Es ist mal wieder Schönborn-Zeit auf am römsten. Und heute stelle ich Euch ein besonderes Schmankerl vor: Die Favorite bei Mainz, der Erholungspark des Lothar Franz von Schönborn, welchen er während seiner Jahre als Kurfürst zuerst anlegen ließ und dann reichlich und gerne nutzte.
Die Anlage lag südlich der Stadt, gegenüber der Mainmündung, zwischen dem zur Straße ausgebauten Ufer und winigen Weinbergen, zu denen sie sich leicht ansteigend hinzog. Die Steigung wurde in Terrassen verwanddelt, auf denen sich bald so Einiges abspielte.
Auf dieser Gesamtansicht sieht man, daß der Garten aus drei Teilen bestand. Der Nördlichste verlief in seiner Gestaltung noch parallel zum Ufer, die beiden Anderen im rechten Winkel dazu. Es gab wohl irgendwann eine Planungsänderung, was mich bei Lothar Franz von Schönborn nicht wundert, griff er als musische Natur doch gerne mal gestaltend in seine Bauvorhaben ein. Das südliche Drittel ist eine kleine Verbeugung vor dem französischen Schlößchen Marly bei Versailles. Über vier Terrassenstufen hinweg sind staffelförmig auseinandergezogen auf drei der Stufen je zwei Pavillons oder "Kavaliershäuser" angeordnet, die den Blick beinahe wie bei einem Bühnenprospekt auf die Orangerie ziehen, welche auf der vierten Stufe steht. Da in einer Orangerie Pflanzen übernachten, mußte für den Kurfürst selbst noch ein Häuschen her, in welchem er sein Haupt betten konnte. Ihr seht es als kleines Winkelschlößchen am südlichen Rand der Anlage.
Hier einige "Risse" der Favorite von Salomon Kleiner, der die Anlage zwischen August 1723 und Februar 1724 aufnahm:
Ihr habt schon gemerkt, daß ich in der Vergangenheitsform von der Favorite schreibe. Als die französischen Revolutionstruppen Mainz 1792 eroberten, wurden die Bauten der Favorite geplündert und verwüstet. Ein Jahr später wurde die gesamte Anlage radikal zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Mainz war neben Koblenz Hauptaufenthalt der Emigranten gewesen und das Volk wollte wohl, wie im Schloß Schönbornslusst bei Koblenz-Kesselheim, sein Mütchen an den Schauplätzen der Feste der geflohenen Pariser Aristokratie kühlen. Zudem stand die Anlage wohl auch irgendwie der Verteidigung der Stadt im Weg. Schade. Die ebenfalls verschwundenen alten Gärten im Schloß Seehof waren zwar größer und als Gesamtwerk einheitlicher, aber ein so schönes Nebeneinander von Gärten, Wasserspielen und Architektur wie in den beiden unteren Dritteln der Favorite, habe ich noch nicht gesehen. Mann, echt, mußten die denn einfach alles immer kaputtmachen? Wüstlinge!
1 day ago
2 comments:
Vielen Dank von einer durch Charlottenburg und das nahe Potsdam gartenverwöhnten Berlinerin für das Ausgraben dieser Bilder und für dies interessante Stück Gartenhistorie.
Zu Deiner letzten Frage: Naja - fast alles. Und fast immer. Und leider, leider werden im Gedenken an die (oft tatsächlichen, manchmal unterstellten) Untaten großer Herren gerne deren Künstler mitbestraft - Architekten, Bildhauer, Maler, Gartenplaner. Und damit dann alle, die sonst z.B. in einem nun demokratisch offenen Park spazieren gehen könnten.
Der Witz: Das Gelände der Favorite ist heute ein "Volks"-Garten, aber der ist natürlich nicht annähernd so schön und originell.
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