Tuesday, February 28, 2006

Exerzitien-Wochenende

Ciao!

Am vergangenen Wochenende waren wir mit den Schotten in San Vito Romano, irgendwo oben in den Bergen, eine Stunde von Rom entfernt. Ich nutze die Gelegenheit, um die Bewohner des Schotten-Kollegs mal im Bild vorzustellen:


1.) Es war saukalt da oben. Ich mußte mich in mein Cape einwickeln, um nicht einzufrieren. Keine Ahnung, wie die Anderen das nur mit Hemd und Pulli bekleidet ausgehalten haben. Hier in dem Bild geht der verweichlichte und eingemummelte Herr Alipius mit den abgehärteten halbnackten Schotten-Jungs einen der Texte durch, die der Exerzitien-Leiter ausgeteilt hatte. Von Links: Ross, meine Wenigkeit, Liam, Gerald, Christopher und Anthony. Gerald und Anthony werden bald zu Priestern geweiht und werden dann leider nicht mehr in Rom sein. Gerald hat eine unglaublich tolle Sing-Stimme.



2.) Gruppenbild! Zweiter von links in der ersten Reihe ist Stephen Robson, der sprituelle Direktor des Schotten-Kollegs. Der Priester neben ihm ist Tom Costello, Haus- und Hof-Exerzitienleiter. Max ist übrigens nicht auf dem Photo, weil er die Kamera bedient.



3.) Das war der Ausblick von meinem Zimmer mit Balkon. Klasse, gell?

Das war's auch schon!

Alles Liebe,
Alipius

Monday, February 27, 2006

Guckt mal...

... das habe ich auf irgendeiner spanisch-sprachigen Seite gefunden.

Ist das nicht die absolut oberknüffigste, auf ein Minimum reduzierte Zeichnung eines Bischofs, die man sich vorstellen kann? Naja, ich wollt' nur meinen Spaß an dem Kerlchen mit Euch teilen.

Alles Liebe,
Alipius

Sunday, February 26, 2006

Der Irrsinn hat keine Grenzen!

Hallihallo!

Für den Fall, daß es immer noch Leute gibt, die nicht exakt wissen, was sie mit dem Begriff "Ewiggestrige" anzufangen haben, hier ein wenig Nachhilfe:

Junge CSU-Abgeordnete forderten unlängst, daß die traditionelle Ehe als einzig gesellschaftlich akzeptable Lösung anzusehen sei. Sich darauf beziehend verkündet die Grüne Jugend:

    "Auch ewig Gestrige wie diese - wohl nur biologisch - jungen CSU-Abgeordneten können doch nicht die Augen vor den gesellschaftlichen Realitäten verschließen! Menschen haben ganz vielfältige Bedürfnisse, Gemeinschaft und zwischenmenschliche Solidarität zu erfahren.

Das 5000-Seiten dicke Phrasen-Nachschlagwerk für die alternative Szene scheint ja im Handel ganz gut zu laufen.

    Die Kleinfamilie - Vater, Mutter, Kinder - wird den Bedürfnissen vieler Menschen überhaupt nicht gerecht. Von der "traditionellen" Kleinfamilie zu sprechen ist ohnehin Augenwischerei - erst vor knapp hundert Jahren kam diese von den jungen Reaktionären bei der CSU als so "traditionell" und "natürlich" bezeichnete Lebensform in Mode. Viele Kulturen und Zeitalter kennen ganz andere Arten und Weisen der zwischenmenschlichen Solidarität - und das ist auch gut so!

Was für ein Unsinn. Erst vor 100 Jahren? Klar! Mann, da haben sich meine über achtzigjährigen Mitbrüder im Stift aber alle ganz schön verrechnet, als sie mir von ihren Eltern und Großeletern und deren Familien erzählten. Da muß ich ja nicht mal in die Kulturgeschichtsbücher gucken, um es besser zu wissen. Mal davon abgesehen: Nur weil die Homosexualität im alten Griechenland schon praktiziert wurde, bedeutet dies nicht, sie sei natürlich. Stengerl + Löcherl = Baby: Der von der Natur (und von Gott) vorgegebene Weg.

    Wir treten ein für eine Öffnung der Ehe zu moderneren, zeitgemäßeren Lebensweisen - denn die Liste derer, die durch die Verengung des gesellschaftlichen Leitbildes auf Zweier-Ehe und Kleinfamilie in ihrer Entfaltung massiv behindert werden, ist lang: Frauen, Homosexuelle, Alternative - all diese und viele andere Menschen werden in unserem Land finanziell und strukturell benachteiligt.

Der übliche, alte Trick: "Komm, wir stellen uns als Opfer hin!" Dem Staat wird die Moralinpistole auf die Brust gesetzt und alle werden dann später, nachdem sich die neue soziale Elite an die Oberfläche gequengelt und sich gesetzlich geschützt auf jede erdenkliche natürliche und unnatürliche Art und Weise entfaltet hat, für die endgültige Aushöhlung und Auflösung der Gesellschaft zahlen.

Zum Schluß das Sahnehäubchen:

    Die GRÜNE JUGEND tritt ein für die Abschaffung der Ehe - an Stelle der überholten Ehe soll ein Zivilpakt-Modell nach französischem Vorbild treten, bei dem jede und jeder anderen ganz bestimmte Rechte und Pflichten übertragen kann. Wir wollen alternativem Leben Raum geben, denn nicht alle Menschen wünschen sich eine lebenslange Zweier-Beziehung, viele Menschen wünschen sich eine ganze Menge mehr! Ja, viel mehr als die bürgerliche Ehe wünschen sich viele Menschen: Beziehungen auf Zeit, Beziehungen mit mehr als einer Person, Freundschaften mit Sex. Wer derart leben möchte, soll in unserer Gesellschaft nicht mehr in seiner Entfaltung behindert werden. Wir treten ein für alternatives Zusammenleben, für Patchwork-Familien, für Wahlverwandschaften und eine unverkrustete, idologiefreie Solidarität!"

Hmm, das macht alles wahnsinnig viel Sinn. Ich möchte hier zuerst einmal auf einen Artikel in der Schweizerzeit über Daniel Cohn-Bendit (huch, ebenfalls ein Grüner) aufmerksam machen. Das Blut gefriert einem in den Adern bei der Vorstellung, in was für einer Gesellschaft wir lebten, wäre der Versuch der 68-er "in einem kollektiven Diskurs eine neue Sexualmoral zu definieren" geglückt.

Ich mag besonders das Wort "ideologiefrei" am Ende des letzten Abschnitts des Grüne Jugend-Artikels. Daß diese Art von Hirnfürzen nichts weiter ist als Ideologie, muß an dieser Stelle ja niemanden berühren. Aber wenigstens wissen wir jetzt, daß diese immer noch hoffnungslos ihren total überholten Utopien und vom traurigen Zustand unserer Gesellschaft ja längs als nutzlos entlarvten Idealen verhafteten Naseweise die wirklich Ewiggestrigen sind.

