Sunday, May 31, 2009

Die edelsten Niederländer aller Zeiten

Während Elsa noch im tridentinischen Himmel schwebt, mache ich mal ganz heimlich einen Aufschlag.

Die Jungs von NITS, einer langlebigen (seit 1974), kriminell übersehenen und anspruchsvoll-humorigen Band aus den Niederlanden, bereiten mir, seit ich sie 1987 kennenlernte, immer wieder grenzenloses Vergnügen. Sie haben vom frühen New-Wave über den NITS-typischen Avantgarde-Stil, die satie-esquen Piano-Träumereien und die Jazz-Anleihen bis zum immer grade noch independent genug bleibenden Pop so viele schöne Songs geschrieben, daß sie sich bei mir für immer einen Platz ganz oben gesichert haben.

Ich habe mich für J.O.S. Days (J.O.S. = Jeugd Organisatie Sport = Jugend-Sportclub) aus dem Jahre 1987 entschieden. Selten gab's bei Anti-Kriegsliedern so viel zu lachen. Typisch NITS, mit einem Augenzwinkern anzuklagen.



"It's a family tradition
to play in a football team.
I have nephews, dumb but tall,
who - still fetus - kicked the ball.

I got flat feet and
my knees are weak.

They all thought it was time to start my
J.O.S. days"



P.S.: Falls jetzt jemand sagt "Hey, momentchen Mal! Die Jungs sind aber nicht typisch 80er!" so gehe er bitte zu youtube und schaue sich das Video zu Nescio an.

P.P.S.: Wem NITS so rein gar nichts sagen will, der gucke hier. Diesen Song kennt - glaube ich - so ziemlich jeder.

Natürlich...

... hat auch der Heilige Vater...


... heute Pfingsten gefeiert...


... und die hl. Kommunion ausgeteilt!

Die wahre Religion

So lautet ein Internetauftritt, der in Deutscher Sprache von der Überlegenheit des Islam berichtet und zur Konvertierung ermutigt.

Wie wahr ist "wahr"? Und welche Kriterien sind anzuwenden, um den Wahrheitsgehalt von Religionen zu durchleuchten?

Menschliche Meinung kann es kaum sein, denn nach dieser gibt es auf der Welt einen ganzen Haufen wahrer Religionen. Göttliche Lehre durch menschlichen Mund scheint schon geeigneter, weil mit mehr Autorität ausgestattet. Aber auch hier stehen sich viele Gruppen gegenüber. "Wohin soll ich mich wenden?" lautet also der Seufzer auf der Suche nach der wahren Religion.

Noch mal einen Blick auf Gott: Kann Gott lügen? Nein. Somit ist - bzgl. der Geschichte und Realität unseres Heils - alles wahr, was man im Neuen Testament liest. Dort ist - für jeden verständlich - dargelegt, wie die Heilsgeschichte mit der Inkarnation des Wortes, Jesu Wirken auf Erden, seiner Passion, seinem Tod, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt ihren Verlauf nimmt und wie die öffentliche göttliche Offenbarung ihren Abschluß findet. Was wäre Gott, wenn er 6 Jahrhunderte nach Christus einen anderen Propheten schickt und sagt: "Sorry Leute! Das hier ist jetzt der Wahre!"? Er wäre ein Lügner. Kann Gott lügen? Nein.

Somit muß es eigentlich für jeden Moslem kristallklar sein, daß er - wenn er das christliche Heilsangebot schon ablehnt - den Christen selbst keinen Vorwurf machen darf, wenn sie nicht in Scharen zum Islam konvertieren wollen. Denn ebenso, wie ein Moslem davon überzeugt ist, der wahren Religion anzugehören, ist es natürlich auch jeder halbwegs anständige Christ. Und warum sollte, was bei Moslems für Moslems eine Selbstverständlichkeit ist, bei Moslems für Christen nicht gelten? Selbst, wenn Moslems der Meinung sind, Christen hätten nicht die wahre Religion, so muß es doch jedem Moslem einleuchten, daß die Christen exakt dem gleichen Prinzip folgen wie sie, wenn sie an einen Gott glauben.

Es hilft alles nichts: "Meine Fresse, deine Fresse", "Wahre Religion, falsche Religion" und "Mein Gott kann weiter pinkeln als deiner!" bringen uns nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung.

Was ist aber die Lösung? Meiner Meinung nach das Zeugnis: Natürlich ist das Christentum die wahre Religion. Natürlich ist die Katholische Kirche die Eine und Einzige, in welcher sich alle von Christus für unser Heil eingesetzten Mittel finden lassen. Aber mit plumpem "Wir haben die wahre Religion" läßt sich das nicht kommunizieren in einen Wald hinein, aus dem es dann doch nur genauso hinausschallen wird. Alles, was demnach bleibt, sind Gebet, Treue zum eigenen Glauben, zur eigenen Kirche, zur eigenen Lehre und vor diesem Hintergrund ein glaubwürdiges Auftreten. Wenn Christus die Liebe ist, wenn er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dann müssen wir das in unserem Leben zeigen. Dann müssen wir eben auch manchmal die Zähne zusammenbeißen und totz aller uns umgebenden Schreihälse, Proselytierer, Droher, Schmäher, Mahner und Bombenbastler die Arme aufhalten. Dies heißt nicht, daß wir unseren Glauben nicht auch verteidigen dürfen. Aber wir sollten es so tun, daß alle Welt erkennt, wo man die Religion finden kann, in welcher der Mensch zu Gott in einer persönlichen Beziehung der Liebe und der Freiheit steht und in welcher er seinem Schöpfer in Leib und Blut und im Gebet begegnen kann.

Natürlich ist dies für Taufschein-Katholiken und Cafeteria-Christen schon beinahe eine Zumutung. Aber es ist der einzige Weg, der uns bleibt, zwischen Selbstaufgabe und endlosem interreligiösen Bitch-Slapping.

Gesegnete Pfingsten!

Ein weiterer Büffeltag ist zu Ende gegangen und jetzt heißts ab ins Netz, ein wenig bloggen und zwitschern und rumgucken.

Erst einmal: Ich wünsche allen am römsten-Lesern, daß sie sich von den feurigen Zungen berühren lassen mögen um, Teilzuhaben an der Freude und dem Frieden der Gaben des Heiligen Geistes.



FROHE UND GESEGNETE PFINGSTEN EUCH ALLEN!

[P.S.: Wer ein wenig Nachhilfe zum Thema Pfingsten mag: Frank vom Orden des Leibowitz hat hier ein paar Infos]

Katholizismus treibt Blüten

In meinem vierten Jahr in Rom ist es mir heuer endlich gelungen, dem Pfingst-Hochamt in S. Maria ad Martyres oder in der Chiesa della Rotonda oder einfach im Pantheon beizuwohnen. Das 126 AD errichtete Gebäude hat heute natürlich Gebrauchsspuren, ist aber für sein Alter toll in Schuß und überhaupt eines der besterhaltenen antiken Monumente in Rom.

Die Messe wurde zelebritert von Francis Kardinal Stafford. Es fing später an als geplant und die Predigt dauerte gefühlte drei Stunden, so daß Garbiel und ich viel zu früh eintrafen. Wir hatten nämlich schon hier im Haus mit unseren Mexikanern Messe gefeiert. Da die ja, wie ich schon erwähnte habe, dem Orden der "Missionare des Heiligen Geistes" angehören, wird Pfingsten natürlich groß begangen.

Nach dem Schlußsegen gingen im Pantheon alle Augenpaare, Digicams und Photohandys richtung Oculus, wo von auch schon verschüchtert ein erstes Rosenblütenblättlein heruntergeseglt kam. Und dann gab's die volle Packung: Circa sieben Millionen Rosenblüten regneten durch die Öffnung in der Kuppel des Pantheons. Die Rosen kommen aus dem bei Neapel gelegenen Heimatdorf des Pantheon-Pfarrers und sollen - logo - an die Feuerzungen erinnern, also an die Aussendung des Heiligen Geistes, den Ursprung des Pfingstfestes.






Umfragen zufolge weiß in Deutschland mehr als die Hälfte aller Menschen nicht mehr um die Bedeutung des Pfingstfestes. Da Diese Fest eng sowol mit dem Beginn der Kirche als auch mit Missionierung zusammenhängt, wundert mich das kein Stück.

