Konzils untergraben. Ein solches Urteil ist aber völlig verfehlt. Benedikt XVI. hat bereits als junger Theologe viel zum Konzil beigetragen. Wer ihn jetzt als Papst nicht nur aus den Medien wahrnimmt, sondern auch liest, was er sagt, wird feststellen, dass er sein ganzes Lehramt am Konzil orientiert. Wie muss man dann aber den genannten Vorwurf verstehen?

Nicht wenige haben eine Petition für eine uneingeschränkte Anerkennung des Konzils unterschrieben. Bereits diese Formulierung irritiert mich, weil ich niemanden - mich eingeschlossen - kenne, auf den dieses vollmundige "uneingeschränkt" zutreffen würde. Es mag genügen, einige willkürlich ausgewählte Beispiele zu nennen:
  • Das Konzil hat das Latein in der Liturgie nicht abgeschafft. Es hat vielmehr betont, dass im römischen Ritus der Gebrauch der lateinischen Sprache, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht, erhalten bleiben soll. Wer von den lautstarken Konzilsverteidigern hält sich daran "uneingeschränkt"?

  • Das Konzil hat erklärt, die Kirche betrachte den Gregorianischen Gesang als "den der römischen Liturgie eigenen Gesang" und er müsse deshalb "den ersten Platz einnehmen". In welcher Pfarrei wird dem "uneingeschränkt" nachgelebt?

  • Das Konzil hat die staatlichen Obrigkeiten ausdrücklich gebeten, freiwillig auf geschichtlich zugewachsene Rechte auf Mitwirkung bei Bischofswahlen zu verzichten. Welcher Konzilsverteidiger setzt sich "uneingeschränkt" dafür ein?

  • Das Konzil hat das Wesen der Liturgie als Feier des Pascha-Mysteriums und das Opfer der Eucharistie als "Vollzug des Werks unserer Erlösung" bezeichnet. Wie ist damit meine Feststellung zu vereinbaren, die ich in verschiedenen Pfarreien machen muss, dass der Opfergedanke völlig aus der liturgischen Sprache verschwunden ist und die Messe nur noch als Mahl oder "Teilen des Brotes" gesehen wird? Mit welchem Recht beruft man sich für diese schwerwiegende Veränderung auf das Konzil?

  • Wohl kein zweites Amt hat das Konzil derart neu gewichtet wie das Bischofsamt. Wie ist damit die weitgehende Relativierung dieses Amtes in der Kirche in der Schweiz unter Berufung auf das Konzil zu verstehen – so wenn z.Bsp. Hans Küng den Bischöfen ein Lehramt überhaupt abspricht und ihnen nur das pastorale Amt der Leitung lässt?
Diese Litanei liesse sich unschwer verlängern. Sie dürfte auch so zeigen, warum ich in der heutigen Auseinadersetzung um das Konzil mehr Ehrlichkeit einfordere. Statt anderen, zumal dem Papst, vorzuwerfen, hinter das Konzil zurückgehen zu wollen, wäre man gut beraten, über die eigenen Bücher zu gehen und zu überprüfen, wie man selbst zum Konzil steht. Denn nicht alles, was nach dem Konzil gesagt und getan wird, ist bereits deshalb nach (=gemäss) dem Konzil – auch im Bistum Basel nicht. Die vergangenen Wochen haben mir jedenfalls gezeigt, dass ein Hauptproblem in der gegenwärtigen Situation eine fehlende und teilweise sehr einseitige Aufnahme des Konzils ist – auch bei Katholiken und Seelsorgenden, die das Konzil „uneingeschränkt“ verteidigen. Diesbezüglich haben wir alle – mich wiederum eingeschlossen – noch einigen Nachholbedarf. Deshalb nochmals meine dringliche Einladung: Mehr Ehrlichkeit bitte!

+ Kurt Koch
Bischof von Basel

Saturday, June 27, 2009

Don't stop til you get enough...

Ich sitze grade bei uns im Computer-Zimmer und nebenan schaut sich Ignatius ein wenig das MTV Michael-Jackson-Tschüss-Special an. Jetzt laufen die ganzen Singles und ich muß mal eben offiziell klären, daß ich es schade finde, daß Michael Jackson tot ist. Arme Seele.

Ich war nie ein Super-Riesen-Fan von seiner Musik (und schon gar nicht von seinem Privatleben), aber ich finde andererseits, daß Songs wie "Don't Stop til you got enough", "Billie Jean" oder "Smooth Criminal" einfach rabenstark sind und verdientermaßen Evergreens sind. Vor allem "Billie Jean" (1983) hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Als es eben im Fernsehen lief, gab's erstmal den Expresszug entlang der Erinnerungsstraße in die Jugend. Irgendwie hat er uns ja doch alle erreicht, ob wir wollten oder nicht. Wer kennt nicht "Bad", "Thriller" oder "Beat it" (inkl. der Videos)?

Blöd, daß er so ein Alien war. Andererseits natürlich ideal zur Legendenbildung, die jetzt bestimmt ganz fett abheben wird.

Ich hatte in den letzten Jahren immer so ein wenig gewartet und auch gehofft, daß er nochmal aus der Hüfte kommt und mit einem richtig geilen Song aufwartet. Naja, jetzt hat er aufgehört, obwohl er sich ja eigentlich für eine neue Tour fitmedikamentieren wollte.

Wednesday, June 24, 2009

Ein kurzes "Hallo!"...

So, Ihr lieben "am römsten"-Junkies!

Ich bin jetzt seit einer Woche wieder im schönen Stift Klosterneuburg und es ist wohl Zeit, mal ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Erstmal meckern: Das Wetter? Kannste knicken! Dauerregen; landesweit schlagen erstens die Wellen der Flüsse und zweitens die Überflutungspanik hoch. Das ist verständlich, wird Österreich doch immer wieder von schweren Hochwassern heimgesucht (1991, 1997 und das "Jahrhunderthochwasser" 2002). Die Zeitung hat in ihren Wetter-Vorschau-Piktogrammen heute ein wenig Sonne beigemischt. Wollen mal abwarten.

Dann habe ich vorgestern mal eben einen Einbrecher im Stift überrascht. Ich bin nach dem Mittags-Chor nicht zu Tisch gegangen, sondern zurück ins Juniorat. Dort kam unsere Reinemachefrau ganz aufgeregt auf mich zu und fragte, ob wir momentan einen Gast mit Augenbrauen-Piercing hätten. Ich sagte "Nö" und fragte "Wo isser?" Sie sagte, er treibe sich irgendwo im Juniorat herum und war ganz aufgelöst. Ich bin dann mal durch die Räume und in der Juniorats-Küche stand dan tatsächlich so'n gepiercter, junger Labbes und ging durch die Regale. Er war hemdig genug um in mir keine großen Panik aufkommen zu lassen.

"Tach! Ich such'n Trinkglas." begrüßte er mich freundlich.

"Tach! Wer sind sie denn?"

"Ich bin der Sohn der Putzfrau."

"Richtig. Sie sind der Sohn unserer Putzfrau aus den Philippinen!"

"Nein! Quatsch. Der anderen Putzfrau."

"Ja, komm her, ich geb' Dir'n Glas!" Ich auf ihn zu, er nix wie weg, ich hinterher, aber: Talar! Das Ding verfing sich in meinen Beinen und ich leg mich so halb auf die Nase. Als die Stoffmassen endlich gerafft waren, hatte der Kerl schon zu großen Vorsprung. Mist.

Also ab zur Polizei zum Datenvergleich. Denn vor zwei Wochen war bereits schon einmal ein langfingriger Fremdkörper in unseren Hallen aufgetaucht. Der hat damals auch was mitgehen lassen. Ich fange also an, ihn zu beschreiben und der hilfreiche Gendarm winkt gleich ab. "Ja, das ist der gleiche Kerl! Beschreibung paßt." Verzweifelter Seufzer: "Warum haben sie den denn nicht festgehalten?" Ich erröte ein wenig. "Naja, Talar und schnell rennen..." Gestern erfahre ich dann, daß dieser Frechdachs doch tatsächlich an dem Tag, als ich ihn erwischte, morgens schon einmal im Haus war, erwischt wurde und abdampfte. Unglaublich. Naja, jetzt herrscht natürlich erhöhte Aufmerksamkeit im Haus.

Ich kann Diebe nicht ab. Klar, wenn ein Familienvater Nahrung oder vielleicht gar etwas Geld stiehlt, weil sonst zwei Kinder verhungern: Geschenkt! Aber so junges Volk, daß Geld für insgesamt drei Piercings und modische Klamotten hat, und dann in Klöster, in Pfarrhäuser oder bei alten Omis einsteigt, weil ein wenig Geld für die Disse oder ein paar E's her muß: Da bin ich unheimlich gut drauf zu sprechen und bekomm auch gar keinen roten Schleier vor den Augen. Sackpack.

Ansonsten bin ich natürlich ganz froh, wieder im Stift zu sein. Ich bin gleich mal als kleiner Hebdomadar eingeteilt worden (Anstimmen von Hymnen, Antiphonen und Psalmen beim Chorgebet, Ministrieren bei der täglichen Kapitelmesse), also bin ich schon wieder gut im Trott und habe mich auch an das Aufstehen um 5:30 gewöhnt. Die in Wien und Heiligenkreuz studierenden Mitbrüder haben alle noch ein paar Prüfungen vor sich, daher herrscht im Juniorat leichtes Zappeln und Zittern. Das habe ich natürlich vor einer Woche schon abgeworfen.

Wir werden in diesem Jahr fünf Novizen bekommen, was eine ganz anständig Zahl ist. Wir befinden uns eh seit einigen Jahren in der glücklichen Situation, daß die Nachwuchsrate die Sterberate übersteigt und wir uns daher ständig verjüngen. Ich bete immer ganz brav, daß es auch in Zukunft so bleibt.

Naja, da das Watter ja momentan nicht mitspielt, habe ich noch keine Photos gemacht (was ich mir eigentlich vorgenommen hatte). Wenn die Sonne mal wieder rausschaut, dann zieh ich los und knips Euch ein wenig was vom Stift und von Klosterneuburg.

Ach ja: Ladet Euch doch mal die Studie "Religiöse Sinnangebote im Web 2.0" (pdf) herunter und schaut auf Seite 64 (von 87) nach. ;-)

Laßt's Euch gut gehen, alles Liebe und bis bald!

Tuesday, June 16, 2009

Tja...