Und auch das "Viel mehr", das uns nach Abschaffung der Ehe bereichern soll, ist die totale Mogelpackung: Bindungslosigkeit, Verantwortungsfreiheit und Promiskuität bis der Arzt kommt (im wahrsten Sinne) mögen für manch Einen auf den ersten Blick nach "Viel mehr" klingen. Letztlich werden dadurch aber keine Menschen gebildet, sondern nur in vollkommenem moralischen Relativismus zerfließende Sklaven der eigenen Bedürfnsisse und Lüste, die irgendwann leer und innerlich verwüstet am Rande des Abgrunds stehen.

Der Artikel auf der Seite der Grünen Jugend wird übrigens von zwei ganz reizenden Photographien geschmückt. Das Enten-Bildchen links ist mit der Frage untertitelt: "Wer will schon heiraten?" Ganz klar: Jeder, der Mut, Herz und Verstand besitzt. Logisch übrigens, daß die Grüne Jugend ein Gummienten-Pärchen gewählt hat. Denn der Konstrast zwischen der Abbildung einer schlichten Vater-Mutter-Kind-Familie und...

... dieser untoten Drag-Ruine wäre wohl zu entlarvend. Unter diesem Bild finden wir den Aufruf "Alternatives Leben stärken". Wenn Lebensentwürfe dieser Preisklasse die künftige Alternative zur Ehe sein sollen, dann hätte ich bitte gerne ganz schnell meinen eigenen Planeten.

Ich weiß, ich habe in der Vergangenheit schon gemeckert. Aber heute bin ich richtig sauer. Und ich greife hier nochmal auf meinen "Wer Kunst mag..."-Artikel von vorgestern zurück: Leute, die solche Vorschläge machen, gehören genau zu der dort angesprochenen Gruppe: Sie befinden sich bereits jenseits der Baumgrenze, sind matt und atmen schwer und haben trotzdem nichts erreicht. Um das zu kompensieren, klettern sie noch schneller noch höher. Klar, gingen sie zurück, bekämen sie unten im Tal wahrscheinlich das ein oder andere "Wir haben's euch doch gleich gesagt!" zu hören und das läßt der Stolz natürlich nicht zu.

Es ist schon tragisch, mitansehen zu müssen, wie diese Leute sich mit immer groteskeren Ideen und Forderungen an ihre schwindende Macht klammern. Grade fällt mir wieder der Vorschlag ein, in Deutschland einen christlichen Feiertag aus dem Kalender zu streichen und dafür einen islamischen einzuführen. Die Spitzenidee kam doch auch von einem Grünen, oder? Wow, die scheinen ein Abo zu haben!

Trotzdem und nach wie vor und immer:
Alles Liebe,
Alipius

Na endlich...

... darauf haben wir doch alle gewartet! Kath.net berichtet:

    Frankfurt am Main
    Theologen kritisieren das von führenden evangelischen Kirchenvertretern unterstützte Projekt „Bibel in gerechter Sprache“. Sie soll unter anderem das Wirken von Frauen stärker sichtbar machen und so für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen.

Es ist natürlich auch höchste Eisenbahn! Schließlich sah ich im Gotteslob meiner Düsseldorfer Pfarre schon vor Jahren das Wort "brüderlich" immer hübsch akkurat mit dem Wort "geschwisterlich" überklebt. Dadurch wurde das entsprechende Lied an dieser Stelle wegen der Extra-Silbe natürlich immer ultra-holprig und zerfiel zu Knallerbsen.

    Die 52 Übersetzer berücksichtigen neben dem hebräischen und griechischen Urtext unter anderem Einsichten der feministischen Theologie, der Befreiungstheologie, des christlichen-jüdischen Dialogs sowie „Wahrnehmungen aus der Sicht von gesellschaftlichen Minderheiten“.

Äh, wie jetzt?

    Die durch Spenden finanzierte Bibelübersetzung soll zum Reformationstag am 31. Oktober erscheinen. Zum Beirat des Projekts gehören unter anderen der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker (Darmstadt) und die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter.

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zitiert in einem am 18. Februar veröffentlichten Beitrag mehrere Kritiker des Projekts. Der Präsident der von Cansteinschen Bibelanstalt und Professor für Neues Testament, Andreas Lindemann (Bielefeld), bemängelt, daß einige der bisher bekannt gewordenen Übersetzungen den biblischen Text verfälschten.

    Wenn im Matthäus-Evangelium gegen Pharisäer polemisiert werde, sei es unzulässig, dies mit einer „gerechten Übersetzung“ richtig stellen zu wollen. Lindemann hält es für unangemessen, den Matthäus-Text durch die Übersetzung so umzuformen, daß er heutigen Einsichten genüge. Als Beispiel führt er einen Vers im Matthäus-Evangelium (23,2) an, den Luther mit „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer“ wiedergibt. In der „Bibel in gerechter Sprache“ soll es heißen: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen Toragelehrte und pharisäische Männer und Frauen.“

    Pharisäische Frauen auf dem Lehrstuhl des Mose habe es aber sicherlich nicht gegeben. Bis heute gebe es auch keine orthodoxen Rabbinerinnen. Der Tübinger Alttestamentler Bernd Janowski ist laut der FAZ der Ansicht, daß sich die Neuübersetzung dem Zeitgeist ausliefere und ein „Dokument des sich selbst aushöhlenden Protestantismus“ sei. Er nannte es „beschämend“, daß das Projekt von kirchenleitender Seite protegiert werde.

Dem möchte ich eigentlich gar nichts mehr hinzufügen.

Friday, February 24, 2006

Wer Kunst mag...

... und sich fragt, wo ich die witzigen Prälaten-Gemälde für meine beiden "Was sie damals so trieben..."-Beiträge gefunden habe, der sollte mal im Art Renewal Center (ARC) vorbeischauen. Das ist eine Internet-Seite, die sich der Wiederbelebung der Kunst der großen akademischen Meister der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschrieben hat. Das ARC spricht sich dezidiert und mit ziemlich unerschrockener Wortwahl gegen jegliche Art von stümperhaften Schock- und Schluder-Modernismus aus und vertritt die Meinung, daß nur dort, wo man auf das solide Fundament eines über Jahrhunderte herangewachsenen Wissens baut und sowohl in den relevanten Techniken geübt als auch mit den wichtigen Werkzeugen vertraut ist, Kreativität und Experimentierfreudigkeit eine weder Verstand noch ästhetisches Empfinden beleidigende Verbindung eingehen können.

Das ARC engagiert sich in der Ausbildung junger Künstler und hat ein gigantisches Archiv angelegt. In diesem findet man einige zeitgenössische Werke, die auf den ersten Blick von ziemlicher Kitschigkeit sind. Andererseits ist der Löwenanteil dieser Bilder handwerklich tatsächlich bemerkenswert. Und was die alten und die ganz alten Meister angeht ist das ARC unangefochten die Nummer eins. Da kann man dann tatsächlich sehen, was Kunst einmal war (nämlich Wahrheit) und wird schmerzhaft daran erinnert, was Kunst heutzutage größtenteils ist (nämlich Meinung).