Saturday, May 30, 2009

Pfingsten, Erste Vesper








Magnificat-Antiphon: Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe, du, der über alle Grenzen der Sprachen hinweg die Völker in einem Glauben sammelt. Halleluja.

Sommerhit-Pong!

Es kann nur eine Antwort darauf geben:



Die Komposition ist tumb, die Typen sind irgendwie unfreiwillig komisch, aber 1983 haben wir alle mitgesungen und mitgetanzt!

Examens-Zeit

Gestern war der letzte Vorlesungstag.

Ich befinde mich somit wieder mal in der heißen Phase der Examens-Vorbereitung.

Also wundert Euch nicht, wenn auf am römsten in den nächsten 3 Wochen weniger oder erst spät abends gebloggt wird.

Friday, May 29, 2009

Father Oprah

Alberto Cutie (heißt wirklich so) war einst katholischer Priester in der Erzdiözese von Miami. Sein Spitzname war "Father Oprah", denn er war Talk-Show-Host, Radiosprecher, Zeitungskolumnist und Autor. Sein Ruf geht weit über die Grenzen der Erzdiözese hinaus.

Sein Bekanntheitsgrad bekam dann einen weiteren gewaltigen Schub, als Anfang Mai Photos veröffentlicht wurden, die ihn gemeinsam mit einer Frau beim Knutschen zeigten. Die Kirche enthob ihn erst einmal aller Pflichten und zog ihn von Fernseh- und Radiosendungen ab.

Cutie erwägte dann offenbar für eine Weile, die katholische Kirche zu verlassen, um mit seiner Geliebten zusammen sein zu können, hat aber gegenüber seinem Bischof darüber während eines Gespräches kein Wort verloren.

Gestern wurde Alberto Cutie offiziell als Priester in die Episkopale Diözese von Südost-Florida aufgenommen.

Jetzt wird zwar vom Episkopalen Bischof und auch von Cutie der Zölibat verteidigt ("Ich will jetzt nicht der Anti-Zölibat-Priester werden"), aber wer sich den smarten und zugegebenermaßen nicht häßlichen "Fr. Oprah" jetzt vor den Karren spannen wird, dürfte klar sein.

Cuties neuer Bischof, Leo Frade, ließ in einem Interview durchblicken, daß Cutie wohl schon etwas länger mit seinen neuen Brötchengebern liebäugelte. Wenn das stimmt, wäre die Göschichte Ökumene-technisch ja ein echtes Glanzstück (ist sie im Grunde ja auch so schon). Frade wurde in einem Interview um ein Statement gebeten: "... ein Skandal wäre es gewesen, wenn sie [die Freundin] verheiratet gewesen wäre oder so etwas. Aber Cutie ist ein Single, der einen anderen Single liebt, und wenn du auf dein Herz hören mußt, dann lautet die Lehre, die er an unsere Leute weitergeben könnte, daß Liebe dazu in der Lage ist, alles zu erobern".

Naja, fast alles. Es sei denn, Cutie hat Christus nicht geliebt.

Des liebestollen Fathers Schlußwort: "I will always love and hold dear the Roman Catholic Church".

Bamberger Schätze

Gregors Bamberg-Reihe beim New Liturgical Movement läuft immer noch.

Heute kann man einen ganz besonderen Leckerbissen bestaunen: Einen reich bebilderten Beitrag über das Diözesanmuseum, bzw. die in ihm enthaltenen Schätze. Außer dem ältesten erhaltenen Satz päpstlicher Gewänder (von Papst Clemens II aus dem 11. Jahrhundert) und dem "Sternenmantel" von Kaiser Heinrich II (auch 11. Jahrhundert) gibt es den bedeutend jüngeren aber für mich alten Schönborn-Fan bedeutend bedeutenderen Chormantel des Kurfürsten Lothar Franz.

Hier als Teaser ein Photo, welches das auf den Chormantel aufgesestickte Wappen in so hoher Auflösung zeigt, daß man den von rechts nach links über drei Zinnen schreitenden Schönbornlöwen gut erkennen kann:

Pong!

Elsa hat mit ihrem Dead or Alive-Ping ziemlich tiefgestapelt. Das ist weit mehr, als ein hilfloser Versuch, den Kopf wieder hoch zu tragen, nachdem mein Sigue Sigue Sputnik-Return als fieser Volley-Stop gleich hinter dem Netz unerreichbar wie ein Sack Zement auf die Platte fiel.

Die Kategorie "Androgyne 80er" ist nämlich gar nicht so einfach! Boy George ist viel zu leicht. Annie Lennox ist viel zu erhaben. Queen hatten mit "I want to break free" nur einen kurzen Flirt mit dem Phänomen. Divine war schon Drag bevor er Pop wurde (und ist außerdem irgendwie zu tortig). Was bleibt denn da noch übrig?

Hmm... Vielleicht sollte ich erst einmal auf Zeit spielen und Elsa zeigen, daß ihre Intuition, beim Video die Typen nicht unbedingt anschauen zu wollen, nicht ganz falsch war. Denn Pete Burns, der Sänger von Dead or Alive, ...

... den ihr in diesem Photo quasi noch als butchen Oberkerl seht...


... hat sich im Laufe der Jahre in das hier verwandelt.


Wozu mir wiederum nur das hier einfällt...


So, Pong-mäßig ist der Groschen jetzt endlich gefallen:


Marilyn: Caling your Name aus dem Jahre 1984.

Marilyn und Boy George waren Roommates, lange bevor der Erfolg kam. Da Culture Club zuerst in die Charts kamen und somit Boy George zuerst in den Schlagzeilen auftauchte, konnte Marily nie mehr werden, als ein von den Medien belächelter Boy-George-Abklatsch.

Die Web-Gosse

Seit der Begriff "Zensursula" geprägt wurde, geht es innerhalb und außerhalb des Netzes wüst her. In der ZEIT eröffnete Adam Soboczynski in der Ausgabe von vergangener Woche den Schlagabtausch. Ebenfalls in der Zeit antwortet ihm in der aktuellen Ausgabe Gero von Randow. Dort findet sich auch ein Artikel von Heinrich Wefing.

In allen drei verlinkten Texten schimmert etwas durch: Man ist sich bewußt, daß hier ein kräftiges neues Pflänzchen (Internet, der Tummelplatz des antiautoritären Underground; typischer Vertreter: Der urheberrechtsbrechende Freiheitskämpfer) bereits tief wurzelt und sich nun anschickt, einem imposanten aber leicht morsch gewordenen Riesenmammutbaum (Zeitung, die letzte Bastionen sachkundiger Meinungsbildung; typischer Vertreter: Der Intellektuelle) den Platz streitig zu machen. Das wird teils mit Skepsis, teils mit Ablehnung, teils mit Befürwortung beobachtet. Aber es scheint sich keiner der Autoren gefragt zu haben, ob es nicht genau so kommen mußte. Soboczynski deutet es einmal an: Der "Journalist ist gegenüber dem Blogger immer schon im Unrecht – wie einst der Fürst im Ancien Régime gegenüber dem Bürger, der Moral und Fortschritt auf seiner Seite hatte". Und genau dies scheint mir der Punkt zu sein.

Ich stelle die Situation mal so dar, wie sie sich mir präsentiert:

Der durchschnittliche Netz-User, so ergeben zumindest meine empirischen Daten, ist eher ein Angehöriger der schlichten Breite, der hier fix ein paar Torrents ziehen will, dort kurz ein Video guckt, da eine Nicht-Wesenheit twittert und dann noch in irgendeiner Com-Box rumprollt. Und wenn diese Leute "Zensur" hören, dann heißt das für sie: Jemand will meinen regelfreien Spielplatz mit Überwachungskameras ausstatten, wenn nicht gar schließen.

"Jemand" ist in diesem Fall dann nicht unbedingt der Gesetzesgeber, sondern jeder, der verdächtigt wird, einer obskuren, veralteten Tradition anzugehören, die einfach nicht kapiert, daß hier eine neue Zeit anbricht. Wie in jeder Revolution.

