Die Herz-Jesu-Verehrung hat ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahhunderts an Bedeutung verloren. Sie wird als zu emotional, als in ihrer Wortwahl zu übertrieben, als ökumenisch unsensibel oder schlicht als nicht mehr zeitgemäß empfunden.
Worum geht es denn nun eigentlich beim Herzen Jesu? Kurz gesagt: Um Liebe und Barmherzigkeit. In der Verehrung des durchbohrten Herzens des Heilands (wobei die Lanze die verletzende Kraft menschlicher Sünde, das Herz die Liebe Gottes dem Sünder gegenüber symbolisiert) gedenkt der Beter des leidenden Christus, identifiziert sich mit dem Leiden, läßt sich aber zugleich von der unerschöpflichen Liebe unseres Herrn einholen und umfangen. Da Christus die ganze Menschheit retten will, bietet sich hier auch Gelegenheit für all diejenigen zu bitten, die diese Liebe noch nicht erkannt haben oder ihr noch zögerlich bis ablehnend gegenüberstehen. Damit hierbei der Mut nicht zu hoch fliegt ("Ich, der Superchrist, werf mal ein Wörtchen für die Heiden und die Sünder in die Waagschale"), erinnert einen das Herz Jesu und die aus ihm strömende Liebe gleichzeitig immer daran, wieviele Meilen man selbst noch hinterherhinkt. Also: Liebe, Barmherzigkeit und Demut lehrt das Herz Jesu, gibt aber auch den Mumm, mal zur richtigen Zeit den Mund aufzutun und nicht aus Popularitätsgier Sünder in trügerischer Sicherheit zu wiegen.
Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika „Dives in misericordia" (1980):
- Die Kirche bekennt und verehrt das Erbarmen Gottes, ... indem sie sich an Christi Herz wendet. Tatsächlich erlaubt uns gerade die Hinwendung zu Christus im Geheimnis seines Herzens, bei diesem Thema der Offenbarung, der erbarmenden Liebe des Vaters, zu verweilen, das den innersten Kern der messianischen Sendung des Mensch gewordenen Gottessohnes ausmacht: ein zentraler Punkt und gleichzeitig der dem Menschen am leichtesten zugängliche."
Die Kirchenväter sahen in einem mystischen Bild die Kirche aus der Seite (dem Herzen) Jesu hervorgehen. Johannes 19, 33-34:
- Als sie (die Soldaten) aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus.
- Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Innern werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glaubten, denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.
Der Monat Juni bietet nicht nur für alte Herz-Jesu-Hasen, sondern auch und besonders für den Teil der Christus- und kirchenfernen Masse, der guten Willens ist, eine Gelegenheit, sich mit Begriffen wie "Liebe" oder "Barmherzigkeit" einmal aus der Vogel- und nicht der Spiegel (an der Wand, nicht das Magazin)-Perspektive zu beschäftigen.
Für alle, die sie noch nicht kennen oder sie wieder einmal beten wollen, aber nicht mehr wissen, wo sie den Text finden, gibt es hier einen Link zu einem meiner Lieblingsgebete, nämlich der Herz-Jesu-Litanei.
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