Oh Mann! Ihr habt wirklich geglaubt, ich hätte Euch schon eine Wahrheit um die Ohren gehauen, die unfreundlich, unzeitgemäß und schmerzhaft ist? Phhh...
Wer es selbst lesen will: Mark Steyns exzellenter, aber langer und englischsprachiger Artikel
"It's the Demography, Stupid! (The real reason the West is in danger of extinction)"Wer es nicht selbst lesen will: Spätestens am Ende dieses Jahrhunderts wird es sich in Europa ausgegutmenscht und ausgesozialstaatet und vor allem ausgechristentumt haben, es sei denn, die Vorstellung einer perfekten Ehe ist nicht mehr die, daß man sich auf Knopfdruck scheiden lassen kann (weswegen Frauen heute natürlich eher einen Job als Kinder brauchen, damit sie noch was zu Knabbern verdienen können, wenn der Mann mit der Nächsten abzieht oder auch nur meint, daß "wir mal 'ne Pause brauchen, um uns neu zu finden"); daß man sich als Doppelverdienerpärchen mit 39 Jahren ein Designer-Baby zulegt; daß man sich nach einem Arbeitsleben voller 35-Stunden-Wochen mit 60 in den Ruhestand zurückzieht und sich dann von den nächsten Generationen versorgen läßt...
"Hey! Moment mal! Welche nächsten Generationen denn?" höre ich Euch fragen.
Tja, eigentlich die, die Ihr in die Welt setzen müßtet; die, die Ihr als Mann und Frau im Kreis einer intakten Familie großziehen müßtet; die, die Ihr mit Eurem Wissen und Können auf ein Leben vorbereiten müßtet, in dem "christliche Werte" kein Synonym für "Weihnachtsgratifikationen" ist.
"Starker Tobak von einem Zölibatären, der doch gar nicht weiß, wolang der Hase läuft!" schallt es von den Rängen.
Stimmt. Heiraten werde ich nicht. Kinder werde ich keine zeugen. Werdet Ihr es tun, um mir zu zeigen, "wolang der Hase läuft"? Oder werde ich Euch eines Tages nicht triumphierend sondern tiefbetrübt ein "Hab ich doch gesagt!" als Abschied zukommen lassen müssen?
Dort, wo in Europa nicht geheiratet wird; dort, wo man trotz Heirat kinderlos bleibt; dort, wo auf das Recht auf Abtreibung gepocht wird, dort bekommt groteskerweise grade der Teil unserer Gesellschaft immer weniger Nachschub, der auch nur die Formulierung bestimmter Rechte möglich gemacht hat. Hingegen gibt es Kulturen in unserer Multikultur, die einerseits, was die Rechte z.B. von Frauen betrifft, wesentlich unzimperlicher sind und andererseits eine bedeutend höhere Geburtenrate aufweisen.
Klar: Niemanden kann man zur Ehe und zum Kinderkriegen zwingen. Aber niemand sollte vergessen, daß wir die Freiheit, die wir heute genießen, in den letzten zweihundert Jahren den Ständen abgerungen und entrissen haben, von denen wir annahmen, daß sie nicht gemeinnützig handeln, sondern nur herrschen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Wenn ihr hinter den Errungenschaften der Revolutionen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts steht, dann sollte Euer Streben in dieselbe Richtung gehen: Tut gemeinsam etwas für die Gemeinschaft, nicht alleine (oder mit jährlich wechselnden Lebensabschnittspartnern) etwas für Euch selbst. Es gibt ohnehin keine perfekte Ehe. Es ist Arbeit, Verantwortung, streckenweise ist es dreckig und trübe. Aber es ist immer etwas, das man gemeinsam auf ein höheres Ziel hin tut. Wer sich nur vor den Altar stellt, weil er den Anderen liebt, der hat den Schiffbruch schon im Vertrag stehen. Wer weiß, daß er es alleine nicht schafft und jemanden gefunden hat, mit dem es in guten und schlechten Zeiten funktionieren soll und muß; wer sich dazu entschlossen hat, nicht ziellos ins Leere, sondern auf den Gott, von dem wir alle in die Welt geworfen worden sind, hin zu leben; wer die Sicherheit, die Schönheit und die Vielfalt einer kinderreichen Familie über alle kurzfristigen Wehklagen, Ego-Anfälle und Stimmungsschwankungen setzt, der kann sich nach geschlossener Ehe auch mal einen deftigen Krach leisten. Denn er (oder sie -> versteht sich eh von selbst, aber manche Leute legen auf sowas Wert) weiß, wie albern und nichtig diese menschlichen Affären letztlich sind, wenn man sie mit dem göttlichen Ziel vergleicht, das man vor Augen hat.
