Wednesday, July 29, 2009

Und noch 'ne Ladung Bilder

Hmmm! Pfefferminz-Eis!


Die Heilige Kunigunde freut sich vor weiß-blauem Himmelszelt


Damit Ihr nicht denkt, in Bamberg gäb's nur Barock...


... zeige ich mal repräsentativ diese beiden schönen Bilder


1803 hieß es für die Fürstbischöfe "Weg mit dem 'Fürst-' und raus aus der Residenz!" - "Ja, aber auf die Straße wollt ihr euren geistlichen Herren doch nicht setzen, oder?" tastete der Bischof sich vor und bekam irgendwann nach Gründung des Erzbistums 1818 dann diesen oberschnieken ehemaligen Domherrenhof als Residenz zugesprochen.


A propos 'Domherrenhöfe': Das hier war auch mal einer (heute ist irgendein Büro des Ordinariats hier untergebracht)...


... und das hier war auch ein Domherrenhof (und ist heute ein Hotel).


Und weil die Bamberger Domherren ja nicht immer nur in ihren Höfen rumhingen, sondern sich auch mal zu Besprechungen treffen mußten, hat Balthasar Neumann ihnen ab 1733 dieses charmante Kapitelhaus direkt an den Dom drangebaut. Heute findet man hier das Diözesanmuseum.


Hier seht Ihr (vlnr): Ein Stück Dom, die Alte Bamberger Hofhaltung (dieses renaissancige Ding) und die Neue Residenz.


Aus der Alten Hofhaltung habe ich zwei Motive. Erstens: Einen Kinderaltar! Aaaargh! Ist das nicht obersüß? Da kann der kleine Ministrant schon mal für später üben. Alles dabei: Kelch, Weihwasserbehälter und -wedel, Weihrauchfaß, Kännchen, Glöckchen undundund...


Das ist eine steile und enge Wendeltreppe, die man früher auch von oben her photographieren konnte. Jetzt haben sie im Museum der Alten Hofhaltung ein wenig umgebaut und plötzlich kann man nur noch von unten knipsen. Dafür sieht man so aber den Engelskopf, der ganz oben an der Decke festgemacht ist.


Als ich heute über die Untere Brücke ging, saß dieser kleine Freund entfernt auf dem steinernen Brückengeländer. Ich blieb mal stehen und piepste ihn so ein wenig an. Da kam er doch tatsächlich so nah heran, daß ich ihn hätte berühren können. Stattdessen kramte ich vorsichtig die Kamera heraus und konnte so den Piepmatz (der mittlerweile auf den Boden gesprungen war und vor mir hin und hertrippelte) ablichten.


Massentourismus einmal anders: Keine Ahnung, was genau die da unten machen, aber es sind viele und sie machen's zusammen ("Flatrate-Canooing" oder sowas?)


Die ganz entzückende, da ganz helle und stets lichtdurchflutete, Orangerie im Rosengarten der Residenz. Heute schlürft hier nicht mehr seine fürstbischöfliche Gnaden die lauwarme Schokolade; dafür drücken Leute aus aller Welt und aus fast jedem sozialen Hintergrund hier mächtig Weizenbier, Kaffee und natürlich Frankenwein weg.


Gotik und Barock Hand in Hand in der Oberen Pfarre. Auch das ist Bamberg.


Eine Pieta in der Vormittagssonne


Huch!

Bamberg, dritter Tag

Heute war's auch schön! Tagesablauf wie gestern, mit frühem Aufstehen, Messe, Frühstück, Spaziergang zum Karmel, Espresso- und Tageszeitungspause, Gang durch die Alte Hofhaltung, Lauf durch die Fußgängerzone (ultra-verkehrsberuhigt, aber leider mit einer Million Konsumtempeln, die sich frech in den Erdgeschossen von schönen alten Häusern eingenistet haben), zweite Espresso-Pause im Rosengarten (mit dem aktuellen Weltrekordhalter im "Frecher-Spatz-Sein", der nicht - wie seine Kollegen - schüchtern am Boden rumtrippelte und wartete, daß der Herr Alipius ein paar Kuchenkrümel runterwirft, sondern mal eben kurz auf den Tisch geflogen kam und auf meinen Teller lugte, so als wollte er sagen "Hmm..., mal gucken, ob da was dabei ist, was mich interessiert". Für diese kühne Aktion gab's als Belohnung natürlich einen extragroßen Brocken vom trockenen Kuchenboden) und noch ein gemächlicher Spaziergang über die vielen Bamberger Brücken. Jetzt sitze ich also wieder auf der Brückenterrasse vor dem Hotel und tippe so ein wenig vor mich hin.