Die Stücke fügen sich dann zu einem Ganzen, wenn man bedenkt, daß die vergangenen zwei- bis zweieinhalb Jahrhunderte ja zu einem großen Teil eben diesen Trend aufwiesen: Weg von der Wahrheit, hin zur Meinung. Oder anders Formuliert: "Nö, das kennen wir schon. Komm, laß uns mal das ausprobieren." Soweit ist ja noch alles im grünen Bereich. Wenn man sich dann aber nach dem "mal das ausprobieren" leerer fühl als vorher und nicht die Größe besitzt, einen Irrtum zuzugeben, sondern im Gegenteil noch schneller noch höher klettert, und dann, wenn der Sauerstoff langsam rar wird, noch die Kühnheit besitzt, denen, die zwar in etwas angeschmutzter Luft sitzen, die aber immerhin noch atmen können, ein "Ihr Zurückgebliebenen!" zuzurufen, dann wird's nicht nur problematisch, sondern auch irgendwie peinlich. Ich erinnere hier gerne nochmals an "Piss Christ", ein von vielen Kritikern als "tiefreligöses und wichtiges Kunstwerk" hochgejazztes Schundstück: Eine Kunstphotographie eines in einem mit Urin gefüllten Glasbehälter stehenden Kruzifix. Hübsch auch das Gemälde in der Met in New York, welches im Jahre 1999 im Rahmen der Ausstellung "Sensation" gezeigt wurde: Eine mit Pornoschnipseln und Elephantenkot besudelte Jungfrau Maria. Ich erwähne hier aus naheliegenden Gründen die religiösen Motive. In beiden Fällen waren die Verteidiger dieser "Kunst" selbstverständlich erst einmal mit dem "Meinungsfreiheit"-Argument zur Stelle. Schön und gut. Natürlich war die Meinung dann plötzlich aber nicht mehr ganz so frei, als die Kritiken lauter wurden und als Bügermeister Giuliani entschied, das Museum nicht weiter mit städtischen Mitteln zu unterstützen, solange es die Gefühle von Katholiken verletzt. Dann waren die Empörten einfach "unaufgeklärt" oder "dumm" oder "ewiggestrig" oder "faschistoid" oder was sonst so an verzweifelten Rettungsversuchen einer langsam aber sicher bitte zu schlachtenden Heiligen Kuh vorgebracht wird. Laßt die Leute von mir aus fabrizieren, was sie wollen. Aber seid wenigstens so mutig und sagt dem Kaiser, daß er nackt ist und werft ihm nicht noch zur Belohnung für seine Blödheit das Geld hinterher.

Alles Liebe,
Alipius

Wie peinlich!

Oh Mann!

Da saß ich doch ewig lang über meiner am 16. Januar veröffentlichten Liste von Lieblingsalben und habe eines der allerwichtigsten vergessen! Der Schlag traf mich, als ich eben mit dem Taxi durch den strömenden Regen Roms ins Kolleg fuhr und plötzlich "Appetite" von Prefab Sprout im Radio lief.

Um diese unverzeihliche Nachlässigkeit wieder gut zu machen, widme ich dem zweiten Prefab Sprout-Album nun einen ganzen Blog-Artikel. Das Album erschien 1985 (Boah! So lange ist das schon wieder her?) in Europa unter dem Titel "Steve McQueen", in den USA heißt es "Two Wheels Good". Familie McQueen hatte seinerzeit gegen den Namen protestiert. Wahrscheinlich beißen sie sich heute ins Hinterteil, denn eine bessere Werbung als diese Scheibe wird Steve McQueen nie wieder bekommen.

Aaaaalso: Wer zeitgenössische Musik mag, aber weder auf plumpes Gitarren-Gebrettere noch auf obszön einfallslosen Dosen-Pop oder überkandidelt frickliges Pseudo-Gejazze steht, sondern auf smarte, romantische, gut arrangierte, vor Hooklines nur so strotzende Pop-Juwelen, der erhebe sich bitte nun von seinem Sitz, gehe in den nächsten Plattenladen und kaufe sich dieses Album. Gibt's im Laden nicht? Fein, dann bestellt es halt bei Amazon oder ersteigert es bei e-bay. Aber bitte, bitte, bitte: Holt es Euch!

Die Songs im Einzelnen:
"Faron Young": Ein zappeliger Country-Shuffle mit eingebauter Mit-Wipp-Garantie.
"Bonny": Ein sublimes Romantik-Juwel, in dem Wendy McAloon's feenhafter Background-Gesang einen davonträgt.
"Appetite": Toller Einstieg in einen treibenden Song mit flirrendem Streicherteppich im Ohrwurm-Chorus.
"When Love Breaks Down": Die düstere Seite der Liebe, verpackt in ein zart startendes und in einem unvergeßlichen Refrain endenden Meisterwerk.
"Goodbye Lucille #1": Noch dezenter startend als der vorherige Song, dafür auch wüster endend, mit einem herrlich klagenden Gitarren-Solo.
"Hallelujah": Und wieder schlägt Wendy groß zu, in einem Stück, das man nicht oft genug hintereinander hören kann, weil es einerseits so gnadenlos logisch abläuft und andererseits doch so voller Gefühl ist.
"Moving the River": Das wäre wahrscheinlich mein Lieblingssong auf dem Album, wären nicht mindestens sieben andere Stücke ebenso stark. Wieder ein sanfter Einstieg, langsame Steigerung und dann, nach einer mit total unspektakulären und dennoch hochwirksamen Bongos garnierten Bridge ein Refrain, der im Ohr kleben bleibt wie Kaugummi im Hochsommer an der Schuhsohle.
"Horsing Around": Cooles, jazzoides Cocktailbar-Teilchen mit Bläsertupfern.
"Desire as": Wenn ich das am wenigsten überzeugende Stück der Platte wählen müßte, so wäre es dies. Was bei einem solchen Hammer-Album aber wirklich nicht viel zu sagen hat. Die eigentliche Schwäche ist wohl, daß es mit 5:20 einfach ein wenig zu lange dauert.
"Blueberry Pies": Übertriebene Länge kann man diesem ober-lässigen Zweieinhalbminüter nun wirklich nicht vorwerfen.
"When the Angels": Und zum Schluß wird noch mal so richtig mitgezuckt, zu treibendem Baß und Drums, die so tight sind wie ein Entenarsch.

Auf der CD-Version gibt es noch drei Extra-Tracks, die ich aber nicht so gut kenne und daher auch nicht näher beschreibe.

