Die Lega Nord will allen Roma in Italien Fingerabdrücke abnehmen und sie katalogisieren. Eine Maßnahme, die nicht nur von der Opposition und den Kirchen, sondern auch von mir als rassistischer Auswuchs betrachtet wird. Dennoch kann ich die in der Ausgabe der Presse vom 5. Juli vertretene Meinung nicht vollkommen unterstützen, daß den Roma in Italien große Vorurteile entgegengebracht werden. Ich lebe seit drei Jahren in Rom, und was ich dort praktisch täglich an Schmierenkomödie, Abzocke, Taschendiebstahl und Kindesmissbrauch nicht nur zu hören, sondern vor allem zu sehen bekomme, rechtfertigt die Einstufung der Roma als Urteil, nicht als Vorurteil. Laut Presse-Bericht kam es im Mai dieses Jahres in und um Neapel zu pogromartigen Ausschreitungen gegen Roma-Siedlungen. Das ist richtig. Es wird aber - sowohl im Bericht, als auch im Kommentar - verschwiegen, warum es zu diesen Ausschreitungen kam: Eine Roma-Jugendliche war bei einer neapolitanischen Familie eingestiegen und wurde von der Mutter überrascht, als sie im Kinderzimmer die einjährige Tochter der Familie auf dem Arm hatte.
Aber: Wenn, wie in einer Umfrage ermittelt, 80 Prozent der Italiener sich für den Fingerabdruck-Gesetzesentwurf aussprechen, irrt hier die Masse ("Das uninformierte Volk ist doch nur aufgestachelt worden").
Fall 2:
Nicht minder detailscheu zeigte sich die Presse zwei Tage zuvor, als sie einen kleinen Bericht über den "Verein zur Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses" in Spanien schrieb. Dieser Verein macht Massengräber der Franco-Zeit ausfindig, exhumiert Überreste und identifiziert Opfer. Die Mitglieder operieren ehrenamtlich und auf der Basis von Spenden, haben aber immerhin dem linken Premier Zapatero und dem Parlament 2003 das "Gesetz des historischen Gedächtnisses" abgerungen. Der Presse-Artikel ist durch zwei Überschriften im Text unterteilt, von denen eine selbstverständlich zu lauten hat: "Priester auf seiten der Henker". Das ist bei korrekter Lesart richtig. Was die Presse daraus macht, ist allerdings grober Unfug:
- "Die katholischen Priester standen im Bürgerkrieg großteils auf der Seite Francos. Hunderte fielen deshalb republikanischen Soldaten zum Opfer."
Aber: Wenn in so kurzer Zeit so viele Priester, Nonnen, Mönche und auch katholische Laien von wildgewordenen "Republikanern" abgemurkst werden, hat hier die Masse natürlich irgendwie Recht ("Die Pfaffen werden schon irgendwas gemacht haben, wenn es soweit kam").
Ich verlange ja gar nicht, daß irgendein Journalist mal die Neugier und Rufschädigungssehnsucht aufbringt, die Schlussfolgerung von Fall 2 auf Fall 1 anzuwenden. Nett wäre es aber, wenn ein Schreiberling mal die Cojones hätte, Fall 2 mit der Schlußfolgerung von Fall 1 zu erklären.
2 comments:
Wer sich nur ein wenig mit dem Spanischen Bürgerkrieg jenseits von Hemingway beschäftigt, wird über die Gräuel, die der anarchistische und kommunistische Mob anrichtete, erschrocken sein und die Härte begreifen, mit der beide Seiten die Auseinandersetzung geführt haben. Von der Linken wird immer so getan, als hätten allein die Francisten gewütet. Dabei wurde der Krieg von den Roten losgetreten, von niemanden sonst. Sie waren es, die Kirchen plünderten und anzündeten und die die größte Christenverfolgung Europas seit 1791/92 nun im Spanien der dreißiger Jahre lostraten. Der Mob hat sich jede Kugel redlich verdient, die ihm entgegengeschickt wurde.
Die offiziellen Zahlen sprechen von rund 7.000 toten Priestern und Ordensleuten, teils bestialisch umgebracht.
Ich habe ein Bild von einer geschändeten Kirche, wo der Mob Gräber geöffnet und die Leichen der dort Begrabenen (Bischöfe soweit ich mich erinnere) in allerlei Posen geschändet und fotografiert hat. Grausig. :/
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