Friday, February 29, 2008

Der Schaltjahr-Heilige

Der Heilige Oswald war von 972 bis 992 Erzbischof von York. Geboren wurde er im 10. Jahrhundert in Dänemark oder England. Sicher ist, daß er einem dänischen Adelsgeschlecht entstammte und Neffe des Erzbischofs von Canterbury war. Er wird früh Kanoniker und Dechant des Domkapitels von Winchester. Im Jahre 959 - nach Antesten des etwas vollkommeneren Lebens bei den Benediktinern in Fleury/Frankreich - wird er nach seiner Rückkehr nach England zum Bischof von Worcester ernannt. 13 Jahre später folgt die Versetzung nach York. Oswald war stark um die Gründung neuer Klöster und die Reform bereits bestehender Häuser bemüht. Auch heißt es, er habe sich immer besonders um die Armen gekümmert. In York machte er es sich zur Angewohnheit, während der Fastenzeit täglich den Armen die Füße zu waschen, und der Tod ereilte ihn just während dieses Aktes am 29. Februar des Jahres 992.

Oswald ist die altsächsische Form des althochdeutschen Namens Answald und bedeutet "Der durch die Kraft Gottes herrschende". All dies in nur sieben Buchstaben! Der Heilige Oswald von York ist Patron für Vieh.

Natürlich wird der Heilige in jedem Jahr gefeiert. In Nicht-Schaltjahren nimmt man dann halt den 28. Februar.

Tuesday, February 26, 2008

Anti-Klerikalismus in Italien

Italien ist eines der europäischen Länder mit einer gewissen anti-klerikalen Tradition. Und - klar - Rom, die Stadt der Päpste, hat das natürlich auch zu spüren bekommen. Schon bevor den Päpsten 1870 ihr weltliches Territorium endgültig entrissen wurde und sie sich fortan mit dem Vatikan begnügen mußten, begann in der Ewigen Stadt mit der Ermordung des Premierministers der päpstlichen Staaten, Pellegrino Rossi, am 15. November 1848 eine Revolution, die sich gegen die päpstliche Regierung und somit gegen die Kirche und deren Symbolfiguren und Vertreter richtete. Hier gibt es weit auseinandergehende Berichte, was das tatsächliche Ausmaß des Antiklerikalismus betrifft. Sie reichen von gelegtenlichem Zertrümmern von Prälatenkutschen über Plünderung und Verwüstung von Kardinalspalästen und Zerstörungen in Kirchen bis hin zur Schändung und Ermordung von Nonnen, Mönchen und Priestern. Tatsache war, daß Papst Pius IX nach der Revolution ein wenig eingeschnappt war, waren viele ihrer Rädelsführer doch Männer, die der Papst bei seinem Amtsantritt 1846 durch eine Amnestie hatte auf freien Fuß setzen lassen. "Danke" auf "republikanisch" nennt man das wohl.

1870 - nachdem nationale und internationale antikatholische Presse zwei Jahrzehnte Zeit hatten, Pius IX als den Public Enemy #1 aller freiheitsliebenden Durchschnittsbürger zu portraitieren - fiel dann der Vorhang für den Kirchenstaat, und acht Jahre später starb der doch arg geplagte letzte Papst-König. Selbst im Tode allerdings wollte man ihm noch keine Ruhe gönnen. Radikale Antiklerikale versuchten, den Leichnam des Papstes in den Tiber zu werfen. Dies natürlich nicht, weil der Heilige Vater tatsächlich solch ein Scheußal gewesen war und man somit eine solche Tat - wenn auch aus pervertiertem Blickwinkel - noch rechtfertigen könnte, sondern weil man wahrscheinlich die Flamme nicht erlöschen lassen wollte. Schließlich wäre die Verpflichtung, nach Absterben der ganz großen Antiklerikalismus-Welle sich ein wirkliches Leben suchen zu müssen, doch ein wenig übermenschlich.

Tatsächlich wurde italienischer Antiklerikalismus später dann auch exportiert, vielleicht, weil es daheim "keine Arbeit" gab. Giuseppe Guarnacoto, italienischer Schuhmacher und Anarchist, erschoß am 23. Februar 1908 in Denver den Priester Leo Heinrichs (hyper-dramatische zeitgenössische Illustration links), dies auf besonders geschmackvolle Art: Der Täter ging vor, um die Kommunion zu empfangen. Er kniete sich an der Chorschranke hin, empfing den Leib des Herrn, spuckte ihn sofort darauf wieder aus, setzte dem Priester die Pistole über dem Herzen direkt an die Kasel und drückte ab. Guarnacoto wurde noch an der Kirchentüre gestellt und eingebuchtet.

Leo XIII, Pius X, Benedikt XV und Pius XI hatten eher mit europa- bzw. weltweitem als mit heimischem Anti-Klerikalismus zu ringen (Frankreich, Spanien, Mexiko). In Italien selbst wurde es etwas stiller zwischen Kirche und Staat. Die Lateranverträge verwandelten den Vatikan in einen souveränen Ministaat und selbst die Sozialisten entschärften ihre Einstellung gegenüber dem Klerus ein wenig. Unter der Oberfläche brodelte es vereinzelt, aber wenn, dann heftig, wie die nebenstehende Illustration zeigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen Kommunisten und Sozialisten erneut die Rolle der Anti-Klerikalen. Einen Erfolg konnten sie 1984 mit der Revision der Lateranverträge durch die Craxi-Regierung verbuchen, die dem Katholizismus den Status der "offiziellen Religion" absprach.