Heute morgen blättere ich in der Süddeutschen herum. Das Streiflicht war ganz lustig, weil es den Promis, die sich öffentlich damit brüsten, einst mit einem Theologiestudium oder gar mit dem Pfarrersdasein geliebäugelt zu haben, indirekt so ein wenig den Vogel zeigte und rückwärts schließend fragte, ob es wohl kleine Dorfpfarrer geben mag, die sich insgeheim sagen "Ach, hätt' ich doch damals die Filmhochschule besucht oder bei Everding vorgesprochen!" Ist natürlich Kokolores, denn der echte Pfarrer trägt sicherlich gerne das Kreuzlein der Nicht-Prominenz und wiegt seine ihm von Gott geschenkte Berufung eher nicht gegen eine von Publikum und Klatschreporten geschenkte Aufmerksamkeit auf. Das war ganz erheiternd.

Leider kam wenige Seiten später der Dämpfer: Mißbrauchsvorwürfe gegen einen Bamberger Domherrn! Die wurden schon 2008 bekannt und liegen so um die 20 Jahre zurück. Im Artikel das Übliche: Zögerliche Kirchenleitung, drängende Anwälte, verunsicherte bis traumatisierte Opfer, Verjährung hüben, Geldforderung drüben etc. Ach, geliebtes Bamberg! Ach, geliebte Kirche! Es bedarf schon der Hand des Menschen, um etwas Vollkommenes, das uns auch noch von Christus hinterlassen wurde, immer und immer wieder in den Morast zu treten. Und der Schmerz wiegt zehnfach, wenn es die Priester Gottes selber sind, die treten. Rotzbande! Haben die ein Glück, daß ich nicht deren Bischof oder gar Papst bin!

Und dann ist da noch das Interview mit dem Leiter der bayerischen Auslandsrepräsentanz, John Kottayil, in Bangalore/Indien. Auf die Frage "Eine bayerische Figur, die Sie besonders verehren?" kommt die Antwort: "Der Märchenkönig Ludwig II. baute die schönsten Schlösser Bayerns..."

... * * kurze Riechsalz-Pause * * ...

Hallo?

Bewundern soll und darf und kann man den Märchenkönig ja von mir aus. Aber die schönsten Schlösser Bayerns? Hä? Watt? Wie bitte? Naja, okay, Geschmacksfrage, seh' ich ja ein. Trotzdem: Für den Herrn Alipius kommt nach Schloß Pommersfelden und nach der Würzburger Residenz erst mal gaaaaanz lange garnix. Prost, Schönborns!

Ach ja: Schönborn! Jetzt fiel mir doch heute auf, daß ich in diesem Bamberg-Urläubchen noch eine Premiere feiere: Nämlich ist dieses der erste Bamberg-Aufenthalt, in dessen Verlauf ich nicht eine einzige Darstellung des Lothar Franz von Schönborn sah. Das ist in sofern erstaunlich, als daß er in dieser Gegend eigentlich unvermeidlich ist. Aber da ich die einschlägigen Lokalitäten (Pommersfelden, Neue Residenz oder auch die Kirche in Volkach) dieses Mal vermieden habe, gab's kein Wiedersehen mit dem barocksten aller Prälatenköpfe. Wird er mir sicherlich nachsehen.

Okay, es ist fast 16:00 Uhr. Ich geh jetzt mal auf mein Zimmer zum Nachmittags-Duscher. Dann stapf ich wieder los, dreh meine Abschiedsrunde, schlag mir später beim Spanier um die Ecke ein paar der ober-hervorragenden Tapas rein und dann gibt's vielleicht noch ein paar Bamberg-Photos.

Also erstmal "Tschö!" und bis später...

Tuesday, July 28, 2009

Gute Nacht, Bamberg, ...












... schlaf gut!

Und noch ein paar Bilder...

Auf dem Weg zum Michaelsberg fand ich zum ersten Mal diese interessante Sicht: Am Ende einer Gasse lugt der sogenannte Vierzehnheiligen-Pavillon der neuen Residenz hinter den Häusern hervor.Hinter diesem sieht man dann noch die Türme des Domes.


Heute habe ich den Michaelsberg mal vom Norden her erklommen. Das ist die steile Straße. Ganz hinten sieht man schon die Türme der Michaels-Kirche.