Und da wundert man sich, daß die "Intellektuellen" von den "Freiheitskämpfern" angepöbelt werden? Wir haben doch Generation über Generation hochgezogen, in dem Wissen, daß die ungewaschene Meute, die einen gepuderten Aristokraten aus der Kutsche reißt und johlend in dem Schlamm schleudert, notwendigerweise im Recht sein muß. Daß die dürren Krallen des Hungers, die im Prozeß der gewaltsamen Nahrungsbeschaffung das prallwangige Gesicht der Wohlgenährtheit in Stücke schneiden, durch ihre Lebensumstände exkulpiert sind. Daß die schmutzstarrenden Stiefel der Unterdrückten, die auf dem Marsch in die Freiheit Gut und Leben der von ihnen als Unterdrücker Empfundenen zertrampeln, nur unvermeidlichen Begleitschaden anrichten. Wir haben doch die Exzesse des Pöbels, wo er sich gegen "die da oben" erhob, größtenteils mit der Entschuldigung "Denen ging's halt so dreckig" jahrhundertelang unter den Teppich gekehrt. Und haben so zugelassen, daß nicht das edle Dafür-Sein (für Nahrung, Gesundheit, Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit etc) und somit der Aufbau, sondern das willkürliche Dagegen-Sein und somit die Zerstörung zur Tugend wurde. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, daß irgendwelche 18-jährigen Vermummten, die in Kreuzberg mit Pflastersteinen werfen "für" irgendetwas sind, außer für ihre Narrenfreiheit, ihre Chaos-Gier und ihre volle Kanne Bier? Es gibt ein paar plakative, vorbelastete Begriffe "gegen" die man ist (Staat, Kapitalismus, Sexismus, Religion etc) und gut is'.

Die Internet-"Revoluzzer" ziehen gegen die geistesaristokratischen Demokratiestabilisierer (vgl. Soboczynski) zu Felde, nicht, weil sie ihre Ketten sprengen oder ihrem Hunger entfliehen wollen, sondern weil sie aus der Anonymität heraus ein wenig Feuer in die Paläste der "alten Mächte" werfen wollen, um so den moralischen Kick genießen zu können, einer vermeintlichen Freiheitsbewegung anzugehören, die auf dem Weg liegende Hindernisse mit allen Mitteln aus dem Weg zu räumen versucht. Daß in der Auseinandersetzung zwischen "Revolution" und "Festhalten am Alten" die Anwendung aller Mittel (im Internet: Rufschädigung, Beleidigung, Bedrohung) nicht immer den (in diesem Fall ohnehin nebulösen) Zweck heiligt, hat man ihnen leider nicht erklärt, denn noch ist "Revolution" per se gut, so wie "Festhalten am Alten" per se schlecht ist.

Die selbsternannten "Intellektuellen" sollten so schnell wie möglich aufhören, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Denn nur ihre Seite ist es, die in dem Disput vernünftig aufdecken kann, daß plumpes Dagegen-Sein niemanden adelt und daß im Internet friedliche Koexistenz nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist.

Das ist aber gar nicht erbaulich

Die Selige Maria Restituta Kafka wurde am 1. Mai 1894 in Brünn-Hussowitz, Österreich-Ungarn als Helene Kafka geboren. Mit 19 Jahren trat sie dem Orden der Hartmannschwestern in Wien bei. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie als Krankenschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur leitenden Operationsschwester.

Nach dem Anschluss 1938 weigerte Schwester Restituta sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Dieser Umstand und zwei von ihr verfasste regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Sie wurde am Aschermittwoch 1942 direkt aus dem Operationssaal von der Gestapo verhaftet und am 29. Oktober 1942 wegen "Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Am 30. März 1943 wurde sie hingerichtet.

Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht dem Orden übergeben. Restituta wurde, wie etwa 2700 andere Personen, anonym, in der sogenannten 40er Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt.

Am 21. Juni 1998 wurde sie anlässlich eines Besuches von Papst Johannes Paul II in Wien selig gesprochen. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 29. Oktober.

In der Barbarakapelle des Stephansdoms wurde vorgestern ein Bronzerelief der Ordensschwester enthüllt. Geschaffen hat es Alfred Hrdlicka, der als einer der bedeutendsten lebenden Künstler Österreichs gilt. Die Ausstellung "Religion, Fleisch und Macht – das Religiöse im Werk von Alfred Hrdlicka" im Wiener Dommuseum hat im vergangenen Jahr für Furore gesorgt, weil sich etwas Blasphemie/Pornographie eingeschlichen hatte. Es gab ein klärendes Gespräch zwischen dem Künstler und Kardinal Schönborn, in dessen Folge Hrdlicka dann mit dem Relief von Maria Restituta Kafka beauftragt wurde.

Ich will mich nicht mit der Frage aufhalten, ob dies Kunst ist oder nicht. Ich frage mich nur, warum einer Frau wie Maria Restituta Kafka auf solche Art gedacht werden muß und wo genau ich in diesem Werk das so heiß beschworene Aufeinander-Zugehen von Kirche und Kunst erkennen soll? Wenn es Kirchenkunst ist, dann hätte ich gerne etwas, das mich wenigstens ansatzweise zum Verweilen anregt. Wenn es Kunstkirche ist, dann kann man sowas doch bestimmt auch in einem Museum unterbringen.

Thursday, May 28, 2009

The only thing we need to fear...

Aus den Yahoo-News:
    Bundestag billigt Gesetz zur Bestrafung von Terrorausbildung

    Wenige Wochen vor Ende der Legislaturperiode haben Union und SPD eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze und andere Justizreformen durch den Bundestag gebracht. Damit werde das strafrechtliche Arbeitsprogramm der großen Koalition vollendet, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) in Berlin. Die Neuregelung, welche die Ausbildung in Terrorcamps unter Strafe stellt, droht allerdings im Bundesrat zu scheitern.

    Alle Oppositionsfraktionen im Bundestag stimmten dagegen, schon das Training für Anschläge in Ausbildungslagern oder die Beschaffung von Bombenbau-Anleitungen mit bis zu zehn Jahren Haft zu verfolgen. FDP-Rechtsexperte Jörg van Essen nannte die geplante Neuregelung "den falschen Weg". Grünen-Rechtsexperte Jerzy Montag bezeichnete sie als "Ausdruck einer Sicherheitsphobie, die keine Grenzen kennt".
"Sicherheitsphobie"? Ich glaube nicht, daß die Union und die SPD Angst vor Sicherheit haben, lieber RECHTSEXPERTE der Grünen.

Mir ist auch klar, daß schon alleine der Nachweis einer terroristischen Ausbildung irgendwo hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen schwierig genug ist. An den Beweis einer Anschlagsabsicht will ich gar nicht einmal denken, denn der hängt im Zweifelsfall von juristisch-semantischen Spitzfindigkeiten ab.

Aber "Sicherheitsphobie"...?

... kicher

Indigener Grusel

Die Debatte um Kindestötungen bei brasilianischen Indianerstämmen hat neue Fahrt aufgenommen, seit eine evanglikale Gruppe ein Video bei Youtube abgelegt hat, welches eine solche Kindestötung (Begraben bei lebendigem Leib) nachstellt. Die Schlaumeier haben aber darauf verzichtet, es für die breite Masse begreifbar zu machen, daß es sich nicht um eine Dokumentation, sondern eben um eine Nachstellung handelt. Gegen Ende wird der Satz eingeblendet "We are making this movie because of the children" (Wir drehen diesen Film wegen der Kinder). Aber da haben natürlich schon Dutzende von Youtube-Yokels ihre "Kill'em all! Sick bassterds!"-Kommentare abgegeben.

Auftritt die Eingeborenen-Schutzorganisation "Survival" und schon ist der Ring gerammelt voll mit steitlustigen Lebensschützern, die mit gestellten Videos Haß auf Eingeborene schüren und mit Eingeborenenschützern, die unter dem Namen "Survival" (Überleben!) für den Erhalt der "Tradition" der Kindestötung plädieren.

Kinders... Geht's eigentlich noch?

Ich habe keine verläßlichen Zahlen zum Ausmaß des Kindermordes finden können. Dieser NZZ-Artikel läßt durchblicken, daß er noch praktiziert wird.