Heute kommt der Löwenanteil der antiklerikalen Schwingungen aus verschiedenen Richtungen: Die Partei der Radikalen, die sich selbst als laizistisch betrachtet, ist immer als erste Gewehr bei Fuß, kräftig und lautstark unterstützt von einigen Alt-Kommies, von den Atheisten, von diversen Wissenschaftlern und von der Masse der Anhänger "alternativer Lebensformen in Familie und Beziehung".

Dies war eine ziemlich lange Einleitung für zwei kleine Pointen:
  1. Carrara war bereits Ende des 20. Jahrhunderts die Anarchisten-Hochburg Italiens. Ich habe nun bereits zweimal folgende Geschichte gehört: Zur Zeit Pius X kam ein mittelrangiger sozialistischer Politiker in die Stadt, der vor einer Annäherung zwischen Vatikan und Staat warnte. Er schmierte den Leuten in Carrara ein wenig Honig ums Maul und drängte dann auf Agitation und Wahlerfolge, denn irgendwann müßte man ja die Massen anständig mobilisieren, um auf Rom zu marschieren, den Papst zu erschießen und den Vatikan niederzubrennen. Anstelle von Jubelgeschrei gab es eine Abreibung, die sich gewaschen hat. Der Mann kam zwar grade noch mit dem Leben davon, aber er hat sicherlich nie wieder einen Fuß in die Stadt gesetzt.
  2. Ich weiß nicht, wie hoch der Anteil der mittelmäßig bis heftig antiklerikal empfindenden Italiener tatsächlich ist. Aber das Verhältnis von Leuten, die, wenn sie an mir vorbeigehen, ausspucken zu denen, die mich - beim Betreten eines Geschäfts sowieso, aber auch manchmal auf offener Straße - freundlich mit "Buon giorno, Padre!" begrüßen ist ungefähr 1 zu 10.000.
Antiklerikale Tradition mag es in Italien geben, aber irgendwie scheint die katholische Tradition schwerer zu wiegen. Oder ist es der gesunde Menschenverstand?

Saturday, February 23, 2008

Gesundheit!

Dieses Video ist zwar schon über ein Jahr alt und alleine auf Youtube gut 300 mal zu finden. Aber für denFall, daß irgendwer es noch nicht gesehen hat, präsentiere ich hier das nießende Panda-Baby:



Sooooooooooo süüüüüüüüüüüüß!

Friday, February 22, 2008

22. Februar: Kathedra Petri

Das Fest, welches an die Übernahme des römischen Bischofsstuhles durch den Apostel erinnern soll, ist in Rom bereits seit dem 4. Jahrhundert bekannt. Während der letzten Tage des Römischen Jahres (heute 13. - 22. Februar) wurde allgemein der Toten gedacht. Da der genaue Todestag des Apostelfürsten nicht bekannt ist, gedachte man in dieser Zeit auch Petrus. Die Bezeichung des Festes leitet sich von dem beim Totenmahl für den Verstorbenen bereitgehaltenen Stuhl ab. Einer anderen Deutung zufolge geht der Name des Festes auf jenen "hohen Stuhl" zurück, auf den Theophilus, der Statthalter Antiochias, nach seiner Bekehrung zum Christentum den Petrus setze, damit jeder ihn sehen und hören konnte.

Wie Ihr auf dem Photo seht, wird die Statue des Heiligen Petrus im Petersdom zum Fest immer schwer optisch aufgewertet, was sich ja auch so gehört bei uns Katholiken.

Als ich heute morgen das Brevier aufschlug und die Antiphon zum Invitatorium las, schoß mir wieder ein alter bekannter Gedanke durch den Kopf:
    "Den Herrn, dern König der Apostel - kommt, wir beten ihn an!"
So lautet die Antiphon. Einfacher kann man all den nicht-katholischen Nörglern verschiedener kirchenähnlicher Gemeinschaften in aller Welt (vor allem in den USofA) kaum demonstrieren, daß bei uns eben nicht der Papst und noch nicht einmal die Selige Jungfrau im Vordergrund stehen (Antiphon an Marienfesten: "Christus, den Sohn Mariens - kommt wir beten ihn an!") sondern eben ER, unser Herr und Gott, ohne den kein Papst und keine Maria wäre.

Thursday, February 21, 2008

Ein neues Amanita-Spiel

Die Jungs von Amanita-Design sind meine ganz speziellen Lieblinge. Die beiden Tschechen Jakub Dvorsky und Vaclav Blin sind unabhängige Game-Developer, die sich unter anderem die beiden von mir bereits auf "am römsten" vorgestellten Spiele Samorost und The Quest for the Rest ausgedacht haben. Nun sitzen sie, so liest man auf der Homepage, an einem richtig dicken Adventure-Game namens Machinarium, welches noch in 2008 erscheinen soll. Eine Demoversion wird es gratis auf der Seite geben, die Vollversion kann man sich gegen Bezahlung herunterladen. Zwei Teaser-Shots waren auch schon zu haben. Sie sehen sehr vielversprechend aus:





Wenn Ihr der Computer-Spiele-Welt einen Gefallen tun wollt, dann unterstützt die Jungs, indem Ihr Euch das Spiel besorgt. So clevere und schöne Spiele gibt es leider viel zu selten und Amanita ist eine Quelle, die nicht zu schnell versiegen sollte.

