Saturday, December 08, 2007

Die fünf Wege (II)

Beim zweiten Weg geht's nicht mehr um Bewegung, sondern um die Wirkursache:
    Secunda via

    Der zweite Weg ist aus dem Begriff der bewirkenden Ursache genommen.

    Wir finden nämlich, daß in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen hier eine Ordnung der wirkenden Ursachen besteht. Es findet sich jedoch nicht und ist auch nicht möglich, daß etwas Wirkursache seiner selbst sei, da es so früher wäre als es selbst, was unmöglich ist. Es ist aber nicht möglich, daß die Wirkursachen ins Unendliche gehen, weil bei allen geordneten Wirkursachen insgesamt das Erste Ursache des Mittleren, und das Mittlere Ursache des Letzten ist, sei es daß das Mittlere mehreres oder nur eines ist. Ist aber die Ursache entfernt worden, dann wird auch die Wirkung entfernt. Wenn es also kein Erstes in den Wirkursachen gibt, wird es kein Letztes und auch kein Mittleres geben. Wenn aber die Wirkursachen ins Unendliche gehen, wird es keine erste Wirkursache geben, und so wird es weder eine letzte Wirkung, noch mittlere Wirkursachen geben: was offenbar falsch ist. Also ist es notwendig, eine erste Wirkursache anzunehmen.

    Diese nennen alle Gott.
Soooo geschmeidig! Das ist - glaube ich - mein Lieblingsweg.

1 comment:

Gregor Kollmorgen said...

Und auch darin stimme ich Dir zu, daß der kosmologische Gottesbeweis ganz besonders eingängig ist.
Hier wieder meine Übersetzung:
"Der zweite Weg folgt dem Grundsatz der bewirkenden Ursache. Wir finden nämlich in jenen sinnlich wahrnehmbaren Dingen eine Ordnung von bewirkenden Ursachen, und es ist nicht zu beobachten, noch ist es möglich, daß irgend etwas die bewirkende Ursache seiner selbst ist; denn so wäre es eher als es selbst, was unmöglich ist. Nicht möglich ist es aber (ebenso) bei den bewirkenden Ursachen ins Unendliche fortzuschreiten. Denn bei allem, was durch bewirkende Ursachen geordnet ist, ist das Erste die Ursache des Mittleren, und das Mittlere ist die Ursache des Letzten, ob es nun mehrere Mittlere oder nur eines gibt; wird aber die Ursache weggenommen, entfällt auch die Wirkung; also wird es weder ein Letztes noch ein Mittleres geben, wenn es kein erstes bei den bewirkenden Ursachen gibt. Wenn man aber bei den bewirkenden Ursachen ins Unendliche fortschreitet, wird es keine erste bewirkende Ursache geben, und so wird es weder eine letzte Wirkung noch mittlere bewirkende Ursachen geben, was offensichtlich falsch ist. Also ist es notwendig, irgendeine erste bewirkende Ursache anzunehmen, und diese bezeichnen alle als Gott."