Am Weg liegt diese leicht verslumte Villa Kunterbunt...


... und dieser schöne Brunnen ("Kein Trinkwasser").


Und schon stand der Herr Alipius vor der Michaelskirche. Leider dürfen auf dem Gelände Autos parken, was den Gesamteindruck ein wenig schändet.


Dies ist ein Teil der weitläufigen Klosteranlage, die von den Dientzenhofers ab 1696 barockisiert wurde.


Das schönste Epitaph: Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, barock wie es barocker kaum geht, kniet friedlich und fromm vor einer Monstranz und faltet seine Hände ganz zaghaft und sanft. Die Detailverliebtheit, die man vor allem am Spitzenhemd aber auch an der Mitra oder an den Schuhschnallen sieht, haut mich immer wieder um. Mehr noch der Fürstbischof, der so gewiß und ruhig auf seinen Herrn schaut.


Die Heilig-Grab-Kapelle war früher die Grabstätte der Mönche. Jetzt sieht man dort eines der symbolstrotzendsten und wildesten Barock-Ensembles, das ich kenne. Unser Herr liegt im Grab und steht am Gründonnerstag zugleich in einer Monstranz in dem Oval, welches man über der Weltkugel sieht, um welche sich eine Schlange rankt. Ganz oben liegt das Lamm auf dem Buch mit sieben Siegeln und darüber schleudert Gottvater Blitze.


Der Heilige Josef mit dem Jesuskind. Darüber zwei Putti. Der Rechte ist so schön hingerissen.


Barock and Roll! So muß eine Kanzel aussehen, dann klappt's auch mit den Predigten!


A portrait of the artist as a young man. Plastik-Kalkleisten sind ja eigentlich nicht so mein Ding. Aber bei so viel Rumlaufen bei solcher Wärme kommen mir kurze Arme schon ganz gelegen.

Bamberg, zweiter Tag

Ich führe in diesem Bamberg-Urlaub ein kleines Experiment durch.

Ich krieg's nicht mehr ganz genau zusammen, aber ich war mittlerweile so circa 14 Mal in Bamberg. Die Hälfte der Aufenthalte habe ich alleine hier verbracht. Das waren aber auch die frühen Bamberg-Besuche. Ich war immer mit dem Wagen hier und bin dann auch wie doll in der Gegend herumgefahren, um mir die in Franken reichlichst vorhandenen Sehenswürdigkeiten reinzuziehen. Manche Orte habe ich nur einmal besucht, wie z.B. die Wallfahrtskirche Gößweinstein von Balthasar Neumann, oder die Schönborn-Schlösser Gaibach, Wiesentheid (heute noch Sitz derer von Schönborn) und Werneck. Letzterer Bau ist eine traumhaft schöne Barock-Anlage, die sich Friedrich Karl von Schönborn als Sommersitz zwischen seinen beiden Bischofsstädten Würzburg und Bamberg errichten ließ. Das Schloß fiel leider mit der Säkularisation von Bischofs- in Staats-Hand und wurde zur Nervenheilanstalt umfunktioniert. Dies hatte zur Folge, daß das Innere des Schlosses brutalst purifiziert wurde, so daß nun weiße glatte Flächen gähnen, wo einst puttenstrotzende Fresken, vergoldetes Stuck- und Schnitzwerk und damastene Tapeten an Wänden und Decken prunkten. Zu anderen Orten hat es mich immer und immer wieder hingezogen. Hier ist selbstverständlich die Residenz in Würzburg zu nennen. Außerdem die Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen und natürlich Lothar Franzens Meisterstück, das Schloß Weißenstein zu Pommersfelden. Bei späteren Besuchen hatte ich dann immer Leute im Schlepptau, die ich davon hatte überzeugen können, daß zu einer gelungenen menschlichen Existenz mindestens ein Bamberg-Besuch gehört. Mit denen bin ich dann nicht nur in Bamberg hin- und hergepest, sondern auch wenigstens nach Vierzehnheiligen und nach Pommersfelden gefahren.