Klar, daß der Vorwurf der Survivalisten an die Evangelikalen lautet, sie wollten die indigene Kultur diabolisieren, um so den christlich-evangelikalen Proselytismus zu legitimieren.

Es versteht sich von selbst, daß sich mir beim Gedanken an auch nur ein halbes bei lebendigem Leibe begrabenes Kind der Magen umdreht. Dennoch muß ich den Evangelikalen hier einen Vogel zeigen. Die durch das Video erzeugte Stimmung dürfte dem Wohl der Indianer insgesamt kaum förderlich sein, weswegen sich mir schon die Frage aufdrängt, worum es hier wirklich geht. Und "Mission" auf diese krumme Tour? Informieren über die grausame Realität der Kindermorde ist nicht nur kein Problem, sondern Pflicht. Aber doch nicht mit gefakten Horrorvideos, die auch noch mit anfangs eingeblendeten Sätzen wie "Warnung! Nackte Eingeborene und verstörende Bilder!" dafür sorgen, daß sich jeder Redneck noch schnell 'ne Pulle Bier holt, bevor er den Film guckt.

Ich will die Klappe nicht zu voll nehmen, aber ich bin ziemlich überzeugt, daß Christus es aus gutem Grund so formulierte: "Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen".

Verzeiht die Fußball-Überdosis...

... aber ich bin noch ein bißchen zappelig wegen des großen Barca-Auftritts gestern.


Kennt Ihr den hier schon (oder noch)?


Der Ober-Hammer-Mörder-Waswardasdenn-Elfmeter: Johann Cruyff für Jesper Olsen in einem holländischen Ligaspiel 1982. Das Ding war gültig, denn es befand sich zum Zeitpunkt des Ballanstupsens durch Cruyff kein anderer Spieler im Strafraum und der Ball vollzog eine Vorwärtsbewegung.


Die für Arsenal spielenden französischen Stars Pires und Henry waren von dem Trick offenbar so nachhaltig begeister, daß sie ihn 2005 gegen Manchester City versuchten. Was daraus wurde... Seht selbst:


** kicher **

Ich find' schlechte Verlierer ja schon schlimm...

... aber das hier ist natürlich noch kranker: Eine Champions-League Siegesfeier in Barcelona mit 500 Chaoten, 80 verletzten Polizisten, zwei Dutzend Einlieferungen ins Krankenhaus, 100 Verhaftungen und 100.000 Euro Sachschaden.

Die Ramblas in Barcelona im Ausnahmezustand. "Rambla" (Promenade) klingt zwar schon ein wenig wie das englische "Rumble" (Gepolter), aber dennoch...

Oh, habe grade auf alten Newsseiten gelesen, daß es nach dem Sieg der Copa del Rey in Barcelona auch schon Mische gab.

Hach, Mensch, muß es eigentlich immer so gossig, schmuddelig und unzivilisiert zugehen, wenn eine Meute Grund zu Feiern bekommt? Können die sich nicht mit Hemd, Bundfaltenhose und Segelschuhen auf mitgebrachte Stühle setzen und sich zuprosten? Ich meine, von den Cops war doch aufgrund des Sieges sicherlich auch der Großteil in Feierlaune. Und diese besoffenen Krawallnasen versauen ihnen das. Egoistisches Pack.

Okay, okay, okay...

... ich mach ja schon mit!

Guckst Du hier.

Wednesday, May 27, 2009

Alles zwitschert

Alle sind am dran am twittern! Nur ich hab mich noch nicht dazu durchgerungen. Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll und frage mal bei den geneigten Lesern nach den Pros und Cons.


Soll der Herr Alipius auch zwitschern?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

Nee jetzt, oder?

Heute um 20:45 wird im römischen Olympia-Stadion das Champions-League Endspiel zwischen Man-U und Barca angepfiffen. Das wird sicher witzig und daher folgt der Herr Alipius auch mal wieder seinen niederen Instinkten und hängt sich heute Abend mit den eh fußballdollen Mexikanern im halbwegs gekühlten Gemeinschaftsraum vor die Glotze.

'Ne Kanne Bier wär vielleicht eine ganz angenehme Begleiterscheinung', dachte ich mir heute Mittag und machte mich auf den Weg zum Supermarkt. Als ich meine Desperados auf das Band an der Kassa stellte, meinte die Verkäuferin "Nö, wir verkaufen kein Bier". Ich spielte den Blöden, legte meinen fettesten Akzent auf und antwortete, auf die Flaschen zeigend: "Aber das hier ist doch Bier?"

"Wir dürfen es nicht verkaufen", stellte die Kassiererin klar.

"Aber warum stehen denn dann Biere in den Regalen?" hakte ich nach, Unschuld vom Lande.

"Nein! Wir dürfen heute bis Mitternacht kein Bier verkaufen, wegen dem Fußballspiel. Grade war ein Polizist hier und hat es uns gesagt. Die Fans werden immer so schnell besoffen und dann randalieren sie..."

Das war so ungefähr der Augenblick, in dem sowohl Kassiererin als auch ich einmal langsam an meiner Aufmachung hinab- und wieder hinaufblickten, worauf sie dann leise sagte: "Sorry, Padre! Das gilt für alle Kunden!"

Schön, fein, prima, klasse! Die prügelnden Kleriker sind auch wirklich eine Schande für den Fußball. Da haben wir ja grade noch mal das Schlimmste verhindert. Und die Man-U Fans kommen jetzt alle ganz bestimmt nüchtern zum Spiel. Okay, ich gebe zu, daß Rom keine guten Erinnerungen mit Man-U verbindet (Champions-League Viertelfinale April 2007). Trotzdem... Kann ein Cop einfach so in einen Supermarkt kommen und den Bierverkauf mündlich verbieten. Braucht man da nicht was Schriftliches, was Offizielles? Und was hab ich mit irgendwelchen Hools gemeinsam? ** beleidigt sei **

Tuesday, May 26, 2009

Was zum Henker...

Mal abgesehen von "** gröl wieher prust **": Was für ein Glück muß man haben, um genau in diesem Moment auf den Auslöser zu drücken?!

Der Carbonara-Test

Bevor ich nach Rom kam, wußte ich überhaupt nicht, wie eine anständige Carbonara zu schmecken hat. Es gibt ja in Deutschland nicht wenige italienische Restaurants und die kochen teilweise auch Hammerzeugs, aber eine Carbonara so wie in Rom kriegen die einfach nicht hin.

[Okay, ich war natürlich nicht in ALLEN italienischen Restaurants Deutschlands und den überkandidelt-exorbitant Hochpreisigen bin ich eh schon mal gleich fern geblieben. Aber gute Carbonara ist ganz offenbar keine Frage des Preises]

Ich weiß nicht, was die hier anders machen, aber daß sie etwas anders machen ist sonnenklar. Ein Bekannter erzählte mir mal, daß die die Carbonara einfach in einer Badewanne (also in großen Pötten) kochen, weil das irgendwie der besseren Ei-Verteilung dient, wenn man später den Schnodder drübergießt. Aber auch der Speck hat hier immer eine besondere Note.

Wenn wir hier in Rom zum ersten Mal in ein Restaurant gehen, ist meine Stratgie einfach: Carbonara bestellen. Wenn die stimmt, stimmt der Rest in der Regel auch.

Weil es mir bisher noch nicht gelungen ist, in Rom nicht gut zu essen (oder gar eine miserable Carbonara zu bekommen), gibt's heute für die künftigen Romreisenden unter meinen Lesern mal ganz heiß und exklusiv eine Handvoll Restaurant-Tips aus Rom. Das ist keine Rangliste, sondern nur eine Aufzählung von Restaurants, die mir positiv aufgefallen sind.


