Jawoll!
Das hier ist Beitrag Nummer 100!
Zur Feier des Tages gibt's noch ein paar Beobachtungen und Anekdötchen aus der Ewigen Stadt.
Also zuerst einmal: Die Römer halten zwei Weltrekorde!
1.) Ich habe noch nie zuvor soviele Mädchen bzw. Damen im Alter von 15 bis 50 Jahren gesehen, die sich so unvorstellbar schlecht kleiden. Vielleicht ist das ja momentan auch die Mode und ich habe es irgendwie nicht so richtig mitbekommen. Aber was die Römerinnen streckenweise an Klamotten aufbieten verstößt einfach gegen alles. Lederstiefel bis unter die Achseln; nabelfrei bis zum Hals; Kleider, Blusen und Kostüme im Fransen-/Fetzen-Look; Farben, die sich bis aufs Blut gegenseitig bekämpfen; Modeschmuck von der Baustelle; Kopfbedeckungen vom Mars; Make-up von Jackson Pollock. Unvorstellbar. Es gibt lobenswerte Ausnahmen, aber so richtig hingucken kann man bei den Römerinnen was die Kleidung betrifft normalerweise erst, wenn sie etwas über 50 sind.
2.) Bei den Männern ist es eigentlich ähnlich. Aber die kleiden sich nur bis zum Alter von circa Mitte Zwanzig so olmig, daß einem der Atem stockt. Die Teenie-Jungs sind vor lauter Baseballkappen und Turnschuhen kaum zu sehen und haben die Jeans so tief hängen, daß ich immer Mitleid bekomme und mir denke 'Hach, der arme Bub! Hat schon einen Bartansatz und kann sich noch nicht richtig anziehen.' Was aber bei den Herren besonders auffällt - und was den Römern somit auch den Weltrekord einbringt - ist, daß sie sich ab circa 55-60 überwiegend tadellos und einwandfrei kleiden. Klar, mit diesen schicken italienischen Schuhen hat man da ja die halbe Miete eh schon eingefahren. Dazu dann noch ein wie angegossen sitzender Anzug mit dezenter Krawatte und fertig ist der Gentleman, selbst wenn er nur den Müll vor die Tür bringt. Klasse auch die jetzt in der warmen Jahreszeit immer häufiger zu sehende Kombination aus Segelschuhen, Tuchhose, Hemd und Jacket. Was die älteren Semester betrifft sind die römischen Herren stilmäßig ganz weit vorne, eine Tatsache, zu der natürlich auch unser Heiliger Vater und die Kardinäle einen nicht unerheblichen Beitrag leisten.
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Ihr erinnert Euch vielleicht, daß ich vor einiger Zeit mal ein wenig von den römischen Bettlern erzählt habe. Da muß ich jetzt mal einen ganz groben Regelverstoß leisten und mich über einige Individuen beschweren, die eigentlich als Sinti/Roma das Unantastbarkeitssiegel der ethnischen Minderheit tragen, aber was soll's. Also: Es geschieht immer wieder mal, daß ich in der Straßenbahn sitze und mir plötzlich eine circa DIN-A6-große, gelbe Pappkarte in den Schoß geworfen wird, auf der in italienischer Sprache darauf hingewiesen wird, daß die geworfen habende Person an Leukämie leidet und dringend Kohle für eine Behandlung braucht. Im oberen Teil dieser Karte befindet sich ein graues Feld von der Größe eines Paßfotos, auf welchem ein menschlicher Kopf abgebildet ist. Dies so ungenau und kontrastlos, daß man nicht einmal erkennen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Zum ersten Mal stutzig wurde ich, als ich innerhalb von drei Tagen zwei verschiende Frauen mit diesen Karten durch die Bahn tingeln sah. Da machte das unscharfe Foto dann schon mehr Sinn. Erst recht, als dann eine Woche später plötzlich ein Mann neben mir stand, und mir - "Padre! Padre!" - eine dieser Karten hinhielt. "No," antwortete ich. "Padre!" - "No." - "Padre!" - "No." - "Padre! - "NOOOOO!" Mein letztes Signal der Spendenverweigerung war - zugegeben - etwas ruppiger und lauter, als ich es eigentlich geplant hatte. Aber wenigstens kam die