Sunday, January 08, 2006

Auf Nimmer-Wiedersehen, Europa...

Oh Mann! Ihr habt wirklich geglaubt, ich hätte Euch schon eine Wahrheit um die Ohren gehauen, die unfreundlich, unzeitgemäß und schmerzhaft ist? Phhh...

Wer es selbst lesen will: Mark Steyns exzellenter, aber langer und englischsprachiger Artikel "It's the Demography, Stupid! (The real reason the West is in danger of extinction)"

Wer es nicht selbst lesen will: Spätestens am Ende dieses Jahrhunderts wird es sich in Europa ausgegutmenscht und ausgesozialstaatet und vor allem ausgechristentumt haben, es sei denn, die Vorstellung einer perfekten Ehe ist nicht mehr die, daß man sich auf Knopfdruck scheiden lassen kann (weswegen Frauen heute natürlich eher einen Job als Kinder brauchen, damit sie noch was zu Knabbern verdienen können, wenn der Mann mit der Nächsten abzieht oder auch nur meint, daß "wir mal 'ne Pause brauchen, um uns neu zu finden"); daß man sich als Doppelverdienerpärchen mit 39 Jahren ein Designer-Baby zulegt; daß man sich nach einem Arbeitsleben voller 35-Stunden-Wochen mit 60 in den Ruhestand zurückzieht und sich dann von den nächsten Generationen versorgen läßt...

"Hey! Moment mal! Welche nächsten Generationen denn?" höre ich Euch fragen.
Tja, eigentlich die, die Ihr in die Welt setzen müßtet; die, die Ihr als Mann und Frau im Kreis einer intakten Familie großziehen müßtet; die, die Ihr mit Eurem Wissen und Können auf ein Leben vorbereiten müßtet, in dem "christliche Werte" kein Synonym für "Weihnachtsgratifikationen" ist.

"Starker Tobak von einem Zölibatären, der doch gar nicht weiß, wolang der Hase läuft!" schallt es von den Rängen.
Stimmt. Heiraten werde ich nicht. Kinder werde ich keine zeugen. Werdet Ihr es tun, um mir zu zeigen, "wolang der Hase läuft"? Oder werde ich Euch eines Tages nicht triumphierend sondern tiefbetrübt ein "Hab ich doch gesagt!" als Abschied zukommen lassen müssen?

Dort, wo in Europa nicht geheiratet wird; dort, wo man trotz Heirat kinderlos bleibt; dort, wo auf das Recht auf Abtreibung gepocht wird, dort bekommt groteskerweise grade der Teil unserer Gesellschaft immer weniger Nachschub, der auch nur die Formulierung bestimmter Rechte möglich gemacht hat. Hingegen gibt es Kulturen in unserer Multikultur, die einerseits, was die Rechte z.B. von Frauen betrifft, wesentlich unzimperlicher sind und andererseits eine bedeutend höhere Geburtenrate aufweisen.

Klar: Niemanden kann man zur Ehe und zum Kinderkriegen zwingen. Aber niemand sollte vergessen, daß wir die Freiheit, die wir heute genießen, in den letzten zweihundert Jahren den Ständen abgerungen und entrissen haben, von denen wir annahmen, daß sie nicht gemeinnützig handeln, sondern nur herrschen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Wenn ihr hinter den Errungenschaften der Revolutionen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts steht, dann sollte Euer Streben in dieselbe Richtung gehen: Tut gemeinsam etwas für die Gemeinschaft, nicht alleine (oder mit jährlich wechselnden Lebensabschnittspartnern) etwas für Euch selbst. Es gibt ohnehin keine perfekte Ehe. Es ist Arbeit, Verantwortung, streckenweise ist es dreckig und trübe. Aber es ist immer etwas, das man gemeinsam auf ein höheres Ziel hin tut. Wer sich nur vor den Altar stellt, weil er den Anderen liebt, der hat den Schiffbruch schon im Vertrag stehen. Wer weiß, daß er es alleine nicht schafft und jemanden gefunden hat, mit dem es in guten und schlechten Zeiten funktionieren soll und muß; wer sich dazu entschlossen hat, nicht ziellos ins Leere, sondern auf den Gott, von dem wir alle in die Welt geworfen worden sind, hin zu leben; wer die Sicherheit, die Schönheit und die Vielfalt einer kinderreichen Familie über alle kurzfristigen Wehklagen, Ego-Anfälle und Stimmungsschwankungen setzt, der kann sich nach geschlossener Ehe auch mal einen deftigen Krach leisten. Denn er (oder sie -> versteht sich eh von selbst, aber manche Leute legen auf sowas Wert) weiß, wie albern und nichtig diese menschlichen Affären letztlich sind, wenn man sie mit dem göttlichen Ziel vergleicht, das man vor Augen hat.