... jetzt wollte ich heute eigentlich noch schön viel bloggen. Aber ich war ziemlich alle vom Studieren und hab daher nur ein wenig den Sonnenschein genossen und ein ausgedehntes Mittagsschläfchen gehalten.

Das zweite Jahr des Theologiestudiums ist also vorüber. Alles ist gut gelaufen, die letzten Noten stehen noch aus, aber bestanden sind die Examen auf jeden Fall alle, und das auch eher hochanständig als schmachvoll. Also einmal kurz den Korken knallen lassen.

** plopp **

Gelernt habe ich wieder eine Menge. Ich muß schon sagen, daß ich es mit dem Angelicum gut getroffen habe. Vor allem die Tatsache, daß es eine vergleichsweise kleine Uni ist, macht das Studieren dort so angenehm. Die Professoren kennen einen wenigstens vom Sehen, meistens sogar mit Namen. Sie haben in der Regel auch außerhalb der Vorlesungsräume immer mal Zeit für ein Schwätzchen bei einem Espresso und scheinen grundsätzlich immer sehr um das Wohl der Studenten bemüht. Es gibt keinen, der einen während einer Prüfung ins Messer laufen läßt. Im Gegenteil: Wenn man zwischen zwei Noten hängt, gibt es in der Regel die bessere, was natürlich in Situationen wie 5.5 Punkte (durchgefallen) oder 6.0 Punkte (grade noch bestanden) einen gewaltigen Unterschied macht (Das beruht jetzt nicht auf persönlicher Erfahrung, sondern wurde mir von Betroffenen zugetragen ;-)


Hach, jetzt bleibt mir nur noch ein Jahr in Rom! Einerseits schade, denn ich fühle mich unter all den durchgedrehten Italienern irgendwie schon pudelwohl. Ich werde vor allem die goldsonnigen Herbsttage vermissen. Dann das feine Essen...


... hoppla!

Und dann ist Rom natürlich Rom. Sooooo viel zu Gucken und zu Staunen! Ich werde wohl erst, wenn ich Rom verlassen habe, zu schätzen wissen, wie es ist, mal eben rüberzulatschen zum Vatikan, oder über den Corso zu spazieren, oder zur Villa Medici raufzugehen, oder über den Gianicolo zu schlendern, oder in Trastevere Haustüren zu photographieren oder, oder, oder ...

** seufz **

Aber da ja noch ein volles Jahr Zeit ist, werde ich einfach versuchen, neben dem Studium auch aus Rom das Beste zu machen!

Und, ganz ehrlich: Zu Hause ist es natürlich immer doch noch am schönsten! Hach ja, mein geliebtes Stift Klosterneuburg... Wenn man mal nur nach den Kriterien geht "Zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tun", dann erscheinen mir sowohl mein Leben im Stift als auch die in etwas weniger als zwei Jahren anstehende Priesterweihe in der Rückschau nicht nur wie das schlüssige Ende einer langen Suche, sondern auch wie das Einfahren nud Vor-Anker-Gehen in einen Hafen. Gott sei's gedankt! Mann, hab ich den Guten Schöpfer lang warten lassen! Andererseits: "Zur richtigen Zeit..."

Also, Ihr könnt Euch schon mal darauf einrichten, daß Ihr so um Ostern 2011 herum ganz massiv für den krümelkleinen, mit verschüchterten Bambiaugen in die Gemeinde glotzenden Neupriester Alipius ein paar Gebete abzudrücken habt.

Naja... "Krümelklein"... Ihr kennt mich natürlich besser.

"Und was machen wir in diesem Sommer, Alipius?"

"Das, was wir jeden Sommer machen: Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen!"


Scherz beiseite: Mein weiterer Werdegang wäre vielleicht auch ein Grund, am römsten vorübergehend nur auf Eis zu legen und alle paar Wochen mal eine kleine Notiz abzuliefern, wie es denn so geht und steht. Vielleicht auch ein paar Photos oder so... Mal schaun. Wenn's Euch interessiert, wie's mit dem Herrn Alipius weitergeht, dann will ich mich wenigstens bis zur Priesterweihe blogmäßig nicht lumpen lassen und Euch auf dem laufenden halten.

Ich werde auch wie gewohnt versuchen, während des Sommers hin und wieder mal "Piep" zu sagen, also schaut ruhig mal vorbei.

Naja, viel mehr habe ich im Moment eigentlich nicht zu sagen. Ich danke nochmals herzlich für alle Gebete und guten Wünsche während der Examen! Hier ist ein Blumenstrauß als kleines Dankeschön:



Genießt den Sommer!

Alles Liebe,
Alipius

P.S.: Normalbetrieb auf am römsten wieder ab Anfang/Mitte Oktober!

Sunday, June 14, 2009

Das kann doch jetzt nicht...

Johannes hat momentan grippebedingt (gute Besserung!) keine große Lust, ein echtes Highlight entsprechend zu würdigen. Da spring ich doch kurz vor der Sommerpause gerne nochmal in alter "militans"-Tradition ein.



Für die Veröffentlichung dieses Photos sorgte offenbar Ferdinand Kainder, Leiter des Kommunikationsreferats der Diözese Linz, selbst. Somit ist er's selbst Schuld, somit ziehe ich dann auch die Samthandschühchen jetzt mal aus.

Ja, dies ist die "Moderne Monstranz"(©), die zum diesjährigen Fronleichnamsfest in fünf Linzer Pfarren verwendet wurde. Die (un-)gläubig staunenden Katholiken wußten wohl selbst nicht so recht, wie ihnen geschah, als man in der - nach Forrest Gump - Pralinenschachtel-Diözese ("Man weiß nie, was man bekommt") versuchte, ihnen ein mit einer Grillzange gehaltenes Fladenbrot als den zu verehrenden Leib unseres Herrn unterzujubeln.

Was zum Henker, Jungs? Ehrlich... WAS ZUM IN DREITEUFELSNAMEN VERFLUCHTEN HENKER???

Diese hilflosen, vielleicht in irgendeiner Hirn- und Herzenswindung tatsächlich gut gemeinten, aber dennoch so unendlich schlecht gemachten Versuche, die Kirche ums Verrecken (im wahrsten Sinne des Wortes) "ins 21. Jahrhundert" schleudern zu wollen, demonstrieren doch immer und immer wieder nur eines: Hier geht es um alles, nur nicht um unseren Herrn.

Oder, wie der Chfredakteur der Linzer Kirchenzeitung griffig formulierte: "Zu Fronleichnam steht das Brot – als Leib Christi – im Mittelpunkt. Die Besonderheit dieses Brotes ist, dass es in Gemeinschaft gegessen wird. Es wird gebrochen und ausgeteilt. Auch Hoffnung lebt vom Teilen." Ja, blah, toll. Setzen, sechs!

Wer glaubt, mit solchen Auswüchsen des offenbar immer noch virulent grassierenden Späthippietums auch nur eine Seele fester an Gott binden zu können, dem werden spätestens dann die Augen aufgehen, wenn die Leute wegbleiben, weil es anderenorts noch "moderner", "heutiger", "zeitgemäßer" oder häretischer zugeht.

Meine Fresse! Da haben wir in Rom einen Papst sitzen, der sich mit jeder Faser seines priesterlichen Leibes nach würdiger Liturgie und ebeso würdigem Kommunionsempfang und ebenso würdigem Umgang mit dem Leib unseres Herrn sehnt; der immer wieder - sei es beim Angelus, bei den Audienzen, in seinen Schriften - darauf hinweist, wie sehr Kirche und Glauben von der korrekten Einschätzung der Eucharistie und sorgsamer Liturgie leben; der sich nicht scheut, von einigen Leuten in die (ohnehin idiotische, da irreale) Kategorie "Der will zurück vor's Konzil" eingeordnet zu werden; der weiß, daß er sich nicht alle Welt zum Freund macht; den's aber nicht schert, weil er von einer anderen Wahrheit lebt.

Und dann kommen diese Jungs, die immer nach dem Neuen, dem Anderen, dem Hippen schielen, ohne es zu prüfen (denn "neu" und "anders" und "hip" alleine sind ja scheinbar schon Gütesiegel) und fallen dem Heiligen Vater in den Rücken. Schlimmer noch: Sie rotzen auf unser heiligstes Sakrament, weil es einfach zu verführerisch ist, mal wieder etwas "zu versuchen". Fladenbrot auf der Grillzange. Ich kann nicht mehr...

Lieber, hochwürdigster Herr Bischof Schwarz: Stellen Sie Sich vor Ihrem inneren Auge mich auf Knien Ihnen zu Füßen vor! Hab' nur eine Bitte: Greifen Sie zu einer extragroßen Mistgabel und bringen sie diese Scheune auf Vordermann!

Ein schönes Photo...


... von neuen New Yorker Erzbischof Timothy Dolan, vom Tage seiner Amtseinführung. Auf einem englischen katholischen Blog habe ich dieses Bild gesehen mit der Überschrift: "Timmaaaaay!" (South-Park-Gucker wissen Bescheid).

Meine Überschrift lautet: "Von dort, deswegen und dorthin!"

Endspurt

So, jetzt melde ich mich nochmal kurz mit einer kleinen Bestandsaufnahme und den weiteren Sommerplänen, insofern sie sich auf am römsten auswirken.

Fünf von sechs Examen sind durch und bestanden. Mir ist diesbezüglich besonders deswegen zum Jubeln zumute, weil ich in einem Examen ("Die prophetischen Bücher des alten Testaments"), wo alle immer rumunken und sagen, daß der Professor so streng ist und nie die Bestnote verteile, tatsächlich eben jene Bestnote abgesahnt habe. Träller! Manchmal denk ich mir, es wäre doch nicht so übel gewesen, hätte ich als Abiturient schon geschnallt, daß ein wenig Lernen sich immer lohnt... Naja, so wie ich damals für meine Faulheit bestraft wurde (Keine Panik: Ich hab schon das Abi bestanden, nur halt nicht so richtig toll), werde ich jetzt eben für den Fleiß belohnt.

Übermorgen (Dienstag) habe ich das letzte Examen, eine mündliche Prüfung in den Kardinaltugenden Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung. Die vierte Tugend im Bunde, Gerechtigkeit, wird im nächsten Semester in einem eigenen Kurs behandelt.

Also wird morgen nochmal ein strenger Büffeltag, am Dienstag werde ich nach dem Examen kurz durchhängen und dann mein Zimmer aufräumen und sommerputzen. Am Mittwoch verlasse ich dann gegen 11:00 Uhr das Haus und mache mich auf den Heimweg.