Ristorante Abruzzi - Der Klero-Klassiker
Das Restaurant findet man an der Via del Vaccaro (Nordseite der Piazza dei Santi Apostoli). Die umittelbare Nähe zur Gregoriana und zur "Casa" (Herberge nordamerikanischer Porstgraduate-Studenten) führt dazu, daß, wenn man draußen sitzt, ständig Kleriker-Nasen vorbeikommen, die man kennt und es immer kurze Schwätzchen gibt. Sitzt man drinnen, sieht man auch viele Kollarhemden, in der Regel aus den USA. Die Atmosphäre ist italienisch mit viel Handygeklimper, viel Küßchen auf die Wange, und viel Geschrei zwischen Küche und Bedienungen (also kein aggressives Rumzoffen, sondern simpler Informationsaustausch). Der Service ist zuverlässig und die Speisekarte bietet klassisches römisches Zeugs (Lamm, Filetto, Bistecca, Stracchetti, Saltimbocca, diverse Nudeln, frischer Fisch usw). Der Hauswein ist für den lauen Preis wirklich gut, besonders der Rote. Nach dem Essen wird immer eine ganze Batterie von Digestivi auf dem Tisch abgestellt. Favorit: "Der Grüne", ein Kräuterlikör mit fieser Farbe und gutem Geschmack.
Futter-Tip: Die Carbonara gilt bei den Amis als ultra-beachtenswert und war in der Tat für lange Zeit meine Lieblings-Carbonara in Rom. Allerdings sind es Rigatoni, keine Spaghetti, was mich immer ein wenig wurmte. Plus: Das Ei ist manchmal etwas zu flüssig. Das "Filetto al pepe verde" kann auch viel.


L'Archetto - Der Nudel-Wahn
Das Restaurant liegt an der Via dell'Archetto, gleich beim "Abruzzi" um die Ecke. Der Laden liegt Gregoriana und Casa ebenso nahe wie das "Abruzzi", aber von den US-Priestern geht da keiner hin, weil's angeblich mal Zoff gab oder noch gibt. Das "L'Archetto" ist eine Spaghetteria und dies nicht zu knapp. Die verschiedenen Spaghetti-Gerichte ziehen sich über mehrere Seiten hin, und es ist so ziemich alles dabei, was man essen kann (aber nicht immer auch essen will - "Zitrone, Wodka, Sahne"? Pur-leaze! Nein, danke, ich hatte VOR dem Essen schon einen Drink). Der Laden ist größtenteils unterirdisch in Schlauchform angelegt, sprich: Man geht immer weiter gradeaus, bis irgendwo endlich ein freier Tisch kommt. Es ist alles ein wenig eng und der Service weiß manchmal nicht, was er tut. Dafür sind die Spaghetti aber klasse. So habe ich mir "al dente" immer vorgestellt. Und die Preise sind ganz und gar normal.
Futter-Tip: Ganz klar die "Spaghetti Bubu". Mit Blattspinat und Gorgonzola. Köst-lichst!


Il Barroccio‎ - Die Verwöhner
Das Restaurant liegt an der Via dei Pastini, nördlich vom Pantheon. Die Interaktion zwischen Padrone, Service und Küche läßt mich vermuten, daß es ein Familienbetrieb ist. Die Atmosphäre ist sehr angenehm, ruhig, fast gediegen. Der Service weiß in der Regel schon, was man will, bevor man es selbst weiß, aber nicht auf diese blöde "Nö, du bist zwar der Kunde, aber ich sage dir jetzt mal, was du essen wirst"-Art, sondern mit Charme und Kompetenz. Die Weinkarte ist abwechslungsreich und überraschend: Gabriel, unser Weinmann, entdeckte einen Chianti, der im Laden nicht unter 70 Euro über die Theke geht. Der kostete im Barroccio nur 50 pro Flasche. Da wurde wohl falsch kalkuliert. Die Speisen sind hervorragend, immer ganz frisch und mit Liebe zubereitet. Obacht: Hier kann es unter Umständen mal einen Hauch kostspieliger werden (weswegen wir den Laden auch nur aufsuchen, wenn's wirklich was zu feiern gibt oder wenn besondere Gäste in der Stadt sind).
Futter-Tip: So ziemlich alles.


Il Buco‎ - Die Freunde
Den Laden findet man auf der Via di Sant'Ignazio, westlich vom Pantheon. Die Atmosphäre ist ziemlich normal, aber der Service ist witzig: Ein ganzer Haufen zappliger Italiener schwirrt ständig durch die Gegend und ist immer sehr ums Gästewohl bemüht. Der Padrone ist dem katholischen Klerus gegenüber ziemlich positiv eingestellt und hat seine Mannschaft offenbar entsprechend zusammengestellt, so daß man, wenn man Kollar trägt, schon beim zweiten Besuch wie ein alter Stammgast behandelt wird. "Padre" hier, "Padre" da, aber alles ganz unprätentiös und lustig. Die Speisen sind ganz allerliebst, die Preise anständig und der Danach-Service ist mit "cantucci e vin santo" (Süßwein mit knackhartem Mandelgebäck, welches man erst in den Wein stipst und dann genüßlich auszuzelt) sehr willkommen. Il Buco ist sicherliche eines meiner Lieblingsrestaurants in Rom.
Futter-Tip: Die "Spaghetti al Pecorino" sind DAS BESTE Nudelgericht in Rom. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Dafür lasse ich jede Carbonara stehen. Al-dentige Nudeln mit Tomatensauce und Peccorino-Käse, leicht scharf zubereitet. YUM! Ein weiteres Muß ist das "Cinghiale al agrodolce" (Wildschwein in Bitterschokoladen-Sauce). Und das Ossobuco ist auch eines der besseren in der Stadt.


Da Mario‎ - Die Lässigen
Wenn man vor der Chiesa Nuova steht, muß man rechts an ihr vorbei in die kleine Straße rein. Dann kommt auf der rechten Straßenseite das Restaurant "Da Mario" (Keine Ahnung, wie die Straße heißt). Die Mannschaft besteht größtenteils aus einem witzigen Kumpeltypen, dem Koch und einer Omi, die gerne Kreuzworträtsel löst. Die Atmosphäre ist unspektakulär mit klassischen rot-weiß-karierten pizzeria-Tischdecken. Die Speisen sind typisch Römisch (auch die gefürchteten Eingeweide gibt's) und schmackhaft. Sonderwünsche kein Problem. Preise niedrig.
Futter-Tip: Die Carbonara (mindestens die zweitbeste, hab mich noch nicht ganz entschieden - siehe nächsten Restaurant-Tip) und die Salsicce vom Grill.


Vecchia Romana‎ - Die Edlen
Das Restaurant liegt an der Via della Tribuna di Campitelli, nahe beim Teatro di Marcello. Hier kann man wunderschön im Freien sitzen. Aber mal sollte auch einen Blick hinein werfen. Versailles läßt grüßen. Naja, nicht so ganz, aber es geht schon edel zu mit Stuckwerk, plätschernden Brunnen, vornehm gedeckten Tischen, die alle gleich mal den Ständer für den Wein-Kübel daneben stehen haben. Entsprechend sind die Gerichte im Durchschnitt alle zwei bis drei Euro teurer als das, was ich "normal" nennen würde. Allerdings lohnt sich der Griff in die Tasche auch, denn sowohl Service als auch Ambiente als auch die Speisen sind schon ziemlich fein.
Futter-Tip: Die Gamberi mit schwarzen Oliven und Apfelscheiben sind die nicht-verhandelbare Vorspeise. Und die Carbonara liegen mit denen von Mario im Clinch um den ersten Platz.


Also, wenn Ihr mal nach Rom kommt, meldet Euch erstens bei mir und sucht zweitens einen dieser Läden auf. Da könnt Ihr wenig bis nichts falsch machen.

Monday, May 25, 2009

Zerfließ...

Boah!

Ist das heiß in Rom!

32°C, aber in der Sonne gefühlte 893°C.

Rom wird somit wieder für einige Wochen zur lustigsten Photo-Stadt der Welt. Zwei Zutaten tragen dazu bei: Erstens die jungen Römerinnen, die sich bei solchen Temperaturen an Kleidung so ziemlich alles sparen, was man sich ersparen kann, ohne vom Fleck weg verhaftet zu werden. Zweitens die jungen Kleriker, die immer brav entweder in Soutane oder im Anzug mit Kollarhemd durch die Stadt spazieren.

All die Touris, die jetzt hier herumlungern, haben ganz offenbar - wie auch schon in den vergangenen Sommern - ein ganz spezielles Lieblingsmotiv: In den letzten Tagen kam es vermehrt vor, daß Leute versuchten, ein Photo von mir oder irgendeinem Kollegen zu schießen, während wir (bis zum weißen Kollar streng in Schwarz, mit leicht benetzter Stirn aber ansonsten intakter Würde) an einem dieser spärlichst bekleideten jungen Ding vorbeigehen oder - besser noch - neben einem solchen an der Ampel stehen.