Warnung: Die Platte ist ein sogenannter "Grower", daß heißt, daß man sie nach dem ersten hören als "Nicht übel, aber haut mich nicht um" abtut. Aber dann erinnert man sich an diese eine Hookline, summt sie einen halben Tag lang vor sich hin, legt die Scheibe nochmal auf und ab dann, spätestens ab dem dritten Mal, gibt es kein zurück mehr. Glaubt's mir.

Ach, was für ein Klasse-Album! Jetzt sitze ich hier in Rom, habe mir den Mund wässrig geschrieben und die Scheibe ist daheim im Stift! Gnarzwarz!

Also, Freunde der überdurchschnittlichen Populär-Musik, die Mission ist klar: Legt euch diese Platte zu!


Abschließend seien noch zwei weitere Alben lobend erwähnt, die ich ebenfalls in meine Liste aufzunehmen vergaß:

"A Rush Of Blood To The Head" von Coldplay ist wahrscheinlich den Meisten bekannt. Wenigstens die Über-Single "Clocks" hat jeder mal gehört. Schade, daß die Jungs durch übermäßige Medienpräsenz und Extrem-Preiseinheimsing bei den Kritikern etwas an Popularität eingebüßt haben. Aber das ist ja häufig deren Lebenszweck und Existenzberechtigung: Die Leute erst hochjubeln und dann in den Dreck treten um sich am nächsten Hype wichtig zu tun.


"Glee" vom neunköpfigen kanadischen Musik-Kollektiv Bran van 3000 ist möglicherweise etwas unbekannter, wobei ich aber wette, daß jedermann sofort "Ach so, das!" ruft, wenn "Drinking in L.A." oder "Afrodiziak" angespielt werden. Die Platte ist ein wahnwitziger und unglaublich unterhaltsamer Stilmix aus Trip-Hop, Metal, Reggae, Soul, Rock, Pop, Hip-Hop, Western. Wäre dieses Album eine Pizza, dann hieße sie "Quattordici Stagioni".

Thursday, February 23, 2006

Weicheier an die Macht!

Hallo Leute!

Ich bin neulich im Internet über die Seite einer katholischen Grundschule im Münsterland gestolpert. Die haben dort ein Programm gestartet, welches "Wenn Rauferei droht: Weglaufen!" oder so ähnlich heißt. Damit sollen Jungs dazu angeregt werden, bei drohendem Ärger mit eventueller Mische umgehend Fersengeld zu geben.

Ich bin ja grundsätzlich nicht so für körperliche Gewalt. Aber ich war selbst 13 Jahre lang Schüler. Und ich habe hin und wieder auch mal was eingesteckt und ausgeteilt. Ich lebe noch. Und ich durfte mich als Junge wie ein Junge benehmen ohne jemals wirkliche Gewalt anzuwenden oder zu erleiden. Wir haben uns einfach nur geprügelt. Spaß gemacht hat's nicht. Aber das Sich-Wieder-Vertragen danach war immer klasse und hat einen irgendwie mit dem Anderen zusammengeschweißt. Also wenn die Lütten aufgrund ihrer zu zuckerreichen Ernährung ein wenig Extra-Energie zu verbrennen haben, dann laßt ihnen doch den Spaß. Oder sollen sie mit dem "Weglaufen"-Programm schon einmal ein wenig darauf vorbereitet werden, wie sie später im Leben Probleme anzugehen haben?

Jetzt werden vielleicht einige Leute besorgt einwenden, daß man sich heute in der Schule einfach nicht mehr prügeln kann, weil bei der kleinsten Gelegenheit schon die Achtjährigen ihre Bowie-Messer oder ihre Walter PPK zücken und daß das ehemals noch halbwegs ehrenvolle, kästneresque Pausenhofgerangel einem rücksichtslosen Drauflosdreschen gewichen ist.

Naja, vielleicht ist es einfach an der Zeit, daß Eltern wieder damit beginnen, ihre Kinder gemäß gewisser Regeln und Werte zu erziehen. Ihr wißt schon: Erziehen! Nicht "Also ich finde es echt gut, daß du dir deiner Freiheit so bewußt bist und davon Gebrauch machst, und wenn du dir den nächsten Klumpen Dope kaufst, dann bring mir mal ein paar Gramm mit." oder "Laß Dich nicht erwischen! Du weißt ja, daß du mit vierzehn um diese Uhrzeit eigentlich gar nicht mehr das Haus verlasen darfst! Und hast du die Pille/die Gummis dabei?" oder "Mach mal "Aaaahhhh". Hier kommt dein Ritalin!"

Ich will ja nicht altmodischer klingen als ich eh schon bin, aber ich habe die Befürchtung, daß in zehn Jahren die Jungs auf dem Schulhof nur noch über ihre Gefühle reden, sich einander zum Shoppen einladen und sich mit selbstgebackenen Plätzchen überraschen.

Naja, vielleicht kicken als Ausgleich dafür dann die Mädels mit leeren Coladosen herum, verpassen sich deftige Abreibungen und tauschen anerkennende Bemerkungen über die knackigen Hinterteile ihrer männlichen Mitschüler aus.

Schöne neue Welt.

Alles Liebe,
Alipius

Zum Glück sind wir ja nicht gewarnt worden...


Wednesday, February 22, 2006

Was sie damals so trieben... (Teil 2)

Einen lieben Gruß an alle treuen Leser!

Weil es soviel Spaß gemacht hat (mir zumindest), gibt es hier nochmal einige Werke diverser Genremaler, die Prälaten vergangener Zeiten in allen möglichen und unmöglichen Situationen zeigen. Viel Vergnügen!



1.) "Was? 500 Scudi? Beim Kartenspiel? Dem spanischen Botschafter? Sie muß mir ihre Tricks beibringen!"



2.) "Ich kan nichts tun. Die Heirat war vor Gott noch nicht geschlossen. Und wenn er das Dienstmädchen nun mal liebt? Mer muss och jönne könne!"



3.) "Und ich sag' noch: 'Nicht die rote Soutane, Euer Eminenz!' Aber nö...!"



4.) "Pfff...! 'Zu dick!' hat er gesagt. 'Nur noch Wasser, Obst, Milch und Brot!' hat er gesagt. Ich brauche dringend einen anderen Arzt!"



5.) "Aahhh...! 'Nach dem Mittagsmahl zwei Stunden Ruhe und Muße!' hat er gesagt. 'Auf keinen Fall arbeiten!' hat er gesagt. Was für ein vorzüglicher Arzt!"

Tuesday, February 21, 2006

Nette Überraschung...

Tach!

Das ist ja soooo cool!

Ich habe in zwei alten Posts ("Sag mir..." und "Das neunte Türchen") ganz flüchtig die Band "Beangrowers" aus Malta erwähnt.

Heute schaue ich in meine Mailbox und finde folgende Nachricht von Luigi Pellegrini, dem Bandmanager:

    "hello!

    found a mention of beangrowers in your blog.
    i think you must be the first cleric we know of who is into
    beangrowers!

    cool :)

    best wishes from malta
    luigi"


Ist doch süß, oder?