In Klosterneuburg stehen dann erst einmal einige Gäste an (auch Prominenz aus der Blogoezese (Ich schreib's jetzt doch so, sieht irgendwie katholischer aus mit dem "oe")). Auch die neuen Novizen werden nach und nach eintrudeln. Ich bin während der zweiten Juli-Hälfte in Deutschland, Familie, Freunde und Bamberg besuchen. Im August gibt es die Einkleidung der neuen Novizen und das Ablegen der kleinen und großen Professen. Im September haben wir dann ein internationales Chorherrentreffen in Mailand. Und Anfang Otktober geht's wieder zurück nach Rom, zum letzten Studienjahr.

Das wird komisch. Im nächsten Jahr muß ich wahrscheinlich alle drei Sekunden daran denken, daß ich all die jährlich wiederkehrenden Ereignisse und Feste in Rom dann für längere Zeit zum letzten Mal erleben werde. Nur noch einmal Erste Vesper des Ersten Adventssonntags im Petersdom. Nur noch einmal Fronleichnamsprozession vom Lateran nach St. Maria Maggiore. Nur noch einmal Thanksgiving-Party im North American College. Und grundsätzlich nur noch einmal "Wiedersehen" sagen und hoffen, daß es ein Wiedersehen gibt. Aber noch ist ja ein Jahr Zeit.

Ja, Blog-mäßig tut sich dann wieder etwas weniger. Ich werd' schon versuchen, hin und wieder mal "Tag" zu sagen und etwas zu schreiben. Ich nehm auch meine Kamera mit, also gibt's sicherlich ein paar Zuckerl aus Bamberg. Mal sehen. Die Quasi-Pause wird mir aber auch ganz gut tun, weil ich momentan blog-mäßig so'n bißchen ausgelaugt bin. Ich werd' natürlich trotzdem heimlich alle möglichen und unmöglichen 80er-Knaller sammeln, um Elsa beim Aufschlag zur nächsten Runde des "80ies-Ping-Pong" im Oktober ganz böse überraschen zu können... ** njäh-häh-häähhh **

Also, das war jetzt erstmal der Fahrplan. Ein offizielles "Sommertschüss" wird noch gepostet.

Schönen Rest-Sonntag Euch allen!

Friday, June 12, 2009

Waaaaaaaas?

Via yahoo-news:

Italien: Japaner mit 134 Milliarden Dollar im Koffer erwischt

Dem italienischen Zoll sind an der Schweizer Grenze zwei Japaner mit US-Staatsanleihepapieren im Nennwert von über 134 Milliarden Dollar (fast hundert Milliarden Euro) im Koffer ins Netz gegangen. Wie die italienische Finanzpolizei mitteilte, waren die beiden rund 50 Jahre alten Männer mit dem Zug von Italien in die Schweiz unterwegs.

Als sie im Grenzort Chiasso von italienischen Zollbeamten kontrolliert wurden, gaben die Männer an, nichts zu verzollen zu haben. Die Beamten kontrollierten trotzdem ihr Gepäck - und stießen unter einem doppelten Boden ihres Koffers auf 249 Anleihescheine der US-Notenbank Fed im Nennwert von je 500 Millionen Dollar sowie zehn sogenannte Kennedy-Anleihen zu je einer Milliarde Dollar.

Die beiden Schmuggler wurden festgenommen. Die Finanzpolizei prüft nach eigenen Angaben, ob es sich um echte Anleihen oder um Fälschungen handelt. Sollten die Papiere echt sein, müssen die Männer den Angaben zufolge mit einer Geldbuße von 38 Milliarden Dollar rechnen. Grundsätzlich ist es nicht strafbar, Geld über die Grenze zu schaffen. Bargeld und andere Bankdokumente wie Schecks, Aktien oder Anleihen, die über eine EU-Außengrenze ein- oder ausgeführt werden, müssen ab einem Betrag von 10.000 Euro aber beim Zoll angemeldet werden.


38 Milliarden Dollar Geldbuße? Was, ist das jetzt symbolisch gemeint? Oder müssen die dann in einer Pizzeria in Rom 639 Jahre lang den Abwasch machen? 38 Milliarden Dollar? ** röchel **

Naja, das Zeug wird wahrscheinlich nicht echt sein. Oder können mal so eben 134 Milliarden Dollar in Anleihen verschwinden und keiner merkt's? Und wenn es falsch ist, wer stellt sowas her? Iran? Nordkorea? China? Da muß doch mehr dahinterstecken! Das könnte ja noch eine lustige Geschichte werden...

Und es "Pongt" mal wieder...

Elsas vorgegebene Rubrik: Hymnen, lauthals mitzusingen und von hoher musikalischer Qualität.

Paul Wellers vegetarischer Sozialismus war mir zwar spätestens suspekt, als er mit 300£-Schuhen an den Füßen von der Internationalen sang, aber die Mucke konnte durchaus was.

Beweis: Die schöne Mitjohl-Hymne "Shout to the Top" aus dem Jahre 1984



Ja, das waren noch coole Sounds!

Priester

David hat einen schönen Artikel zum Thema "Priester" geschrieben.

Während der Lektüre fiel mir wieder etwas ein, das mich vor einigen Tage ein wenig in Unruhe versetzt hat. Auf einem tollwütig antikirchlichen und antiklerikalen Weblog aus Irland habe ich einen kurzen Artikel gelesen, der sich spöttisch mit dem nächsten Eucharistischen Weltkongress auseinandersetzt, der 2012 in Dublin stattfinden wird. Dieser sei deswegen radikalst abzulehnen, weil irischen Nonnen und Priester in der Vergangeheit Kinder in katholischen Heimen ruppig angepackt und sexuell mißbraucht haben.

Der Gedanke an sexuellen Mißbrauch von Kindern durch Priester ist für mich nur zu ertragen, weil ich mir einrede, daß es irgendwo in der Hölle einen besonders trostlosen Extra-Ort für diese Männer gibt. Aber ich hoffe nicht (oder bete gar), daß sie dahin kommen. Ich hoffe und bete, daß all die Priester, die Kinder vergewaltigen oder mißbrauchen, noch zu Lebzeiten eine Gelegenheit bekommen, dies wieder gutzumachen. Dieses Thema stimmt mich immer, wenn es mir begegnet, unendlich traurig.

Jetzt lese ich dieses irische Blog und es wird mit beiden Füßen über Absätze hinweg in die Kirche reingetreten, die ja momentan in Irland ohnehin am Boden liegt. Abgesehen von der in diesen Fällen von Seiten der Ankläger traditionell zur Schau gestellten Selbstgerechtheit, gesellt sich in diesem Text ein Ton hinzu, der so dermaßen von Genugtuung und Schadenfreude strotzt, daß mir ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf geht:

Das irische Weblog spricht sich - wie andere, vergleichbare Internetseiten - natürlich für eine säkulare und daher humane Gesellschaft aus. Ich frage mich nur, wo sie die Kompetenz hernehmen wollen. Denn ich zumindest habe noch keinen katholischen Priester oder Bischof getroffen (on- oder offline), der aus der Tatsache, daß Kinder von Priestern vergewaltigt wurden, eine solche Befriedigung seiner selbst, ja sogar schlecht verhohlene Freude gewinnt.

Daher meine Bitte an alle Katholischen Christen, die bei Kindervergewaltigung durch Priester genauso pissed off sind wie ich: Betet. Da haben wir alle mehr von. Klar, selbstgerechtes mediales Geplärre ist schöner, weil es einem das Gefühl gibt, "wichtig" zu sein. Aber wäre "wichtig" nur ein Gefühl, käme "wichtig" nur aus dem Bauch, dann wäre ich nicht auf dem Weg, mich weihen zu lassen.

Also betet. Betet für die Seminaristen; betet für die Ordensleute; betet für die jungen Priester und die alten; betet für Euren Bischof, für alle Bischöfe und auch und besonders für den Papst; betet für den Frieden und die Einheit in der Kirche. Laßt Euch nicht einreden, daß das Gebet keine Bedeutung und keine Wirkung mehr habe. Fallt nicht auf die Leute rein, die Euch erzählen wollen, all das Grauen auf der Welt zeige, daß Beten nichts nutzt, ja, daß Gott nicht existiert. Wenn Ihr schon Zweifel braucht, dann denkt lieber darüber nach, ob Gott nicht all die Menschen, die sich in den letzten 60 Jahren dazu entschieden haben, immer weniger zu beten, so ernst nimmt, daß er ihren Rückzug in das gebetslose Dunkel und damit auch Ihr eigenes Sich-Abkapseln von seiner Gnade respektiert.

Wednesday, June 10, 2009

Seufz...


Ein Schimmer aus ewig vergangenen Tagen? Oder Rom im Jahre 2039?

Eleganz...


... ist keine Frage der Spezies!

"RUF MICH AHNNN...!"

So befahl es in den berühmt-berüchtigten, nachts auf privaten deutschen TV-Sendern geschalteten Telefonsex-Reklamen eine offenbar sehr bedürftige, grenzwertig dominante Maid dem leicht verwunderten Zuschauer. Drei Wochen später war mit Verwunderung schon Schluß, und das Gestöhne im Privatfernsehen war eher eine Art Hintergrundrauschen geworden, welches man nur noch wahrnahm, wenn irgendjemandem eine besonders belustigende Variante einfiel.

In meinem Grafiker-Job zu Düsseldorfer Zeiten haben wir irgendwann Schichtdienst eingeführt, weil die Kunden einfach so jenseits von Gut und Böse waren, daß sie uns nachmittags Arbeit für 12 Stunden schickten, die am nächsten Morgen fertig zu sein hatte. Also kam ich hin und wieder auch mal so gegen Mitternacht nach Hause, war aber nicht müde, sondern von der Arbeit noch ein wenig hektisch. Da habe ich mich dann gerne zum chillen mal noch für zwei Stunden vor die Glotze gehängt und einen Spätfilm oder Wiederholungen von ein paar albernen Serien gesehen. Leute! Was ich da in den Werbeblocks so alles zu Hören und zu Sehen bekam! Kann und darf man hier gar nicht wiederholen. Die Meisten werden's aber vielleicht eh kennen.