"Schön gepredigt, Pfaffe! Aber ich will als Frau nicht nur Kinder, Küche und Kirche kennen. Das Wichtigste im Leben ist für mich Zufriedenheit. Wenn meine Kinder das Haus verlassen bin ich 45 bis 50 Jahre alt. Dann steh ich alleine und ohne Aufgaben da, während mein Mann immer noch seinen Job hat!"
Berechtigter Einwand. Aber erstens hat dieses Modell über Ewigkeiten hinweg funktioniert. Und wenn ich mir unsere kinderlose, streckenweise auch kinderfeindliche und langsam aber sicher hinwegalternde und davonsterbende Gesellschaft so angucke, dann weiß ich zumindest, daß es das richtige Modell nicht nur war sondern immer noch ist. Zweitens werden die Aufgaben und auch die Freuden im Leben auch nach dem Auszug der Kinder nicht so schnell aufhören, wenn man denn seinem Nachwuchs ein Vorbild war. Dann kann man sich nämlich immer wieder mal mit den Enkeln beschäftigen und hat dazu den Vorteil, daß man sie auch wieder loswerden kann, wenn man seine Ruhe braucht. Drittens kann es ja wohl nicht angehen, daß eine mental durchschnittlich begnadete Frau im heutigen Europa nicht dazu in der Lage sein sollte, ihr Leben interessant zu gestalten, wenn sie 50 Jahre alt ist und sich zudem einen Kreis gleichgesinnter Ex-Muttis als leicht ergraute aber tatkräftige Rasselbande zulegen kann. Und schließlich: Seit wann ist der Job, den der Mann hat, edler oder wichtiger als der der Mutter? Und wann wurde die Weisheit unter das Volk gebracht, daß man keine Zufriedenheit empfindet, wenn man als verantwortungsvolle Mutter ein Rudel properer Kinder großgezogen hat? Ist das Selbstbewußtsein unserer Mütter wirklich so gering? Oder ist dies nur ein Aspekt des Selbsthasses, der die gesamte westliche Kultur mittlerweile wie eine Krankheit zu befallen scheint?

Das fürchterliche an meinen Antworten ist, daß sie zu einfach sind und ein wenig Opferwillen und (zumindest nach heutigem Stand der Dinge) Pioniergeist erfordern. Was denn? Einfach nur Kinder kriegen und alles wird besser? Aber ich hatte mir meine Zukunft ganz anders vorgestellt! Auf der anderen Seite scheinen kollabierende Sozialsysteme, brennende Autos, bürgerkriegsähnliche Zustände und eine untergegangene Kultur so gar nichts mit uns zu tun zu haben. Und außerdem klingen sie viel zu melodramatisch.

Überfluß, Weichheit, Dekadenz, Aussterben: In welcher der letzten beiden dieser Phasen des Niedergangs der Kulturen wir uns momentan befinden ist mir noch nicht ganz klar. Wem wir unsere Situation zu verdanken haben, das leuchtet schon eher ein. Ob Ihr Handlanger dieser sich in falscher Freiheit und echter Apathie Suhlenden sein wollt, bleibt Euch überlassen. Wenn Ihr sagt: "Nach mir die Sintflut" und es ehrlich meint und es lange und gut durchdacht habt, dann bitte ich um Verzeihung für mein Geplärre. Aber wenn Ihr nur aus Trägheit oder aus Mangel an Selbstbewußtsein Euch in der Situation befindet, die ich hier anprangere, dann werft mal einen Blick zurück: Verachtet Ihr das Vorbild, das Eure Eltern und Großeltern Euch gaben so sehr, daß Ihr es nicht nachahmen wollt?