Monday, February 20, 2006

Guten Tag, einmal Hirwaschen, -legen und -fönen, bitte...

Für alle, die es noch nicht gesehen haben:

Hier ist eine der drei "Extra-Karikaturen", die dänische Imame im Mittleren Osten zusammen mit den zwölf von Jyllands-Posten verteilt haben:


Der "Prophet Mohammed" mit Schweineschnauze.



Und hier ist die Antwort auf die Frage, für wie blöd man uns hält: Das Original-Photo, an welchem ein wenig herum-gephotoshopped wurde.


Ein Franzose bei einem Wettbewerb im "Quieken wie ein Schwein" (Seufz,... Frankreich..., da sinkt es endgültig nieder).


Ob ich Moslems respektiere? Aber hallo! Wenn man mal von den gewaltsamen Überreaktionen absieht, dann wünsche ich mir sogar, die Katholiken in Europa besäßen ein vergleichbares Temperament, wenn mal wieder irgendwo ein in Urin getauchtes Kruzifix als "Kunst" angebetet wird oder eine Ausstellung mit dem Titel "War Christus heterosexuell?" eröffnet wird. Der Respekt, den ich Moslems als gläubigen Menschen entgegenbringe, erfährt allerdings eine empfindliche Schmälerung, wenn es zu solchen Taschenspielertricks wie dem mit den drei Extra-Karikaturen kommt oder wenn im Mittleren Ostern, in dem ja nun wirklich kein übermäßger Bedarf an Fahnen mit Kreuz-Design bestehen kann, plötzlich genau zum richtigen Zeitpunkt hunderte von Dänemark-Flaggen auftauchen und in Flammen aufgehen. Wenn man sich dann überlegt, daß die Karikaturen ja schon einige Monate alt sind, dann könnte man schon auf den ein oder anderen Gedanken kommen (...gründliche Planung..., ... die Flammen ein wenig höher schlagen lassen..., ... immer noch nicht genug Haß auf den Westen...). Soll ich mich jetzt wirklich mit den anderen Taub-Blinden hinsetzen und jammern, weil hier religiöse Gefühle verletzt wurden? Oder darf ich mein Gehirn benutzen und es "eiskaltes Hijacken einer ernsten Angelegenheit durch fanatische Hardliner zu politischen Zwecken" nennen?

Also wie war das jetzt mit diesem superlangen roten Seidendings?

Tag zusammen!

Wie bereits angekündigt greife ich nochmal das Thema "Cappa Magna" auf.

Grundsätzlich ist folgendes zu sagen: Spätestens seit dem mittlerweile schon legendären und von mir leider versäumten Auftritt von Kardinal Pell (Foto oben links) in Düsseldorf anläßlich des Weltjugendtages ist das Interesse an der Cappa gewachsen, zumindest im Internet. Denn dort findet man haufenweise Beiträge, Artikel, Blogs in denen dem Erzbischof von Sydney entweder breit grinsend zwei erhobene Daumen entgegengehalten werden, oder ihm entrüstet der Vogel gezeigt wird (wobei die positiven Stimmen übrigens überwiegen). Der Anlaß für das Tragen der Cappa war eine von Juventutem organisierte Potifikalvesper. Juventutem ist eine Jugendorganisation, die sich unter anderem für die Feier der tridentinischen Messe einsetzt.

Die auf den ersten Blick wertfreie aber dennoch leicht getönte und immer wieder gerne gestellte Frage "Muß man sowas denn tragen?" ist leicht zu beantworten: Nein! Von "müssen" im Sinne einer lebenserhaltenden Maßnahme kann beim Tragen einer Cappa Magna nicht die Rede sein. "Darf" man die Cappa tragen? Ja. Der Gebrauch ist seit 1969 eingeschränkt, aber es gibt keine Regelung, welche die Cappa verbietet. "Soll" man die Cappa tragen? Wenn der Anlaß es gestattet, die Anwesenden es in einem gewissen Grade erwarten und der Rahmen dadurch insgesamt aufgewertet wird, dann ja.


Jetzt möchte ich zuerst auf das Photo zur Rechten hinweisen, welches die Kardinäle Frings und Spellman zeigt und dann die Lieblings-Argumente gegen die Cappa Magna ein wenig entschärfen. Die von mir sehr geschätzte Feststellung "Christus ist ja auch nicht in der Cappa zur Kreuzigung gegangen", beweist zwar einen hohen Grad an Aufmerksamkeit während der Lektüre der Frohen Botschaft, ist aber ansonsten nicht wirklich zugkräftig.

Das "mangelnde Demokratieverständnis" und die "unangemessene Selbsterhöhung" sind ebenfalls ein schwacher Schuß. Wer glaubt, daß ein Bischof, der die Cappa Magna trägt, dadurch nur andeuten will, wie weit abgehoben er vom Rest des Kirchenvolkes ist, sollte sich mal die Leute anschauen, die stundenlage Fahrzeiten auf sich nehmen, nur um bei einem Pontifikalamt im tridentinischen Ritus dabei sein zu können. Die freuen sich über diesen Anblick. Die feiern gerne und aus voller Brust mit. Die wissen, daß sie, die alltäglich und normal gekleideten und er, der mit langer Schleppe daherschreitende Prälat, eine große Familie bilden, in der jeder Anteil an allem hat. Somit hebt die Cappa nicht ab, sondern tut genau das Gegenteil: Sie schweißt zusammen.

"Aber das ist doch tiefstes Mittelalter!" Wenn man bedenkt, daß die Cappa in der heutigen Form im Jahre 1446 eingeführt wurde und, wie gesagt, ihr Gebrauch immer noch gestattet ist, dann sind einige Meter scharlachfarbener Moirée-Seide so mittelalterlich wie eine Fronleichnamsprozession.

"Trotzdem! Das Ding ist ein Hoheitszeichen. Es ist byzantische Pracht, höfische Kultur und hat mit der heutigen Zeit nicht das geringste zu tun!" Wenn man sich die streckenweise oberkranken und alles andere als christlichen Auswüchse der "heutigen Zeit" genauer betrachtet, dann sollte es bei einer Sache wie der Gestaltung der Liturgie in gestattem Rahmen doch bitteschön den direkt Beteiligten überlassen bleiben, was womit etwas zu tun hat.