Und jetzt bin ich - wie gestern bereits erwähnt - zum ersten Mal seit langer Zeit wieder alleine in Bamberg. Und irgendwie hat die Stadt so lieb "Guten Tag!" gesagt, als ich gestern meine ersten Schritte machte. Da habe ich spontan beschlossen, für den Rest des Aufenthalts die große Rumfahrerei sein zu lassen, den Anker reinzuholen und mich einfach für zweieinhalb Tage durch meine Stadt treiben zu lassen. Und es funktioniert ganz hervorragend. Heute morgen bin ich - trotz Urlaub - schon um 7:00 aufgestanden. Ich habe mich in die Kutte geschmissen und bin hinauf zum Dom, um dort Brevier zu lesen und dann an der 8:00 Uhr-Messe teilzunehmen. Da waren immerhin gut 20 Leute anwesend. Danach bin ich zurück ins Hotel, hab gefrühstückt und Zeitung gelesen. Dann habe ich einen ausgedehnten Spaziergang gemacht, der mich unter anderem über den heißgeliebten Michaelsberg geführt hat. Gegen Mittag stand ich plötzlich wieder vor dem Hotel. Also habe ich mich auf die Terrasse gesetzt, ein Weizenbier getrunken und ein kleines Sandwich gegessen. Es ist auch heute wieder ziemlich heiß und bei Hitze kann ich nie viel essen. Dann bin ich wieder für drei Stunden herumgerannt, dieses Mal auf der bürgerlichen Seite der Regnitz. Bamberg teilt sich ja so ein wenig auf in die bischöflich-klerikale Hälfte mit Domberg, Michaelsberg, Residenz-Bereich etc und in die bürgerliche Hälfte, welche gleich mit dem auf eine Brücke gebauten Rathaus beginnt. Klare Trennlinie ist hier also der Fluß. Ach ja, ich war auch noch im Archiv des Erzbistums und habe mir ein paar Photographien aus dem kirchlichen Leben Bambergs zwischen 1900 und 1960 angesehen. "Seufz", kann ich da nur sagen. Priesterweihen mit 20 Jungspunden und mehr. Prozessionen von hier bis Wyoming und zurück; so lang, daß der Schluß des Zuges sich erst in Bewegung setzt, wenn die Leute vorne schon im Ziel sind. Prachtvolle Bischofs-Figuren, die ihre meterhohen Mitren und kilometerlangen Schleppen mit einer wunderbaren Selbstverständlichkeit trugen, und in Haltung und Mimik verrieten, daß ihnen beide Extreme ("Mach ma' Platz, ich bin der Bischof" oder "Oh weh! Ich seh' ja viel zu fürstlich aus!") reichlich fremd waren. Ach, könnte man doch nur mal wieder diese prachtvollsten Formen unserer katholischen Religion als Normalität haben, sowohl bei Laien als auch beim Klerus.

Aus gegebenem Anlaß ein Zwischenruf an zufällig mitlesende Laufkundschaft:
    Kommt schon, Ihr lahmen Säcke! Laßt Euch taufen! Lernt Eure Religion und Euer Gewissen kennen! Lest die Bibel und den Katechismus und vielleicht ein wenig Thomas und Augustinus! Geht beichten und besucht die Heilige Messe! Empfangt den Leib Christi! Weiht Euer Tagewerk dem Herrn und nicht einem Boss, der nur "Danke" sagt, wenn er sich auf die Millionenabfindung bezieht! Tretet vor den Traualtar und setzt Dutzende strammer kleiner Katholiken in die Welt! Spendet der in individuellem Grau erstickenden Welt ein wenig bunte Uniformität in Bekenntnis, Liturgie und Alltag! Brecht die Achse oder wenigstens ein paar Speichen des lahmen Arbeit- und Konsum-Hamsterrades! Laßt ab vom schnöden, trügerischen Kirchen-Bashing (denn wenn schon nachplappern, dann doch bitte das "Credo", das "Vaterunser", das "Ave Maria")! Werdet Priester, Mönche, Nonnen oder auch Chorherren! Vertraut Eurem Schöpfer, liebt Euren Erlöser und nehmt platz auf dem einladenden Schoß Seiner Braut, die er Euch als Mutter auf Erden zurückließ! Vergeßt nicht: Wenn sie auch manchmal nervt; wenn Ihr auch nicht immer wollt, was sie rät; wenn sie auch nicht immer will, was Ihr bevorzugt: Mama weiß es am besten und niemand liebt Euch so wie sie! Und - last but not least: Ehret Eure Priester! Betet für die Gefallenen, die Schwachen, die Enttäuschenden unter ihnen und nehmt Euch die Soliden, die Großen, die Guten zum Vorbild. Und bevor Ihr mit dem Finger zeigt, denkt daran, daß auch Ihr nichts seid als Staub und wir alle somit Geschwister sind, nicht nur im Gelingen, sondern auch im Scheitern.