Ich persönlich fand mich jetzt gar nicht schräg angemacht oder peinlich berührt oder moralisch entflammt, wenn mir in den neuesten Telefonsex-Spots dürftigst bekleidete, junge Dinger surreale Befehle oder detaillierte Informationen über ihren hormonellen Zustand zujapsten. Ich fand's in der Regel immer schräg bis witzig, war mir aber auch darüber im Klaren, daß jeder, der auf diese Spots reinfiel, für sein Geld nicht viel bekäme (Ich sah vor meinem inneren Auge immer so die typische Telefon-Hetäre, die kaugummikauend mit auf den Tisch gelegten Füßen und zwischen Schulter und Ohr eingeklemmten Telefonhörer sich die Nägel lackiert und sowohl Interesse als auch Hornyness heuchelt). Da taten mir die Jungs, die solche Dienste in Anspruch nehmen müssen, schon immer ziemlich leid.

Naja, dann kam ganz schnell das Internet und hat so ziemlich alle meine Fragen über menschliche Gier, Dummheit und Rücksichtslosigkeit beantwortet.
    "Man kann sich jetzt den gesamten Inhalt des Internets bestellen. Auf 9257 CDs!"

    "Echt? Ist das nicht superteuer?"

    "Schon. Aber es gibt auch eine preiswertere Version. Acht CDs. Das ist dann aber nur der Internet-Inhalt ohne Porno- und Abzocker-Seiten..."
So lautet ein alter Gag, den ich vor zwei Jahren mal irgendwo gelesen habe.

Jetzt bin ich ja bei twitter und da bekomme ich fast täglich neue "Follower", die mir nichts weiter mitzuteilen haben, als daß sie ganz prima Bildmaterial von Britney Spears haben, welches zeigt, wie die junge Dame sich intensivst mit dem männlichen Körper im entkleideten Zustand auseinandersetzt. Kostet auch nur ein Schweindegeld und ist garantiert 'echt'.

Das muß nicht viel bedeuten. Aber irgendwie bedeutet es halt doch jede Menge. Im Privat-Fernsehen ist man jetzt soweit, daß man die Telefon-Stöhnerinnen offenbar vor die Kameras zerrt und sie im Rahmen irgendwelcher Phone-in "Quizshows" präsentiert. Da rufen Manni und Kalle doch gerne mal an. Gewinnchancen gleich "hättste wohl gerne", aber so lange die wohlgeformte Talent-Simulantin grenzhysterisch hin und her hopst und zeigt, was Mama ihr gegeben hat: Wen schert's! Leider rufen auch nicht selten Omis mit Schlafstörungen an, die glauben, sich die Rente ein wenig aufbessern zu können, stattdessen aber die Rente verzocken, weil sie nicht kapieren, wie teuer diese Anrufe sind und weil die Aussicht auf Gewinn so schön einleuchtend angepriesen wird.

In meiner Mailbox kommen immer wieder mal neben den üblichen "Leih mir Dein Konto und ich geb Dir 30% von 14,5 Millionen US$"-Abzocke Mails auch Panikmache-Botschaften an, die mir weismachen wollen, ich müßte doch bitte unbedingt meine Paypal-Kontoniformationen an die Adresse bauernfänger@nepp.org schicken. All dies ist mir so nachhaltig zuwider, daß ich mittlerweile der Meinung bin, daß nicht die Dummheit bestraft gehört (denn für die können viele Leute ja nunmal nichts), sondern der Versuch, die Dummheit so schamlos auszunutzen.

Klar: Im Leben klaffen Ideal und Wirklichkeit immer auseinander. Abzocke und das Ausnutzen von Doofheit und Geilheit ist älter als das Internet. Trotzdem bin ich nicht nur schwer enttäuscht über die oben beschriebenen Phänomene, sondern finde auch, daß alle, die sich aus der Anonymität des Internets heraus durch Lug und Trug bei Anderen bereichern, ziemliche Sackfratzen sind, für die man eigentlich auf Marktplätzen den Pranger wieder einführen sollte.

Tuesday, June 09, 2009

Hand oder Zunge?

Angeregt von einem einem kurzen twitter-Meinungsaustausch mogelte sich heute während des Lernens immer wieder eine Frage zu mir durch: Kommunionsempfang auf die Hand oder auf die Zunge?

Ich persönliche empfange auf die Zunge. Ich glaube - wie wahrscheinich die meisten oder vielleicht gar alle Leser dieses Blogs - an die Realpräsenz. Ich habe vor ungefähr 15 Jahren von Hand auf Zunge umgestellt, weil es mir der schlüssigste Weg schien, den Leib von unnötiger Verunreinigung fernzuhalten. Reicht ja, wenn der Priester die Hostie anfaßt. Der hat immerhin auch geweihte Hände.

Ich bin aber keiner von den "Sooooo viel heiliger als du!"-Leuten, die sich was auf Mundkommunion einbilden oder denken, daß alle Hand-Empfänger im Grunde Hostienschändung begehen.

Wo haben wir die Handkommunion her? Klar, es ist zum Teil ein "Zurück zum Urchristentum!". Schließlich stimmt es, daß früher einmal die Gläubigen die göttliche Speise in die Hand nehmen und sich in den Mund stecken durften [Update: Das sah aber wohl so aus, daß die Hostie auf die rechte Handfläche gelegt wurde, der Kommunizierende sie von dort direkt mit dem Mund weggeschnappt hat und die Hand danch gereinigt wurde. Frauen bekamen gar noch ein Korporale auf die Handfläche gelegt - Danke für den Hinweis, G.]. Dennoch bleibt die Frage: Wieso der Wechsel zurück? Erst einmal ist die Handkommunion ja im Grunde kurz vor, zeitgleich mit und nach dem Konzil durchgeboxt worden von Leuten, die an die normative Kraft des Faktischen glauben, wenn ich es mal so formulieren soll. Da wurde Rom einfach mit dem Phänomen plötzlich handkommunizierender Leute konfrontiert, einige um Korrektur bittende Briefe wurden ignoriert und irgendwann war der Brauch dann in einigen Gegenden eingerissen. Also veröffentlichte der Vatikan im Jahre 1969 Memoriale Domini (über die Art und Weise der Kommunionspendung), dessen Fazit sich auf folgende Umfrage unter allen Bischöfen der lateinischen Kirche stützt:
    Ist Ihrem Urteil nach dem Wunsche zu entsprechen, außer der herkömmlichen Weise auch den Ritus die Heilige Kommunion in die Hand zu empfangen, zu gestatten?
    Zustimmend: 567
    Ablehnend: 1233
    Zustimmend mit Vorbehalt: 315
    Ungültig: 20

    Sollten Experimente mit dem neuen Ritus in kleineren Gemeinschaften vorher erfolgen mit Zustimmung des Ortsordinarius?
    Zustimmend: 751
    Ablehnend: 1215
    Ungültig: 70

    Sind sie der Auffassung, dass die Gläubigen nach einer entsprechenden kathechetischen Vorbereitung den neuen Ritus gerne annehmen werden?
    Zustimmend: 835
    Ablehnend: 1185
    Ungültig: 128
Im Dokument heißt es weiter:
    Aus diesem Grunde sah der Heilige Vater – unter Beachtung der Bemerkungen und Ratschläge derer, die vom Heiligen Geist als Bischöfe eingesetzt sind, die Kirche zu leiten – unter Beachtung der Bedeutung der Sache und des Gewichtes der vorgebrachten Gründe – es als nicht angebracht an, die herkömmliche Weise der Austeilung der Heiligen Kommunion zu ändern. Aus diesem Grunde ermahnt der Heilige Stuhl die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen mit allem Nachdruck, dem geltenden und erneut bestätigten Gesetz mit Eifer zu folgen : sei es, weil diese Entscheidung auf dem Urteil des größten Teiles des Katholischen Episkopates gründet, sei es, weil der gegenwärtige Ritus der heiligen Liturgie dies so vorsieht, sei es schließlich, weil das gemeinsame Wohl der Gesamtkirche zu berücksichtigen ist.
Es wird aber auch ein Zugeständnis gemacht:
    Wenn aber irgendwo der entgegengesetzte Brauch, nämlich, die Heilige Kommunion in die Hand zu legen, schon überhand genommen hat, wird der Apostolische Stuhl, um den Bischofskonferenzen in der Erfüllung ihres pastoralen Amtes zu helfen unter Berücksichtigung der gegenwärtigen erschwerten Lage der Dinge, diesen Bischofskonferenzen die Last und den Auftrag erteilen, die besonderen Umstände – wenn solche vorhanden sind – zu erwägen, jedoch unter der Bedingung, dass jede Gefahr, sei es der Verringerung der Ehrfurcht, sei es des Einreißens falscher Meinungen von der Heiligsten Eucharistie, abgewehrt wird und unter der Bedingung sorgfältiger Beseitigung auch der übrigen Unzukömmlichkeiten.
Der Weg von diesem Dokument zur heutigen Realität scheint fast unfaßbar weit. Von in Ausnahmefällen geduldeter Handkommunion zu Müttern, die ihrem Baby die Hostie geben, weil es so süß die Hände danach reckt (selbst gesehen), zu Intinktionen, die so schlampig ausgeführt werden, daß Nonnen danach mit Tränen in den Augen das Blut vom Boden wischen und die Nacht zur Sühne betend in der Kirche verbringen (aus glaubwürdiger Quelle), zu gigantischen Brotlaiben oder pizzagroßen Hostien, bei deren Brechen der Heiland in Partikeln durch den ganzen Chorraum fliegt (auch selbst gesehen).

Ich werde mich hüten, die Handkommunion pauschal zu verurteilen, aber ich sehe auch, daß die vom Vatikan 1969 angesprochenen Gefahren der Verringerung der Ehrfurcht und des Einreißens falscher Meinungen von der Heiligsten Eucharistie nicht nur bei den Laien sondern leider auch in den Reihen der Priester Realität geworden sind.

Die Wunden wären natürlich mit einer gewaltsamen Wiederumstellung auf Mundkommunion zu heilen. Es bildeten sich aber sofort neue Wunden: Erstens wird das Kirchenvolk wegen Bevormundung auf die Barrikaden gehen. Zweites wird sehr schnell offenbar werden, wie viel Aufklärung über die Heiligkeit des Altarsakraments nötig ist.