"Aber das Ding kostet doch sicher TAU-SEN-DE von Euro! Von dem Geld kann man doch hungrige Kinder ernähren oder ein paar hundert Meter Straße in den Anden bauen!" Hier haben wir ein schönes Beispiel von der Gesellschaftsfähigkeit der Heuchelei und der Doppelmoral. Bei einer Kirche, die angeblich so unermeßlich reich ist wie die Katholische, kann die Frage jawohl kaum lauten: "Wat kostas?" wenn ein würdig und schön gekleideter Priester eine Heilige Handlung vollzieht. Richtig formuliert lautet die Frage: "Macht die Kirche mit ihrem Geld denn auch etwas Sinnvolles?" Daß man diese Frage mit gutem Gewissen mit "ja" beantworten kann, ist ja wohl hinlänglich bekannt. Ich wüßte auf der anderen Seite aber manchmal gerne, was all die Leute, die sich im Internet so heftig gegen jegliche Form von Kirchenpracht engagieren, an unnützem Zeugs besitzen, welches man zugunsten der Armen verkaufen könnte, um seine Einstellung aus der "Wasser predigen, Wein trinken"-Ecke in ein günstigeres Licht zu rücken. Wie gesagt, ich wüßte es nur gerne, kann mir aber kein Urteil erlauben. Möglicherweise haben die ihren Computer auf einer Jaffa-Kiste unter einer Brücke aufgestellt und besitzen ein ganz langes Kabel.

Dann gibt es natürlich noch meinen persönlichen Favoriten aus der Ecke "Wie affig/unmännlich/tuntig! Männer in Frauenkleidern!" Hier genügt ein Blick in die Bücher, um zu erkennen, daß die Priester der Katholischen Kirche bei einer Zeremonie selten einmal in Hosen anzutreffen sind und daß weder Schleppen noch Seide noch Spitze alleine den Damen vorbehalten waren oder sind. Es ist eigenartig, daß oft die "Boah! Total schwul!"-Vorwürfe die ätzendsten und aggressivsten sind. Andererseits ist es natürlich auch einleuchtend: Solange man sich nicht am Empfänger-Ende eines Vorurteils befindet ist man fein raus und kann Fragen über die eigene Person hübsch kleinbrüllen. Und dies möglichst lang anhaltend. Denn was wäre, wenn man mal die Klappe hält und dann plötzlich eine unangenehme Stille eintritt, die einen dazu verleiten könnte, über die wirklichen Ursachen des ungemütlichen Gefühles nachzudenken, das einen überfällt, wenn man einen Prälaten in Cappa Magna sieht? Das Bild oben zeigt übrigens Friedrich Kardinal Piffl, Erzbischof von Wien und vorher Propst des Stiftes Klosterneuburg. Ein schöner Beweis dafür, daß es nicht die Kleider des Betrachteten sondern meistens die inneren Dämonen der Betrachter sind, die einen Mann unmännlich wirken lassen. Denn der Herr Kardinal sieht doch wirklich kerlig genug aus, gelle?

Abschließend ist zu sagen, daß natürlich jedermann, der ausgefeilte Liturgie in höchtmöglichem Pomp-Rahmen als einziges Ziel seines Katholiken-Daseins sieht, in die Irre geht. Andererseits ist es völlig überdreht, von einem zugegebenermaßen altmodisch wirkenden aber trotzdem schönen Kleidungsstück wie der Cappa Magna auf eine grundsätzlich negativ zu bewertende Einstellung einzelner Prälaten oder gar der ganzen Kirche zu schließen. Laßt den Leuten ihren Spaß (und mir den meinen, denn ich muß gestehen, daß ich die Cappa gerne sehe)! Wo, wenn nicht bei der Feier einer Heiligen Messe, ist es angebracht, es so richtig krachen zu lassen? Das Leben ist oft ernst genug und ich kann auch nicht das geringste Übel darin sehen, wenn man aus Freude an Christus mal etwas dicker aufträgt.

Alles Liebe,
Alipius

Montag, 20. Feb., 9 Uhr 30,...

... der Himmel über Rom ist eintönig grau. Der Regen kommt à la Bindfaden hernieder. Ich kann mein Microfaser-Brillentuch nicht finden. Der Kaffe ist kalt. Die Autoabgase stinken. Die vier freien Tage sind verflogen. In fünf Stunden beginnt die erste Vorlesung des neuen Semsters.

Der Alltag hat mich wieder.

Ich habe es ja immer schon gewußt...

... aber mir wollte nie irgendjemand Glauben schenken.

Nach langer und ernsthafter Forschung ist es mir nun endlich gelungen, den fotografischen Beweis zu erbringen:

Erbsen sind böse!

Sunday, February 19, 2006

Mathematik

Das Bundesverfassungsgericht sagt "nö" zum Abschuß eines von Terroristen entführten Flugzeugs in dem unschuldige und unbeteiligte Menschen sitzen, selbst wenn der Abschuß möglicherweise noch mehr unschuldigen und unbeteiligten Menschen das Leben retten könnte: "Leben darf nicht gegen Leben aufgerechnet werden."

Grundsätzlich eine sinnvolle Einstellung. Leben gegen Leben einzutauschen ist ja auch ungefähr so spannend, wie einen Zehn-Euro-Schein gegen einen Zehn-Euro-Schein einzutauschen. Da ist die gängige Praxis viel interessanter: Wenn man zum Beispiel ein Leben gegen ein von keiner Geburt geschändetes Becken, gegen eine Karriere oder gegen "sonntags mal ausschlafen" eintauscht. Ich meine, da kriegt man schließlich noch was für sein Geld, oder?

Ach, in diesem Zusammenhang fällt mir noch etwas ein: Als Landeshauptfrau Burgstaller seinerzeit ankündigte, daß Schwangerschaftsabbrüche ab 1. April 2005 auch am Salzburger Landesspital möglich sein sollen, gab es eine Demonstration einer Gruppe "Jugend für das Leben". Natürlich war auch gleich eine Gegendemonstration zur Stelle. Diese glänzte mit zwei speziell bemerkenswerten Plakaten: "Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!" Das spricht für sich. Das muß man nicht noch groß kommentieren. Der Spruch "Schaut euch die Pro-Lifer (=Lebensschützer) an, schlimmer als die Taliban", verdient allerdings besondere Beachtung: Wenn du für das Leben eintrittst, dann bist du schlimmer als ein um sich ballernder Fanatiker. Bei soviel Geistes- und Herzensgröße kann man natürllich nur in stummer Bewunderung sich verneigen.

Saturday, February 18, 2006

"Operetten-Katholizismus"

So bezeichnen manche Leute die Aktivitäten des "Institut Christus König und Hoherpriester" (Link zur französischen Seite mit weiteren Links zur US- und zur Deutschen Seite). Das Institut Christus König und Hoherpriester ist eine römisch-katholische Priestergemeinschaft. Es pflegt mit päpstlichem Indult die "Tridentinische Messe" - also die vorkonziliare Liturgie - und ist Christus, dem König und Hohenpriester, geweiht. Als Hauptpatronin wird die "Unbefleckt Empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria" verehrt. Die Gemeinschaft besitzt ein eigenes Priesterseminar bei Florenz.

Es hängt nun davon ab, was mit Operette gemeint ist. Es könnte soviel heißen wie: "Wow! Klasse! Bunt! Lebendig! Für die Show zahle ich gerne Eintritt!" Es könnte auch bedeuten: "Pfui! Unernst! Lächerlich! Unzeitgemäß! Sowas darf man doch heute nicht mehr machen!"

