Seid gegrüßt!
Ich sitze hier bei geöffnetem Fenster in meinem Zimmerchen im Schottischen Kolleg und lausche dem auch um 20:40 immer noch tosenden Verkehr. Es ist vor wenigen Minuten erst dunkel geworden und es ist angenehm warm.
Am Montag wird auch hier der Tag der Arbeit gefeiert. Das verlangte natürlich - der italienischen Logik zufolge - am heutigen Tag nach einem Streik des Busverkehrs. Wenn man schon ein langes Wochenende hat, dann soll es ja schließlich auch ein richtig langes werden. Die Kritik werden dann mit Erscheinen der nächsten Zeitung wieder die armen Taxifahrer einstecken müssen. Denn es wird nach jedem Busfahrerstreik (im Durchschnitt einer pro Monat) lamentiert, das die Taxler schlampig und faul sind, weil am Streiktag nicht genügend von ihnen unterwegs waren. Richtig sollte eigentlich darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Taxifarer sich einen Wolf arbeiten und trotzdem die Nachfrage nicht decken können, weil es einfach viel zu viele Leute gibt, die an einem Streiktag fahren wollen. Ich kann schon manchmal verstehen, warum die Kutschierer in Rom häufig mies gelaunt sind.
Wäre Rom ein stehendes Wasser und ein Tourist eine Bakterie, dann müßte man spätestens seit dieser Woche von der Ewigen Stadt sagen, sie sei gekippt.
Ach ja: Ich hatte endlich mein erstes Eis bei Giolitti's und kam mit stolzgeschwellter Brust heim, nur um dann in der eMail einen Kommentar zu meinem 100sten Posting zu finden, in dem ich in Deutscher Sprache vom "anderen Flußufer Roms" darauf aufmerksam gemacht wurde, daß es das beste Eis in dieser Stadt selbstverständlich irgendwo transtiberisch gibt. Mir hat's bei Giolitti's trotzdem geschmeckt.
Witzig: Gestern hatte ich ein Semestermitte-Examen in "Philosophy of Nature". An einer Stelle wurde nach dem Namen des Mannes gefragt, der eine Theorie mit einem Bibliotheken-Katalog verglichen hat. Gelernt hatte ich Henri Poincare und gewußt habe ich es eigentlich auch. Blöderweise war ich genau zum Zeitpunkt der Frage so durch den Wind, daß mir der Name grad nicht einfiel. Ich wußte nur "irgendein berühmter Franzose, der mit Vornamen Henri heißt." Und dann war ich mir doch plötzlich einhundertprozentig sicher, den Namen wieder zu wissen und schrieb ganz stolz "Leconte". Als ich fertig war, legte ich meine Arbeit auf dem Pult vor Professor Bagood ab und ging raus, um erst mal ganz entspannt eine zu rauchen und auf die Anderen zu warten und "Was hast du bei Frage 18 geschrieben?" zu spielen. Die Türe zum Klassenraum stand offen, weil es warm war. Ich schlenderte dann so hin und her und blickte irgendwann mal in die Klasse. Da grinste Bagood - der mittlerweile meine Antworten teilweise gecheckt hatte - mich an und machte mit seinem rechten Arm eine Tennis-Aufschlag-Bewegung. Und mir fiel's wie Schuppen von den Augen.
Wußtet Ihr, daß das Zitat "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" von Aristoteles stammt? Ich nicht. Hab's erst heute gelernt.
Alles Liebe,
Alipius
1 day ago
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