Manchen Leuten mag die Diskussion über den Kommunionsempfang überflüssig oder gar lächerlich erscheinen. Ich wünschte mir auch, man könnte sie sich sparen. Sicher hat Jesus Hand- und Mundempfänger gleichermaßen lieb. Aber um diese Frage geht es ja gar nicht. Es geht nicht darum, was wir mit unserer Art des Kommunionsempfangs bei Christus auslösen: zufriedenen Nicken oder fassungsloses Haareraufen. Es geht darum, was wir bei uns als Individuen und von uns ausgehend in der Gemeinde und in der Orts- ja Weltkirche auslösen. Und da ist meine ehrliche persönliche Meinung (die sich natürlich auf eine gewisse empirische Basis stützt), daß die weltweite Verbreitung der Handkommunion zu einem Sinken der Ehrfurcht vor unserem Heiligsten Sakrament geführt hat. Und das wurmt mich schon ein wenig.

Monday, June 08, 2009

Bartolomé Esteban Murillo

Bartolomé Esteban Murillo (1617-1682) gilt als einer der bedeutendsten spanischen Barock-Künstler. Nach seinem "Durchbruch" in Sevilla im Jahre 1645, als er einige Leinwände für das Kloster St. Francisco el Grande anfertigte, die rasend Anklang fanden, arbeitete er zuerst für die Kathedrale in dieser Stadt und vertiefte dann später seine Lieblingsthemen.

Warum ich Murillo mag? Hallo-ho! Erstens BAROCK. Und zweitens PUTTI, und zwar nicht irgendwelche, sondern quietschkomische kleine Engelchen, die zum Teil alles machen, nur nich das, was sie eigentlich tun sollen und sich grundsätzlich immer sehr lebhaft und frohlockend gebären.

Hier zwei 'Imaculadas', eine 'Anunciación' und eine 'Asunción':


Imacolada: Geht schon hier los! Von den Vieren unten im Bild denkt keiner dran, mal den flatternden Umhang der seligen Gottesmutter zu halten, oder wenigtens so zu tun, als stütze man die Wolke. Nö, da spielt man doch lieber mit Lilien, Rosen und Palmzweigen herum und hält Schwätzchen.


Imacolada de Soult: Hier wird zwar ein wenig was für's Geld getan, aber trotzdem wirkt die Szene insgesamt eher wie ein munteres Versteckspiel, als wie seriöses Marien-Emporliften. Der Kleine unten rechts hat's auch sofort geschnallt und denkt sich 'Och, wenn's hier eh nicht so streng zugeht, dann kann ich ja auch einfach hier sitzen und aus dem Bild schauen...'


Asunción: Okay, auf diesem Bild sieht es wirklich ein wenig nach Arbeit aus, wobei aber auch hier der Versteckspiel-Eindruck bleibt.


Anunciación: Dieses Bild wäre auch ohne die Putti großartig: Der kniende Engel, die leicht verunsicherte Maria, der angedeutete Heilige Geist... Klasse! Mit den Engelchen ist es natürlich der Knüller. Meine Favoriten sind eindeutig die beiden Wilden oben rechts. Der Eine hält aufgeregt den Arm empor und schiebt sich so nahe an den Anderen ran, daß dieser aussieht, als falle er jeden Moment aus den Wolken: "Uähh! Paß' auf! Drängel nicht so!" Hübsch sind auch die beiden lässig die Situation evaluierenden Herrchen oben links.

Sunday, June 07, 2009

Diesmal fiel die Entscheidung leicht...

Kategorie "Kultweiber der 80ies"?

Elsa hat mit Kate Pierson und Cindy Wilson schon zwei der Besten für sich klargemacht. Da bleibt mir nur noch der Griff nach ganz schwerem Geschütz: Hier ist Debbie Harry bzw. Blondie mit "Atomic"!

[Leider nicht das Original-Video (Youtube-Sperre), sondern ein fan-gebasteltes...)

Twitter-Kritik

Vaticarsten hat mich (über twitter *grins*) auf einen ZEIT-Artikel aufmerksam gemacht. Dieser setzt sich kritisch mit dem Phänomen "twitter" auseinander und verlinkt seinerseits auf eine ZEIT-Glosse, die dies bereits auch schon tat und somit den Stein irgendwie ins Rollen brachte.

Die Jungs und Mädels bei der ZEIT sitzen tief im Schlammassel, denn die erste Kritik hat offenbar eine Welle der Gegenkritik beleidigter Twitterer hervorgerufen, die nun wiederum zum Artikel führt der sagt "Man wird doch wohl noch kritisieren dürfen".

Klar, darf man. Und die in der Glosse vorgebrachte Kritik stimmt inhaltlich größtenteils: Tweets sind 140 Zeichen lange Kurzinformationen, die auf twitter abgestellt und dort von den Mitgliedern gelesen werden, von denen man abonniert wurde, sprich, die einem folgen (followers). Daß 140 Zeichen nicht aureichen, um eine Würdigung von "Krieg und Frieden" zu verfassen, die "intentionale Inexistenz eines Objektes" bei Brentano zu durchleuchten oder die letzte Angelus-Predigt des Heiligen Vaters zu umreißen, leuchtet so ziemlich jedem ein. Da twitter neben seiner Begrenztheit auch noch für jeden Menschen mit Internetanschluß nicht nur erreichbar sondern auch benutzbar ist, stapeln sich dort die Belanglosigkeiten natürlich bis unter die Decke. Und das, so die ZEIT, nervt. Ja, schön, und?

Ich habe Keipengespräche verfolgt, die langweilig und banal waren, habe Zeitungsartikel, ja ganze Bücher gelsen, nach deren Konsum ich nur einen schalen Geschmack im Mund und ein gewisse Anzahl verschwendeter Stunden meines Lebens zu verbuchen hatte. Das nervt auch. Jetzt zeigt mir aber mal den Autor oder den Kneipengast, die dazu in der Lage sind, in 140 Zeichen halbwegs Interessantes zu kommunizieren. Die gibt's? Schau an! Ist es dann so schwer zu glauben, daß solche Leute auch auf twitter zu finden sind? Ich bin doch da nicht dabei, weil ich nichts besseres tu tun habe, als Dinge zu lesen, für die ich mich nicht interessiere oder Dinge von mir zu geben, in der Hoffnung, daß sie jemanden interessieren. Klar ist Aufmerksamkeit offenbar die "Währung" von twitter. Wenn einem 35 Leute folgen, ist man arm dran. Wenn einem 800.000 Leute folgen, ist man ein Star. Dabei geht's doch gar nicht darum, wie viele Leute einem folgen, sondern wie vielen Leuten man selbst folgt. Ich habe momentan etwas weniger als 20 in der Liste. Selbst, wenn sich nun das ganze Internet dazu entscheiden sollte, mir auf twitter folgen zu wollen, so bliebe die Liste der Leute, denen ich folge, kurz. Denn nur so behalte ich ja den Überblick. Was habe ich von der "Folgst du mir, folg ich dir"-Philosophie, wenn ich alles lese, was sich nicht rechtzeitig auf einen Baum retten kann und dann nach 5 Minuten unter gähn-induzierter Maulsperre leide?

Nee, ich bin bei twitter, weil es eine angenehme und gute Möglichkeit ist, mit Internet-Kumpels/-Freunden, an denen mir was liegt, schnell und dreckig Infos zu tauschen, ohne dabei auf den ganz großen Stil und die Erich-Fried-Preisverdächtigkeit achten zu müssen.

Für mich lesen sich beide ZEIT-Kritiken wieder ein bißchen so wie die Angst der "Intellektuellen" vor der Erstürmung ihrer Elfenbeitürme durch einen grenz-prolligen Web-Mob, der nach Schleifung der erhabenen Festungen der akkurat durchdachten und wohlformulierten Deutungshoheit wagt, auf schmutzstarrend gossiger Ebene Informationen auszutauschen, die ihm wichtig erscheinen, während die gestürzten Wort-Aristokraten - gestern noch Herrscher, heute schon nutzlos - heimlich und bei Nacht emigrieren. Aber selbst wenn's so käme: Wollt Ihr, liebe Journalisten, nur über die Folgen jammern (also die Stimme erheben, wenn's zu spät ist), oder wollt Ihr auch mal an der Wurzel ansetzen und fragen, warum die Generation der rüpelhaften Web-Deppen überhaupt erst enstehen konnte?

Wollt Ihr eintreten für eine Gesellschaft - und ich schlage das jetzt mal so spontan vor - in der Kinder heranwachsen, die nicht nur richtig schreiben und ihr eigenes Hirn benutzen können, sondern auch wissen, was Verantwortung und Repekt sind? Weil man ihnen früh beigebracht hat, daß man im Leben einiges haben kann, es sich aber selbst und mit fairen Mittel holen muß? Weil sie erkennen wie Papa und Mama einander treu bleiben, auch wenn's mal Sand im Getriebe gibt? Weil sie lernen, daß die Basis einer Ehe nicht der aufgrund von sexueller Kompatibilität für einen gewissen Zeitraum anhaltende "Kick" sondern eine lebenslange Verpflichtung dem Anderen und dem Nachwuchs gegenüber ist? Weil sie Eltern haben, die ihnen Dampf machen, wenn sie in der Schule lustlos und erfolglos abschnarchen? Weil sie erleben, wie Papi brav morgens das Haus verläßt und zur Arbeit geht, auch wenn er manchmal keinen Bock dazu hat? Weil sie sehen, wie Mami nicht nur einen Haushalt schmeißt, sondern sich ganztägig mit Liebe und Hingabe 2-4 Kindern widmet, auch wenn ihr dabei manchmal die Haare zu Berge stehen? Weil sie von Kindesbeinen an mit einer Lehre vertraut gemacht werden, die ihnen zeigt, daß es Bedeutenderes gibt auf Erden als die eigene Wichtigkeit? Nur zu!

Aber ich befürchte, daß es darum nicht geht. Wenn ich mir die Stand-up-Comedy Sprüche der Glosse durchlese ("All das [Getwitter] ist ungefähr so spannend, wie einer frisch gestrichenen Raufasertapete beim Trocknen zuzuschauen" oder "Selbst wenn in Hintertupfingen jemand einen Furz lassen würde, wäre man auf Twitter live dabei") dann liest sich das für mich eher nach einem Autor, dem es besonders auf zwei Dinge ankommt: Aufmerksamkeit und Follower.

Saturday, June 06, 2009

Rockfrauen-Pong!

Rockige 80er-Frauen, die es in die Hitparaden geschafft haben? Darauf kann es nur eine Antwort geben:


Ist leider nur die Musik, ohne Video. Wer die bewegten Bilder dazu sehen will, der gehe hierhin. Das ist das offizielle Video, auch bei youtube, aber mit unterdrückter Einbindungs-Funktion. Ich empfehle, unbedingt das Video anzuschauen, nicht nur wegen der wachgerufenen Erinnerungen, sondern auch wegen des extrem hohen 80ies Faktors, der Frauen-Power Tanz-Revolution und vor allem wegen des großartigsten italo-amerikanischen Sleazebuckets aller Zeiten (mit Goldzahn, Ohrring, Gelhaar, weißen Drieteiler und schwarzem Hemd).