"Höhö, guck mal, Ethel! Der würde jetzt wohl gerne!"

"Was, Bertie? Sich die Jacke ausziehen?"

"Och, Ethel...!"



Auf der Plus-Seite ist zu verzeichnen, daß ich am Wochenende in einem leichten Anflug von Genie und Wahnsinn inerhalb von anderthalb Tagen alle drei noch ausstehenden schriftlichen Arbeiten zusammengehämmert habe und mit dem Ergebnis sogar ganz zufrieden bin. Der Kram ist also schon mal vom Tisch. Jetzt gibt's noch vier Tage Vorlesungen, und dann habe ich zwischen dem 3. und dem 16. Juni fünf Examen. Und dann darf der Sommer kommen!

Doppel-Pong!

Elsa hat gleich zweimal das Spiel eröffnet: Dem kräftigen Adam and the Ants-Service folgte gleich noch ein Stephen 'TinTin' Duffy-Aufschlag mit viel Topspin. Die Dinger sind schwer wieder ins Feld zurückzubringen, aber ich werd's mal versuchen.

Zum Thema "Kostümverleih-Pop ohne Frisurenschranken oder Geschlechterzwang" fiel mir zuerst der Ants-Ableger Bow-Wow-Wow ein. Auch Haysi Fantayzee (Kennt die noch jemand?) und sogar Visage kamen in die engere Auswahl. Aber irgendwie lungerte da im Hinterkopf immer noch etwas herum. Und dann fiel endlich der Groschen: Sigue Sigue Sputnik, die ziemlich langweiligen Oberposer aus England, die nur deswegen im kollektiven Kulturgedächtnis fortleben dürfen, weil die Briten eben doch Sinn für Humor haben. Ihre erste Single Love Missile F1-11 sorgte 1986 für Furore und war nicht unerfolgreich. Der Erfolg mußte aber auch kommen, waren an der Geburt des Sputnik Babies doch Leute wie Tony James (Generation X), Mick James (The Clash), Malcolm McLaren (Sex Pistols) oder Giorgio Moroder beteiligt. Naja, hier ist das Video. Wenn Ihr nach einer Minute denkt "Hey, tut sich da auch nochmal was?", so verrate ich Euch gleich, daß die Antwort "Nö!" lautet. Ihr könnt getrost das Viedo stoppen und zum nächsten weiterziehen.


Wir nannten dieses Video früher immer "Spray it up!", oder länger "The video that took 17 gallons of hairspray in the making!" Und warum die zwei Drummer brauchen, das muß mir auch erstmal jemand erklären.


Zur Kategorie "Gründungsmitglieder, die den Erfolg verpaßten..." (Stephen Duffy gründete einst mit John Taylor und Nick Rhodes Duran Duran, stieg aber noch vor dem ersten Plattenvertrag aus) "... aber später mit weniger bekannten Bands astreinen Pop fabrizierten" fiel mir nach etwas Grübeln Michael Dempsey ein. Der zupfte nämlich auf dem ersten Cure-Album Three Imaginary Boys den Bass. Dann verließ er die Band (Jahre, bevor Bob Smith und Konsorten begannen, Stadien zu füllen), spielte vier Jahre mit den Associates, flirtete eine Single (Avalon) und eine Tour lang mit Roxy Music und stieg dann bei den Lotus Eaters ein. Deren 1984er-Debutalbum No Sense of Sin war eigentlich so etwas wie eine mittelschwere Offenbarung. Aber der Erfolg blieb aus und die Band zerfiel. Erst im Jahr 2002 gab es ein zweites Album. Da war Dempsey aber schon weitergezogen zu diversen anderen Projekten. Vom Album No Sense of Sin gibt's jetzt die Single The first Picture of you


Rein ins Cabrio, drauf auf die Landstraße und mit gemächlicher Geschwindigkeit an schäfchenstrotzenden Wiesen und malerischen Dörfern vorbeiziehen. Schöner wurde selten gesommerhittet. Vor allem beim Instrumental-Chorus ab 4:12 weht mir der Wind durch die Haare, selbst wenn ich jetzt nur hier am Computer sitze.

Sunday, May 24, 2009

Auf der Suche...

... nach der "wahren Ökumene"*.

Christi Himmelfahrt

Nicht am 40. Tag des Osterfestkreises, also an einem Donnerstag, sondern erst am darauffolgenden Sonntag (also heute) wird hier in Italien das Hochfest Christi Himmelfahrt gefeiert. Denn ausgerechnet in Italien ist Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag.


Dieses Himmelfahrt-Gemälde von Pietro Perugino ist interessant: Erstens zeigt es diese zwar knüffigen aber auch spukigen Puttenköpfe mit Flügeln, die ich irgendwie nie so recht kapiert habe. Zweitens steht der Heilige Paulus nicht mit nach oben, sondern mit zur Seite gerichtetem Blick da, so als wolle er sagen "Nett, daß ich mit aufs Bild durfte, aber zum Zeitpunkt der Himmelfahrt war ich noch Saulus und das alles ging mich eigentlich noch gar nichts an (es sei denn verfolgungstechnisch)".

Ein lustiger Satz...

... aus der Sonntags-FAZ:

Mattias Neumann berichtet vom Kirchentag in Bremen und schreibt in seinem Bericht:
    "Der Kirchentag ist für die Evangelischen im Lande ein kleiner, durchaus vergnüglicher Ausflug ins Katholische. Zugegeben: Natürlich kriegen wir nicht so viel byzantinischen Prunk hin wie unsere Brüder mit echtem Papst auf dem Petersplatz. Aber beim Kirchentag gibt es bei den sonst straff protestantisch- individualistischen Gotteskindern einheitliche Tücher, große Prozessionen und die latente Sehnsucht, daß es ein Lied mit der Zeile "Ein bißchen Papst muß sein!" geben kann.
"Ein bißchen Papst muß sein"?

Gefällt mir (wobei es bei mir natürlich heißt "Volle Kanne Papst muß sein!").

Also, man kann auch augenzwinkernd distanziert oder heimlich sympathisierend über das uns Trennende schreiben. Muß offenbar nicht immer gleich die Keule geschwungen werden.

Saturday, May 23, 2009

Da wir grade beim Fuppes sind...

Ich wurde soeben aus absolut zuverlässiger Quelle darüber informiert, daß der künftige Deutsche Rekordmeister und grundsätzlich töfteste Deutsche Fußballverein es mittlerweile immerhin schon mal bis in die Zweite Liga geschafft hat!

Glückwunsch, Fortuna! Versucht mal, so für ein oder zwei Jahre drin zu bleiben! Merci!


Ich kenne die Fortuna ja noch aus diesen Zeiten:

Schluchz. Schee woas! Zweimal DFB-Cup, in der Bundesliage jahrelang fleißig oben mitgeackert und dann das 4:3 gegen Barcelona...

Glückwunsch


Ihr habt's Euch dicke verdient!

Also echt...

... manchmal findet man im Internet Photos, bei denen man nicht so richtig weiß was... warum... wie...

Naja, man weiß eigentlich gar nichts und will auch nicht wirkich irgendwas wissen.


"Schneller, Honey! Oprah fängt gleich an!"


Vorstellung des neuen Tarnhelms der Spezialeinheit "Toys are us"


Drogenfahnder-Katze


Spätfolgen garantiert nicht ausgeschlossen


Die Schönen und das Biest


Sänger mit Ding dahinter


Ich kann nur hoffen, daß das gestellt ist

Farbenkrank


Ein User namens "Licht" hat auf flickr eine Serie von Mikrophorographien veröffentlicht, die einfach nur zauberhaft sind. Pflanzen, durch Wassertropfen hindurch photographiert. Das müßt Ihr gesehen haben! Also folgt einfach diesem Link zum set "Microworld".



Sehe grade, daß es offenbar eine ganze Wassertropfenphoto-Schule gibt. Ihr Pool ist hier zu finden.

Interessant

Wenn man in Erfahrung bringen möchte, welche Mobiltelefon-Klingeltöne momentan angesagt sind, gibt's eine ganz einfache Lösung:

In Rom (wahrscheinlich geht auch eine x-beliebige andere italienische Stadt - Elsa?) die Heilige Messe besuchen!