Beide Meinungen verfehlen das Ziel mehr oder weniger knapp. Als "Tridentinische Messe" wird eine Messe im Römischen Ritus gemäß dem Römischen Messbuch von 1570 oder nachfolgenden Ausgaben bis einschließlich der von 1962 bezeichnet. Die Bezeichnung "tridentinisch" leitet sich vom Konzil in Trient ab. Wir haben es hier also mit einem Ritus zu tun, der gut 400 Jahre lang in der Kirche gefeiert wurde, von ungezählten Bischöfen, Priestern, Diakonen (und damals auch Subdiakonen) und nicht zu vergessen Millionen gläubiger Katholiken. Es war die Messe vieler Heiliger Frauen und Männer und vieler großer Kirchenlehrer. Diese Messe nun als buntiges Spektakel zu verehren ist ebenso fragwürdig, wie die Einstellung, die besagt, daß alles, was nicht vor fünf Minuten erfunden wurde, reinstes Mittelalter ist. Nein, es ist eine Messe, die weder trotz noch wegen der Novus-Ordo-Messe sondern schlicht und ergreifend neben dieser als nicht minder gültig und wertvoll existiert, eine Messe die heute mit päpstlicher Genehmigung weltweit immer noch (oder wieder) gefeiert wird und eigenartigerweise besonders bei den jungen Leuten extrem gut ankommt. Wie erzählte mir ein befreundeter Priester aus Düsseldorf, der bei der von Kardinal Pell während des Weltjugendtages gesungenen feierlichen Pontifikalvesper anwesend war: "Da war ein junger Labbes mit Piercing im Ohr und grünen Haaren. Der hat das Latein auswendig und mit voller und schöner Stimme gesungen!"

Traurig wird die ganze Geschichte da, wo wildgewordene Splittergruppen sich von Rom lossagen, eigene Kirchen (stellenweise mit eigenen Päpsten) gründen und heiter im Nebel herumliturgieren. Im Rahmen einer vom Papst genehmigten tridentinischen Messe sollte sich aber keiner der Anwesenden so fühlen, als täte er etwas Besonderes oder etwas Verbotenes. Je weniger "Ansprüche" mit der Feier einer solchen Messe verbunden sind (sowohl von denen, die dabei sind, als auch von denen, die draußen stehen und verstimmt gucken), desto besser. Es geht hier nicht um Politik, es geht um Christus.

Meine eigene Position? Wie gesagt, sehe ich in der Tridentinischen Messe weder etwas Besonderes noch etwas Verbotenes. Sie ist wie eine gute Messe sein soll: Tief, schön und reich. Und sie ist, das muß ich schon ehrlich sagen, oft dazu in der Lage, den Menschen ganz auf Christus zu werfen.

Nachfolgend einige Photos von Zeremonien des Institutes, die den Blutdruck sowohl der Liebhaber als auch der Kritiker der etwas vollendeteren Form erhöhen dürften:


1.) Bischof Rifan von der Apostolischen Administration Hl. Johannes-Maria Vianney in Brasilien, wo mit päpstlicher Erlaubnis ausschließlich im traditionellen Ritus zelebriert wird. Monsignore Rifan gehört zu den Freunden des Institutes und schaut gelengentlich mal zur Priesterweihe rein, so wie hier.



2.) Gaetano Bonicelli, emeritierter Erzbischof von Siena, der ebenfalls im Rahmen einer Priesterweihe im Instsitut weilte. Netter Ring! Und sieht er nicht irgenwie glücklich aus (nicht der Ring, der Erzbischof)?



3.) Alfons Maria Kardinal Stickler aus Österreich, mit schlanken 96 Jahren der älteste deutschsprachige Kardinal. Das rote Ding, von dem er verfolgt wird und das ihn schon beinahe verschluckt hat, ist die sogenannte Cappa Magna. Die Cappa Magna ist, wie sich unschwer erkennen läßt, der Rolls Royce unter den liturgischen Gewändern: Ein mit einer langen Schleppe versehener Umhang, den Bischöfe und Kardinäle zum feierlichen Ein- bzw. Auszug tragen. Bei Bischöfen aus Wolle, bei Kardinälen aus scharlachfarbener Moiree-Seide gefertigt, ist dieses Gerät natürlich wie kein anderes dazu geeignet, wahlweise fehlendes Demokratieverständnis, hemmungslose Verschwendungssucht, grobe Selbsterhöhung oder mangelnde Maskulinität des hohen Klerus anzuprangern. All diese Vorwürfe sind grober Unfug und ich werde in einem der nächsten Postings näher erläutern, warum. Hier soll die Feststllung genügen: Das Ding ist Klasse! Dieser Meinung ist auch...



4.) ... Luigi Kardinal Poggi, der hier verschmitzt lächelnd eine weitere Protestler-Gruppe zum herzhaften "Buh"-Rufen einlädt: Die Tierschützer. Denn im Winter war die überdimensionale Kapuze der Cappa mit Hermelin ausgeschlagen. In neuerer Zeit wurde dann Kaninchenfell verwendet.



5.) Auch sitzend funktioniert's. Der im Oktober 2000 verstorbene Pietro Kardinal Palazzini hat es sich - sehr zum Vergnügen des links stehenden Knaben - mit Cappa bequem gemacht.



6.) Ennio Kardinal Antonelli, Erzbischof von Florenz, der abschließend verkündet, was ich ja eh immer sage: "Es ist einfach schön, katholisch zu sein!"

Alles Liebe,
Alipius

Thursday, February 16, 2006

Ich sag ja gar nichts;...

... ich setze nur ganz brav zwei Fotos auf diese Seite und beschreibe sie:


Christine Mayr-Lumetzberger (l.) und Gisela Forster (die übrigens beim "Alice-Schwarzer-Doppelgänger-Wettbewerb" im letzten Jahr einen respektablen vierten Platz erstritten hat). Beide ließen sich mit 5 anderen Damen im Juni 2002 zu Priesterinnen weihen. Von Romulo Braschi von der Katholisch-Apostolischen Charismatischen Kirche Jesus König, "Erzbischof von München, Zürich, Buenos Aires und San Salvator de Bahia". Ein Jahr später waren sie bereits Bischöfinnen. Ein Zitat von der Seite "Initiative Kirche von Unten": "Mehrere Bischöfe aus sehr unterschiedlichen Sukzessionsketten, die selbst mit Dokumenten nachwiesen oder glaubwürdig versicherten, die Kraft der apostolischen Sukzession zu besitzen, erklärten sich bereit, den beiden Priesterinnen die Hände aufzulegen und sie zu Bischöfinnen zu weihen."



Protest gegen die Mohammed-Karikaturen.

Alles klar?

Wednesday, February 15, 2006

"Wir sind gekommen, um uns zu beschweren!"

So könnte eine sportliche Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen beginnen. Aber der Sportsgeist wurde nun mal in England erfunden, nicht in Syrien, im Libanon oder in Pakistan.