Ach ja, zur Ehrenrettung (oder Klärung): Ich bin zwar ein ganz großer Fan des sophisticated Pop. Aber mir liegt die etwas härtere Gangart in der Musik auch gar nicht fern. Allerdings findet man auf Youtube von meinen favorisierten, etwas rauheren Bands (Pixies, Breeders, Sonic Youth, Smashing Pumpkins, Fatima Mansions) nicht so viel Material und wenn, dann ist es meistens schon aus den 90ern (Was z.B. bedeutet, daß ich Cannonball oder Saints (beide von den Breeders), zwei der größten Indie-Rock-Singles aller Zeiten, beim 80er-Ping-Pong offiziell nicht präsentieren darf). Grummel...

Yah-hah!

Bin heute morgen um 6:00 aufgestanden (worden), weil draußen großes Gewitter war. Dusche, Brevier, Messe, eine Tasse Kaffee und ein Glas frisch gepresster Orangensaft und dann gegen 9:00 ab zum Angelicum. Zwar fand das Christologie-Examen erst um 11:30 statt, aber den letzten Check des Lehrmaterials vor einer Prüfung mache ich immer gerne im Garten des Angelicum, gegenüber der Joseph-Statue unter den Mandarinenbäumen.

Ich habe in jedem Semester so ein "Angst"-Examen. "Angst" nicht im Sinne von totaler Panik, eher im Sinne eines "weiß nicht"-Gefühls. Ich bin mir dann meistens nicht sicher, ob ich die Materie wirklich so gut kenne, wie der Prof es gerne hätte. In diesem Semester war Christologie das gefürchtete Examen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals über 120 Seiten Vorlesungsnotizen für einen einzigen Kurs geschrieben zu haben. Also gab's sehr sehr viel zu büffeln, dies in sehr, sehr kurzer Zeit, da der Herr Alipius ein natural born Faulenzer ist und immer erst gegen Ende des Semesters mit dem Lernen beginnt. Das Gute war, daß ich für Christologie auch eine Arbeit schreiben mußte, die 50% der Note ausmacht ("Die messianischen Titel Jesu im Neuen Testament"). Und schriftliche Arbeiten scheinen irgendwie meine Spezialität zu sein.

Naja, heute komm ich also zum Examen rein und der Prof strahlt mich gleich zu von wegen wie prima ihm die Arbeit gefallen habe. Er müsse aber leider halt doch einen halben Punkt vom Bestergebnis abziehen, weil es irgendwo einen minimale Form-Ungenauigkeit gab...

Dann ab zur mündlichen Prüfung. Erstmal sollte ich meine Herangehensweise an das Thema der schriftlichen Arbeit erklären. Der Prof ist offenbar total darauf abgefahren, daß ich zu Beginn erst einmal die Begriffe "messianisch" und "Titel" definiert habe. Hab ich eigentlich weniger für die Arbeit als für mich selbst gemacht. Will schließlich wissen, worüber ich schreibe.

Danach legt der gute Mann mir die Daumenschrauben an und röstet mich auf kleiner Flamme zum Thema "Die Christologischen Konzile des 5. Jahrhunderts und die in ihnen bekämpften Häresien". An dieser Stelle einen heißen Dank an alle, die für mich gebetet und ein Kerzchen angezündet haben. Denn das war genau eines der beiden Themen, auf die ich mich am penibelsten vorbereitet hatte. Also extreme Punkte-Einheimsung. Dann noch ein kuzer Ausflug in die "Ontologischen, psychologischen und moralischen Implikationen der hypostatischen Union", wo auch alles reibungslos verlief.

Wenn ich den Professor am Ende der Prüfung richtig verstanden habe, dann wird er mir mindestens eine 1- oder eine 2+ oder was auch immer zwischen 1 und 2 liegt geben. Seufz! Da ging's mir aber erstsmal rosig!

Gleich nach dem Examen meldete sich dann knurrend der Magen und mir fiel ein, daß ich noch gar nichts gegessen hatte. Also zur Belohnung ab ins Il Buco. Dort große Wiedersehensfreude auf menschlicher und teigwariger Ebene (hab natürlich eine Portion Spaghetti al Pecorino inhaliert). Dazu ein Scallopine Marsala und vorweg einen Hauch Prosciutto mit Melone. Als ich ging, sagt ich dem Padrone, daß er mich wohl erstmal bis Oktober nicht wiedersieht, weil jetzt Sommer-Studienpause ist und so. Er rannte dann in die Küche und hat mir (weil er weiß, daß ich rauche) einen kleinen Haus-Ascher mit einem niedlichen aufgedrucken Motiv als Geschenk mitgegeben: "Damit sie uns nicht vergessen und nach dem Sommer auch hübsch wiederkommen!" (mit breitem italienischem Grinsen).

Man kann ja den Italienern einiges vorwerfen, aber ihre Lust am kurzen Schwätzchen, ihre Fähigkeit, für den Verzehr eines Espresso 25 Minuten zu benötigen, ihr Muttermilch-Katholizismus und ihre quasi-schmeichlerische Art, die doch irgendwie immer völig liebenswert und humorig erscheint: Das alles macht sie schon zu einem angehehmen Völkchen.

Okay, heute hab ich dann auch mal wieder Zeit, ein wenig zu bloggen und anderen Unfug zu treiben. Morgen laß ich es so halb-streng angehen (ist sclhießlich der Tag des Herrn) und ab Montag bin ich dann erstmal wieder in der Versenkung.

Thursday, June 04, 2009

Neulich in der Sportbar...

Atheisten...

... kommen mir natürlich besonders gelegen, wenn ich nicht nur für Theologie allgemein, sondern, wie im Moment, für Christologie büffele. Übermorgen steht das Examen an, aber meine Rübe droht jetzt schon zu platzen.

Daher schnappe ich mir jetzt mal (angeregt von Elsa) die Herren Atheisten, bzw. deren Aussagen zum Thema Atheismus und lege eine lockere Sparringseinheit hin, um nicht einzurosten.


Unterwegs durch Berlin mit einer atheistischen Stadtrundfahrt - Ein Hintergrundbericht von Karsten Huhn

Berlin (kath.net/idea)

Bis zum 18. Juni rollt ein Doppeldecker mit der Aufschrift "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott" durch 25 deutsche Städte. Weil die Verkehrsbetriebe von 17 Großstädten es ablehnten, Fahrzeuge mit der Atheistenwerbung einzusetzen, entschloss sich die "Buskampagne" selbst auf Tour zu gehen.

Organisiert wird sie vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (etwa 600 Mitglieder) sowie der Giordano-Bruno-Stiftung (etwa 1.600 Freunde und Förderer). Begleitet wird sie von einem Bus des evangelikalen Missionswerks "Campus für Christus" mit der Aufschrift "Und wenn es ihn doch gibt..." idea-Reporter Karsten Huhn war beim Start in Berlin dabei.

Zwölf Uhr mittags vor dem Roten Rathaus in Berlin. Zwei Männer stehen sich gegenüber. Der eine ist Carsten Frerk, Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes und nach eigener Aussage "Gottvater" der atheistischen Buskampagne. Der andere ist Andreas Bartels, Projektleiter des christlichen Missionswerkes "Campus für Christus". Zu beobachten ist ein erster Gesprächsversuch.

Bartels: "Wir haben ja viel gemeinsam."

Frerk: "Um die Fronten gleich mal abzuklären: Ihre Kampagne ist eine feindliche Übernahme. Sie klauen alles von unserer Seite. Ich sehe keine Gemeinsamkeiten zwischen uns." [Ganz klar: Ohne Religion wäre die Welt friedlicher]

Bartels: "Wir haben viel gemeinsam: Ein offener Atheist wird eher angefeindet. Das ist bei einem bekennenden Christen auch eher der Fall als bei jemandem, der lau ist."

Frerk: "Bekennende Christen werden als ein bisschen blöd angesehen – wie kann man nur direkt an die Bibel glauben [Weiß nicht, ich hab's mal indirekt versucht, aber das AI-Interface war irgendwie noch nicht ganz ausgereift]? Wir Atheisten gelten eher als grimmig oder böse [:-D]. Wir haben sogar überlegt, den Slogan zu nehmen: 'Mama, hol die Wäsche rein, die Atheisten kommen.' [Weiß jemand, wie mah ein "Gähn"-Emoticon macht?]. Wir denken übrigens darüber nach, ob sie nur in einem Abstand von drei Kilometern hinter uns herfahren dürfen." [Ähh, okay, tut das. Und laßt mich nach der Fahrt wissen, was ihr entschieden habt :-D]

Bartels: "Wenn Sie solche Schritte erwägen – tun sie’s."

Frerk: "Wir gucken uns jetzt mal an, wie Sie sich verhalten. Wir fahren keinen Kuschelkurs. Ich muss nicht alle Menschen lieben [In der Tat. Denn Du bist kein Christ. Die müssen nämlich alle Menschen lieben. Zwar tun sie's nicht immer, aber wenigstens haben sie ein Wort, an welchem sie sich immer wieder messen müssen und welches auf ewig bestand hat (Sprich: Welches nicht sekündlich umdefiniert wird, wie bei denen, wo der Mensch Gott ist)]."

Jetzt aber schnell in den Atheistenbus! An Bord sind drei Dutzend Sympathisanten [Dann doch so viele...], zwei Kamerateams vom ZDF und RTL, drei Fotografen und ein paar Schreiber. Platz wäre für 93 Personen. Ohne die Journalisten wäre der Bus ziemlich leer. Es ist ein Doppeldecker, wie ihn die Berliner Verkehrsbetriebe verwenden, Baujahr 1991, 204 PS. Er ist 11,53 Meter lang und mit einem Cabriodach ausgestattet.

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 70 Stundenkilometer. Reiseführer der "kostenlosen atheistischen Stadtrundfahrt" ist Michael Schmidt, Politologe, Jugendbildungsreferent und antifaschistischer Stadtführer. Er beginnt mit Franz Naunyn, Berliner Oberbürgermeister von 1848 bis 1850, Märzrevolutionär und Mitglied einer freireligiösen Gemeinde. Aha!

