Schauen wir uns, liebe Gemeinde, heute doch mal zwei Arten von Menschen an:
Da ist einmal der gläubige Katholik, der (allein deswegen schon) schwer Spaß hat im Leben, aber andererseits auch weiß, daß er erstens nichts sich selbst verdankt und zweitens nach seinem irdischen Dasein eine Bilanz zu präsentieren hat. Für die meisten Leute dieser Kategorie heißt es dann erstmal: Ab in die Reinigung! Fegefeuer-Szenarien gibt es genug. Henry Cardinal Newman's "Dream of Gerontius", übrigens von Edward Elgar 1900 genial vertont, ist wohl die tröstlichste und schönste Version, mit der ich mich je vertraut machen konnte. Ein solcher gläubiger Katholik wird sich Zeit seines Lebens immer recht gut überlegen, was er tut. Er wird ein Bewußtsein für sein Verhältnis zu Gott entwickeln, ein Bewußtsein für die Sünde, ein Bewußtsein für den Anderen und auch ein Bewußtsein für den eigenen Wert, welcher in Gottes Augen unermeßlich ist. Einem solchen Menschen werden schwerlich je Sätze entfahren wie "Ich komm' eh in den Himmel." oder "Kirche? Brauch ich nicht!" oder "Sünde? Wat is dat denn?". Ein solcher Mensch wird - bei allen Fehlern und Schwächen - immer in die Kategorie gehören, von der Jesus im heutigen (14. Jan.) Evangelium (Markus 2,13-17) sagt: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen...".
Auf der anderen Seite ist da der nach den Ideen des Säkularismus, der Immanenz, des Atheismus lebende Mensch. Der glaubt nicht an ein Leben nach dem Tode. Der weiß aber, daß er auch nicht so einfach tun und lassen kann, was ihm gefällt oder nicht gefällt. Der schaut sich dann nach Maßstäben um und muß zwangsläufig dort zugreifen, wo nicht "Gott" draufsteht, oder wo er selbst noch fix und heimlich "Gott" oder von mir aus auch "Allgemeingültiges, übergreifendes Ordnungsprinzip" draufschreiben kann.
Vergleicht man die kulturellen Errungenschaften des Katholizismus und des Atheismus, dann hat man Kategorien etwa in der Größenordnung von St. Thomas Aquinas' "Pange Lingua" und John Lennons "Imagine". Bei beiden Texten kommen mir die Tränen (aus unterschiedlichen Gründen, wie sich versteht). Das "Pange Lingua" könnt Ihr Euch durchlesen, wenn ihr auf den Link klickt. Und für diejenigen, die bei "Imagine" noch nicht so gut zugehört haben, sei hier folgende Passage zitiert:
"Imagine there's no heaven,
It's easy if you try,..."
Diese zweite Zeile kann ich mir wirklich nur durch den Zwang zum Reim erklären.
"...No hell below us,
above us only sky.
Imagine all the people,
Living for today."
Okay, dann imaginen wir mal: Sechs Milliarden Leute, die - nur für das "Hier und Jetzt" - mit der Vorstellung leben, daß es außer dieser irdischen Existenz nichts gibt. Dies würde bedeuten, daß ein zum eigenen Vorteil betrügender und lügender Tunichtgut dasselbe letzte Schicksal erwartet wie ein Mensch, der sich ein halbes Leben lang im Dienste Anderer aufopfert. Schauen wir uns die Geschichte der Menschheit an, dann wissen wir, daß es auf dieser Welt bedeutend mehr Tunichtgute gäbe als Diener, wenn denn tatsächlich die Meinung dahin ginge, daß es keinen Himmel und keine Hölle gibt. Glücklicherweise ist es (noch) etwas besser um uns bestellt. Und groteskerweise haben grade die -ismen, die den Menschen gewaltsam von dem "Opium" der Religion befreien wollten, im vergangenen Jahrhundert zu mehr als 100 Millionen Toten weltweit geführt. Da bekommt auch der ambitionierteste Hexenverbrenner feuchte Augen.
Nein, es ist nicht einfach, sich vorzustellen, daß es keinen Himmel und keine Hölle gibt. Es ist nur einfach zu sagen: "Aus der Kirche bin ich schon vor Jahren ausgetreten. Morde im Namen Christi, prunkende Rennaissanceprälaten, Kinderschänder, Hexenverbrennungen. Damit will ich nichts zu tun haben!"
"... nicht die Gerechten," endet das heutige Evangelium. Wer sich für die Sünden der von Christus Berufenen zu gut ist, der ist dann wohl auch für die Erlösung zu gut. Dieser Umstand macht es relativ einfach, zu erkennen, auf wen sich die "Pharisäer"-Stellen der Bibel beziehen.
Alles Liebe,
Alipius
6 days ago
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