Sorry, wenn es streckenweise ein wenig heftig wurde. Aber so fühlt man sich halt, wenn nach langem Schlaf der Wecker schellt. Ich habe nur das Glück, daß Ihr mich nicht hochheben und gegen die Wand schleudern könnt.

Alles Liebe,
Alipius

8 comments:

Anonymous said...

Einfach nur Kinder kriegen?

Das klingt ja ganz toll, aber wenn Kinder(-erziehung) als nervliche und finanzielle Belastung empfunden und vorgelebt wird (Verhüten bzw. Abtreiben ist halt billiger), wird das nix.

Aber: Solch eine kinderlose Gesellschaft ist ganz allein die 'logische' Konsequenz aus der veralteten Wirtschaftsform, und das Motto der meisten Politiker und Bürger lautet „Arbeit über alles!“

Dass aufgrund dieser Denkweise andere, wichtigere Bereiche des sozialen Miteinanders zurückstecken müssen, ist ein bekämpfenswerter Nebeneffekt.

Hinzu kommt, dass staatliche Programme Marke 'Seid fruchtbar und mehret euch!' IMMER negativ aufgefasst werden würden; vor allem, wenn man an ähnliche Programme aus der NS-Zeit denkt.

Doch solche Hintergedanken sind ja auch nicht ganz unberechtigt: Neue Staatsbürger sind schließlich auch neue Steuerzahler, Bruttosozialprodukt-Beschaffer und sogar potentielle Kämpfer gegen den internationalen Terrorismus.

„Überfluß, Weichheit, Dekadenz, Aussterben“ – Diese Abfolge durchbricht man sicherlich nicht mit der Rückkehr zu ‚alten Werten’.

Nein! Diese Abfolge stoppt man durch den Übergang von der Wirtschaftsform „Marktwirtschaft“ zu einer, die den modernen Anforderungen entspricht. Die mit der technischen Entwicklung stand hält.

Einer, die auch (und vor allem) der drohenden Arbeitslosigkeit ihre Reißzähne zieht. Einer, in der sich die Bürger nicht zwischen Arbeit und Leben entscheiden müssen.

Der Herr Alipius said...

Danke für den Input.

Ich teile Ihre Meinung in einigen Punkten, wüßte aber gerne, von welchen neuen Wirtschaftsformen Sie konkret sprechen.

Und wie soll sich das "Nicht-zu-alten-Werten-zurückkehren" mit dem ständigen Verbleib bei NS-Zeit-Beispielen vereinbaren lassen? Entweder wir schauen in die Zukunft oder nicht!

Anonymous said...

Der NS-Rückblick bietet sich hier an; ob nun 100prozentig gerechtfertigt oder nicht. Genauso, wie sich Kirchengeschichte ja nicht nur durch Frauenfeindlichkeit, Inquisition und Judenhatz auszeichnet.

Neue Werte (bzw. Wirtschaftsformen) verwirklichen darf niemals damit beginnen, dass alles bisher Geschehene vergessen, verdrängt oder ‚nur’ beschönigt wird. Vor allem nicht, wenn sich das Ziel (kinderreiches Europa) kaum unterscheidet von der Forderung nach rassisch reinem Nachwuchs und mehr Boden.

Nächster Punkt: Im Extremfall wird die Überalterung halt durch mehr Zuwanderer ausgeglichen. Wer von vornherein zwischen Europäern und dem Rest der Menschheit unterscheidet, fürchtet natürlich solch eine Entwicklung. Gefährlich wird es nur, wenn (wie zur Zeit der Fall) die meisten Zugereisten ausgegrenzt werden; chancenmäßig und auch sozial.

