Saturday, April 19, 2008

Der Krankheitsverlauf im Weiteren

Re: Abtreibungskunst

Yale enttarnt die in Namen der Kunst abgetriebenen Babies als Ente. Universitäts-Sprecherin Helaine Klasky: "Das gesamte Projekt ist ein Kunstwerk, eine kreative Fiktion, entwickelt um auf die Zweideutigkeit von Form und Funktion des weiblichen Körpers aufmerksam zu machen."

Shvarts' Thesis-Beraterin und Fem-Art-Künstlerin Pia Lindman war für einen Kommentar erst einmal lieber nicht zu haben und löschte vorsichtshalber ein Youtube-Video, auf welchem Shvarts für Lindmans Redefreiheits-Projekt The Soapbbox Event von "Konditionierung", "Scheiß-Institutionen" und "patriarchalischer Heteronormative" (Stick it to the man, Sis!) erzählt.

Shvarts selbst scheint sich über die Natur des Projektes noch nicht so ganz im Klaren zu sein: Einerseits bestand sie darauf, die Geschichte sei durchaus ernst (und hatte offenbar für einige Reporter sogar Videotapes parat, die dies bewiesen), andererseits leitete sie die künstliche Fehlgeburt stets am Ende ihres Zyklus ein und sagt, sie wisse nicht, ob sie überhaupt je schwanger war oder nicht: "Niemand kann mit einhunderprozentiger Sicherheit sagen, ob irgendetwas in dem (Kunst)Werk geschah oder nicht geschah, denn es liegt in der Natur dieses Werkes, nicht aus Sicherheiten zu bestehen." Noch schöner als moderne Kunst ist moderne Kunstrechtfertigung.

Die Kommentatoren-Welt steht ebenfalls in hellen Flammen. Der Löwenanteil der Leute ist geschockt und angewidert, freut sich aber auch über die Demaskierung moderner "Kunst". In einem Forum machte jemand den Vorschlag, doch mal ein Glas mit Urin zu füllen, ein Photo von Martin Luther King hineinzutun, das Ganze als Kunst zu verkaufen, sich genüßlich zurückzulehnen und auf die Reaktionen im Lager der Liberalen zu warten.

Natürlich gibt es auch Befürworter. Das "Yale's Womens Center" zu der Geschichte: "Wir stehen fest hinter der Tatsache, daß der Körper einer Frau ihr gehört. Sei es in Fragen des Reproduktionrechts oder des künsstlerischen Ausdrucks, Aliza's Körper ist ein Instrument, über welches sie volle Verfügungsfreiheit haben sollte." Uähh! 'Instrument'! Mir läuft's kalt den Rücken herunter.

Die Stimmen, die das Projekt bejahen, sprechen stets von "angeblicher" Moral und Ethik, wenn "religiöse Heuchler" sich über Shvarts aufregen. Denn natürlich ist das Recht auf Leben an Religion gebunden, nicht an den gesunden Menschenverstand und die Natur.

Unterm Strich sehe ich momentan eine Universität, die ihren Namen zu retten versucht, eine verzogene Göre, die ums Verrecken in die Öffentlichkeit will, eine Horde entsetzter Internet-Zeitzeugen, die sich fragt, wie unsere Gesellschaft im allgemeinen und die Kunstwelt im besonderen eigentlich so tief sinken konnte und ein paar moderne Künstler, die mit Phrasen aus dem Satzbaukasten ein Phämomen entschärfen und domestizieren wollen, welches der gesamten Industrie Schaden zufügen kann: "Aber sie ist eine Künstlerin und hat das Recht, sich durch Performance-Kunst auszudrücken". Nein. Sie nennt sich "Künstlerin" und hat die Pflicht, dafür einen Nachweis zu erbringen, der nicht durch 50 Seiten erklärenden Begleittext erhellt werden muß und der nicht den Großteil der Betrachter zu den Toiletten eilen läßt.

Aliza, Du willst eine Debatte? Dann laß uns doch mal von Narzißmus und Selbst-Promotion reden und davon, daß man als Feministin nicht automatisch auch für Abtreibung ist (und vice versa).

1 comment:

Anonymous said...

Lieber Alipius!
wohl (leider) ernst gemeint ist die Performance von Gregor Schneider, der einen Sterbenden ausstellen will:
http://www.welt.de/kultur/article1916535/Deutscher_Knstler_will_Menschen_sterben_lassen.html

Einer Kommentierung bedarf das wohl nicht mehr.

lg nach Rom