Botschaft an und der Kerl trollte sich. Vorerst. Als er seine Tour zurück machte, um die Karten wieder einzusammeln, machte er plötzlich Halt, drehte sich um und begann, mich zu beschimpfen und mit Flüchen zu belegen. Da es für mich nicht wirklich von Belang ist, daß meine Kinder mit grünem Haar, vier Augen und zwölf Fingern an jeder Hand geboren werden, beließ ich es bei einem vertsändnisvollen Lächeln und sah von meinem spontan sich aufdrängendem Plan ab, dem guten Mann außerhalb der Bahn ein hundertprozentig wirksames Heilmittel gegen Leukämie zu zeigen. Was auch ein wenig unangenehm auffällt, ist diese "Wat denn? Das war schon alles?"-Masche. Ich bin wirklich nicht knauserig, was die Bettler betrifft und wenn eine Zigeunerdame mir an einem Kirchenportal einen Becher hinhält und rumlamentiert, dann werf ich auch immer wieder mal was hinein. Zumindest tat ich es bis heute. Denn: Bisher durfte ich in keinem der Fälle das nette Wörtchen "Grazie" vernehmen. Im Gegenteil. Die Ladies schauen nicht mal in den Becher, um zu sehen, was ich abgedrückt habe. Die fangen alle durch die Bank sofort an, mich anzu-"Padren" und mir wüste Geschichten von halbtoten Kindern zu erzählen und um Mindestbeträge von 10 Euro zu feilschen. Ohne Scherz, das machen die wirklich. Aber nur so ist es wahrscheinlich zu erklären, daß ich heute mittag auf dem Weg ins Angelicum vom Bus aus eine mir wohlbekannte Lady aus dem besagten Kreise dabei beobachten durfte, wie sie sich hinter das Steuer eines niegelnagelneuen VW Golf klemmte und davonbrauste.
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Jetzt haben wir also Sommerzeit. Das bedeutet, daß es draußen noch hell ist, wenn ich um 19:00 Uhr aus dem Angelicum komme. Das macht die ganze "Nachmittags studieren müssen"-Geschichte sehr viel erträglicher.
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Geständnis: Ich bin jetzt schon seit einem halben Jahr in Rom und ich habe noch kein einziges Mal italienisches Eis gegessen. Das beste Gelato - da ist sich die Fachweilt einig - gibt's bei Giolitti. Acht Milliarden Sorten, eine leckerer als die andere. Problem: Der Laden platzt vierundzwanzig Stundem am Tag, sieben Tage die Woche aus allen Nähten. Wirklich: Die Kunden stapeln und schichten sich vor, neben, über und in den Vitrinen, daß man nicht mal mehr eine Rosenkranzperle in den Laden hineinbekommt, geschweige denn einen Klosterneuburger Junior. Naja, und ich möchte halt unbedingt mein erstes Gelato in Rom bei Giolitti zu mir nehmen. Wahrscheinlich werde ich aber spätetens nach Ostern schwach und falle über die nächtbeste Eisdiele her. Mal schau'n.
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Ansonsten bin ich schon ziemlich im Urlaubs-Modus. Ich freue mich auf's Stift und auf die Mitbrüder. Bereitet Euch schon mal sanft auf eine "Rom, Römer, am Römsten"-Pause vor, die so circa vom 8. bis zum 24. April dauern wird.
Alles Liebe,
Alipius
1 week ago
3 comments:
Herren um die sechzig sollte man sich dagegen in Deutschland nicht anschauen.
Als ich mit meiner Tochter im letzten Jahr unterwegs war, bat ich sie um den Liebesdienst,mich, falls sie mich in dreißig Jahren in Shorts durch eine mittelalterliche Stadt laufen sähe, doch dann bitte entmündigen zu lassen.
Das gute Kind hat zugesagt!
So schlimm wird's doch hoffentlich nicht kommen!
Das beste Eis in Rom gibt es definitiv bei der "Old Bridge" an der Piazza Risorgimento, gegenüber der neu eröffneten Pforte zu den vatikanischen Tiefgaragen. Da ist sich die Welt (trans tiberim) einig.
Grüße vom anderen Flussufer!
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