Hallo, liebe Karnevalsfreunde und liebe Karnevalsvermeider.
Ich hoffe, es war für Euch alle nicht all zu schlimm. Hier in Rom kriegt man ja vom Karneval so gut wie nichts mit. Der große Tag ist hier der "Martedi Grasso", also Mardi-Gras. Aber so richtig viel los war eigentlich gestern nicht. Ich habe während der letzten Tage immer wieder mal Kinder in Kostümen und Touristen mit Schock-Perücken gesehen. Das war's aber auch schon. Oh, Moment! Als wir am Sonnntag von den Exerzitien zurückfuhren, begegnete uns in einem kleinen Städtchen einen Karnevalszug mit etwas Tschigderassabumm. Naja, wenn man es in Italien karnevalistisch haben will, dann muß man wohl nach Venedig.
Tja, dann könnt Ihr Euch ja jetzt alle ganz auf die 40 Fastentage konzentrieren. Ich habe mal ein wenig die unvermeidlichen, jährlich auf allen möglichen Pfarr-Homepages auftauchenden Fasten-Beiträge durchforstet. Und, was soll ich sagen, es wird immer noch überall "bewußt" gefastet. "Bewußt fasten" ist natürlich ein dicker Pleonasmus. Denn wer richtig fastet, dem ist dies auch bewußt. Der einzige Sinn des Fastens ist ohnehin nicht der physiche oder psychische Schmerz den man zu verspüren verrmeint, wenn man für 40 Tage auf Alkohol oder Schokolade oder Fleisch oder Sex oder Fernsehen oder sonstwas verzichtet. Das traditionelle Begriffs-Trio der österlichen Bußzeit heißt "Fasten, Beten, Almosen". Selbstverständlich ist der Verzicht auf (manchmal ohnehin überdenkenswerte) Angewohnheiten und somit eine gewisse körperliche Abtötung während der Fastenzeit wünschenswert. Diese körperliche Abtötung kann aber nur in Zusammenhang mit geistigem und geistlichem Aufblühen so richtig funktionieren. Und sie erfährt eine weitere Dimension, wenn man das Geld, welches man durch Verzicht spart, spendet, daß heißt, wenn man nicht letzen Endes doch wieder für sich fastet, sondern auch Andere mit einbezieht.
Aber wem erzähle ich das? Die Dreieinhalb unter den Lesern meines Blogs, die sich heute tatsächlich während der Heiligen Messe ein Aschenkreuz auf die Stirn malen ließen oder malen lassen werden, sind mit der Fastenzeit wahrscheinlich ohnehin vertraut genug. Und der Rest muß erst einmal an den katholischen Glauben als solchen wieder herangeführt werden, bevor man mit so einem Fortgeschrittenen-Programm wie Aschenkreuz und Fasten kommen kann. Hmmm, aber auch dafür ist die Fastenzeit ja eigentlich ganz geeignet. Wer es also verpaßt hat, während des letzten Advents dem Heiland sein Herz zu öffnen, der ist nun herzlich eingeladen, es während der kommenden 40 Tage zu tun. Seht es mal so: Nur weil ein - so Gott will - künftiger Pfaffe Euch diesen Ratschlag gibt, muß er nicht nutzlos sein. Und nur weil Ihr trotz allen Jobs, Wohnungen, Internetanschlüssen, Lebensabschnittspartnern, Haustieren, Sommerurlauben, Zweitwagen und Doktortiteln Euch immer noch irgendwie leer und komisch fühlt, muß das ja nicht heißen, daß das was Ihr eigentlich sucht nicht doch irgendwo da draußen ist. Seelenheil und Ewiges Leben klingen vielleicht für den ein oder anderen ein wenig groß. Sind sie auch, aber sie kommen dafür zu einem sehr, sehr kleinen Preis daher. Probiert's mal aus, wenn Ihr wollt und wenn Ihr könnt. Und wenn Ihr Angst habt, daß Euer atheistischer Nachbar oder ein pfaffenfressender Bekannter Euch aus der Kirche kommen sehen, dann denkt daran, daß Ihr erstens groß genug seid, um die schrägen Blicke zu ertragen und daß zweitens auch Gott Euch sieht.
"Memento, homine, quia pulvis es et in pulverem reverteris." (Bedenke Mensch, daß Du aus Staub bist und wieder in den Staub zurückkehrst). Das murmelt einem der Priester entgegen, während er das Aschenkreuz auf die Stirne zeichnet. Und damit ist doch eigentlich alles gesagt, nicht?
Alles Liebe,
Alipius
3 days ago
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