Friday, August 22, 2008

Die Mainzer Favorite

Es ist mal wieder Schönborn-Zeit auf am römsten. Und heute stelle ich Euch ein besonderes Schmankerl vor: Die Favorite bei Mainz, der Erholungspark des Lothar Franz von Schönborn, welchen er während seiner Jahre als Kurfürst zuerst anlegen ließ und dann reichlich und gerne nutzte.

Die Anlage lag südlich der Stadt, gegenüber der Mainmündung, zwischen dem zur Straße ausgebauten Ufer und winigen Weinbergen, zu denen sie sich leicht ansteigend hinzog. Die Steigung wurde in Terrassen verwanddelt, auf denen sich bald so Einiges abspielte.


Auf dieser Gesamtansicht sieht man, daß der Garten aus drei Teilen bestand. Der Nördlichste verlief in seiner Gestaltung noch parallel zum Ufer, die beiden Anderen im rechten Winkel dazu. Es gab wohl irgendwann eine Planungsänderung, was mich bei Lothar Franz von Schönborn nicht wundert, griff er als musische Natur doch gerne mal gestaltend in seine Bauvorhaben ein. Das südliche Drittel ist eine kleine Verbeugung vor dem französischen Schlößchen Marly bei Versailles. Über vier Terrassenstufen hinweg sind staffelförmig auseinandergezogen auf drei der Stufen je zwei Pavillons oder "Kavaliershäuser" angeordnet, die den Blick beinahe wie bei einem Bühnenprospekt auf die Orangerie ziehen, welche auf der vierten Stufe steht. Da in einer Orangerie Pflanzen übernachten, mußte für den Kurfürst selbst noch ein Häuschen her, in welchem er sein Haupt betten konnte. Ihr seht es als kleines Winkelschlößchen am südlichen Rand der Anlage.

Hier einige "Risse" der Favorite von Salomon Kleiner, der die Anlage zwischen August 1723 und Februar 1724 aufnahm:









Ihr habt schon gemerkt, daß ich in der Vergangenheitsform von der Favorite schreibe. Als die französischen Revolutionstruppen Mainz 1792 eroberten, wurden die Bauten der Favorite geplündert und verwüstet. Ein Jahr später wurde die gesamte Anlage radikal zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Mainz war neben Koblenz Hauptaufenthalt der Emigranten gewesen und das Volk wollte wohl, wie im Schloß Schönbornslusst bei Koblenz-Kesselheim, sein Mütchen an den Schauplätzen der Feste der geflohenen Pariser Aristokratie kühlen. Zudem stand die Anlage wohl auch irgendwie der Verteidigung der Stadt im Weg. Schade. Die ebenfalls verschwundenen alten Gärten im Schloß Seehof waren zwar größer und als Gesamtwerk einheitlicher, aber ein so schönes Nebeneinander von Gärten, Wasserspielen und Architektur wie in den beiden unteren Dritteln der Favorite, habe ich noch nicht gesehen. Mann, echt, mußten die denn einfach alles immer kaputtmachen? Wüstlinge!

Thursday, August 21, 2008

Mehr Kanoniker-Chic

Mitte Juni hatte ich schon mal auf die farbenfrohen und textilreichen Chortrachten der Spanischen Domkapitel hingewiesen. Jetzt habe ich in Belgien auch noch ein ganz anständiges Modell ausfindig gemacht:

Dort tragen viele Domherren diese schöne Soutane- Rochett- Umhang-Combo mit einem besonders auffälligen, da gestreiften Pelzbesatz. Gefunden wird diese Tracht unter anderem in Gent (Das Bild oben ist aus einem Genter Museum).


Getragen werden diese Gewänder offenbar noch in Namur, wie man auf diesem Gruppenphoto des Domkapitels sieht.


Hier ein Gemälde, welches einen "Kanoniker von St. Niklas" zeigt. Keine Ahnung, wo St. Niklas liegt und ob es eine Kathedrale oder eine Stiftskirche ist. Hat jemand eine Ahnung?

