Saturday, January 21, 2006

Wahnmal...

Das ist doch eigentlich zum Heulen:


Erich Salomon, Kurt Tucholsky, Stefan Zweig, Kurt Gerron, Otto Walburg, Charlotte Salomon, Alma-Maria Rose, Magda Spiegel...

Dies sind nur einige der Namen, an die mit dem Mahnmal in Berlin erinnert werden soll. Höre ich diese Namen, dann befinde ich mich in einer Welt voller Farben und Klänge, voller feinen Humors und spannender Geschichten. Höre ich diese Namen, dann denke ich an eine sprudelnde Kultur, zu der auch die namelosen Opfer etwas beigetragen haben. Höre ich diese Namen, dann denke ich an Leben.

Und was bekomme ich?


2711 graue Blöcke, 2711 Grabsteine, 2711 Portionen nichtssagender Eintönigkeit, 2711 Schuldbekenntnisse.

Es geht und ging immer nur um "UNS". Um unsere Schuld, um unsere Verbrechen, um unser Versagen, um unser Gewissen.

Abgesehen von der Tatsache, daß sich zumindest für mich die der Konstruktion des Mahnmals vorausgehende, jahrelange Diskussion mit all ihren Peinlichkeiten und all ihrem "heiliger als Du"-Getue als das eigentliche Mahnmal erwies, finde ich die Umsetzung einfach nur wertlos.

Da wäre mir (und wer mich kennt weiß, daß ich hier olympiaverdächtig über meinen Schatten springe) eine riesige Nikki de Saint Phalle-Statue oder eine 10 Meter hohe, 100 Meter lange Mauer mit einem quietsch-kreisch-jubel-bunten Graffiti lieber gewesen.

Wir hätten der Toten gedenken können, indem wir daran erinnern, was sie im Leben bedeutet haben. So reduzieren wir die Opfer auf ihr schreckliches Ende und auf eine Kerbe im Revolverkolben des Nazi-Regimes. So arbeiten wir nicht unsere Vergangenheit auf, sondern verkriechen uns nur weiter im Elfenbeiturm des Frustes.

"Wie kann man aber bei dem Grauen an Leben, Freude und Farbe denken?"

Ganz einfach: Wenn man das Mahnmal nicht dem Grauen errichtet, sondern tatsächlich den Opfern.


Alles Liebe,
Alipius

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