Okay, zurück nach Bamberg: Nachdem ich mich also an dem in schwarz-weißen Photos festgehaltenen und doch so bunt scheinenden Prachtholizismus vergangener und wiederzugewinnender Tage ergötzt hatte, bin ich am Nachmittag zurück ins Hotel geschlendert. Jetzt sitze ich wieder auf der Brücken-Terrasse und trinke einen Espresso, während ich diese Zeilen in den Laptop hacke und unter mir die Regnitz rauscht. Der Himmel ist ganz entzückend blau mit fett-flauschigen "Willkommen in Bayern"-Wölkchen. Ich glaube, ich werde alt. Hätte nie gedacht, daß ein ganzer Tag des Nichts-Tuns so entspannend sein kann. So totalen Gammel-Urlaub kann ich irgendwie eh nicht. Also 24 Stunden Strand mit Sonnenbad und Wasserpausen und Strawberry-Daiquiri und so. Aber hier in Bamberg geht's. Die Stadt ist mein Strand und das gemächliche Herumspazieren (mit der ein oder anderen Espresso- oder Eistee- (in Bamberg ganz oft hausgemacht) Pause) ist mein In-der-Sonne-Liegen.

Okay, es ist kurz vor 18:00 Uhr. Ich mach mich mal wieder auf die Strümpfe. Gemäß einer meiner kleinen Bamberg-Traditionen esse ich am zweiten Abend eines Besuches in meiner Stadt immer im Restaurant des Hotel Nepomuk. Die haben nämlich einen nicht ganz fiesen Koch und immer saufrische und leckere Gerichte. Dann noch ein Verdauungs-Spaziergang zum Sonnenuntergang und dann sehen oder lesen wir uns morgen wieder.

Monday, July 27, 2009

Ein paar erste Eindrücke aus Bamberg

Der Heilige Jakob


China-Restaurant Madonna mit Kind


Hallo Dom! Die vier Turmspitzen schauen erhaben und gelassen auf ihre Stadt.


Böttingerhaus, Judenstraße. Schönstes Barock-Bürgerhaus ever. Freundlicher, gelber Stein. Garten auf drei Ebenen. Tausend Ecken und Winkel.


Der Michaelsberg mit seinem gleichnamigen, ehemaligen Benediktiner-Kloster. Wenn es einen Ort in Deutschland gibt, von dem ich mir wünsche, es herrschte dort wieder zünftiges Ordensleben, dann ist es dieser Berg.


Nochmal der Michaelsberg, diesmal vom Rosengarten der Neuen Residenz aus gesehen.


Ach ja, Rosengarten:


Sooooo schön...


... und farbig!


Das sind zwei von den ungefähr 10 Jungs, die sich ziemlich über die Kuchenkrumen vom Tische des Herrn Alipius gefreut und als Dank eine schöne Pieps- und Flatter- und Herumhüpf-Show abgeliefert haben.


Zum Schluß vier Putti-Paare...


..., die man am Domberg neben der Neuen Residenz findet.


Die werden von Bild zu Bild kleiner...


..., weil die Straße abschüssig ist.


So, es ist jetzt 18:30 Uhr. Ich zieh mal wieder los, noch ein wenig herumstreunen und dann einen kleinen Happen zu Abend essen. Macht's gut und bis bald!

Verliebte Jungs

So!

Ich bin heute zum ersten Mal seit circa 10 Jahren wieder alleine in Bamberg. Wobei - "Alleine in Bamberg" ist natürlich ein Oxymoron. Schließlich gibt's in Bamberg ja die freundlichen Bamberger und dazu natürlich unendlich viele neugierige Touristen. Und wenn die nicht wären, dann könnte ich mich immer noch auf das Heer der Nischenheiligen, der Putti und der allegorischen Damen verlassen, das in Gärten, in Kirchen und an Fassaden wohnt, mir entgegenlacht und zu mir heruntersegnet. Und sollten auch die einmal Urlaub haben, bleiben als letzte Begleitung schließlich die Herren von Schönborn (und auch der von Seinsheim), deren Geist beständig durch den Sandstein der von und unter ihnen errichteten oder ausgebauten oder renovierten Kirchen, Hospize, Seminare, Bürgerhäuser und Paläste treibt wie Schweißperlen über die Stirne eines Barockprälaten, der im August mit gepuderter Perücke und Hermelinmantel in seiner unklimatisierten Galakutsche über Land rollt und seufzend den Bauernbuben zuschaut, die in einem Fluß herumplanschen (aber letztlich dann doch nicht so wirklich mit ihnen tauschen möchte, was ihm verziehen sei, denn er ist ja schließlich Kind seiner Zeit und nicht Gutmensch des 21. Jahrhunderts).