Tuesday, August 19, 2008

Schönheit oder Der Atheist und die Lust am Wegmachen

Michael Newdow, Doktor und Anwalt aus den USA, hat vor einigen Jahren endlich einen Weg aus der Anonymität und Belanglosigkeit hinein in die befriedigende Welt der Blitzlichter und Fernsehkameras gefunden: Atheismus! Sein letzter Coup: Er startete eine Petition, deren Ziel es ist, das "In God We Trust" von den Dollarscheinen zu entfernen. Es gibt sogar eine Internet-Abstimmung bei NBC. Dort stand es gestern noch 52:48 gegen Gott. Heute sind wir bei 59:41 für Gott. Aber selbst, wenn das Ergebnis wieder kippen sollte, darf man eines nicht vergessen: Die NBC-Klientel ist in der Regel ultraliberal, voll mit der Zeit gehend und total aufgeklärt, Du. Sprich: Hier stimmen nicht nur Atheisten für ihre Causa, sondern auch moderne Christen, die glauben, der Aufdruck auf den Geldnoten widerspräche der Trennung von Kirche und Staat.

Wäre ich ein US-Standup-Comedian, setzte ich mein Programm jetzt ungefähr so fort:
    "And... Atheists!"

    [Schmunzeln]

    "You've heard of atheists, right?"

    [Gekicher]

    "Boy, what's up with them?"

    [Gegacker]

    "I mean..."

    [Gebrüll]
Naja, leider hab ich's bei meiner werten Leserschaft nicht ganz so leicht, daher noch einmal eine patentierte Alipius-Breitseite mit offiziellem Torquemada-Gütesiegel auf unsere atheistischen Mitbrüder und Mitschwestern. Thema heute:


Schönheit oder Der Atheist und die Lust am Wegmachen

Bei den Atheisten muß immer irgendetwas wegradiert, fortgekratzt, versteckt, kaputtgemacht oder weggehängt werden. Gottesbezug in Präambeln, Bibeln in Gerichtssälen, Kruzifixe in Klassenräumen, "In God We Trust" auf Banknoten, Kirchliche Feiern auf öffentlichen Plätzen: Wegwegwegwegweg.

Etwas seit Jahrhunderten Bestehendes soll aus dem Weg geräumt werden, weil eine lautstarke Minderheit dieses Bestehende auf Kollisionskurs mit ihrem Programm sieht. Zur Verteidigung heißt es dann oft, daß man schließlich auf ein Utopia hinarbeitet. Gut marxistisch wird argumentiert:
    "Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe ..., durch Maßregeln also, die ... unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung ... unvermeidlich sind."

    (Manifest der Kommunistischen Partei, II. Proletarier und Kommunisten)
Keine Lust am Aufbau, keine Lust auf Kooperation, keine Lust auf Erhalten, keine Lust auf Toleranz: Das alleine ist natürlich schon verdächtig.


Aber es kommt noch dicker: Warum ist die erhabenste Kunst, die wir im Abendland haben, die Christliche (um nicht zu sagen, die Katholische)? Warum gibt es keine schöneren Gebäude, als romanische Dome, gotische Kathedralen und spätbarocke Wallfahrtskirchen? Warum sind die heiligen Textilien und die Gewänder der Priester so edel und schön? Warum verbreiten die Skulpturen, die Gemälde, die Ornamentik und sogar das Mobiliar der Zeit der Re-Katholisierung Europas einen so unwiderstehlichen Hauch von Lebensbejahung, Feierlichkeit und Optimismus? Warum ist auf allen Heiligenbildern der Mensch als Mensch dargestellt? Sicher, der Katholik als solcher will in der Regel lieber aufbauen als zerstören, sei es als Individuum mit seinen Händen oder sei es als Teil einer Gemeinschaft mit Herz und Seele. Aber es steckt mehr dahinter: Der Katholik liebt sowohl die Vielfalt der Schöpfung als auch die Möglichkeiten der Kunst und des Handwerks. Kurz: Er liebt die Schönheit. Und die Schönheit ist - wie das Gute und das Wahre - von Gott. Nicht nur dies: Die Schönheit ist - wie das Gute und das Wahre - objektiv. Sicher, jeder Mensch hat die Möglichkeit aufgrund eines persönlichen Vorzugs jedes beliebige Ding als schön oder gut oder wahr zu empfinden. Das bedeutet aber nicht, daß es nicht in jedem Ding selbst das Schöne, das Wahre und das Gute gibt. Und dieses Schöne, Wahre und Gute in den von Gott geschöpften Dingen ist mit ihrer Essenz verbunden, mit ihrem So-sein-wie-sie-sind, wenn man so will. Der Mensch ist daher schön, weil er Mensch ist. Und als Mensch ist er geschaffen, ist er ein Kunstwerk. Er ist ein Geschöpf Gottes, welches alleine wegen seines Geschöpfseins schön ist. Was die Akzidenzien betrifft, gibt es natürlich Vorzüge, die in verschiedene Richtungen gehen: Der Eine mag blondes Haar, der Andere schwarzes, der Dritte mag rotes. Der Eine mag blaue Augen, der Andere grüne, der Dritte mag braune. Der Eine mag schmale Nasen, der Andere breite, der Dritte mag gebogene. Der Eine mag zarte Körper, der Andere mag fleischige, der Dritte mag muskulöse. Das alleine beweist, daß nicht eine bestimmte Art von Mensch schön ist, sondern der Mensch als solcher.

