Friday, February 02, 2007

Hörst Du!

Belly's Star (1993) war eine Woche nach seinem Erscheinen eins meiner Lieblingsalben und ist es auch heute noch.

Tany Donelly hatte damals nach dem Ausstieg bei den Throwing Muses und der nicht so recht fluppenden Kooperation mit den Breeders ihren "Menno! Niemand will meine Songs auf seinen Alben veröffentlichen"-Frust. Irgendwie mußte die geballte Kreativität dann wohl raus. Also: Flugs eine eigene Band gegründet und ein Album rausgebracht, das nur eigene Songs enthält. Und was für welche!

Der Opener Someone to die for ist kurz und sanft. Stimme und Gitarre und ein Text, der gleich klarmacht, daß hier auch mal ein paar andere Geschichten erzählt werden ("Would you lay your body down on the tracks for her? Step one tiptoe in hell for her?"). Nicht jedermanns Geschmack, aber definitiv abseits von normal. Mit Angel und Dusted folgen dann zwei gitarrenlastige, flotte, rockige Nummern die so richtig Spaß machen. Every Word tritt die Bremse, bevor auf Gepetto dann Sechsachtelpop vom Allerallerfeinsten losbricht und Tanya uns von einem puppenentköpfenden Kind erzählt. Witch ist dann wieder eine ganz ruhige und etwas spukige Angelegenheit ("You're not safe here, in some witch's bed."). Slow Dog startet mit schräg-zapplig-punkiger Strophe und geht dann im Chorus mitreißend los. Hier zeigt sich auch, daß es keine Schande ist, mangelnde Stimmqualität durch den Gebrauch von mehreren Vocals-Spuren auszugleichen. Klappt prima. Der Song endet recht abrupt und macht Platz für Low Red Moon, einen wunderbar hypnotischen Ohrwurm, der irgendwo hinter seinen Bergen von monotonen Drums und Klampfen eine Stummfilmorgel mitflimmern läßt. Zu Feed the Tree muß, glaub ich, nicht mehr so arg viel gesagt werden. Es war ein Hit und dies zurecht. Full Moon, Empty Heart fängt auch erstmal nur mit Gitarre und Stimme an, lädt dann aber Bass und Drums zu einem hübschen Groove ein und entwickelt sich zu einem großen Song, in dem es wieder ein paar dieser leicht verstörenden Textpassagen gibt ("Out the window backwards"). White Belly finde ich nicht so spektakulär. Es ist kein übles Stück, aber es packt mich irgendwie nicht so wie der Rest der Platte. Untogether ist da schon eine ganz andere Geschichte. Wieder wird Tanya nur von ihrer Gitarre begleitet und erzählt zu einem wirklich tollen Lied durchgedrehte Geschichten von Schiffbruch mit Fröschen, Parties mit Vögeln, die auf ihrem Rücken nisten und kommt dabei noch zu der Erkenntnis "Sometimes there's no poison like a dream". Auf Star, dem Titelsong, darf die Rhythmus-Sektion immer noch nicht zum Spielen rauskommen, was dem Song aber keinen Abbruch tut und sich auf Sad Dress auch schnell ändert. Ein etwas sumpfig produzierter, schnoddrig abgelieferter aber gut swingender Song. Auf Stay, dem letzten Track, wird's dann fast hymnisch. Langsam, schlepend, mit jammernder Violine, klagenden Gitarren und klagenderem Gesang drückt der Song während seiner ganzen Dauer genau das aus, was der Titel besagt: "Bitte geh nicht weg!" Tut er dann aber doch, der Song, und eine absolut hörenswerte CD findet nach 50 Minuten ihr Ende.

Belly's zweiter Longplayer King wurde übrigens seinerzeit von einigen Kritkern gnadenlos zerrissen, was aber ungerechtfertigt war. Der einzige Nachteil von King ist, daß Bass-Ass und Namens-Ass Fred Abong durch Gail Greenwood ersetzt wurde. Die ist zwar Weltmeisterin im Posen, ist aber am Bass mehr eine Handwerkerin im Dienste des gepflegten Rock als eine Künstlerin. Die Songs auf King sind einwandfrei und wer von Star nicht genug kriegen konnte wird hier gut bedient (und hat die Scheibe wahrscheinich eh schon im Rack).

Tja, schade daß diese Klasse-Band sich nach nur zwei Alben wieder aufgelöst hat.

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