Moment... Wo wollte ich jetzt hin mit dem Satz?

Ach ja: Bamberg..., ich..., alleine...

Toll!

Bin ich in Bamberg und steht - so wie heute - die Sonne am wolkenlosen, baby-buben-blauen Himmel, dann ist der Mensch gut, dann ist die Welt okay und dann ist Gott in seinem Himmel und wird von den Heiligen und den Engeln in vornehmst-schönsten Tönen ob seiner Größe, Güte und Genialität angesungen (wird er sonst natürlich auch, aber hier in Bamberg hört man irgendwie mit). Bin ich in Bamberg und denkt irgendwo in einer verrauchten Studi-Kneipe ein dahergelaufener Aufgeklärter, daß Europa nicht christlich ist - ach, was schwatz ich: nicht Katholisch ist - dann spüre ich das sofort und intensiv, so, als liefe eine kleine Spinne über meinen Hinterkopf und dann aus den Nackenhaaren vorbei am Hemdkragen auf meinen Rücken.

Ich bin ziemlich genau um 12:00 am Mittag hier angekommen, habe meinen Koffer ausgepackt, mich kurz aber heftig darüber gefreut, daß mein Stammhotel (St. Nepomuk) in den Zimmern nun modernst und mit allem Komfort renoviert wurde, aber trotzdem seinen Fachwerk-Charme beibehalten konnte und bin dann sofort los. Ich habe einen ungefähr zweieinhalb Stunden dauernden Spaziergang durch meine Stadt gemacht, der (schon traditionell) im Dom endete, wo ich gleich in die touristenfreie "Nur für Beter"-Kapelle huschte, in welcher ich tatsächlich ganz für mich war. Nach einem kurzen, aber hoffentlich angemessenen "Danke, lieber Gott, daß..." bin dann im Cafe im Rosengarten der Neuen Residenz eingekehrt, habe mir einen Espresso (für mich) und ein Stück Kuchen (für die Spatzen) bestellt und die Zeitung gelesen. Dann bin ich ins St. Nepomuk zurückgeschlendert, habe geduscht, und jetzt sitze ich bei einem Glas Weizenbier auf der Brückenterasse des Hotels. Es wäre Sünde, bei solchem Wetter in dieser Stadt sich in einem geschlossenen Raum aufzuhalten (es sei denn, dieser Raum ist eine Kirche). Es ist 17:35 und ich habe von den letzten fünfeinhalb Stunden jede Sekunde genossen. Bamberg ist großartig, wenn ich hier mit jemandem bin, der die Stadt nicht kennt und ich mich an seinem oder ihrem "Boah!" und "Ne, oder?" und "Waaahnsinn!" ergötzen kann. Aber ich kann Bamberg auch gut (und vielleicht sogar am besten) alleine. Es ist wohl so, wie in einer Beziehung: Wenn ein Dritter dabei ist, dann fängt man doch irgendwann an, heimlich auf die Uhr zu schauen und zählt die Sekunden, bis man endlich alleine ist. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich finde es wunderbar, eine Lieblingsstadt zu haben.

Gott schütze Bamberg!

Tuesday, July 14, 2009

Jeder Meinung ihre Freiheit

Der von mir ja bekanntermaßen nicht unverehrte Kardinal de Bernis (1715-1794), in Aufstieg, Glanz, Schwerenöterei, Ruin und Läuterung ein echtes Kind seiner Zeit, wird von einem seiner Biographen (Marcus Cheke) als "waschechter Reaktionär" bezeichnet. Immerhin erkannte seine Eminenz bereits vor rund 250 Jahren: "Es ist eine Schande, daß heutzutage jedermann lesen und schreiben kann!"

Diesen Spruch lasse ich nun unkommentiert stehen und hänge nur noch schnell folgenden Leserbrief aus der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" an, welcher zur neuen Sozialenzyklika des Papstes Stellung bezieht:
    "In seiner jüngsten Enzyklika fordert der deutsche Papst mehr Ethik im nationalen und globalen Wirtschaftsleben. Dabei scheint er nicht zu merken, daß er zweierlei Maßstäbe anlegt: Wo war das ethisch verantwortbare Handeln bei den Kreuzzügen, der Hexen- und Ketzerverfolgung in den letzten tausend Amtsjahren der katholischen Kirche? Läßt sich die von Benedikt XVI. wieder eingeführte Exorzismuspraxis wirklich mit ethischem Handeln vereinbaren? Der "Heilige Vater" in Rom muß aufpassen, nicht schon bald als "scheinheiliger Vater" gehandelt zu werden."
Kommentieren muß man so etwas zum Glück nicht. Die einzige Frage, die sich mir aufdrängt: Was ist schlimmer? Daß der Brief geschrieben wurde, oder daß man ihn veröffentlichte?

