Das Kloster Michelsberg
Eberhard, der erste Bamberger Bischof, gründete im Jahr 1015 das Benediktinerkloster St. Michael auf dem Michelsberg. Wer jetzt ruft "Boah! So'n Zufall! Der Berg heißt genauso wie das Kloster!" der bleibt bitte zum Nachsitzen hier. Das Kloster war ein sogenanntes Eigenkloster, was bedeutet, daß die Äbte nur dem Bischof unterstanden. Der erste Bau wurde schon 1117 zerstört, vermutlich durch ein Erdbeben. Bischof Otto (1102-1139) machte sich dann um das Kloster sehr verdient und wurde dort auch beigesetzt. Nach seiner Heiligsprechung 1189 gelang es dem Kloster, zunehmend Unabhängigkeit von den Bischöfen zu erlangen. Es erreichte in dieser Zeit eine große geistige Blüte und auch finanziell lief's, hatte man doch Grundbesitz in über 400 Orten des Bistums.
Bergab ging es dann stufenweise: Wie viele andere süddeutsche Benediktinerklöster nahm auch St. Michael um 1400 ausschließlich Adlige auf, deren Lebensweise nicht nur durch die Regel des Hl. Benedikt sondern auch durch ihr Selbstverständnis als Adlige bestimmt wurde. Dies führte nicht nur zu Kritik, sondern auch zu echtem Rabatz: 1435 wurde das Kloster von aufgebrachten Bürgern geplündert und verwüstet. Dies zu einer Zeit, zu der man ohnehin schon aufgrund der Hussitenkriege unter erheblichen Zahlungen in die Kriegskasse des Hochstifts litt. Abt Andreas Lang (1483-1502) brachte das Kloster dann wieder auf Kurs, führte die rechte monastische Ordnung wieder ein, brachte Gelehrsamkeit und Frömmigkeit zurück und sorgte dafür, daß dringende Reperaturen ausgeführt wurden. Jedoch: Schon 1525 fallen die aufständischen Bauern über Bamberg und das Kloster her und treiben es gar doll. Während des zweiten Markgrafenkrieges gibt es 1552 gleich noch einen Dämpfer und dann fällt auch noch 1610 die Kirche einem Brand zum Opfer.
Was tun? Gegenreformation! Barock!
Ab 1697 erhielt die Basilika ihre barocke Westfassade durch Leonhard Dientzenhofer. Die beeindruckende Treppe und der pompös fricklige Barock-Hochaltar wurden dann ab 1723 durch den bischöflichen Hofbaumeister Johann Dientzenhofer angelegt. Die verspielte Engelskanzel ist dann schon Rokoko und das Heilige Grab in der Seitenkapelle weist bereits in Richtung Klassizismus. Es gibt einige sehr hübsche und künstlerisch nicht wertlose Bischofs-Epitaphe in der Kirche, die aber erst nach 1833, als der Dom "purifiziert" wurde, von dort auf den Michelsberg gebracht wurden. Der eigentliche Hammer aber ist die Decke der Kirche: Das Herbarium. Fast 600 verschiedene Pflanzen tummeln sich im Mittel-, im Quer- und in den Seitenschiffen. Ob exotisch oder heimisch war ganz egal: Ananas, Baumwolle, Granatapfel oder Tabak sind ebenso zu finden wie Apfel, Birne, Brombeere und Buche. Außer den Pflanzen gibt es noch Singvögel und Papageien zu sehen. Die Malereien sollten die gesamte bekannte Flora repräsentieren, sie können aber auch als Verehrung der Schöpfung gewertet und als eine gegenreformatorische Maßnahme verstanden werden, was den Wert des Kunstwerks ja nicht schmälert.
1803 kam dann die heißgeliebte Säkularisation und somit fiel für die Benediktiner vom Michelsberg der letzte Vorhang. Nichtmal das 800-Jährige konnten die Jungs feiern! Und wir haben noch Glück: Anfangs war von Abriß die Rede. Das Kloster kam aber letztlich in Besitz der Stadt Bamberg, die auf Bitten der Bürgerschaft die alten Spitäler aus der Innenstadt auf den Michelsberg verlegte. Die ehemalige Abtei beherbergt noch heute das Bürgerspital (Altersheim).
3 days ago
2 comments:
Hinreißendes Deckengemälde, danke für diese Information!
Und überhaupt, hier mal ein riesengroßes Lob für Deinen Weblog. Schön, informativ, witzig, intelligent und gelegentlich herzergreifend. Weitermachen, bitte.
Danke für die Blumen!
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