Wednesday, February 20, 2008

Heute Kosovo, und morgen...?

Im Kosovo wurden seit Kriegsende unter den Augen der NATO-Truppen 150 christliche Kirchen zerstört. Gleichzeitig wurden - finanziert u.a. von Saudi-Arabien und den Emiraten - hunderte von Moscheen und Islamschulen gebaut. Kosovo ist heute praktisch eine monoreligiöse Region, aus welcher die Christen fliehen und in der Moslems bereits 90 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Stimmen aus dem Kosovo, die für religiöse Toleranz werben gibt es nicht. Die Christen können nicht reden, die Moslems wollen nicht. Der Westen mag von dem Gedanken an Gesetze, die jeden vor allem schützen, gradezu besessen sein. Im Kosovo existieren diese Gesetze nur auf dem Papier. Weder Medien noch Verantwortliche setzen sich gegen die Zerstörung von Kirchen, die Schändung von Ikonen, die Vergewaltigung von Nonnen oder die Ermordung von Priestern ein. All dies geschieht seit 1999 wohlgemerkt unter den Augen von UN und KFOR, gibt den Tätern also gewissermaßen das Gefühl, daß das alles auch aus westlicher Sicht schon irgendwie in Ordnung geht.

Welche Nachricht wird eigentlich gesendet, wenn die Unabhängigkeit des Kosovo die Zustimmung des Westens findet? Wird es, wenn der Staub sich gelegt hat, nicht als ein weiterer Beweis dafür gelten, daß das Christliche Abendland seine Existenz zu beenden wünscht?

Und dann rennen diese Idioten mit "Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende Kirche"-Schildern herum. Wirklich, das Leben muß schön und einfach sein, wenn man nur um sich selbst kreist und keinen Gedanken an die nächsten Generationen verschwenden muß. Glückwunsch!

Tuesday, February 19, 2008

Der eilige Vater

Nachdem ich vor vier Tagen erst über den Rolls Royce "Le Gasque" geschrieben habe, ist es schon an der Zeit, eine weitere Hammer-Limousine vorzustellen: Der 1930er Citroën "Lictoria", ein Geschenk der Firma an Papst Pius XI, der nach Unterzeichnung der Lateranverträge im Jahr zuvor nun den Vatikan wieder zu verlassen gedachte. Mercedes und Graham Paige ließen sich auch nicht lumpen und spendierten ebenfalls je eine schnieke Limousine. Ich finde den Citroën am päpstlichsten und zeige ihn Euch jetzt mal:


Ich habe leider kein wirklich gutes Photo von der Außenansicht gefunden. Dieses nicht besonders hochauflösende Bild ist alles, was ich anbieten kann.


Auch der erste Blick in das Innere kommt noch ein wenig grobkörnig daher. Immerhin läßt sich an der Decke grade noch das Bild des Heiligen Geistes als Taube ausmachen.


Aber jetzt wird's feiner. Besondere Aufmerksamkeit ist hier dem Türgriff zu schenken: Eine kleine Tiara über gekreuztem Schlüsselpaar


Ein klitzekleiner venezianischer Palazzo auf Rädern: Unbequemes aber standesgemäßes Thronsesselchen, Holzvertäfelung mit vergoldeten Schnitzereien, niedliche Leselampen, damastene Wandbespannungen und seidene Vorhänge. Bei Citroën hat man an alles gedacht.


Natürlich darf in einem Papstmobil der Heilige Christophorus nicht fehlen. Unter dem Bild zwei Klappsitze.


Hier der Oberknüller: Acht Knöpfchen, mit denen der Heilige Vater dem Chauffeur anzeigen kan, wo es lang geht: Vor, Zurück, Langsam, Schnell, Rechts, Links, Halt, Vatikan.


Schöner Schlitten. Papst Pius XI bevorzugte allerdings den Graham. Der Citroën hatte, als er ins Museum kam, angeblich nur 156 Kilometer auf dem Zähler. Das wäre unter mir allerdings nicht passiert. Da wäre das Juwel wahrscheinlich noch während meiner Amtszeit wegen Totalabnutzung eingegangen.

Sunday, February 17, 2008

Gedanken zum Gehorsam

"Non serviam!" - "Ich werde nicht dienen!"

So schrie Satan, als er sich entschied, daß eine Unterwerfung für ihn nicht in Frage kommt. Wohin ihn das gebracht hat, wissen wir. Er ist jetzt Fürst. Er gibt die Anweisungen. Er dient nicht, sondern lässt dienen. Es läuft also alles bestens für ihn.

Oder nicht?

Es drängt sich mir schon die Frage auf, ob es das wert war. Alle Autorität stammt von Gott. Ebenso alles Sein und mit dem Sein alles Gute, alles Wahre, alles Schöne und alles Eine. Wer heute auf einem Thron sitzt, wer heute eine Regierung leitet, wer heute über eine Firma, ein Heer, ein Team oder eine Familie herrscht und sich nicht ständig vor Augen ruft, wer der Urheber jeglicher Autorität ist, kann schnell in eine von zwei Fallen tappen: Er oder sie lassen entweder die Demut vermissen, die man zum vernünftigen Leiten braucht, weil er oder sie vergessen, sich im Urquell der Autorität zu spiegeln, um so ihre Kleinheit zu erkennen. Oder sie verzweifeln an der eigenen Kleinheit und verdrängen die Macht, weil sie nicht wissen, daß alles, was von Gott kommt, gut ist und er, wenn er uns Macht gibt, nicht will, daß wir sie verleugnen, sondern daß wir verantwortungsvoll von ihr Gebrauch machen.