"Schön gepredigt, Pfaffe! Aber ich will als Frau nicht nur Kinder, Küche und Kirche kennen. Das Wichtigste im Leben ist für mich Zufriedenheit. Wenn meine Kinder das Haus verlassen bin ich 45 bis 50 Jahre alt. Dann steh ich alleine und ohne Aufgaben da, während mein Mann immer noch seinen Job hat!"Berechtigter Einwand. Aber erstens hat dieses Modell über Ewigkeiten hinweg funktioniert. Und wenn ich mir unsere kinderlose, streckenweise auch kinderfeindliche und langsam aber sicher hinwegalternde und davonsterbende Gesellschaft so angucke, dann weiß ich zumindest, daß es das richtige Modell nicht nur war sondern immer noch ist. Zweitens werden die Aufgaben und auch die Freuden im Leben auch nach dem Auszug der Kinder nicht so schnell aufhören, wenn man denn seinem Nachwuchs ein Vorbild war. Dann kann man sich nämlich immer wieder mal mit den Enkeln beschäftigen und hat dazu den Vorteil, daß man sie auch wieder loswerden kann, wenn man seine Ruhe braucht. Drittens kann es ja wohl nicht angehen, daß eine mental durchschnittlich begnadete Frau im heutigen Europa nicht dazu in der Lage sein sollte, ihr Leben interessant zu gestalten, wenn sie 50 Jahre alt ist und sich zudem einen Kreis gleichgesinnter Ex-Muttis als leicht ergraute aber tatkräftige Rasselbande zulegen kann. Und schließlich: Seit wann ist der Job, den der Mann hat, edler oder wichtiger als der der Mutter? Und wann wurde die Weisheit unter das Volk gebracht, daß man keine Zufriedenheit empfindet, wenn man als verantwortungsvolle Mutter ein Rudel properer Kinder großgezogen hat? Ist das Selbstbewußtsein unserer Mütter wirklich so gering? Oder ist dies nur ein Aspekt des Selbsthasses, der die gesamte westliche Kultur mittlerweile wie eine Krankheit zu befallen scheint?
Das fürchterliche an meinen Antworten ist, daß sie zu einfach sind und ein wenig Opferwillen und (zumindest nach heutigem Stand der Dinge) Pioniergeist erfordern.
Was denn? Einfach nur Kinder kriegen und alles wird besser? Aber ich hatte mir meine Zukunft ganz anders vorgestellt! Auf der anderen Seite scheinen kollabierende Sozialsysteme, brennende Autos, bürgerkriegsähnliche Zustände und eine untergegangene Kultur so gar nichts mit uns zu tun zu haben. Und außerdem klingen sie viel zu melodramatisch.
Überfluß, Weichheit, Dekadenz, Aussterben: In welcher der letzten beiden dieser Phasen des Niedergangs der Kulturen wir uns momentan befinden ist mir noch nicht ganz klar. Wem wir unsere Situation zu verdanken haben, das leuchtet schon eher ein. Ob Ihr Handlanger dieser sich in falscher Freiheit und echter Apathie Suhlenden sein wollt, bleibt Euch überlassen. Wenn Ihr sagt:
"Nach mir die Sintflut" und es ehrlich meint und es lange und gut durchdacht habt, dann bitte ich um Verzeihung für mein Geplärre. Aber wenn Ihr nur aus Trägheit oder aus Mangel an Selbstbewußtsein Euch in der Situation befindet, die ich hier anprangere, dann werft mal einen Blick zurück: Verachtet Ihr das Vorbild, das Eure Eltern und Großeltern Euch gaben so sehr, daß Ihr es nicht nachahmen wollt?
Sorry, wenn es streckenweise ein wenig heftig wurde. Aber so fühlt man sich halt, wenn nach langem Schlaf der Wecker schellt. Ich habe nur das Glück, daß Ihr mich nicht hochheben und gegen die Wand schleudern könnt.
Alles Liebe,
Alipius