"Haßt der Westen den Islam?"

So fragte der ägyptische Schriftsteller Alaa Al-Aswani in der Süddeutschen vom vergangenen Freitag. Der sich über zwei Spalten erstreckende Artikel läßt sich grob in zwei Hälften unterteilen: Aussage der Ersten ist, daß der Westen zweierlei Maßstäbe anlegt, da er sich für den Tod der während der iranischen Proteste umgekommenen Neda Sultan sehr (böse unzivilisierte Moslems), für die Ermordung von Marwa Al-Shirbini in Dresden dafür nicht so wirklich (nur 'ne Muslimin) interessiert. Die zweite Hälfte antwortet darauf mit einer Einsicht, die ich mit "Selbst Schuld! Denn Moslems vermitteln ein schlechtes Bild vom Islam" zusammenfassen würde.

Die Aussage der zweiten Hälfte möchte ich nur um drei Zusätze erweitern: "Denn fanatische und terrorbereite Moslems vermitteln in den Medien ein schlechtes Bild vom Islam und haben daher stärker prägende Wirkung auf das Gesamtbild, als der nette moslemische Kollege am Arbeitsplatz."

In der ersten Hälfte - jene, welche zu dem Schluß kommt, im Westen werde mit zweierlei Maßstäben gemessen - gibt es aber so ein paar Punkte, mit denen ich mich kurz kritisch auseinandersetzen möchte. Al-Aswani legt das Fundament, indem er von dem US-Prediger Danny Pattyn berichtet, der 1996 eine "Kein Sex vor der Ehe"-Kampagne gestartet hat (das mittlerweile auch in Europa einigermaßen bekannte "Silver Ring Thing"), die sich großer Beliebtheit erfreut. Im französischen Fernesehen sah der Autor nun ein Feature über Pattyn und stellt fest:
    "Pattyns Ideal von Keuschheit als Maß der Tugendhaftigkeit steht im absoluten Einklang mit der arabisch-moslemischen Kultur, doch im französischen Fernsehen ging man sehr höflich mit ihm um, weil er eben Amerikaner, Christ und Weißer ist. Hätte ein Araber oder Moslem das Gleiche gesagt, hätte er vermutlich Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen. Man hätte ihm gesagt, wie rückständig, barbarisch und frauenfeindlich er sei. Diese westliche Doppelmoral ist sehr verbreitet und es gibt zahllose Beispiele dafür."
Es gibt nun auch nicht eben wenige Beispiele für muslimische Frauen, die gepeitscht oder geprügelt werden, weil sie vorehelichen Sex hatten oder auch, weil sie dabei gesehen wurden, wie sie mit einem Mann, der weder ihr Ehemann noch ein Verwandter ist, das Haus verließen. Ich vermute mal, daß die Vorwürfe "rückständig, barbarisch und frauenfeindlich" sich auf diese Phänomene beziehen. Mögen Westen und Islam Keuschheit von mir aus gleich hoch schätzen. Im Umgang mit Keuschheitsbrechern ist doch ein Unterschied zu erkennen.

Um sich aus der auf doch recht wackligen Beinen stehenden Konjunk-tiefe ("... hätte er vermutlich...") des ersten Anklagepunktes auf etwas felsigeren Grund zu begeben, verweist Al-Aswani dann auf die beiden getöteten jungen Frauen und kommt zu dem Schluß,
    "...daß Terrorismus keine Domäne der Araber und Moslems ist. Ein weißer deutscher Terrorist bringt eine unschuldige Frau um, die er nicht kennt, und versucht ihren Mann zu töten - und das alles nur deshalb, weil sie Muslimin ist und einen Hidschab trägt".
Ich habe leider keine Definition von "Terrorismus" vor mir liegen und kenne auch den bisherigen Lebensweg des Deutsch-Russen nicht, aber ich vermute mal, daß er weder von machthungrigen Pfaffen in langen Predigten zu blindem Haß auf den Islam gehirngewaschen, noch in einem christlichen Terrorcamp im Elbsandsteingebirge in Bombenbau und Waffengebrauch unterrichtet wurde. Die Möglichkeit, daß er im Sinne des Schlusses der zweiten Hälfte des Artikels handelte liegt nicht unbedingt näher, ist aber immerhin eine Möglichkeit. Und die einzige Art, dem Westen hier noch zweierlei Maßstäbe unterjubeln zu können, läge in einem Satz wie "Nun, wir geben ja immerhin auch nicht vor, zivilisiert zu sein". Und das soll man aus dem Artikel ja wohl eher nicht herauslesen, schätze ich.