Natürlich sieht es am Empfänger-Ende der Macht ähnlich aus: Hier gibt es Leute, die zu glauben scheinen, daß einem Machthaber mit dem Amt auch gleich eine verherrlichte Person geschenkt wurde. Diese Menschen verlieren somit das eigentliche Ziel aus den Augen und betreiben Personenkult, wo nüchterne Folgsamkeit genügte. Das kann denn soweit gehen, daß der Gehorsam ins Groteske wächst und schwere Schäden anrichtet. Oder wir finden Leute, die das Prinzip des Befehlens und Gehorsams als solches schon als eine Zumutung empfinden und pauschal jede Order hinterfragen, wenn nicht ablehnen. Dies nicht etwa, weil diese Order zweifelhaften Inhaltes wären, sondern einfach weil es Order sind.

Ich muß mich glücklicherweise mit der Machtausübung noch nicht herumplagen. Wenn ich einmal Gemeindepfarrer werden sollte, dann sieht es wahrscheinlich schon anders aus. Aber das ist erst einmal Zukunftsmusik. Dringender ist die Frage des Gehorsams, denn im August, so Gott will, werde ich meine Ewigen Ordensgelübde ablegen. An diesem Tage werde ich dann auch Gehorsam schwören. Sollte ich das? Kann ich das? Darf ich das?

Ja, ja und noch einmal ja.

Gehorsam ist nicht niedrig, er ist nicht eines Menschen unwürdig, er ist nicht anrüchig und nicht unkultiviert. Er ist nicht reserviert für Menschen, die eine bröcklige Persönlichkeit haben und die meiste Zeit geleitet werden müssen. Er ist, wenn man ihn von Gott ableitet und mit dem Rest der göttlichen Botschaft richtig versteht, heilsam und notwendig und dem Ungehorsam vorzuziehen.

Denn ebenso wie der falsch verstandene Gehorsam, vielleicht gar noch mehr, kann auch der Ungehorsam schwere Schäden anrichten. Sicher, er sieht irgendwie nach Freiheit aus. Aber wenn man näher herangeht, dann kann er ganz oft nach Selbsterhöhung und Schrankenlosigkeit stinken. Dann sagt er einem auf einmal gar nicht mehr: "Sei nicht gehorsam. Tu nicht dies oder jenes" sondern "Was fragst du mich? Ich habe auch keine Ahnung. Du bist jetzt dein eigener Herr, also mach einfach, was Du willst!"

In solchen Situationen verliert sich der innere Kampf in hohlem Triumphgelächter. Dann gibt es kein Zureiten des natürlichen Appetits mehr, keinen Verzicht auf das schnelle Gute zugunsten des ferner liegenden aber länger anhaltenden Besseren. Hierin liegt die Erhabenheit echten und wahren Gehorsams: Es ist keine blöde Abtötung des eigenen Willens, sondern ein langsames aber stetiges Erheben des Geistes in andere, letztlich göttliche Regionen. Wer hat es uns denn vorgemacht, wenn nicht unser Herr, als er sagte: "Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst." Es geht ja nicht um rein äußerliche Akte der Unterwerfung. Das kriegt jeder Hund hin. Es geht vor allem um die Zügel der inneren Bedürfnisse. Diese müssen in guten Händen liegen, damit die eigenen Wünsche nicht nur geopfert werden, sondern die so gewonnene Energie und Zeit tatsächlich zum Erreichen des größeren Zieles eingesetzt wird.

Für mich ist Gehorsam wirklich kein Problem. Allerdings nicht, weil ich ohne Weisungen nicht wüßte, wohin ich den nächsten Schritt lenken sollte. Aber als Mensch bin ich wirklich zu schwach oder zu feige oder mir selbst gegenüber zu unehrlich, als daß ich nicht ständig und immer wieder in die Versuchungs-Falle tappte. Da bin ich dankbar für einen Gott, der mir ein paar Leitplanken auf die Straße gestellt hat, für eine Kirche, in deren Licht diese Leitplanken Tag und Nacht bestens zu sehen sind und für eine Gemeinschaft, in der immer mindestens einer die Augen offen hat, um mir mal ein kurzes Wort der Warnung zuzurufen, wenn ich die Augen wieder überall habe, nur nicht auf dem Weg.

Aus dem Brief des Heiligen Apostels Paulus an die Philipper, Kapitel zwei, Verse 6 bis 8:
    "Habt die Gesinnung in euch, die in Christus Jesus war. Er, der in Gottesgestalt war, erachtete sein gottgleiches Sein nicht für ein Gut, das er mit Gewalt festhalten sollte. Vielmehr entäußerte er sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Er erschien im Äußeren als Mensch, erniedrigte sich und ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze."
Hier findet sich eine der großen Lektionen des Kreuzes. Achtet den Gehorsam daher nicht gering. Und tut ihr es doch, so achtet auch euer Kreuz gering, reißt es von den Altären und Wänden und zertrampelt es auf dem Boden.

Es werden vielleicht einmal Augenblicke kommen, in denen mein Instinkt sich gegen Gehorsam wehrt. Dann werde ich aufs Kreuz schauen und wissen, daß Gehorsam weder niedrig noch gemein noch unwürdig ist. Denn ER war nicht niedrig, nicht gemein, nicht unwürdig. ER war und ist das Vorbild aller, die gehorchen.