Doch schon stockt der Bus: 5.000 Tamilen demonstrieren heute vor dem Rathaus gegen die Politik in ihrer Heimat Sri Lanka. "Man könnte sarkastisch sagen: Gott ist kein Atheist und hat uns die Tamilen auf den Hals gehetzt, damit wir unsere Route nicht fahren können", sagt Reiseführer Schmidt. "Aber da wir nicht daran glauben, gehen wir davon aus, dass das ein dummer Zufall ist." [Ja, wie dann ja überhaupt alles ein dummer Zufall ist (was die Kategorisierung des Phänomens 'Atheistenbus' natürlich noch einfacher macht)]. Die Tamilen versperren die Straße, außerdem ist die Stadt grün-weiß, weil Werder Bremen im Pokalfinale steht. Der Bus schaukelt langsam voran.

Aufklärung, Freidenkertum und Humanismus sind die Grundlagen der säkularen Bewegung, erklärt Schmidt. Der Mensch steht im Mittelpunkt und kann sein Leben auch ohne Gott gestalten [Ein Recht, welches sich jeder dumme Zufall gerne herausnehmen darf. Und wenn's dann doch in die Hose geht (siehe gottlose Regime), dann findet sich schon irgendwo ein Sündenbock oder wenigstens eine Exkulpationsmaschinerie nach dem Motto "Das hat mit Atheismus ü-ber-haupt-nix zu tun"]. Der Bus steht im Stau und schafft etwa 100 Meter in der Minute. "Das ist totaler Mist", schimpft Schmidt. Er müsse einige Punkte von der Reiseroute streichen.

Drei Wochen soll der Bus unterwegs sein. Von Berlin geht es nach Rostock, Schwerin und Hamburg, weiter ins Münsterland, in den Ruhrpott, ins pietistische Württemberg und ins katholische Bayern, schließlich wieder nach Berlin. 50.000 Euro soll der "Heidenspaß" kosten, 42.000 Euro sind an Spenden schon eingegangen.

Es ist kurz nach halb eins. Der Bus befindet sich immer noch am Alexanderplatz. "Ich bin in der Zwickmühle", klagt Schmidt. "Stadtrundfahrt heißt ja, dass man das Medium ernst nimmt und wirklich da war. Sonst hätte man das ja auch im Park machen können." Schmidt referiert die Theodizeefrage: "Warum lässt Gott das zu?". Dann jammert er wieder: "So schöne Pläne und dann kommt die Realität. Leider haben wir keinen Hubschrauber." Der Bus schiebt sich langsam am Alexanderplatz vorbei.

Am Rosa-Luxemburg-Platz spricht Schmidt über die atheistische Jugendweihe, den Lebenskundeunterricht und den Internationalen Freidenkerbund. Und er erwähnt, dass die Schrift "Kirche und Sozialismus" der Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands Rosa Luxemburg (1871-1919) in der DDR nie erscheinen durfte. Der Bus hält kurz an einem roten Klinkerbau in der Danziger Straße. In dem ehemaligen Schulgebäude haben heute die "Jungen Humanisten" [Die "Ju-Hus"] ihren Sitz. Schmidt erzählt von den ersten weltlichen Schulen und vom Moral- statt Religionsunterricht in der Weimarer Republik. Ethik oder Religion? Die Diskussion gab es also schon vor 80 Jahren.

Und die Berliner? Die nehmen den Bus und seine Botschaft kaum wahr. Die Hauptstädter sitzen im Biergarten, lümmeln sich auf einer Wiese oder bummeln über Flohmärkte. Ein echter Atheist braucht keinen Atheistenbus.

Nächster Halt: Friedhof Pappelallee. Alle steigen aus. Am Ausgang des Friedhofs steht: "Schafft hier das Leben gut und schön, kein Jenseits ist, kein Aufersteh'n." Angelegt wurde der Friedhof 1848 von Berlins freireligiöser Gemeinde. Die Gemeinschaft verzichtet auf Wunder und Bekenntnisse. Ihr Programm waren Menschenrechte, Toleranz und Humanismus. Einst hatte die Gemeinde 4.200 Mitglieder. Irgendwann gab es eine Abspaltung. Und heute? Da passiert nicht mehr viel. Man betreibt Traditionspflege, es gibt Schautafeln und Broschüren – und etwa 40 Aktive. Schmidt erklärt noch das Grab einer Frauenrechtlerin und eines Sozialdemokraten, dann geht es zurück zum Bus. "Das war ja fast so langweilig wie in der Kirche", sagt ein Mitreisender, der der Giordano-Bruno-Stiftung angehört. [Nein, das war so langweilig wie auf einer Atheistenbus-Rundfahrt].

Das spürt auch Philipp Möller, der Pressesprecher des Atheistenbusses. Möller, 28, Grundschullehrer, Sohn eines katholischen Kirchenmusikers, ist eine Stimmungskanone. "Willkommen in unserem wunderschönen Atheistenbus", begrüßt er die Reisegruppe. Möller erzählt die Geschichte der Buskampagne. In allen Städten Deutschlands wurde die Werbung abgelehnt, also musste ein eigener Bus her.

Gott ist für Möller ein unsichtbarer Babysitter, Evangelikale sind durchgeknallte Christen, und das Leben nach dem Tod ist ein Produkt, das von den Kirchen vermarktet wird. "Mit Seide stopft man keinen groben Sack", [Richtig. Mit Seide kleidet man katholische Bischöfe ein] sagt Möller. "Deshalb braucht es Leute wie Richard Dawkins, die messerscharf argumentieren." [Time out: Ich glaube sofort, unbesehen und ohne Zweifel, daß ein Möller einen Dawkins für messerscharf hält. Man sollte aber hier nicht einen kompetenten Naturwissenschaftler zu einem irgendwie ansatzweise befähigten Atheismus-Denker hochstilisieren. Dawkins hat das große Problem, daß er seine Kategorien nicht verlassen kann. Er argumentiert von seinem Piedestal aus und bezieht Dinge in die Argumentation ein, die er nur von dieser Position aus kennengelernt hat. Er hat sicherlich bedeutend seltener, wenn überhaupt, jemals diesen Zweifel verspürt, der an gläubigen Menschen nagt, sie dazu bewegt, sich ernsthaft mit der Frage "Was wäre wenn..." auseinanderzusetzen, um dann zu erkennen, daß "Wenn" nicht existiert und daß man getrost auf Gott vertrauen darf. Dawkins weiß unterhaltsam zu polemisieren und halbwegs interessante Gedankenspiele zu präsentieren. Aber er hat metaphysisch kaum etwas zu bieten und kreist daher in der Regel um sich selbst. Messerscharf? Vielleicht in seinem Metier]. Der englische Evolutionsbiologe und Bestsellerautor ("Der Gotteswahn") steht hinter der Ursprungsidee der atheistischen Buskampagnen in Großbritannien.

Möller sehnt sich nach einem religionsfreien Leben. [Hey, Schätzchen! Das kannst du gerne haben und das scheinst du ja auch schon zu haben. Das respektiere ich gerne, wenn du irgendwann lernst und respektierst, daß es Menschen gibt, die sich nach einem atheistenbusfreien Leben sehnen. 'Aber ich muß ständig mit den Auswirkungen und Folgen der Religion leben, während die Christen nie wirkich mit Atheismus konfrontiert werden. Da ist der Bus nur gut und recht!' Pustekuchen. Du lebst mit den Auswirkungen der Religion als kultur-, indentitäts- und sinnstifendem Phänomen: Das Glockengeläut, das dich nervt; die Fronleichnamsprozession, die dir eine Straße versperrt; das Wort zum Sonntag, welches die nachfolgenden Sendungen um unerträgliche zehn Minuten nach hinten drängt; die Steuergelder, die nicht nur für Kirchenbauten und Pfaffengehälter, sondern auch für skandalöse Pompösitäten wie einen Papstbesuch verschleudert werden: All diese Dinge sind logische Folgen einer Konstellation, in der Menschen sich über positive Indikationen zu einem gemeinsamen Gut bekennen, einem Gut, dessen positive Auswirkungen auch den Spitzen einer Demokratie noch wertvoll genug erscheinen, um Kohle reinzustecken. Ihr Atheisten nervt mit eurem Dagegensein andererseits nur rum und langweilt, wie alle Menschen, die sich nur über das definieren, was sie nicht wollen. Aber das muß wohl so sein. Lautete der Slogan: "Ich bin für ein atheistisches Leben", dann könntet ihr euch dieses Leben ja selbst einrichten und damit zufrieden sein. Aber dann fiele der schöne medienwirksame Aspekt weg, der Öffentlichkeit garantiert und somit - ohne Gott muß man seinem Ego schon etwas mehr bieten - die Wichtigkeit]. "Ich stelle mich ja auch nicht in meine Klasse und sage eins plus eins ist drei – das steht so in meinem 2.000 Jahre alten Mathebuch." [Ja, Dawkins wirkt momentan in der Tat messerscharf. Daß eins und eins zwei sind liegt daran, daß, wenn man eine Menge X einer zweiten Menge X hinzufügt, sich die Zahl der in der Menge enthaltenen Objekte verdoppelt. Daß ist eine Tatsache, die schwer debattierbar ist. Wenn Gott sich dem Menschen offenbart, dann läßt er ihm zugleich die Freiheit, dieser Offenbarung und der mit ihr angebotenen Gnade entsprechend zu handeln. Zwei verschiedene Paar Schuhe. Daher sage ich auch nicht, daß Atheisten 'als ein bißchen blöd' angesehen werden, sondern denke eher, daß sie in der Regel halt noch einige Jährchen vor sich haben, in denen noch viel passieren kann]. Wer weiter glauben möchte, kann das selbstverständlich gerne tun – an das fliegende Spaghettimonster, an Kobolde, an was auch immer.

Wer glaubt, soll aber drei Regeln einhalten: [1] Glauben ist keine Wahrheit [Die nächste Lachnummer. Was ist denn dann Atheismus, wenn Atheismus sich gegen Objekt und Motiv des Glaubens richtet?]. [2] Und er darf nicht an Kinder weiter verkauft werden. [3] Übt Euch schleunigst in Toleranz! [4] Religion ist Privatsache. Sie muss privat finanziert und vom Staat getrennt sein. Wenn diese drei [?] einfachen Regeln ['Übt euch schleunigst in Toleranz' ist eine Regel?] eingehalten würden, gäbe es auch keine Buskampagne. Die Mitfahrer klatschen Beifall. Mittlerweile ist die Reisegesellschaft im Wedding angekommen. Zu besichtigen ist nun ein Krematorium, Berlins erste Leichenverbrennungsanstalt. Sie wurde 1912 auf Initiative der freireligiösen Gemeinde eröffnet.

