Oder, um es mit Brentano zu sagen: "Ein psychisch Tätiges verneint in dem modus praesens ein Durchgefallensein in einem seiner Examen."
Jawoll, die Woche des Grauens liegt hinter mir! Komme soeben vom "Geschichte der Gegenwartsphilosophie"-Examen und habe es bestanden. Epistemologie habe ich schon am Dienstag klargemacht und auch im geflügelten und besteurruderten Ontologie-Examen am Monatg habe ich mich achtbar geschlagen.
Okay, jetzt muß ich dochmal protzen. Nicht nur wegen der eigenen Glorie, sondern auch und vor allem, weil die Geschichte einfach so witzig ist: Also, da war letztes Jahr dieser Typ am Angelicum, der auch bei Professor Holzer das Gegenwartsphilosophie-Examen gemacht hat. Professor Holzer ist Schweizer, fachlich ungeheuer firm, menschlich wahnsinnig nett und unterhaltsam aber o-ber-an-spruchs-voll. Wer da nicht den Aristoteles auf Griechisch rückwärts zitiert und dabei mit drei rohen Eiern jongliert, der kriegt dann halt auch keine 10 Punkte. Das Holzersche Geschichts-Examen sieht so aus, daß man einen von drei Textschnipseln, die mit dem Gesicht nach unten präsentiert werden, ziehen muß. Das ist dann immer ein Ausschnitt aus einem Text eines der 12 im Kurs behandelten Philosophen (Kant, Hegel, Feuerbach, Marx, Schopenhauer, Kierkegaard, Nietzsche, Comte, Mill, Brentano, Frege, Bergson. Keine Panik, liebe Philosophen: Die Phänomenologen und Analytiker folgen im zweiten Semester). Dann guckt man sich den Text an und sagt, wer der Author ist und breitet anhand des Textes dessen Philosophie ein wenig aus. Der Typ im letzten Jahr hatte sich für das Examen nur auf einen EINZIGEN der Philosophen (Mill, glaube ich) anständig vorbereitet. Und was geschieht? Logo, er zieht Mill und tütet ganz dick ein. Naja, jetzt kommt in diesem Jahr der kleine Herr Alipius an und hat sich auf ALLE Philosophen super-anständig vorbereitet, bis auf einen, namentlich Hegel. Und was geschieht? Ich ziehe natürlich Hegel! Argh! Immerhin erkannte ich auf den ersten Blick, daß es Hegel war und war damit schonmal denen voraus, die so obskures Zeugs aufgetischt bekommen, daß sie nicht mal den Autor erkennen können. Ich hab dann brav von Logik, Natur, Geist, Schlüssen etc erzählt (ohne wirklich zu wissen, was ich tue). Dann kam das Gespräch auf Hegel und Religion und - aus welchem Grund auch immer - ich hatte doch tatsächlich zwei Sätze aus dem Hegel-Manuskript wörtlich im Kopf, die sich direkt darauf bezogen und die ich dann auch gleich mal brav zitierte und erläuterte, wobei die Augen des Professors sich zum ersten Mal weiteten (nach dem Motto: "Hey, der Kerl hat ja doch einen Puls!"). Und am Ende erfuhr ich dann, das es gereicht hat! YEAH!
Jetzt sitze ich bei strahlendem Sonnenschein am Laptop, höre Melissa auf der Maur's großartiges Soloalbum, trinke Milchkaffee und teile meine Freude mit der geneigten Leserschaft. Jetzt muß ich nur noch ein Semester Philosophie und die Abschlussexamen überstehen, dann geht's ab in die Theologie.
Oh, Abschlußexamen: Da hörte ich doch just am Dienstag, daß die Note des Abschlußexamens 60% der Gesamt-Philosophie-Note ausmacht. Da gibt man sich doch die Kugel! Zwei Jahre wackeres Studieren inklusive Einheimsen nicht weniger Zehner können dann innerhalb von zwei Stunden in Trümmer sinken, wenn man ein Thema kriegt, das einem nicht liegt. Das wird ein lustiges Vierteljahr.
Alles Liebe,
Alipius
6 days ago
3 comments:
Gratuliere!
Und - ja - danke. Ich habe wirklich ein wenig mitgebebt - Prüfungen sind alles andere als Vorgeschmack der Seligkeit...
Laß es Dir gut gehen.
Werd' ich!
Und danke für's Mitzittern!
Alter Römer,
wußt ichs doch. Weiter so! Mit Freude
Schwesterherz
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