1.: Der Mensch als von Gott ex nihilo geschaffen ist schön, wahr und gut. Seine Schönheit, seine Wahrheit und sein Gutsein sind mit seinem Menschsein direkt und intrinsisch verbunden, da Gott nichts schöpfen kann, was nicht schön oder wahr oder gut ist.


Aber ist ein Paar Hosen, ein Stuhl oder ein Gebäude oder irgendein von Menschenhand geschaffenes Ding in seiner Essenz als Hose, Stuhl, Gebäude oder Ding auch sogleich schön? Nicht immer. Dem Menschen fehlt die Perfektion des Schöpfers. Der Mensch muß auf die Essenz des von ihm geschaffenen Gegenstandes achten, um ihm Funktionalität zu verleihen. Er muß auf die Akzidenzien des Gegenstandes achten, um ihn schön zu machen. Schön ist ein filigran gearbeiteter, vergoldeter Armsessel. Schön ist die aus elfenbeinfarbenem Porzellan gefertigte Figur einer Harfe spielenden jungen Dame. Schön ist ein weitläufiger Saal mit spiegelndem Parkett und schimmernden Marmorsäulen. Schön ist ein dunkler, gotischer Kreuzgang mit uralten Epitaphen an den Wänden. Schön sind schwere Vorhänge aus Seidenatlas, die sich bei geöffnetem Fenster leicht im Winde blähen. Schön sind geschliffene Edensteine, in denen sich Kerzenlicht bricht. In unzähligen Geschichten und Gedichten haben über die Jahrtausende hinweg Schreiber all diese Dinge gelobt. Aber: Der eigentlich Poet ist Gott. Wir lesen nur sein Gedicht. Denn alles, was ich soeben beschrieb, geht ja auf Gott zurück. Er hat das eine, große, unvergleichlich schöne Werk geschaffen, aus welchem wir die Grundstoffe für unsere handwerklichen und künstlerischen Aktivitäten beziehen. Wenn wir den Kokon einer Raupe abkochen und dann daraus Seidenfäden gewinnen, dann lesen wir bereits Gottes Gedicht. Die himmelblauen Polsterbezüge, die smaragdgrüne Weste, die scharlachrote Tapete und das senfgelbe Ballkleid, die dann aus der Seide gefertigt werden, sind bereits als unsere unbeholfene Nachahmung des Schöpfungsaktes die hingerissenen Seufzer der Anerkennung von Gottes Werk.

2.: Kunstwerke als vom Menschen aus Gottes Schöpfung fabriziert, sind wahr, weil sie real sind. Sie sind gut, weil sie quasi-schöpferisch sind. Sie sind schön, wenn der Mensch in seinem Schaffen sich seines Geschöpfseins bewußt ist und in kindlicher Naivität den Vater zu imitieren versucht.


Die Schönheit von Gottes Schöpfung ist uns Beweis seiner Existenz und eine stete Erinnerung an unser Ziel. In ihr erkennen wir einen Abglanz des Paradieses, des einzig wirklichen Utopias, des Himmelreiches. Die Schönheit der von unseren Händen geschaffenen Werke ist die Bestätigung, daß wir einst wirklich Anteil an Gott haben können. In ihr erkennen wir den festen Glauben, die beständige Hoffnung und die übergreifende Liebe des gefallenen aber nicht liegen gebliebenen Menschengeschlechts.

3.: Schöne Dinge zu schaffen bedeutet zu beten.


Schönheit in einer atheistischen Gesellschaft? Ein Phänomen so wahrscheinlich wie Spitzenfußball in Düsseldorf. Ein Konzept so beruhigend wie die Begegnung mit einer fünffachen Bärenmutter samt Anhang irgendwo in einem weiten, stillen Wald.