Sollte es nicht zu denken geben, daß ER, der verlacht, verachtet und gekreuzigt wurde, weil er gehorsam war, über den herrscht, der ein eigenes Reich sein eigen nennen kann, weil er ungehorsam war?

Saturday, February 16, 2008

Winzige Änderungen

Ich habe die beiden "Les' ich grade"- und "Hör ich grade am liebsten"-Segmente aus der Sidebar entfernt. Ich aktualisiere sie ohnehin zu selten und sie nehmen zuviel Platz weg.

Außerdem komme ich mit dem neuen Layout von Blogger nicht klar, werde "am römsten" also nicht auf Blogger Beta umstellen. Dies bedeutet, daß ich keine ausklappbare Archiv-Liste erstellen kann (es sei denn, jemand kennt schickes HTML, welches dies bewerktelligt, ohne daß man zu Beta wechseln muß). Also wird die Archivliste in den nächsten Jahren länger und länger. Daher habe ich sie ans Ende der Sidebar verbannt.

Sonne!

Heutige Stationskirche war St. Peter. Da mußte ich natürlich ihn, auch wenn es der Samstag nach den Examen ist und ich um 6:00 Uhr aufstehen mußte. Gabriel kam auch mit. Kardinal Foley hat zelebriert und die Kirche war geziemend gefüllt. Als wir den Dom verließen, empfing uns strahlender Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel.

Ich fühlte mich gleich so inspieriert, daß ich mich entschloß, einen meiner größten Tricks vor der Kamera vorzuführen: Das tanzende Sarockel

Totale Konzentration vor dem großen Moment...


Trommelwirbel...

... steigert sich langsam...

... atemlose Spannung...

... uuuuuuuuuund...

... Tusch!


"Wie macht der das nur?" höre ich Euch fragen. Aber Ihr wißt ja: Ein Zauberer verrät niemals seine Tricks. Nur soviel: Es hat ü-ber-haupt-nichts mit Wind zu tun!

Nach der Autogrammstunde steht der Künstler dann stolz wie Oskar vor der Engelsburg...

... und wird auf dem Nachhauseweg, kurz vor Betreten der vier Wände, für seinen Hochmut auch gleich bestraft: Eine Taube (oder war's ein Archaeopteryx?) hat einen döner-großen Fladen so gezielt abgedrückt, daß mit einem sumpfig-schmatzenden "Faglork" Haar, Gesicht, Talar und Zingulum gut bedient wurden. Schönen dank auch, Luftratte!

Jetzt kann ich heute und morgen noch meine Freiheit genießen, dann geht am Montag schon das Studium weiter. Interessante Fächer warten: Zum Beispiel gibt es einen Kurs in christlicher Archäologie, in dessen Verlauf wir sechs oder sieben Originalschauplätze wie Uraltkirchen und Katakomben aufsuchen werden. Und dann gibt es einen Kurs, der nur von der Apostelgeschichte handelt, worauf ich mich auch schon ziemlich freue.

So, jetzt bin ich aber erstmal weg. Die Sonne wartet und das Wochenede ist kurz.

Alles Liebe,
Alipius

Friday, February 15, 2008

"Le Gasque"


Unter diesem Namen ist dieser 1927er Rolls-Royce New Phantom Brougham de Ville bei seinen Fans bekannt. Denn gebaut wurde er für C.W. Gasque, Finanzdirektor von Woolworth America. Er wollte seiner Gattin, einer Verwandten des Woolworth-Clan, einen Wagen schenken, der "anders ist als der Rest und auch besser".

Der Auftrag ging an die Firma Clark in Wolverhampton, deren Chef Barnett völlig freie Hand bekam. Einzige Bedingung: Es sollte etwas "Französisches" herauskommen. Barnett brauchte erst einmal Inspiration. Im Voctoria & Albert Museum in Kensington sah er eine Sänfte, die Marie Antoinette gehört hatte. Nun konnte die Arbeit beginnen: Schnitzwerk aus London, Petite-point Stickereien aus Flandern, Deckenbemalung aus Frankreich, Silberwaren von Elkington & Co (die auch die Titanic ausstaffierten) usw.

Der fertige Wagen soll dann 6.000 Pfund gekostet haben, was angeblich einem heutigen Wert von ca. einer Million US-Dollar entspricht.

Wie Ihr oben seht, kommt der Prunkschlitten von außen betrachtet noch recht handelsüblich daher. Der Eindruck ändert sich gleich, wenn man mal ein Türchen öffnet:


Das sieht schon eher aus wie eine Rokoko-Kutsche. Und dann erst das Innere:



Ein Lustschlößchen auf Rädern, völlig überdreht und für die Meisten wahrscheinlich schon weit jenseits der Geschmacksgrenze. Ich werde da mal gnädig drüber hinwegsehen und nur anmerken, daß sich hier einer der großen Vorteile des Barock und Rokoko zeigt: Man kann auch den kleinsten Raum noch enstsprechend ausstaffieren. Fans der Romanik könnten sich nie einen Rolls bauen lassen, weil dieser schon die Ausmaße eines Domes bräuchte, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Hier die Decke:


Totaler Grusel? Dann solltet Ihr Euch das letzte Bild gar nicht erst anschauen. Es zeigt mein Lieblingsdetail:


Ein ultra-athletischer Putto, der in theatralischer Pose mal eben einhändig eine Riesenuhr stemmt.