"The odd one out"

So heißt in England ein Spiel, in dem man aus einer Gruppe von Gegenständen das Teil heraussuchen muß, welches nicht zu den anderen paßt. Sesamstraße-Guckern von anno dazumal ist das Prinzip als "Eins von den Kindern macht etwas anderes" bekannt.

Wir spielen das jetzt auch mal.

In Marburg findet vom 20. bis 24. Mai ein Kongress für Psychotherapie und Seelsorge statt. Auf der Rednerliste finden sich zwei Namen wieder, die manch einer dort lieber nicht gesehen hätte: Dr. Christl Ruth Vonholdt, Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG), Ärztin und wissenschaftliche Expertin auf dem Gebiet der Homosexualität und Markus Hoffmann, Leiter von Wuestenstrom e. V., einer Beratungsorganisation für Fragen des Missbrauchs, der Pädophilie, Sucht und Homosexualität. Hoffmann hat seine Wandlung vom Schwulen zum Heterosexuellen einst so kommentiert: "Meine Identität war gereift, genügend positive Selbst- und Objektrepräsentanzen waren entstanden und damit wurde für mich die Homosexualität als Ich-Stütze überflüssig, heterosexuelle Gefühle konnten hervortreten." Vonholdt überraschte beim letztjährigen Christival in Bremen mit dem Satz: "Es gibt in der Nachfolge Jesu nur zwei Lebensformen: erstens die Monogamie zwischen Mann und Frau, zweitens die sexuelle Abstinenz."

Somit war für die Beiden der Ofen erstmal hochgradig aus. Zwar gibt es im gesamten Programm der Kongresses (welches man sich hier als .pdf herunterladen kann) keinen einzigen Hinweis auf Homosexualität oder gleichgeschlechtliche Beziehungen. Dennoch tauchten in Marburg ca 1.000 Kongressgegner auf und demonstrierten, zusammengerufen vom Bündnis "Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religösen Fundamentalismus". Die Sprüche, die sie mitbrachten, entziehen sich der Kategorie "Kommentierbar". Es sei nur darauf hingewiesen, daß nicht alle Slogans etwas für schwache Nerven sind.

Jetzt aber das Spielchen: Welcher der folgenden Sprüche war in Marburg nicht zu lesen oder zu hören?
    "Für das Recht auf freie sexuelle Bestimmung – nach dem Tode Gottes"

    "Freiheit allen Perversen"

    "Wenn ich groß bin, werd ich schwul"

    "Glaubst Du noch oder denkst du schon?"

    "Vögel Deinen Nächsten wie Dich selbst"

    "Wir sind hier, um Eure religiösen Gefühle zu verletzen"

    "Jesus, du Opfer"
    (neben dem Graffiti eines gekreuzigten Schweines)

    "Schulen müssen queerer werden"

    "Deutsche, kauft nicht bei Christen"

    "Hölle, Hölle, schert uns nicht, weg mit der Geschlechterpflicht"

    "Politischer Islam, evangelikaler Fundamentalismus und esoterische Schwätzer müssen in Theorie und Praxis bekämpft werden"

    "Gegen christliche Spinner"

    "Eure Kinder werden so wie wir"

    "Christen fisten"

    "Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben"
Gegen Bigotterie, Intoleranz und Hetze! Juchei! Für Meinungsfreiheit, Gewaltlosigkeit und Respekt!

Vor dem Hintergrund des Verhaltens der Gegner der christlichen/katholischen Morallehre, welches wir in den letzten Jahren in Wien, in Berlin, in Argentinien und in San Francisco bewundern durften, proklamiere ich aufgrund mangelnder Gegenbeweise jetzt mal apodiktisch, daß solche Leute notwendigerweise nichts zu bieten haben, als Forderungen, die sie, wenn es um ihr eigenes Benehmen geht, einen feuchten Kehricht interessieren. Bin aber gerne bereit, mich überzeugen zu lassen, sagen wir mal von Bildern, die zeigen, wie Abtreibungs- oder Homo-Ehen-Befürworter einerseits unvermummt, andererseits aber bekleidet, zivilisiert und mit Respekt vor dem Anderen ihren Standpunkt unters Volk zu bringen versuchen. Und, nein, dumpfe Rechtsextremisten, die in Osteuropa CSDs aufmischen zählen hier und heute nicht, denn diese Jungs fordern ja auch nicht Gewaltfreiheit oder Toleranz oder Meinungsfreiheit. Das heiße ich selbstverständlich nicht gut, aber es erfüllt andererseits nicht den von mir immer wieder beklagten Tatbestand der Doppelzüngigkeit im extrem linksliberalen Lager. Und bitte bleibt mir auch vom Leib mit "Der Vatikan ist aber auch doppelzüngig, denn er spricht von Liebe und verbietet Abtreibungen und Homo-Ehen". Wenn der Vatikan von Liebe spricht, dann tut er dies vor dem Hintergrund der gesamten christlichen Lehre. Wenn diese keinen Spielraum für Abtreibungen oder Homo-Ehen zuläßt, ist das für die Betroffenen sicherlich unschön. Aber der Vatikan bleibt sich wenigstens treu und geht trotz drohendem "Imageverlust" nicht in die Knie oder ruft (wie manche es zu gerne hätten und auch schon oft genug in Papst-Reden hineininterpretiert haben) gar zu "Haß" auf. Wenn Ihr Haß wollt, denkt nochmal an Sprüche wie "Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben", "Christen fisten" oder "Wir sind hier, um Eure religiösen Gefühle zu verletzen".

Ach ja: Weiß jemand die Lösung?

Friday, May 22, 2009

Link-Liste

Ich habe mal meine Blog-Liste rechts alphabetisch sortiert, weil die immer länger wird und es so ein wenig übersichtlich bleibt.

Das gibt mit auch Gelegenheit, zwei Neuzugängen "Tach!" zu sagen: Der schon seit Oktober vergangenen Jahres munter postenden Karmelblume und dem "New Kid on the Blog" - Refektorium.

Finster kichern

In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai verstarb in Innsbruck der österreichische Zeichner, Karikaturist, Grafiker und Illustrator Paul Flora. Er war bekannt und wird's aufgrund seiner Werke auch erstmal bleiben.

Ich war noch sehr jung, als ich zum ersten Mal in einem Karikaturen-Sammelband auf eine geballte Ladung von Flora-Zeichnunen stieß. So jung, daß ich den tieferen Sinn der Bilder gar nicht verstand, aber dafür umso empfänglicher für die in den Werken enthaltene Stimmung war. Ich erinnere mich heute noch, daß ich eine Art Grinse-Grusel verspürte. Die Motive wirkten irgendwie so kahl, manchmal gar trostlos, aber trotzdem versteckte sich in ihnen auch immer etwas Menschliches.


Penthouse

Der rote Ball

Beauty

Dicker Harlekin und dünne Katze

Dressierter Mann

Es grünt so grün (Raben waren bei Flora eh unentbehrlich und unvermeidlich)

Ping!

[Obacht: Die Warner Music Group zieht offenbar schon seit Dezember vergangenen Jahres zunehmend ihr Songs von Youtube ab. Videos gibt's daher entweder gar nicht mehr oder nur als Live-Version (mit entsprechend lausiger Qualität) oder nur im Bild (ohne die dazugehörige Mucke) oder mit Musik, dann aber nur mit von Fans selbstgebastelten Videos, welche meistens nur aus faden Stills bestehen, so wie beim zweiten hier eingebundenen Video :-(. Dies bedeutet, daß Elsas und meine 80er-Schlachten künftig etwas öder ausfallen könnten.]


Daß obskure 80er-Bands nicht immer aus der gotischen Ecke kommen müssen, sondern manchmal auch ganz edlen Pop fabrizieren, wo einem beim Erklingen des Chorus auch nach 25 Jahren und 83.461-maligem hören immer noch am Unterarm plötzlich die Härchen aufstehen, daß sei mit diesen beiden Videos bewiesen:



The Icicle Works: Birds fly (Whisper to a Scream)



The Icicle Works: Love is a wonderful Color

Die zweite und die dritte Single der Liverpooler aus dem Jahr 1984. Ihr Debut-Album (praktischerweise schlicht "The Icicle Works" betitelt) ist eines DER 80er-Meisterwerke. Eingängige Melodien bis zum Abwinken, entweder in Form von derb-kräftigen Zappel-Nummern (As the Dragonfly flies, A Factory in the Desert) oder unsterblich schönen Balladen (Reaping the rich Harvest, Out of Season). Jeder Song ein Hit, ich schwör's!