Monday, August 18, 2008

Palermos Feuerwehrmänner...

... gehen auch schon mal die ganzen neun Yards, wenn es gilt, Erzbischof Paolo Romeo die Ehre zu erweisen.

Monday, August 11, 2008

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Jetzt ist in Wien schon wieder so eine Stimmung, als hätte die EM nie stattgefunden. Witzig, wie solche Großereignisse das Bild einer Stadt für Wochen prägen und dann plötzlich ganz schnell alles wieder vorbei und verschwunden ist. Keine Maskottchen mehr, keine Buden, keine Leinwände, kein Fiebern mehr vor vermeintlich hochklassigen Partien, keine von Kopf bis Fuß angemalten Fans, keine Gesänge türkischer ("Tür-kie-hä!"), italienischer ("I-tall-ja!") oder deutscher ("Schlaaahnd!") Schlachtenbummler. Naja, lustig war's schon, trotz Platz zwei. Und jetzt können die geneigten Spochtfreunde ja bei Olympia mitfiebern und unserem Turnfloh Bastian die Goldene herbeiwünschen.

Pro

Ich kam vorgestern von einer sehr schönen, sehr ruhigen und sehr kräfteschonenden Woche der Vor-Profess-Exerzitien bei den Redemptoristen in Heilbad Heiligenstadt zurück. Das ist ein schnuckliges kleines Städtchen im Eichfeld, der einzigen katholischen Enklave in der Ex-DDR.

Ich hatte für die stillen Stunden mein Brevier, die Imitatio Christi und etwas Gottestaat dabei. Einen Exerzitienleiter im strengen Sinne hette ich nicht, sondern eher einen Alfonsianer, mit dem ich täglich ein paar Stunden durch die Gegend spaziert bin, um über das Ordens- und Priester-Dasein zu reden. Das war insofern würdig und recht und vor allem hilfreich, als daß dieser Mann aufgrund der Art und Weise wie er über eben sein Ordens- und Priester-Dasein redete, es so präsentierte, als sei es nicht nur für ihn, sondern für jeden gesunden und beherzten Mann das normalste, lohnendste und am wenigsten furchterregende Ding der Welt. Er wirkte dabei kein bißchen unauthentisch oder aufgesetzt. Das fand ich nicht nur schön, sondern auch ermutigend.

Im Eichsfeld ißt man ganz gerne Mettfleisch, welches gar fies gewürzt ist. Das hat mir geschmeckt, vor allem mit einem Humpen Köstritzer Schwarzbier dazu.

In der DDR gab's ja nicht wenig kolchosige Monokultur. Da kann man heute noch Felder sehen, wo vom einem Horizont zum anderen nur eine Getreidesorte draufsteht. Einerseits öde, andererseite aber auch irgendwie imposant.

Der Aufbau Ost scheint übrigens doch stattgefunden zu haben. Vielleicht ist nicht überall gleich viel getan worden, aber ich habe in Heiligenstadt und auch in Orten wie Duderstadt mal "Voher - Nachher"-Bilder gesehen und kann nur sagen: Boah! In zwanzig Jahren von schmuddeligem, tristem Graubraun zu gepflegter, munterer Buntigkeit. Da kann man nicht meckern.

Contra

Bei den Exerzitien hatte ich einen Fernseher auf meinem Zimmer. Daß heißt, daß ich zum ersten mal seit 12 Monaten wieder mal ein wenig ziellos durch 24 Programme zappen konnte. Muß man wirklich nicht haben. Ich vermisse die Glotze hier im Stift eh nicht und wenn ich dann mal im Urlaub irgendwo eine sehe und mich verführen lasse, dann packt mich meist sehr schnell das Grauen.

Neun Live? Ist das eigentlich legal, was die da machen?
    "Welches Streichholz muß verlegt werden, damit die Gleichung stimmt? - Treffen sie im richtigen Moment eine von 20 freigeschalteten Leitungen!"
Die Lösung war nicht unbedingt offensichtlich, aber nach ein wenig Grübeln kam man dann doch schnell drauf. Jedoch: Entweder traf niemand eine freigeschaltete Leitung oder die Leute waren nicht in der Lage die Aufgabe zu lösen. Irgendwo lief eine Uhr von 5 Minuten runter auf Null und ein silikonblondes Talentvakuum japste ständig "Jetzt!" oder "Achtung!" oder "Uuuuuund..." ohne, daß auch nur das geringste geschah. Ich meine, es platzte nicht mal 'ne Naht oder so. Naja, ich also rüber zu den Tagesthemen und circa eine halbe Stunde später wieder zu Neun Live: "Jetzt! - Achtung! - Uuuuund...!"