Zugegeben: Eine Million für einen Rolls ist etwas schweinig. Andererseits wurde hier natürlich nicht nur ein Automobil, sondern ein Kunstwerk geschaffen. Und da muß ich dann gleich an dreistellige Millionenbeträge denken, die über die Theke gehen, wenn irgendwo ein wenig Öl auf Leinwand versteigert wird.

Der Wagen gehört heute angeblich "irgendjemandem in Russland". Diese Formulierung jagt mir natürlich gleich Angstschauer über den Rücken. Ich hoffe, daß dieser "Irgendjemand" erkennt, was er da besitzt. Ich hoffe dazu, daß der Wagen irgendwann einmal in einem Museum landen wird.

Triumph!

So oder ähnlich fühlt man sich, wenn man das letzte Examen des Semesters bestanden hat. Heute morgen war es endlich soweit. Der Pentateuch und die historischen Bücher des Alten Testaments war das Thema. Ich wurde zu Deuteronomium befragt und der Professor hat mich so richtig auf den Grill gelegt. Eine Antwort habe ich dann auch voll versiebt, aber der Rest lief sehr glatt und zufriedenstellend. Also bestanden. Also Glück. Also Pause. Aber leider nur bis Montag, denn dann beginnt schon Semester II.

Quizfrage: Welches historische Ereignis ist hier im Bild festgehalten?

Monday, February 11, 2008

Erholungsminuten

Ich habe heute morgen mein sechstes Examen bestanden und mir den Rest des Tages freigenommen. Nach Spaziergang, Mittagessen und Siesta habe ich mir von Max die DVD von "Das Leben der Anderen" geliehen. Trotz des Hypes war es mir nie gelungen, den Film mal zu sehen. Heute war's dann soweit.

"Der Untergang" war der letzte Film aus deutschen Landen, den ich gesehen habe. Nach diesem Streifen mußte ich erstmal in eine Anti-Klaustrophobie-Therapie. Wirklich. Ich bin froh, daß ich den "Untergang" nicht im Kino gesehen habe. Wenn der Führerbunker schon durch den kleinen Fernsehschirm so beklemmend ins Zimmer kriechen kann, dann will ich gar nicht erst wissen, wie sich das im Kinosaal anfühlt. Ich habe mir damals auch die Freiheit herausgenommen, mir den Film kritikfrei und ohne die Kopfschere des "Ja, aber darf man denn...?" und "Ja, aber sollte man wirklich...?" anzuschauen. Und ich fand ihn - wenn auch deprimierend und beklemmend ohne Ende - dennoch sehenswert.

Heute dann also "Das Leben der Anderen": Der Makel des Films ist, daß er weniger Atmosphäre hat und es mir auf regietechnischer Seite manchmal schien, als werde zu sehr auf Sicherheit und Ergebnishalten gepielt. Die Story funktioniert natürlich trotzdem, und es ist großartig zu wissen, daß es immer wieder Filme gibt, die ohne Computeranimation und Pyrotechnik einen für zwei Stunden komplett einsaugen können. Hier muß man natürlich den Hut vor den Darstellern ziehen. Einzig Martina Gedeck hat mich nicht so richtig umgehauen. Sebastian Koch ist ziemlich nuanciert und gut. Thomas Thieme, in seiner brutal-bösen Fleischlichkeit, überzeugt komplett. Die beiden Oberstars sind Ulrich Mühe und Ulrich Tukur. Wie Ulrich Mühe mich am Zerfall seiner Welt in kleine Erbsen teilhaben ließ war stark und bewegend. Der Kuchen geht an Tukur, dem ich einfach alles abnahm, was er in diesem Film spielte. Egal ob als abgrundtiefer Karrierist, als unbestechlicher Parteimann oder als sich mit Psychospielchen das Mittagessen in der trist-häßlichen Kantine versüßender Vorgesetzter: Alles hat von vorne bis hinten gestimmt. Guter Film! Aber: Nicht grade der Stoff, mit dem man sich in der Examenszeit ein wenig Entspannung gönnen sollte.

Sunday, February 10, 2008

Gemeinsam sind wir stark!

Matthäus 9;36:
    Als er aber die Volksscharen sah, wurde er von Mitleid mit ihnen ergriffen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Das schoß mir gestern mehr als einmal durch den Kopf. Der 9. Februar war heuer der Tag der (mittlerweile offenbar schon traditionellen) "No Vatican" Februar-Demonstration in Rom.

Besonderen Zündstoff in diesem Jahr lieferte die "Sapienza"-Debatte und die damit verbundene Solidaritätsbezeugung mit dem Heiligen Vater. Die üblichen verdächtigen antiklerikalen Interntseiten Italiens warben mit einem Banner, auf dem als Hauptüberschrift der Slogan "No Vat" und darunter unter anderem das Adjektiv "antifaschistisch" zu lesen war.

Cool. Nehmen wir mal um der Argumentation Willen an, der Vatikan sei faschistisch, und eines der Hauptanliegen der "No Vat"-Demonstrierer sei es, eben gegen diesen Faschismus anzugehen. Wie genau wird dies bewerkstelligt?

