Neben dem Heiligen Beda und dem Heiligen Papst Urban I. gedenkt die Kirche heute auch Papst Gregor VII.
Das war der Papst, unter dessen Herrschaft der Investiturstreit, also das Gerangel zwischen geistlicher und weltlicher Macht um die Einsetzung von Bischöfen, begann. Berühmte Höhepunkte dieses Zwistes sind die gegenseitigen Absetzungen, die Kaiser Heinrich IV und der Papst gegen den jeweils anderen aussprachen, der Gang nach Canossa (links in einer etwas modernen Darstellung), die Auslösung eines bis 1111 andauernden Schismas und die Zerstörung Roms durch die Normannen, die eigentlich vom Papst als Helfer gegen den die Stadt besetzenden Heinrich gerufen worden waren aber nach Erledigung der Aufgabe wohl irgendwie noch ein wenig Auslauf brauchten. Einen ausfühlichen Artikel zum Investiturstreit gibt's hier bei Wikipedia. Papst Gregor wurde von den nach der Verwüstung der Stadt etwas ungehaltenen Römern ins Exil nach Salerno gejagt, wo er am 25. Mai 1085 starb. Er wurde von Paul V. im Jahre 1606 heiliggesprochen.
Für mich als Klosterneuburger ist der Investiturstreit insofern interessant, als daß es aus dieser Zeit eine weitere - nicht ganz so bekannte - Anekdote gibt, die aber für unser Stift nicht unwichtig ist.
Infolge des Investiturstreites stand Deutschland im Jahre 1105 nämlich sogar am Rande des Bürgerkrieges, als Kaiser Heinrich IV. und sein Sohn König Heinrich V. sich am Ufer des Flusses Regen mit ihren Heeren gegenüberstanden. Leopold III. von Österreich hatte als Markgraf der Mark Ostarrichi dem Kaiser zwar die Treue geschworen, wollte aber unbedingt den Krieg verhindern. So verabredete er sich in der Nacht vor der Schlacht mit seinem Schwager, dem Herzog von Böhmen, Boriwoj. Leopold schlug vor, heimlich mit Reitern und Fußvolk das Lager zu verlassen. Die kaiserliche Armee wäre dadurch so geschwächt, daß der Kampf nicht stattfinden könne. Gesagt, getan, passiert. Der Krieg fiel aus, der Kaiser floh, wurde zur Abdankung gezwungen und starb 1106. Leopold bekam als Dank für sein kluges Handeln von Heinrich V. dessen Schwester Agnes zur Frau. Sie war die Witwe Friedrich des Staufers, somit Stammutter der Hohenzollern, Mutter Konrads III. und Großmutter Friedrich Barbarossas.
Durch die Hochzeit zu großem Reichtum und Ansehen gekommen, nutzte Leopold seinen neuen Status, um in seiner Mark den Frieden zu sichern und Wohlstand einkehren zu lassen. Er war ein treuer Anhänger des Papstes und untersützte die Bistümer Salzburg, Passau und Gurk in dem er zum Beispiel die von Heinrich IV eingezogenen Stifte und Klöster wieder an Passau zurückgab. Er verlegte seine Residenz nach Klosterneuburg. Und im Jahre 1114 wurde dort der Grundstein zu... ("Wer weiß es...? Wer weiß es...? Klasse...? Klasse...?" - Tschuldigung, aber mir war grade so nach ein wenig 80'er-Jahre-Trivia. Wer kennt den Film zum Zitat?) ... jawoll, zu einem Stift gelegt.
Während der 40 Jahre der Regierung Leopolds gab es in Österreich keine Kriege. Eine so lange Friedensperiode hat dieses Land seither erst zweimal wieder genossen, unter Kaiser Joseph II und seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Das Schädelreliquiar des am 6. Januar 1485 heilig gesprochenen Leopold wird heute noch in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg aufbewahrt.
3 days ago
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