Hallo, liebe Leserschaft!
Jetzt melde ich mich mal ganz fix aus Klosterneuburg. Ich bin seit mittlerweile drei Wochen im Stift und habe mich prächtig eingelebt. In dieser Woche bin ich zum ersten Mal wieder kleiner Hebdomadar, was bedeutet, daß ich während des Chorgebetes die Hymnen, Antiphonen und Psalmen anstimme und während der täglichen Kapitelmesse ministriere. Gestern bei der gesungenen lateinischen Sonntagsvesper war ich außerdem noch Kantor. Sprich: Ich durchlaufe momentan all die größeren und kleineren Aufgaben, die einem als Junior im Hause so zufallen. Im Hause herrscht großes Kommen und Gehen, da ja jetzt Urlaubszeit ist und somit verreisende Chorherren anreisenden Gästen die Klinke in die Hand geben und umgekehrt.
Gestern war Premiere der diesjährigen "Oper Klosterneuburg". Seit über zehn Jahren werden mitten im Kaiserhof des Stiftes jeden Sommer für einige Wochen eine Bühne und eine gegenüberliegende Zuschauertribüne aufgebaut. Dann wird dort für ca. 10 Aufführungen heftig herumgeopert. Vor zwei Jahren gab's die Italienerien in Algier, im letzten Jahr Hoffmanns Erzählungen. Heuer wird Fidelio gegeben. Die Oper ist immer so etwas wie ein kleiner Geheimtip in und um Klosterneuburg, weil es meistens ganz muntere und gar nicht altbackene Inszenierungen sind.
Mein Programm für die nächsten drei Monate steht auch schon. Unter anderem steht in einer Woche der internationale Chorherrenkongreß an, der im diesem Jahr im Stift Vorau in der Steiermark stattfindet. Im September machen wir einen Kapitelausflug nach Polen. Dazwischen gebe ich im Haus ein wenig Logik-Unterricht für die Novizen und Junioren. Und dann ist da natürlich noch ganz viel Ruhe und Entspannung. Die letzten zwei Jahre waren aufregend und schön und ich habe wohl zuvor in einem so kurzen Zeitraum noch nie soviel nicht nur gelernt sondern auch verstanden und behalten. Aber es war doch streckenweise so, als polterten in meinem Gehirn Pflastersteine hin und her. Jetzt, wo die Philosophie bestanden ist, fühlt es sich anders an. Eher so, als fiele manchmal ein großer Kiesel in staubfeinen Sand, der sich nach dem Einschlag (einem feinen, leicht dumpfen "Whuffff") kreisförmig aufwirft und davonweht. Naja, Ihr wißt, was ich meine. Oder auch nicht.
Okay, soviel zum kleinen sommerlichen Zwischenbericht aus der Heimat. Sollte bei Euch noch Urlaub anstehen, dann wünsche ich Euch einen schönen solchen mit viel Erholung und wenig Unruhe, also ganz im Sinne von Georg, der auf Himmel über Wien sich des Themas Urlaubsdruck und Touristen-Overkill angenommen hat.
Grüße aus Klosterneuburg!
Alipius
3 days ago
1 comment:
Schön, mal wieder von Dir zu hören! Und danke für den Link zu so hinreißender Opernmusik. Zwar kann ich leider, leider nicht mal eben von Berlin nach Klosterneuburg reisen und Fidelio erleben - aber ein bißchen Fidelio kommt auf diese Art zu mir. :)
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