Jetzt ist sie also da! Die "Bibel in gerechter Sprache".
Mein Problem ist schlicht der Titel. "Gerechte Sprache"? Das schwingt ein Alleinvertretungsanspruch mit, der nicht leicht zu verdauen ist. Vor allem, wenn ich dann entweder Pressemitteilungen oder Diskussionsbeiträge oder auch Stellungnahmen der Übersetzer selber lese und immer die Begriffe "Inclusive language" und "Political correctness" fallen, also das Projekt sich als ein Anpassungsmarathon an einen Zeitgeist entpuppt, der eigentlich schon aus dem Grab müffelt.
Klar, verschiedene Bibelübersetzungen, die das Aufgreifen des Inhaltes für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen erleichtern sollen, sind nichts Neues. Aber sie sind eben auch nicht mehr, als Nischenprodukte. Deshalb heißt die Kinderbibel auch Kinderbibel.
Ich glaube, die Übersetzer hätten sich eine Menge Trubel ersparen können, hätten sie das neue Werk einfach "Bibel in geschlechtsneutraler Sprache (jetzt mit noch mehr Hinweisen auf das Jüdisch-Sein Jesu)" genannt.
Keine der Schwestern, die mit mir am Angelicum studieren, käme je auf den Gedanken, mir (einem so Gott will künftigen Priester) beim Verlassen oder Betreten eines Raumes den Vortritt zu nehmen. Ob mir das peinlich ist? Nö. Ob mich das mit Stolz erfüllt? Ebensowenig. Ob das den Schwestern einen Abbruch tut? Wenn ich nur nach dem urteile, was ich sehe und höre, nein. Diese Mädels sind lebenslustig, fromm, clever, humorvoll, hilfsbereit, selbständig. Wir leben, arbeiten, miteinandern (wie es vielleicht in einem Infoblatt der Übersetzungswerkstatt der Bibel in gerechter Sprache heißen würde) auf ein großes Ziel hin und sind uns unsers Wertes vor Gott und seiner Liebe zu uns so sehr bewußt, daß er sogar für die Damen trotzdem ein Vater sein kann. Und hier zeigt sich wieder einmal, daß die Botschaft des Christlichen Glaubens, gepaart mit der Tradition der Katholischen Kirche, zumindest in unserer heutigen Zeit einen ziemlichen Vorsprung hat.
Oder, um es mit einem Negativ-Beispiel zu demonstrieren: "Die Gott ist ewig schon weiblicher als Mann glaubt." So "Wort-zum-Sonntag"-Pfarrerin Mechthild Werner, eine der Mitarbeiterinnen an der "Bibel in gerechter Sprache".
1 week ago
3 comments:
Ich wäre eher für "Die FeministInnen-Bibel. Jetzt mit noch mehr Verfälschung des Judentums". Von geschlechtsneutraler Sprache kann da ja wirklich nicht die Rede sein - zumal auf Deutsch geschlechtsneutrale Sprache einfach sprachlich unmöglich ist.
"Die Gott ist ewig schon weiblicher als Mann glaubt."
Wie sagte die unvergleichliche Alice Thomas Ellis so schön? "Making God female makes Christ the fruit of a lesbian union."
Nein, "die Gott" steht natürlich nicht so in der kritisierten Bibel. Dann wäre ich schon längst richtig explodiert.
In Anbetracht der Tatsache, daß sich bei Übersetzungen fast immer ein ziemlicher Spielraum bietet, glaube ich auch nicht, daß die Übersetzungen in der neuen Bibel WIRKLICH falsch sind. Aber es ist eben dieses "gerecht" im Titel zusammen mit dem "politisch korrekt" und der "geschlechtsneutralen Sprache", das mich wurmt, weil dies dann meiner Meinung nach doch nach einer Anpassung des Bibeltextes an ein bestimmtes gesellschaftliches Modell klingt. Also: Nichts gegen den Versuch als solchen (auch wenn ich und viele andere bestens ohne leben könnten, und auch wenn einige der übersetzten Passagen, die ich bisher las, mit soviel begleitendem, erklärendem (entschuldigendem?) Text kamen, daß es eigentlich schon wieder für sich spricht), aber der Titel ist einfach zu protzig und viele der Statements, die ich auf der Homepage der neuen Bibel lesen konnte, klangen einfach zu sehr nach "Mutterunserimhimmel".
Ganz ehrlich - wozu eine solche Bibel? Die Bibel wurde in einem Patriarchat geschrieben, und ich finde, das muß man a) wissen, wenn man sie liest und b) nicht zu ändern versuchen. Wer soweit nicht abstrahieren kann, dem hilft auch eine Bibel "für Geschichtsdummies" nicht.
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