Saturday, October 13, 2007

Keine Überraschung,...

... wenigstens für mich: Die Aussage dieser beiden Karten (Quelle: Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn, "Freiheit oder Gleichheit?") ist doch recht eindeutig.


Auf dieser Karte seht ihr die Verteilung der Katholiken in Deutschland im Jahre 1934 (je schwärzer, desto rechtgläubiger).


Und diese Karte zeigt Euch die Verteilung der Leute, die in der Wahl von 1932 für die Nationalsozialisten stimmten (je schwärzer, desto brauner).

Aber klar: Wenn ein Kardinal Betram dem Führer ein Geburtstagstelegramm schickt, oder Pius der Zwölfte in den Kriegsjahren nur 600.000 Juden das Leben retten ließ und nicht dreimal sovielen, dann wiegt das natürlich schwerer.
    "Nö, über die Kirche müßt ihr euch keine Gedanken machen! Lest mal brav unsere Artikel, da steht alles drin."

    "Danke, Onkel Rudolf!"

    "Und vergeßt nicht, unsere Theaterstücke anzuschauen!"

    "Bestimmt nicht, Onkel Rolf!"

    "Und daß mir keiner auf die Idee kommt, sein Bild von Kirche und Papsttum aus anderen Quellen als meinen Büchern zusammenzusetzen!"

    "Keine Angst, Onkel Karl-Heinz!"

    "Und ich brauche dringend zwei neue mintfarbene Kostüme und mehr Medienpräsenz, also kauft meine Bücher!"

    "Jawohl, Tante Uta!"
Zur Avantgarde gehört man als kirchentreuer Katholik ja eh schon. Jetzt stellt Euch mal vor, Ihr könntet sogar an einer neuen Aufklärung mitwirken!

10 comments:

Gregor Kollmorgen said...

Die Korrelation dieser beiden Karten hat mich schon im Schulunterricht frappiert, aber, wie Du schon sagst, das wollte komischerweise keiner hören. Na, ich bete jedenfalls weiter für die baldige Seligsprechung des Pastor Angelicus.

Bee said...

Mag es nicht vielleicht mehr daran gelegen haben, dass grade diese Regionen Preußen und dem Kaiserreich skeptisch gegenüberstanden? Schau ich mir mal mein Heim an... Schon schwierig sich für einen Deutschen zu halten, wenn Opa Scheng noch Franzose war, oder?

Der Herr Alipius said...

Der Erklärungen gibt es sicher einige. Man sollte allerdings nicht vergessen, daß die französische Besatzung des Rheinlands nach dem ersten Weltkrieg nur knapp zwölf Jahre gedauert hat und - so habe ich es zumindesst aus dem Geschichtsunterricht in Erinnerung - das Verhältnis zwischen den Einheimischen und den französischen Besatzern eher gespannt und von Mißtrauen und Vorurteilen gekennzeichnet war. Daß ein waschechter Bayer nicht das wählt, was die Saupreißn anzubieten haben, mag schon eher einleuchten.

Aber auch hier stellt sich die Frage: Warum ist bei einer handvoll Beispielen von Kirchenfürsten, die man als nazophil (meiner Meinung nach eher marxophob) auslegen kann, gleich alles klar, aber bei einer von der gesamten Bevölkerung gemachten Aussage in Wahlform immer noch Argumentationsspielraum oder Deutungsbedarf bzgl. der politischen Präferenz der Katholiken vorhanden?

Nicht, daß man über die Dinge nicht reden soll und darf, aber dann sollte man doch tunlichst das ganze Spektrum betrachten und auch der Kirche im Deutschland der 30'er Jahre mehr zutrauen als blindes Führer-Hinterhergehechele.

Charlotte said...

Statistiken besitzen per se keinen absoluten Aussagewert, sonst würde das für die USA beispielsweise bedeuten, dass Schwarze die schlechteren Menschen wären, weil mehr von ihnen hingerichtet werden.

Die politische Einstellung des von Dir oben zitierten Autoren ist gruselig bis skurril; er ist demokratiefeindlich und betrachtet die französische Revolution als größten Schadensfall der Neuzeit, was er sich als Adeliger vielleicht noch leisten kann. Positiv rezipiert wird er, selbst überzeugter Katholik, ausschließlich von monarchiefreuindlichen und häufig selbst adeligen Katholiken.

Und ich weiß von einigen überzeugten Katholiken, die ebenfalls die Demokratie ablehnen und sich eine Ständegesellschaft zurückwünschen. Diese Menschen würden auch keine Nazis wählen, aber nur deshalb, weil sie ein anderes, totalitäres Regime bevorzugen. Demokratiefeindlich sind sie beide. Und wenn ein Demokratiefeind einen anderen ablehnt, nur weil der ideologische Unterbau ein anderer ist, macht ihn das nicht zum besseren Menschen.

Gregor Kollmorgen said...

Ich wüßte auch nicht, wieso die NSDAP als preußisch anzusehen sein sollte. Immerhin war ja München die "Hauptstadt der Bewegung", und der erste Hitlerputsch bestand bekanntlich im Marsch auf die Feldherrenhalle. Die Verteilung der Nazi-Wähler und der Katholiken ist auch viel zu kongruent: Man schaue sich nur das Ermland in Kernpreußen an - was sollte diese Region gegen Preußen haben? Es ist auch nur logisch, denn bis zum Abschluß des Reichskonkordats 1933 (die Wahl-Karte ist von 1932) war Katholiken die Mitgliedschaft in der NSDAP verboten und führte zum Ausschluß vom Empfang der Sakramente.