Hä? Dreißig Minuten später und immer noch keine Lösung? Schlimmer: Immer noch kein Anruf, wie ich dem taurinschwangeren Gekeuche der Quizzo-Domina entnehmen konnte. Hmmm, währscheinlich hat man vergessen den Zuschauern zu sagen, daß es neben den 20 freigeschalteten Leitungen noch 80 blockierte gibt... Komisch nur, daß, wenn es beim Rätsel nix zu holen gibt, weil die Lösungen so außerirdisch unerratbar sind (Wort mit "Schnee..." am Anfang: "Schneekugelfabrikantenvilla"), alle drei Sekunden ein Anruf durchkommt, während bei einer Streichholzaufgabe, für deren Lösung man immerhin 2600 € abgreifen kann, plötzlich niemand die Leitungen trifft. Am schönsten fand ich die kleine, hin und wieder eingeblendete Empfehlung:
    "Achten sie auf ihr Telefonverhalten!"
Pißnelken. Ziehen alten Omis und jungen Naivlingen die Kohle aus der Tasche und machen dann einen auf besorgt. Bäh!

Die Talk- und Gerichts-Shows haben sich ja in den letzten vier Jahren auch ECHT weiterentwickelt. Da teaste Britt dann am Ende einer Show für die nächste: "Flatrate! - Feiern und shoppen bis der Arzt kommt" Soweit nichts Neues, sollte man meinen. Jedoch verriet mir der Gesichtsausdruck der Moderatorin, daß sie entweder schon lange erfolglos ihre Seele sucht, oder daß sie, bevor sie morgens aus dem Haus geht, erst mal von drei bis sechs Selbstmorversuchen abgehalten werden muß. Allmächtiger, war das erschreckend... Dieser eine Moment ließ in mir den Verdacht aufkommen, daß die ganze Talkshow-Industrie mittlerweile überhaupt keine Illusionen mehr hat und nur noch verängstigt ein Monster am Leben erhält, von dem sie befürchtet verschlungen zu werden, wenn ihm nicht regelmäßig geopfert wird. Der Name des Monsters ist natürlich "Bedeutungslosigkeit" oder "Un-Prominenz" oder "Fünf Euro in der Tasche eines Deppen, nach denen wir noch nicht die Krallen ausgestreckt haben".


Schick war die preiswerte und subtile Olympia-Eröffnungfete mit anschließender Feuerwerksfortsetzung auf dem Kaukasus. Ich bin der Letzte, der ständig öffentlich von Hunger und Elend und Krieg heult. Nicht, weil mein realitätsgeschultes Herz mittlerweile schon ach so kalt ist, sondern, weil ich das lieber privat mache. Aber jetzt muß ich doch mal sagen, daß jeder, der in der heutigen Zeit noch aus religiösen, wirtschaftlichen, territorialen oder was-auch-immrigen Gründen einen Krieg beginnt und jeder, der in diesem Krieg auf Seiten des Beginners kämpft, sich so nachhaltig als Oberaffenarsch erster Klasse outet, daß man eigentlich eine internationale Kommission einsetzen sollte, die dazu in der Lage ist, jedem von uns Tierchen mal eben das Prädikat "vernunftbegabt" abzuerkennen. Und ich will jetzt nix hören von wegen "der jahrhundertealte Konflikt zwischen Südossetien und Georgien ist so komplex, daß man gar nicht mehr weiß, wer begonnen hat" oder so. Wer schießt, ohne beschossen worden zu sein; wer "Krieg" ruft, ohne "Krieg" gehört zu haben; wer marschiert, ohne eingeladen worden zu sein, der hat angefangen. Die Oberaffenarschigkeit nimmt übrigens bei stolzbrüstigen Staatschefs, die in Ost oder West auf ihren Nuklearwaffen herumglucken oder bei Terroristen, die jetzt schon wieder den nächsten Anschlag mit 400 toten Zivilisten planen nich ab. Im Gegenteil. Ihr seid alle nicht ganz dicht und ihr werdet es spätestens merken, wenn es zu spät ist. Sorry!