Die Süddeutsche zündet den Artikel mit einer kleinen Einleitung, deren erster Satz lautet:
    "In der Islamischen Welt gilt der Mord an der 31-jährigen Ägypterin Marwa Al-Sherbini in einem Gerichtsaal in Dresden am vorvergangenen Mittwoch jetzt schon als Schlüsselereignis der europäisch-arabischen Geschichte".
Mit Verlaub, liebe Damen und Herren, aber es scheint doch eher so, als gälte der Mord nur als ein weiterer Anlaß, in der arabisch-muslimischen Welt wieder die eingepeitschten Massen auf die Straße zu jagen, um den für Imame offenbar nicht unprofitablen Haß auf den Westen auf angenehm hoher Flamme weiterköcheln zu lassen. Wenn die Ermordung einer Muslimin durch einen "weißen, deutschen Terroristen" für den Westen Grund zu Innehalten, Nachdenken und Selbstkasteiung sein soll, so wurde hier ein Prinzip erkannt, welches, wenn man sich nicht selbst den Vorwurf der Doppelzüngigkeit gefallen lassen will, umgekehrt auch auf arabisch-moslemischer Seite in hundertfacher Ausführung vorliegt und demnach auch dort eher zu kleinen Brötchen als zu Protesten vor Botschaften und dem Verbrennen von deutschen Flaggen führen sollte.

Haßt der Westen den Islam? Keine Ahnung. Will der Islam, daß er vom Westen geliebt wird? Wenn nein, hätten wir kein Problem. Wenn ja, warum? Zumindest in der arabisch-moslemischen Welt schein ja entweder der Haß auf den Westen mehrheitsfähig, oder der gute Willen gegenüber dem Westen so schwach, daß man die Gosse lieber dem antiwestlichem Mob überlässt. Warum also sollte man auf die Liebe des Westens hoffen? Um ihm noch mehr Geschenke abzuquengeln ("Wenn du mich wirklich liebst, dann stellst Du mir hier achtzig Moscheen hin, egal, was ich bei mir mache") und ihn so schneller in das verwandeln zu können, was man in der arabisch-moslemischen Welt schon erreicht hat? Oder um hier ein Klima zu schaffen, in dem tatsächlich Christen und Moslems selbstverständlich und selbstbewusst nebeneinander existieren können? Dann sollte man vielleicht mal das heute bereits existierende Nebeneinander im Westen mit dem Nebeneinander in moslemisch dominierten Ländern vergleichen.

Ich war zerknirscht, traurig, wütend und angefressen, als ich vom Mord an Marwa Al-Shirbini erfuhr. Weil die Nachricht mir erstens (wie jeder Mord, von dem ich in der Zeitung lese) seltsam persönlich naheging und weil ich den Mord zweitens als die Tat eines jener Bekloppten betrachtete, die mir nicht geheuer sind. Und jetzt fällt denen in der arabisch-moslemischen Welt wieder nichts originelleres ein, als Marwa Al-Shirbini zu instrumentalisieren und Zivilisations-Simulanten wie Ahmadinejad Gelegenheit zu weiteren Peinlichkeiten zu geben. Haßt der Westen den Islam? Keine Ahnung. Respektiert der Islam seine Toten?

Sunday, July 12, 2009

Da wir's grade vom Leopoldsberg hatten...

... hier seht Ihr mal in einem zusammengeschnittenen Photo, wie schön man von da oben auf Wien schauen kann. Klosterneuburg kann man von der anderen Seite auch sehen, aber die isst momentan leider wegen Bauarbeiten abgesperrt.


Und dann gibt's dort auch noch zwei sehr hübsche Gedenkplatten. Eine nicht ganz so wichtige...


... und eine ganz arg doll wichtige. "... die Rettung abendländischer, christlicher Kultur"? Naja, **seufz**, zumindest vorübergehend...