Ein Dänischer Autor, der ein Buch veröffentlichen wollte, das Kindern auf einfache Weise den Islam erklärt, konnte keine Künstler finden, die sich bereit erklärten, das Buch zu illustrieren. Sie waren - teilweise vor dem Hintergrund des Mordes an Theo van Gogh - zu verschüchtert.

Jyllands-Posten findet diese Art von indirekter Zensur kacke und veröffentlicht die Mohammed-Karikaturen. Die muslimische Welt steht Kopf.

Die Zeitung "al Fagr" in Ägypten hatte die Karikaturen bereits im Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht. Die muslimische Welt blieb ruhig.

Bin ich der Einzige, dem sich der Verdacht aufdrängt, daß es hier nicht um "verletzte religiöse Gefühle" geht, sondern um ein Hijacken einer ernsten Angelegenheit durch radikale Islamisten, um so schamlos die Jihadis anzufeuern? Klar, die Dänische Cartoon-Nummer war dämlich. Es ist bekannt, wie pingelig und dünnhäutig viele Moslems reagieren, wenn so etwas passiert. Aber warum wurden im Oktober keine Ägypter gekidnappt? Wo waren damals die blutigen Proteste? Wo die brennenden Botschaften? Oder war es nicht so interessant und wichtig, weil es ja nicht gegen die "Kreuzfahrer" ging? Weil es nicht den Stoff lieferte, aus dem die Träume der Hardliner sind? Weil es keine Gelegenheit bot, zu predigen, wie kaputt und dekadent der Westen ist (nicht, daß er's nicht wäre) und daß es nie so leicht war wie heute, ihn im Sturm zu nehmen?

Moslems haben das Recht sich zu beschweren, wenn ihr Glaube verhunzt wird. Da stehe ich voll hinter ihnen. Aber diese Welle der Gewalt ist einfach nicht drin. Da zeigt sich eine häßliche Fratze, die ich nur in ganz ganz ganz ganz weiter Ferne, am liebsten jenseits der Grenzen Europas (wo sie sich im Moment ja auch noch größtenteils aufhält) sehen will. Wenn diese Attitüde zum Exportschlager wird, dann...

Ein hübscher Zeitvertreib...

Von Amanita-Design kommt das abgefahrene und niedliche Online-Spiel Samorost. Es ist ein bißchen MYST-ähnlich. Man kann überall herumklicken und schauen, was so passiert. Aufpassen und mitdenken ist an einigen Stellen angesagt. Der Soundtrack ist klasse.

Probiert's mal aus!

Hoch die Tassen!

Hallo!

Ich bin das Fünfzigste Posting auf "Rom, Römer, am Römsten".

Darüber freue ich mich und daher haue ich jetzt eine Flasche 88er Bolliger R.D. weg.

Prost!

Feierliche Wiedereröffnung!



Geschafft!

Eben habe ich das zehnte und letzte Examen für dieses Semester abgelegt. Eine Riesenlast ist nun von den Schultern, zumal alle Prüfungen ziemlich erfolgreich waren (zwei Noten stehen noch aus, aber ich habe ein einigermaßen gutes Gefühl). Der Hit: Der Psychologie-Test, von dem ich annahm, daß ich ihn ziemlich in die Tonne gekloppt habe, hat mir immer noch "9" (bei möglichen "10") Punkte eingebracht. Mir scheint also momentan die Sonne aus dem Gesäß und ich werde die kommenden vier freien Tage bis zum Beginn des zweiten Semesters sinnvoll verbringen (Schlafen, Spazierengehen, Faulenzen, Vögelgucken, Nasebohren, Tagträumen, Kaffeetrinken, Rom anschauen undsoweiter...). Am Montag geht's dann weiter und es wird nicht einfacher, wie ich mir sagen ließ. Naja, das erste Semester war ein ziemlicher Schub für's Selbstbewußtsein. Und solange mich dies nicht fahrlässig und übermütig werden läßt, sollte auch in Zukunft was zu holen sein. Wir werden sehen.

Okay, soviel zur sinnfreien Selbstreflektion. Jetzt kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben: "Rom, Römer, am Römsten" lebt wieder! Ab heute kann die liebe Gemeinde sich wieder (fast) täglich eine Scheibe von meiner Welt abschneiden und sie entweder genüßlich aufnehmen oder angeekelt von sich werfen.

Alles Liebe,
Alipius

Thursday, February 02, 2006

"Nun läßt du, Herr, deinen Knecht..."

Hallo Ihr Lieben!

Jetzt habe ich vorgestern erst die große Pause angekündigt, da muß ich mich doch tatsächlich noch einmal zu Wort melden, weil es nämlich heute ein ganz besonders schönes Evangelium gibt, das ich Euch natürlich nicht vorenthalten will. Die Kirche feiert heute das Fest der Darstellung des Herrn (früher Mariä Lichtmess, was heute im Volksmund auch noch recht bekannt ist). Und das heutige Evangelium ist mir zu kostbar, als daß ich einfach träge dahin-linke und hoffe, daß jeder auch brav Knöpfechen drückt und liest. Also gibt es den Text jetzt und hier (Lukas 2,22-40):

"Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

Nun läßt du, Herr, deinen Knecht,
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.


Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm."



Wie ich in einem früheren Post bereits erwähnte, stellen sich mir, wenn wir abends im Chor das "Nunc Dimittis" ("Nun läßt du, Herr, deinen Knecht...") beten, manchmal die Härchen an den Unterarmen auf. Die Vorstellung, daß da dieser alte Mann in den Tempel kommt, Jesus sieht, und sofort und ohne wenn und aber weiß, daß dies der Messias ist und daß er, Simeon, nun der ihm gegebenen Offenbarung zufolge sterben kann; diese Vorstellung ist für mich schier überwältigend. Ich weiß auch nicht genau, warum. Die prophetischen Reden von Simeon und Hanna lassen mich vergleichsweise kalt (Hey! Vergleichsweise, okay?). Möglicherweise ist es dieser Idealzustand des "Christus erkennen und sterben" (weil es danach ja eh nicht mehr größer und schöner und wahrer werden kann), der mich so fasziniert. Und auch wenn dieser Idealzustand seit der großen Märtyrerzeit nicht mehr so direkt zu erreichen ist, ist das "Nunc Dimittis" dennoch eine nicht unattraktive Lebenshilfe, sagt es mir doch, daß die menschlichen Affären nicht so wichtig sind und der Tod nicht so schrecklich ist. Meiner Meinung nach schlägt dies das moderne "Hab ich die richtige Figur, den richtigen Wagen, die richtigen Freunde, die richtigen Klamotten, die richtige politische Einstellung?" um Längen. "Hab ich den richtigen Messias?" Darauf kannst du aber locker deine Schwingungskristalle, deine Räucherstäbchen oder dein Clear-Zertifikat verwetten!

Alles Liebe,
Alipius