Der Herr Alipius said...

Das haut doch alles vorne und hinten nicht hin.

Sind Schwarze die schlechteren Menschen weil sie öfter hingerichtet werden? Oder sind Weiße die schlechteren Menschen weil sie öfter hinrichten? Gibt es sowohl für das Hinrichten als auch das Hingerichtet-Werden Gründe bzw. Motive? Wenn ja, sind wir mit diesen Gründen bzw. Motiven einverstanden? Wenn nicht, dann können wir prima mit denjenigen streiten, die es sind.

Sind Katholiken die keine Nazis wählen gut? Nicht notwendigerweise. Ein katholischer Familienvater, der im Jahre 1932 nicht die Nazis gewählt hat, kann trotzdem seine Frau prügeln. Ein Naziwähler kann ein hilfbereiter und liebenswerter Mensch gewesen sein. Wir sind mit einem Frauenschläger weniger einverstanden als mit einem hilfsbereiten und liebenswerten Menschen. Hoppla, schon steht ein Nazi im günstigen Licht.

Die Dir bekannten "einigen" überzeugten Katholiken, die die Demokratie ablehnen können folglich nur dann als böse Buben gelten, wenn Du den Schwerpunkt der Bewertung darauf legen willst, ob sie Demokratie unterstützen oder nicht. Legt man den Schwerpunkt darauf, wie sie sich als Menschen und auch als Demokraten im täglichen Leben so zeigen, dann kann man gleich eine ganze Wagenladung von "Demokraten" vor Deiner Türe abladen, die hundsgemeine Fiesmöppe sind und rufen: "Siehste! Demokratie ist Mist!" Wollen wir gute Demokraten oder gute Katholiken oder gute Menschen? Muß ein guter Demokrat notwendigerweise ein besserer Mensch sein als ein guter Katholik?

Das Phänomen, das sich bietet, ist eine Wahl, in der Gebiete mit überwiegend katholischer Bevölkerung überwiegend nicht die Nazis gewählt haben. Daß der von mir zitierte Autor aufgeklärten, pluralistischen Demokraten Schauer über den Rücken jagt, ändert an dieser Aussage nichts, ist aber - zugegeben - hilfreich, wenn man weiterhin die Augen geschlossen halten und mit den Wölfen die aus Prinzip nazifreundliche und demokratiefeindliche Kirche anheulen will, oder wenn man tatsächlich glaubt, alle Deutschen Gebiete hätten vor der Wahl mal kurz ihre katholischen, monarchiefreundlichen Aristokraten in die Regionen geschickt, die keine Nazis gewählt haben.

Aus dem "Bundeslexikon für politische Bildung":
Totalitarismus bezeichnet eine politische Herrschaft, die die uneingeschränkte Verfügung über die Beherrschten und ihre völlige Unterwerfung unter ein (diktatorisch vorgegebenes) politisches Ziel verlangt. Totalitäre Herrschaft, erzwungene Gleichschaltung und unerbittliche Härte werden oft mit existenzbedrohenden (inneren oder äußeren) Gefahren begründet...

Klar, niemand will heute mehr ohne die Errungenschaften der französischen Revolution leben. Aber wenn man sich die Jahre von 1789 bis 1794 anschaut, findet man totalitäre Mechanismen, die auch noch einem Sonnenkönig Freudentränen in die Augen treiben. Die Katholiken auf diesen Ehrenplatz erheben zu wollen ist etwas kühn.

Bee said...

Äh.. ich meinte in dem Fall nicht meinen Opa, der war in besagter Zeit wahlberechtigt. Sein Großvater, der war eine deutsch-französische Copruduktion. Was sich später im Ahnenpass meines Vaters nicht so gut machte. Die Besatzung nach dem 1. Weltkrieg war in der Tat nicht besonders willkommen, jedoch stand Köln lange loyal zum Kaiserreich Napoleons und Berlin war weit weg. Der deutsche Kaiser musste sich ziemlich in Zeug legen, um sich hier beliebt zu machen. -Die Domsptitzen und der Bahnhof waren da wohl Mittel zum Zweck.- Die NSDAP propagierte einen starken, zentralistischen Nationalstaat. Die Nachteile einer Zentalregierung, unabhänig vom anderen politischen Zielen, werden den damaligen Wähler wohl bekannt gewesen sein.

Resident said...

"Daß ein waschechter Bayer nicht das wählt, was die Saupreißn anzubieten haben, mag schon eher einleuchten."

Nur, was hat denn der Nationalsozialismus mit Preußen zu tun? Er wurde ja nicht von Preußen nach Bayern importiert, eher umgekehr: wobei Bayern hier eher München und Nürnberg heißen sollte.

Resident said...

Charlotte,

ich sehe nicht, wo es relevant wäre, woraus diese beiden Karten zitiert werden. Sie stellen die Realität da, auch wenn man sie nicht sehen will.

Ich würde mich übrigens mal aufklären, was denn "totalitär" bedeutet.

Der Herr Alipius said...

@str:
"Daß ein waschechter Bayer nicht das wählt, was die Saupreißn anzubieten haben, mag schon eher einleuchten."
Das war eigentlich nur ein kleiner eingestreuter Witz, der weniger den Zusammenhang zwischen Nationalsozialismus und einem Gebiet in Deutschland, als den Unterschied zwischen den Wahlergebnissen in Bayern und Preussen kommentieren sollte.