Und die neue Wirtschaftsform? Tja, da habe ich keine Ahnung. Auch nicht, ob das Grundeinkommen zur Lösung gehört.

Es ist ja wie bereits geschrieben auch schon die Einstellung von Politikern und Volk zu aktuellen Trends ‚kontraproduktiv’:

Fortschritt wird oft als negativ empfunden. Das liegt natürlich daran, dass beinahe jede technische Neuerung dazu dient, Arbeit zu erleichtern und (Aha!) Kosten zu senken; steigende Erwerbslosigkeit inklusive.

Besonders krass hier: Das Volk regt sich tagein, tagaus über niedrige Löhne und Sozialschmarotzer auf, kauft aber dennoch beim Discounter um die Ecke. Dort, wo Niedrigpreise locken und das Fleisch billiger ist als das Gemüse.

Die (Soziale) Marktwirtschaft’ ist hoffentlich nur ein Zwischenschritt zwischen Industrieller- und Geistiger Revolution. Denn sonst ist es tatsächlich nicht mehr weit her mit dem Zusammenbruch der ‚Westlichen Zivilisation’.

Der Herr Alipius said...

"Der NS-Rückblick bietet sich hier an; ob nun 100prozentig gerechtfertigt oder nicht." Das ist ja die Crux mit NS-Vergleichen. Selbst wenn sie 0,05% gerechtfertigt sind, klingen sie halt immer noch schön politisch korrekt. Ich mag NS-Rückblicke iregendwie lieber, wenn sie sich logisch an den Kontext anschmiegen. Aus purer Deutsch- (oder Europa-) Paranoia heraus zu behaupten, der Wunsch nach einem kinderreichen Europa unterscheide sich kaum von der Forderung nach rassisch reinem Nachwuchs und mehr Boden, klappt irgendwie nicht (zumal ja rein mathematisch betrachtet der Boden weniger wird, je mehr Kinder darauf herumtollen).

"Im Extremfall wird die Überalterung halt durch mehr Zuwanderer ausgeglichen." Das ist ja grade das, was nicht zum Ziel führt: Wenn man immer nur die Symptome lindert und nie die eigentliche Krankheit bekämpft.

"Das Volk regt sich tagein, tagaus über niedrige Löhne und Sozialschmarotzer auf, kauft aber dennoch beim Discounter um die Ecke. Dort, wo Niedrigpreise locken und das Fleisch billiger ist als das Gemüse." Wie jetzt? Sollen Leute, die sich über ihren niedrigen Lohn aufregen, zur Entspannung nach München fliegen und bei Dallmayr einkaufen? Ist doch klar, daß die zu Aldi pilgern, wenn die es nicht so dicke auf der Tasche haben! Oder sollen wir so eine Art Konsum-Kontroll-Polizeistaat aufziehen, in dem penibel darauf geachtet wird, daß die Reichen nur 1A-Produkte beim Feinkostler um die Ecke kaufen? Ich seh den logischen Zusammenhang einfach nicht.

Die "Errungenschaften" von industrieller Revolution und freier Marktwirtschaft sind leider viel zu verlockend, als daß eine geistige Revolution ohne eine vorherige Katastrophe, die wirklich jedermann mehr oder weniger elend dastehen läßt, verwirklicht werden kann.

Anonymous said...

Punkt 1: Zustimmung. Da ist die Vergleichswut mit mir durchgegangen.

Punkt 2: Genau da sollte das Gesellschaftssystem sich ändern. Und zwar, ohne 'Kinderkriegen' und 'Frau an den Herd' zum Leitsatz zu erwählen, sondern vielmehr das Recht auf WÜRDIGES, SELBSTBESTIMMTES LEBEN.

Und abgesehen davon… Symptome lindern? Da habe ich nichts dagegen.

Denn durch Linderung bleibt dem tod(?)kranken Patienten wenigstens Hoffnung, dass ihn die Ärzte irgendwann doch noch heilen können. Dass er unter Umständen schon in einem Jahr durch eine medizinische Neuentwicklung gerettet wird und nicht unter Gebeten verrecken muss. (Wenn ihm nicht sogar wohlmeinende Verwandte ein Kissen aufs Gesicht drücken.)