Man bedient sich eines politischen Gebahrens, welches sich vornehmlich mit der eigenen Erniedrigung oder Opferrolle beschäftigt ("Wir, die verbrannten Wissenschaftler!" - "Wir, die bevormundeten Laien" - "Wir, die marginalisierten gleichgeschlechtlich Liebenden!") und kompensatorischer Kulte der Reinheit und Einheit (Antiklerikale Clubs und Workshops, die der exakten Definition des Dogmas und der Strategie dienen; Anti-Vatikan-Woche an der Sapienza), pflegt eine beunruhigende aber effektive Zusammenarbeit mit etablierten Eliten (den liberalen Medien und Künstlern), verabschiedet sich von demokratischen Freiheiten (erpöbelte Rede-Absage des Papstes), diffamiert Gegner öffentlich (Zwangs-Outings von Closet-Gays in exponierter gesellschaftlicher Stellung; Morddrohung gegen Erzbischof Bagnasco durch ultra-linke Gruppen) und versucht, die Öffentlichkeit durch imponierende Demonstrationen der Einheit zu gewinnen (Anti-Vatikan-Demos oder Gay-Pride-Paraden). Schaut euch Mal Robert Paxtons Definition von Faschismus an, und Ihr werdet sehen, daß hier nur noch der Führer und die nationalistische Komponente fehlen. Also, Kinder, laßt mal die Kirche im Dorf. Der Vatikan ist entweder so wenig faschistisch wie Ihr, oder Ihr seid ebenso faschistisch wie der Vatikan. Ich nehme mal an, es ist in unser aller Interesse, wenn wir uns auf die erste Alternative einigen.


Auf einer der "No Vat"-Webseiten hieß es übrigens nach der Absage der Papst-Rede:
    "Großer Sieg der Bewegung! Doch die Frocessione ("Frocci" (it. für homosexuell) + "Prozession") wird weitermachen, bis der Vatikan nicht nur aus der Sapienza, sondern aus unserem Leben verschwunden ist!"
Klar genug, daß dieselben Leute sich kurz darauf ereiferten, der Papst schlüpfe in die Opferrolle. So genau hat man das mit dem "großen Sieg" dann wohl doch nicht gemeint. Und wie genau der Vatikan aus Leben verschwinden soll, in denen er schon jetzt keinen Platz hat, ist mir auch nicht so ganz klar.


Dieses Photo zeigt, wie man sich im Lager der Anti-Klerikalen eine Demonstration gegen die "Manifestation des Hasses" (Angelus-Gebet mit dem Papst) vorstellt:


"Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende!" (Buonaventura Durutti). Das war vor achtzig Jahren schon nicht witzig. Heute (nach Nationalsozialismus und Kommunismus) ist es nur noch peinlich (aber andererseits natürlich Manifestationen des Hasses diametral entgegenstehend, oder?).

"Innerliche Wagenburg"

So nennt Salomon Korn in einem Spiegel-Essay die Haltung von Martin Walser gegenüber dem Holocaust. Ein nettes Bild.

Der Essay selbst kommt wortgewaltig daher, startet mit der klassischen Lobhudelei über sein Objekt ("An Nietzsche, Novalis und Kafka geschult, kommt dieser Feinkalibreur der Worte in Fragen der Nation wesentlich differenzierter daher als viele seiner Bewunderer und Befürworter") und spielt dann partikulares Empfinden gegen universelle Gültigkeit aus. Walser war vielleicht in der Tat etwas vorschnell, als er sagte, er könne in der Paulskirche (1998) nicht anders reden als im Literaturhaus Stuttgart. Damit sprach er sich im Grunde selbst die notwendige Fähigkeit der Improvisation bzw. Adaption ab.

Was mich beim Lesen aufhorchen lies, war die Einleitung zum Essay. Da heißt es:
    Wegsehen oder Hinschauen? Welche Haltung der Deutschen gegenüber dem Holocaust - und den TV-Bildern, die ihn präsentieren - wäre die angemessene?
Das klingt beim Überfliegen harmlos. Wenn man aber dann Kohns (auf Walser bezogenes) Statement von "kollektivierender Wortwahl" in den Topf wirft, ergibt sich fix ein Schlachtengemälde, auf welchem sprachbegabte Intellektuelle Wortmäntel um eigentlich auch im entblößten Zustand ausdrucksstarke Dinge werfen und diese dann als den Kaiser präsentieren, der jetzt endlich Kleider trägt und außerdem für die breite Masse als normativ gilt ("Wir kennen nun die angemessene Haltung gegenüber dem Holocaust und ihr habt gefälligst entsprechend zu handeln!").

Und dann wird klar, daß die Meute der Holocaust-Leugner oder gar -Befürworter sich nicht nur gerne und mit Genuß auf den Schlips getreten fühlt ("Hey! Ich hab' schon keinen Job, keine Bildung und kein Leben, dann laßt mir wenigstens meine Meinung, auch wenn ich sie von Anderen habe!"), wenn ihnen nach adäquater Übersetzung der Inhalt der Worte klar wird, sondern daß sie auch nicht ohne Widerwillen sich Aktivitäten hingeben, die dem Gesagten krass widersprechen. Schließlich braucht man, um als Schocker von sich reden zu machen, keine geistige Autorität. Da reicht die Bereitschaft, genau das Gegenteil von dem zu tun, was die durch Essayberieselung gestreamlinete, schweigend betroffene Mehrheit als das Richtige empfindet (oder, wie gestern in Rom, ein Nonnenkostüm und ein geklautes Durutti-Zitat, aber dazu später).

