"Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt."
Soweit die Heilige Katholische Kirche auf dem 4. Laterankonzil, bekräftigt durch das Konzil von Trient.
Ich werde oft gefragt, was genau eigentlich bei uns Katholiken in der Eucharistie passiert. Manchmal aus reinem Interesse, manchmal, weil mein Gegenüber Lust hat, die Begriffe "Kannibalismus", "Aberglaube" oder "Mumpitz" zu gebrauchen.
Was also ist diese Transsubstantiation? Wie kann es sein, daß ich in der Kommunion Brot und Wein schmecke, sehe und rieche und es doch Leib und Blut Christi sind? Die ganze theologische Tiefe dieses Themas ist mir noch verschlossen. Von philosophischer Seite betrachtet, kann ich immerhin versuchen, Euch soviel zu erklären:
Stellt Euch mal einen Apfel vor. Er ist grün, rund, schmeckt nach Apfel und fühlt sich glatt an. Jetzt gibt es aber nirgendwo in der Natur "grün" oder "rund" oder "apfelgeschmackig" oder "glatt" als solches und für sich alleine gestellt. All diese Dinge nennt man "Akzidentien". Sie brauchen etwas, dem sie innewohnen können, etwas, daß ihre Grünheit, Glätte, Rundheit trägt. Und dieses etwas ist die "Substanz". Sie ist das Essentielle, das Wesentliche oder das Dauernde. Wenn ein gelber Apfel sich rot färbt, dann ändert sich nichts an seiner Substanz. Er ist immer noch ein Apfel. Und in der Transsubstantiation verwandeln sich durch die Anrufung des Heiligen Geistes (Epiklese, z.B.:
"Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohns, unseres Herrn Jesus Christus." aus dem 2. Hochgebet) und durch die Wandlungsworte eben nicht die Akzidentien, sondern die Substanzen von Brot und Wein in die Substanzen des Leibes und Blutes Christi und zwar dergestalt, daß Er ganz und lebendig mit Leib und Blut, Seele und Gottheit in beidem enthalten ist. Die Akzidentien von Brot und Wein, wie Geschmack und Farbe undsoweiter, bleiben erhalten. Oder, um es mit dem damaligen Kardinal Ratzinger und jetzigen Papst Benedikt zu sagen:
"Der Herr bemächtigt sich des Brotes und des Weins, er hebt sie gleichsam aus den Angeln ihres gewöhnlichen Seins in eine neue Ordnung hinein; auch wenn sie rein physikalisch gleich bleiben, sind sie zutiefst Anderes geworden." (Josef Kardinal Ratzinger, Eucharistie - Mitte der Kirche, Vier Predigten)
Problematisch ist natürlich, daß die Menschen heutzutage unter dem Begriff
"Substanz" etwas ganz anderes verstehen, als die Menschen im Mittelalter. Substanz heute ist ja nicht mehr das Wesen einer Sache, sondern ihre materielle Zusammensetzung. Für einen gläubigen Katholiken aber bleibt es so: Vom sinnlichen Standpunkt des äußeren Begreifens her ist alles beim Alten geblieben. Doch für das innere Begreifen ist alles Anderes geworden.
Geheimnis...
Wunder...
Glaube...
Alles Liebe,
Alipius