Manchmal ist Linderung auch bei ungefährlichen Krankheitsverläufen ganz praktisch. Zum Beispiel, wenn man sich schneuzt und darum für einige Zeit wieder durch die Nase atmen kann.

Und nun zu etwas fast völlig anderem - Punkt 3:

Wer billig einkauft, darf sich nicht wundern, kaum bezahlt zu werden für die Herstellung dieser (Billig-)Produkte. Denn (Achtung, Binsenweisheit!) man muss Geld verdienen, um welches ausgeben zu können.

Das ist EIN großes Problem der Marktwirtschaft.

Menschen, die nur gelernt haben, zu 'schurwerken' oder verstaubte Akten umzuschichten, haben in einer technisiserten Informationsgesellschaft das Nachsehen.

Bedanken können sie sich dafür zumeist bei ihren Eltern, ihren Erziehern und ihrer eigenen Eingleisigkeit.

Aber auch beim Staat, der nicht zukunftsorientiert (genug) geplant hat, sondern lieber mit neuen Gesetzen und Verordnungen um sich wirft, um so 'die alte Ordnung' aufrechtzuerhalten. Der also (mal wieder im übertragenen Sinne) die das System verändernden Mutationen gesundbeten will.

Punkt 4: Ich mag keine Katastrophen. Die töten Mensch und Tier und decken Dächer ab. Erst recht mag ich keine 'gottgewollten' und in Wirklichkeit menschengemachten Katastrophen, wie etwa Terroranschläge oder hohe Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern.

Wir werden wohl auch nicht mehr erleben, wie alle Menschen sich die Hände reichen. Und das wird wohl auch niemand. Dazu gibt es einfach zu viele 'richtige' Meinungen, Religionen und Interessen.

Jedenfalls bin ich mal gespannt, was innerhalb meiner Lebenszeit noch so alles auf der Erde abgeht. Ob die Zukunft eher an 'Mad Max' oder 'Matrix', 'Waterworld' oder die Sechzigerjahre erinnern wird. Ob Europa zum Islam übertritt. Ob bald Programmierer aus dem Iran indischen Fachleuten ihre Arbeit wegnehmen. Ob ich von Fotos und Zeichnungen und Texten leben kann. Undsoweiter.

Der Herr Alipius said...

Wir sind uns also einig, daß die Gesellschaft sich ändern muß.

Ich finde allerdings immer noch, daß ein selbstbestimmtes und würdiges Leben sich durchaus auch auf der Ebene "Kinderkriegen" und "Frau am Herd" abspielen kann. Wobei ich hier nicht davon spreche, daß man die Frauen mit Waffengewalt zuerst in den Kreißsaal und dann in die Küche treiben soll. Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen ein Beispiel aus der Gegenperspektive: Da ist eine junge Frau, die aufgrund ihrer Eltern (die mittlerweile locker alteingesessene 68'er sein können), ihrer Erzieher und ihrer eigenen Eingleisigkeit und wegen des von verschiedenen Medien und Pressuregroups auf sie ausgeübten Drucks sich ein Leben als Mutter gar nicht vorstellen kann. Wie würdig verläuft das Leben dieser Frau, die sich doch auch nur fernsteuern läßt von irgendwelchen ihr ins Hirn projizierten Bedürfnissen, ja die vielleicht am Ende eine dieser Zombie-Omas wird, die mit 65 immer noch versuchen ihren von keiner Geburt geschändeten Leib durch Diäten, Facelifting, Bräunungscreme und viel zu enge Jeans auf dem Level zu halten, das sie mit 35 hatten? Es gibt doch nichts würdeloseres, als einen Menschen, der die Realität seines Alters krampfhaft verneint. Aber zurück zum Punkt: Wie ich in meinem Posting schon sagte, sehe ich nicht den geringsten Grund, warum eine Frau, die mit Erfolg zwei oder drei Kinder großgezogen hat, nicht mit ebensolchem Stolz auf Ihr Werk blicken soll, wie ihr Mann, der irgendwo an Autos rumschraubt, Powerpoint-Präsentationen entwirft oder Leute vor Gericht rausboxt.