Es gibt wohl keinen Weg aus der Zwickmühle, der den denk- und empfindungsfähigen Individuen ein Leben in ruhiger Überzeugtheit ermöglicht. Und das ist okay. Denn solange es noch Leute gibt, die den Holocaust leugnen und verharmlosen oder im Geiste schon vom nächsten Völkermord träumen, sollte man das Grauen nicht unter den Teppich kehren, nur weil die Anständigen wissen, daß so etwas nie wieder passieren darf. Daher kriegt Kohn von mir auch zwei erhobene Daumen.

Schön (aber wohl nicht machbar) wäre es, wenn man eine Möglichkeit fände, den Irrläufern die Falschheit ihrer Wege aufzuzeigen, ohne ihnen dabei gleichzeitig das Gefühl zu geben nach anderer Leute Pfeiffe zu tanzen. Denn das tun sie ja bereits jetzt, und die Doppel-Belastung macht sie natürlich kaputt.

Wednesday, February 06, 2008

Memento, Homo, ...

... Quia Pulvis Es, Et In Pulverem Reverteris!

Ich wünsche Euch allen eine fruchtbare und segensreiche Fastenzeit. Macht Euch so richtig alle, damit Ihr Euch in der Osternacht umso mehr vollsaugen könnt!

Da ich ja jetzt in der Stadtmitte wohne und nicht mehr in einem Vorort von Florenz, kann ich endlich auch mal die Stationskirchen besuchen. Heute habe ich mir das Aschenkreuz in Santa Sabina auf dem Aventin abgeholt. Das ist eine uralte Basilika (frühes 5. Jhdt.), die entsprechend unbarock ist. Hardcore-Puritaner und Früh-Christentums-Forscher rasten da drin natürlich aus. Ich selbst kann unter normalen Wettkampfbedingungen mit Nicht-Barock irgendwie auch leben. Aber die Messe heute begann vor Sonnenaufgang, und die einzigen Lichtquellen waren Operationssaal-mäßige Spots. Ich brauche irgendwie immer Kerzenschein oder wenigstens warmes Licht, außerdem reflektierende Vergoldungen, fies-friemliges Schnörkelschnitzwerk und tausenderlei anderes Zeugs, das mich von rechts und links und vorne und hinten und oben und unten umgarnt und umschmiegt. Also, nicht daß Ihr jetzt denkt "Boah! Der ist ja total unspirituell und pumpt sich in der Kirche nur mit Protz voll!" Keineswegs! Es gibt halt Leute, für die ist Feierlichkeit, wenn Ihnen nix in die Quere kommt, was ich auch irgendwie kapiere. Bei mir ist's halt ein bißchen anders. Für mich ist Feierlichkeit, wenn alles mit mir jubelt und hüpft und strahlt.


Okay, Themenwechsel: Ich habe drei Examen gut bestanden, eines davon sogar mit Extrasternchen, was mich besonders freut, denn es war das Examen in Trinitätslehre. Also alles im grünen Bereich. Morgen und übermorgen muß ich nochmal ran (Einführung in das Neue Testament und Fundamental-Theologie) und nächste Woche gibt es auch noch zwei Examen. Dann ist fertig und ich kann mich ganz Richtung Ostern orientieren.

Also nochmals: Schöne Fastenzeit und bis bald!

Friday, February 01, 2008

Sorry!

Ich habe momentan keine Zeit, mich vernünftig um den Blog zu kümmern (ist es "der" Blog oder "das" Blog? Bei diesen neudeutschen Wörtern kriege ich die Artikel nie hin). Das Studieren nimmt mich voll in Anspruch (Nächste Woche: Vier Examen in fünf Tagen. Na servus!)

Da wir aber morgen das Fest der Darstellung des Herrn feiern, und da die Stelle im Neuen Testament, von der wir dieses Fest ableiten, eine meiner Lieblings-Erzählungen in der ganzen Heiligen Schrift ist, werde ich nun erstens eben diese Stelle (noch einmal) posten und zweitens noch einige gemalte Interpretationen der Geschichte springen lassen.

Hier also erst einmal der Text (Lukas 2,22-40):
    Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

    Nun läßt du, Herr, deinen Knecht,
    wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
    Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
    das du vor allen Völkern bereitet hast,
    ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
    und Herrlichkeit für dein Volk Israel.


    Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Und hier die Bilder:


Francesco Francia (1450-1517): Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, uns in allem gleich, außer in der Sünde. Hier sieht man's ganz deutlich: "Mama, ich will aber nicht zu dem fremden Mann mit dem Riesenbart!" - "Schhh! Der ist ganz freundlich und möchte dich nur mal kurz halten!"


Philippe de Champaigne (1602-1674): Hier finde ich die Komposition besonders schön (auch wenn das Jesusknäblein für einen acht Tage alten Säugling etwas groß geraten ist).


Ikonig wurde die Geschichte natürlich auch umgesetzt (weiß aber nicht, von wem).


Das ist natürlich ganz großes Kino: Rembrandt (1606-1669) zeigt Simeon als einen Greis, der die Situation voll im Griff hat und - während er Jesus lässig hält - Maria wohl grade behutsam über das Schwert informiert.


Keine Ahnung, wer das fabriziert hat. Aber das Bild mußte mit in den Beitrag, weil die Nase des Jesusknaben einen Extrapreis für 100%-ige Babynasigkeit verdient.


Okay, das war's erstmal. Wenn ich die Examen überstanden habe, melde ich mich wieder.

Ciao,
Alipius