Heute war's auch schön! Tagesablauf wie gestern, mit frühem Aufstehen, Messe, Frühstück, Spaziergang zum Karmel, Espresso- und Tageszeitungspause, Gang durch die Alte Hofhaltung, Lauf durch die Fußgängerzone (ultra-verkehrsberuhigt, aber leider mit einer Million Konsumtempeln, die sich frech in den Erdgeschossen von schönen alten Häusern eingenistet haben), zweite Espresso-Pause im Rosengarten (mit dem aktuellen Weltrekordhalter im "Frecher-Spatz-Sein", der nicht - wie seine Kollegen - schüchtern am Boden rumtrippelte und wartete, daß der Herr Alipius ein paar Kuchenkrümel runterwirft, sondern mal eben kurz auf den Tisch geflogen kam und auf meinen Teller lugte, so als wollte er sagen "Hmm..., mal gucken, ob da was dabei ist, was mich interessiert". Für diese kühne Aktion gab's als Belohnung natürlich einen extragroßen Brocken vom trockenen Kuchenboden) und noch ein gemächlicher Spaziergang über die vielen Bamberger Brücken. Jetzt sitze ich also wieder auf der Brückenterrasse vor dem Hotel und tippe so ein wenig vor mich hin.
Heute morgen blättere ich in der Süddeutschen herum. Das Streiflicht war ganz lustig, weil es den Promis, die sich öffentlich damit brüsten, einst mit einem Theologiestudium oder gar mit dem Pfarrersdasein geliebäugelt zu haben, indirekt so ein wenig den Vogel zeigte und rückwärts schließend fragte, ob es wohl kleine Dorfpfarrer geben mag, die sich insgeheim sagen "Ach, hätt' ich doch damals die Filmhochschule besucht oder bei Everding vorgesprochen!" Ist natürlich Kokolores, denn der echte Pfarrer trägt sicherlich gerne das Kreuzlein der Nicht-Prominenz und wiegt seine ihm von Gott geschenkte Berufung eher nicht gegen eine von Publikum und Klatschreporten geschenkte Aufmerksamkeit auf. Das war ganz erheiternd.
Leider kam wenige Seiten später der Dämpfer: Mißbrauchsvorwürfe gegen einen Bamberger Domherrn! Die wurden schon 2008 bekannt und liegen so um die 20 Jahre zurück. Im Artikel das Übliche: Zögerliche Kirchenleitung, drängende Anwälte, verunsicherte bis traumatisierte Opfer, Verjährung hüben, Geldforderung drüben etc. Ach, geliebtes Bamberg! Ach, geliebte Kirche! Es bedarf schon der Hand des Menschen, um etwas Vollkommenes, das uns auch noch von Christus hinterlassen wurde, immer und immer wieder in den Morast zu treten. Und der Schmerz wiegt zehnfach, wenn es die Priester Gottes selber sind, die treten. Rotzbande! Haben die ein Glück, daß ich nicht deren Bischof oder gar Papst bin!
Und dann ist da noch das Interview mit dem Leiter der bayerischen Auslandsrepräsentanz, John Kottayil, in Bangalore/Indien. Auf die Frage "Eine bayerische Figur, die Sie besonders verehren?" kommt die Antwort: "Der Märchenkönig Ludwig II. baute die schönsten Schlösser Bayerns..."
... * * kurze Riechsalz-Pause * * ...
Hallo?
Bewundern soll und darf und kann man den Märchenkönig ja von mir aus. Aber die schönsten Schlösser Bayerns? Hä? Watt? Wie bitte? Naja, okay, Geschmacksfrage, seh' ich ja ein. Trotzdem: Für den Herrn Alipius kommt nach Schloß Pommersfelden und nach der Würzburger Residenz erst mal gaaaaanz lange garnix. Prost, Schönborns!
Ach ja: Schönborn! Jetzt fiel mir doch heute auf, daß ich in diesem Bamberg-Urläubchen noch eine Premiere feiere: Nämlich ist dieses der erste Bamberg-Aufenthalt, in dessen Verlauf ich nicht eine einzige Darstellung des Lothar Franz von Schönborn sah. Das ist in sofern erstaunlich, als daß er in dieser Gegend eigentlich unvermeidlich ist. Aber da ich die einschlägigen Lokalitäten (Pommersfelden, Neue Residenz oder auch die Kirche in Volkach) dieses Mal vermieden habe, gab's kein Wiedersehen mit dem barocksten aller Prälatenköpfe. Wird er mir sicherlich nachsehen.
Okay, es ist fast 16:00 Uhr. Ich geh jetzt mal auf mein Zimmer zum Nachmittags-Duscher. Dann stapf ich wieder los, dreh meine Abschiedsrunde, schlag mir später beim Spanier um die Ecke ein paar der ober-hervorragenden Tapas rein und dann gibt's vielleicht noch ein paar Bamberg-Photos.
Also erstmal "Tschö!" und bis später...
3 days ago
1 comment:
Wenn Du solche Spatzen photographierst, wird Frau Dilettant sich in Dich verlieben.
Post a Comment