Die ganze Wirtschaftsdiskussion ist mir ohne konkrete Vorschläge nach wie vor zu nebulös. Wer billig einkauft, der hat entweder nicht mehr Geld (und wird auch kaum dadurch mehr bekommen, daß er einen Kredit aufnimmt und mit Geld um sich wirft, in der Hoffnung, daß es eines Tages wieder auf ihn zurückfällt) oder er will nicht mehr Geld ausgeben. Da kann man schwerlich den Leuten einen Vorwurf machen. Das "System" dafür anzuprangern ist leicht, aber ich persönlich wüßte nicht, wie es momentan anders laufen sollte. Sie?

Gottgewollt und menschgemacht sind übrigens eigentlich Synonyme, weil Gott und Mensch hier beide causa efficiens sind, nur ist Gott die causa efficiens principalis und der Mensch die causa efficiens instrumentalis. Auf Deutsch: Nur weil der Mensch es macht, heißt es nicht, daß Gott es nicht so gewollt (oder im schlimmen Fall geduldet)
hat. Ich weiß, das wirft jetzt wieder die Frage auf, wie es denn einen Gott geben kann, wenn er solche Sachen wie Flugzeugabstürze, Hungerkatastrophen oder Modern Talking zuläßt. Aber dagegen steht die Frage, wie es keinen Gott geben kann, wenn man sich die Wunder der Natur oder (zum Teil zumindest) der von Menschen geschaffenen Dinge betrachtet. Und ein weiteres Problem ist, daß aufgrund der Tatsache, daß sie einfach nicht passierten, kein Mensch jemals erfahren wird, wieviele Katastrophen Gott nicht auf uns losgelassen hat. Ich weiß, dieser Standpunkt wird für Sie nicht leicht zu verstehen sein. Aber ich glaube nunmal an Gott und auch an seine Kirche und ich bin damit bisher mehr als gut gefahren.

Und, ja, Ihr Gespanntsein teile ich natürlich 100-prozentig. Und warum sollten sie nicht von Photos, Zeichnungen und Texten leben können. Sind sie am Ende Künstler oder Schriftsteller? Naja, viel Erfolg jedenfalls!

Anonymous said...

Vielen Dank. Und vollste Zustimmung, was das zu würdigende Mutter- (bzw. Vater-)Dasein und die fehlende Konkretheit neuer Wege betrifft.

Die Zukunft hängt vom Wechselspiel zwischen Logik und Chaos (das Sie Gott nennen) ab. Darum können wir höchstens sicher sein, dass Irgendwann Irgendwas passiert.

PS: Ich habe Ihr Blog übrigens trotz (oder gerade wegen) der theistischen Sichtweise 'gebookmarkt' - weil mir Ihr Schreibstil gefällt.

Der Herr Alipius said...

Den Dank gebe ich zurück.

Ich habe immer gerne geschrieben und nutze nun das Medium "Internet" als Ausgleich dafür, daß mir aufgrund des Studiums und des Chorherrendaseins voerst kaum Zeit bleibt ein größeres Projekt anzugehen.

Daß Sie meinen Blog gebookmarkt haben finde ich ehrenhaft. Daß ich das Kompliment nicht sofort zurückgebe hat nichts damit zu tun, daß ich Ihren Blog überhaupt nicht leiden kann, sondern daß ich (wie Sie wahrscheinlich schon gemerkt haben) gar keine Links zu anderen Blogs unterhalte. Die Szene ist einfach zu unüberschaubar. Daher wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis ich mich endgültig entschieden habe, zu welchen Blogs ich linke.

Gruß und bis irgendwann mal!

P.S.: Wenn sie mal "off-topic" mit mir Verbindung aufnehmen wollen, können Sie das über den Mail-Link tun, den Sie auf meiner Profil-Seite finden.