Vor dem Krematorium kommt es zu einem kurzen Scharmützel zwischen Möller und einem Christen, der bis dahin inkognito an der Busfahrt teilgenommen hat. Die Diskussion wird schnell hitzig; es geht um nicht weniger als um die Gottesfrage. Es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Schließlich sagt Möller: "Auf diese Diskussion will ich mich nicht mehr einlassen." Alles marschiert zurück zum Bus. Möller zündet sich eine Zigarette an.

Sein Kampfgeist ist jetzt geweckt. Auf dem Weg zum Bus schleudert er eine Sentenz nach der anderen heraus: - Hätte die Kirche die Wissenschaft weiter so unterdrückt, würden wir heute alle mit 15 an Schnupfen sterben, weil wir nicht geimpft sind [Die Kirche hat die Wissenschaft nicht unterdrückt, sondern ihr nur Einhalt geboten, wo wissenschaftstheoretische Prozesse nicht eingehalten wurden oder wo eine Antwort direkt dem Glauben widersprach. 'Ja, aber man kann doch nicht einfach Menschen verurteilen oder gar töten, nur weil sie einem widersprechen!' Ja, das haben die Priester und Mönche und Nonnen während der Französischen Revolution, im Spanischen Bürgerkrieg und im kommunistischen Rußland wohl auch gedacht. Diese allerdings starben 200 bis 350 Jahre nach Bruno und somit in einer Zeit, in der die selbsternannten Förderer der Menschenrechte, der Demokratie und der Toleranz es doch eigentlich hätten besser wissen müssen]. - Theologie ist die Lehre von Gott, also die einzige Wissenschaft ohne Gegenstand [Nun ja, selbst wenn es eine Wissenschaft ohne Gegenstand wäre, so brächte sie doch immerhin noch größere Denker hervor, als diese Salon-Atheisten jemals sein werden]. - Wenn die Leute die Bibel wirklich lesen würden, gäbe es fast nur noch Ungläubige [Wenn die Leute diese Statements lesen, gibt's bald gar keine Ungläubigen mehr]. - Vielleicht sollten wir mehr Bibeln verteilen [Aber hallo!]. - Religion bringt den Menschen Frieden. Wer das nicht glaubt, wird gemobbt. [Oooccchhhh! Die armen, gemobbten Atheisten! Marginalisiert, an den Rand der Gesellschaft gedrängt, weggeschlossen und wie Aussätzige behandelt! Naja, wahrscheinlich braucht es auch hier den Glauben. Von Märtyrern höre ich jedenfalls in der Regel immer erst nachdem sie verhaftet, weggesperrt, gefoltert und getötet wurden].

Die Kirchen haben zu viel Einfluss, beklagt Möller. Gehälter und Aktivitäten werden zum Großteil vom Staat bezahlt. Die Kirchen liegen auf den Taschen aller, zugunsten der wenigen, die sie noch besuchen [Es profitieren bedeutend mehr Leute davon, als nur die Messbesucher]. Reiseführer Schmidt kommt noch mal zu Wort. Er zitiert Karl Marx' "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie". Die Arbeiterbewegung habe nun nicht mehr in der Kirche sondern im Sozialismus ihr Heil gesucht. Aber da hört kaum noch einer zu.

Der Bus fährt nun Richtung Bertolt-Brecht-Haus. Der Dichter wird als Prophet einer atheistischen Welt angekündigt.

Das ist also alles, was der Atheismus zu bieten hat: Einen Friedhof, ein Krematorium und das Brecht-Haus. Es ist halb vier, der Bus nähert sich wieder dem Ausgangspunkt am Roten Rathaus.

Möller weist auf den Bus der Konkurrenz hin. "Und wenn es Gott doch gibt...", steht darauf. "Wenn es Gott doch gibt, dann haben wir alle am Lebensende ein ziemlich großes Problem", sagt Möller [Das habt ihr jetzt schon]. "Aber vielleicht will Gott ja auch, dass wir nicht an ihn glauben." [Klar. Wer sich mit der Materie nicht beschäftigt, der wird auch keine Probleme damit haben, Gott als ein Wesen zu betrachten, welches nicht will, daß man an ihn glaubt].


Abschließend möchte ich Euch noch ein Photo zeigen, welches ich heute zufällig auf flickr gefunden habe:


Diese drei spaßigen Herren sind am Angelicum unterrichtende Dominikaner. Zwei Schweizer, ein Deutscher. Ich habe bei ihnen Metaphysische Theologie, Religionsphilosophie, Ontologie, Epistemologie, Geschichte der Philosophie im Mittelalter und zeitgenössische Philosophie studiert. Sie zeichnen sich nicht nur durch einen tiefen und unprätentiösen Glauben aus sondern auch und vor allem dadurch, daß sie alle drei höchst gebildet und intelligent und grenzwertig genial sind. Zudem besitzen sie Sinn für Humor und ausgesprochen angenehme Charakter. Man könnte jeden von ihnen morgens um drei Uhr wecken und unvorbereitet zu einer Diskussion mit Dawkins schicken, und sie würden ihm im Halbschlaf die Socken ausziehen ohne ihm die Schuhe zu öffnen. Denn sie haben nicht den theologischen oder religiösen Tunnelblick sondern sind auch in den Wissenschaften gut unterrichtet und grundsätzlich offen und neugierig. Diese Männer sind drei lebende Gründe, warum meine Liebe zu Gott und zur Kirche während meines Studiums noch einmal einen kleinen Schub erhielt.

Tuesday, June 02, 2009

Schön!

Ruinöser Rauchen: Zigerattenkonsumenten dürfen künftig nicht nur mit körperlichen Schäden rechnen, sondern sich auch noch über negative psychische Folgen freuen.

Und noch zwei Neue!

Die Blogozese hat weiteren Zuwachs bekommen: Ministrant Florian ist schon seit ein paar Tagen im Blogroll. Und heute ist dann auch noch Maria Magdalena hinzugekommen.

Tach und viel Spaß!

Festa della Repubblica!

Heute wird in Italien groß gefeiert. Und feiern können die hier. Alles, was Polizei, Heer oder Marine ist schmeißt sich auch sonst ja schon für jeden Pups in diese schicken Uniformen. Klar, die müssen natürlich - grade ih Rom - aufpassen, daß sie den immer adrett daherkommenden Klerikern nicht allzusehr hinterherhinken.

Heute geht's besonders ordenbeladen, epaulettenträchtig und schärpengeschmückt zu. Das Wetter spielt nicht so ganz mit, aber wenigstens regnet's nicht. Ich habe mir eben eine kurze Büffelpause gegönnt, und da hörte ich draußen plötzlich Jet-Flugzeug-Lärm. Ich schnappte mir meine Kamera und rannte aufs Dach, da ich wußte, was los war.

Hier die Bilder:


Als ich auf die Dachterrasse stürmte...


... waren die Jets über unserem Haus schon vorbeigeflogen...


... und es hingen nur noch die Farbschwaden in der Luft.


Die Jungs drehten dann aber noch eine RUnde...


... und so konnte ich sie auch bei der Arbeit knipsen.



Ich werde ja immer leicht porös, wenn irgendwo Flugzeuge Formations-Nummern machen. Die klebten wirklich sehr nah aneiander die neun Jets. Ziemlich beachtenswert.

Monday, June 01, 2009

Da ja jetzt Examenszeit ist...

... geht meine gesamte Geisteskraft grade direkt ins Pauken. Also regiert auf am römsten für die nächsten 3 Wochen der gepflegte Unsinn bzw. die anspruchslose Unterhaltung. Bitte vorab um Entschuldigung und biete auch gleich etwas zur Wiedergutmachung an!

Ich mache Euch jetzt alle mit einem Album bekannt, welches so gut ist, daß ich es bisher immer verdrängt habe, wohl in dem Wissen, daß ich ihm mit keiner der handelsüblichen Alipius-Rezensionen gerecht werden kann. Heute ist mir das zum Glück egal. Ich habe meinen Kopf den ganzen Tag lang für das anstehende Geschichts-Examen mit Daten, Namen und Ereignissen vollgepfropft, und jetzt brauche ich einfach Abwechslung.


Sehr verehrte Damen und Herren: Ich präsentiere Danny Wilson mit ihrem Debut-Album Meet Danny Wilson. Das Wundertrio aus Schottland war kurzlebig. Gegründet im jahre 1984 unter dem Namen "Spencer Tracy" benannte man sich nach dem Bogart-Film "Meet Danny Wilson" und gab praktischerweise auch gleich dem 1987 erschienenen Debutalbum den Filmtitel. Leider lösten die Jungs sich schon 1991 nach dem dritten Longplayer wieder auf.

Jeder kennt natürlich Mary's Prayer, auch wenn viele glauben, der Titel des Songs sei "Save me". Und so ziemlich jeder mag auch dieses Lied. Nun stellt Euch vor, daß es eine Scheibe gibt, auf der noch 14 andere Stücke zu finden sind, die fast alle diese Qualität haben, wenn nicht gar noch töfter sind. Stylischer Erwachsenen-Pop mit wunderbarer Instrumentierung, unvergeßlichen Melodien und großen Gefühlen. Steely Dan wird häufig als Vergleich rangezogen. Stimmlich gibt es durchaus Ähnlichkeiten, und auch die gewisse Coolness des Altmeisters scheint bei Danny Wilson manchmal durch. Dennoch sind die Schotten eigentlich auch ohne "Hey, die klingen wie..." erkennbar und eigenständig.

Ich bin jetzt zu morsch, um zu jedem Song etwas zu schreiben. Laßt Euch nur gesagt sein, daß wir es hier mit einer Platte zu tun haben, der man wenigstens einmal eine Chance gegeben haben muß. Es sind so viele wunderschöne Lieder drauf!

Wenn ich irgendwo bin und irgendwas mache und plötzlich von irgendwoher "Mary's Prayer" oder "Davy" oder "Steamtrains to the Milky Way" zu hören sind, dann lasse ich alles liegen, lehne mich zurück und höre zu, bis die letzte Note verklungen ist. Und das will bei Mister Multitasking echt was heißen.

Intelligenter Pop mit Piano, Bläsern, Xylophon, fitten Instrumentalisten, einer schönen Stimme und rasend guten Kompositionen. Wollt Ihr dazu wirklich "Nö!" sagen?