Vergeßt die Ökumene!

So lautet die Überschrift eines Artikels von Klaus Harpprecht im Feuilleton der aktuellen ZEIT.

Neugierig machte ich mich an die Lektüre, aber schon nach dem Teaser war die Luft raus:

Ein Apelll zum Evangelischen Kirchentag. Solange Papst Benedikt die Protestanten nicht anerkennt, hilft nur eins: Den Dialog aufzukündigen.

Dergestalt vorgewarnt las ich dennoch weiter. Ich fühle mich schon ein wenig mulmig, wenn ich jetzt gegen einen altgedienten Meister des Wortes und Gedankens und ehemaligen Redenschreiber von Willi Brandt in den Ring steige, aber sei's drum. Vielleicht finde ich ja doch ein Korn. Hier der Artikel im Original (Lang! Holt Euch ein Freßpaket und ein Sixpack), mit den üblichen Hervorhebungen und Kommentaren. Der Artikel ist aus dem Netz kopiert, also nicht über neue/alte Rechtschreibung meckern:


Es ist lange her (in Bonn regierte Helmut Schmidt), doch die Szene im erzbischöflichen Palais zu München hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis geprägt: An einem späten Oktobervormittag empfing Kardinal Joseph Ratzinger die evangelistische Schwester des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, die auf ihrer Deutschlandreise zu begleiten ich die Ehre und das Vergnügen hatte. Ruth Carter Stapleton, die schöne, gescheite, tolerante und meist weltlich heitere Dame [Wo die Sympathien zu liegen haben wird schon mal gleich klargestellt...] hatte den Wunsch geäußert, den – neben dem Rebellen Hans Küng – prominentesten katholischen Theologen der Bundesrepublik kennenzulernen.

Die Audienz war, das ließ sich nicht übersehen, vom geistlichen Hof mit einigem Aufwand inszeniert worden. Ein Spalier von jüngeren Klerikern säumte die prächtige Treppe, und droben im Empfangssaal versammelte sich eine Gruppe von Prälaten im Halbkreis hinter dem Sessel des Hausherrn [Rotkäppchen zu Gast beim wölfischen Herrscher] und den beiden zierlichen Stühlchen für die Gäste. Der Erzbischof begrüßte die elegante amerikanische Christin freundlich und gemessen. Ihrem Begleiter hielt er mit zerstreuter Selbstverständlichkeit den Ring zum Kuss entgegen (eine Geste, die rasch in einen flüchtigen Händedruck verwandelt wurde). Ruth Carter berichtete dem Hausherrn lebhaft von der »charismatischen Bewegung«, der sie zugehörte, und sie versuchte sein Interesse mit dem Hinweis zu wecken, dass jene born again-Welle, die damals die Vereinigten Staaten überschwemmte (ihren Bruder im Weißen Haus nicht ausgenommen), keineswegs nur ein protestantisch-baptistisches Ereignis sei; die Bewegung habe fast ein Viertel der Katholiken Amerikas ergriffen, und man könne von einem ökumenischen Charakter der frommen Wiedergeburt sprechen.

Die Reaktion des Kardinals war kühl. Er wiegte skeptisch das Haupt und sprach von der Problematik eines nur gefühlsbetonten, theologisch unkontrollierten Schwärmertums [Bingo]. Er höre es mit Bedenken, dass auch die Katholiken drüben gegen solch emotionale Überwältigungen nicht gefeit seien. Das kleine Kolleg, das uns zuteil wurde, bezeugte die hohe Intellektualität des einstigen Tübinger Professors. Aber sie ließ kein Gespräch zu, das den Namen verdiente. Die klare Zurückweisung der amerikanischen Verirrungen schien dem Oberhirten, der hernach in Rom als Präsident der Glaubenskongregation zum mächtigsten unter den Kurienkardinälen aufstieg, wichtiger zu sein als die Erkundung einer ihm fremden Glaubenswelt [Die 'hohe Intellektualität' umfaßt mit Sicherheit auch ein ausreichendes Wissen über theologisches Schwärmertum, welches ja kein Phänomen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Wer sich, wie der Heilige Vater, nicht nur in der Theologie sondern auch in der Geschichte der Kirche auskennt, weiß um die Gefahren dieses Schwärmertums, hat eine geistig-empirische Erkundung des Terrains hinter sich, die eine tatsächliche Erefahrung nicht unbedingt nötig macht].

Ruth Carter bemerkte später mit einem sacht ironischen Lächeln, nun wisse sie endlich, was gemeint sei, wenn von den princes of the church [Und nochmal Bambi gegen Darth Maul] die Rede sei. Der intellektuelle Hochmut [Nachdem der Kardinal - in Fragen der Theologie sicherlich der profundere der beiden Gesprächspartner - also weder gute Miene zum bösen Spiel gemacht noch Ruth Carter Stapleton aus der Hand gefressen, sondern seine Bedenken klar und ehrlich geäußert hat, wird aus der 'hohen Intellektualität' dann ganz schnell 'intellektueller Hochmuth'] des Kirchenfürsten blieb ihr nicht verborgen. Der Begleiter aber hatte seine protestantische Prägung selten so klar empfunden, seit er dem väterlichen Pfarrhaus entwachsen war. Es ermutigte ihn freilich nicht, dass die Begegnung mit den grauen lutherischen Oberkirchenräten am Nachmittag von bleierner Langeweile war. Ruth Carter erholte sich von jener deprimierenden Erfahrung erst am Abend bei einem Krug Bier auf dem Oktoberfest.

Mein Vater, der Dekan in Nürtingen, war kein furioser Antipapist. Im Gegenteil: Der Kirchenkampf mit den Nazis hatte ihn davon überzeugt, dass die beiden großen Konfessionen zusammenwachsen müssten, um der gottlosen braunen Barbarei zu widerstehen. Beim Antritt seines Amtes machte er, gegen alle Tradition, auch dem katholischen Geistlichen im Städtchen seine Aufwartung. Zur Entsetzung seiner Gemeinde nahm er gewisse Formen der lutherischen Liturgie wieder auf, trug zu Weihnachten und zu Ostern bunte Stolen überm schwarzen Talar, ja er schlug nach dem Segen am Ende des Gottesdienstes gar das Kreuz, was einem Skandal gleichkam.

Der Sohn, von aller Theologie weit entfernt, nahm aus der nazistischen Heimsuchung – die den Vater mit der Verhaftung bedroht, einen Vetter in den Kerker geworfen, einen Bruder der Mutter zum Tod im Gestapo-Gefängnis verurteilt hatte – immerhin die Überzeugung mit, dass die Ökumene eine Notwendigkeit sei, der aus dem Martyrium der Männer und Frauen des Widerstandes erwachse [Das wird später im Artikel noch einmal interessant]. Außerdem gab es keinen Zweifel, dass die Kirchen nach dem Millionenmord allen Anlass hätten, ihr Verhältnis zum Volk des Alten Testamentes zu ändern.

Helmuth Graf Moltke, der intellektuell produktivste Kopf des Widerstandes, hatte mit klarem Bedacht den Jesuitenpater Alfred Delp neben den beiden protestantischen Theologen Eugen Gerstenmaier und Harald Poelchau in den innersten Zirkel seines Kreisauer Braintrust gezogen. Die Gründung der Christlich-Demokratischen Union erfüllte nach 1945 immerhin die Weisung, die unselige politische Spaltung der Konfessionen zu überwinden (für die sich heute keine Seele mehr interessiert). Bis zu einem gewissen Grad war auch die Wandlung des Verhältnisses der Sozialdemokratie zu den Kirchen, das historisch eher von Fremdheit, wenn nicht von Feindseligkeit bestimmt war, eine Frucht des Widerstandes. In der Zusammenarbeit der kirchlichen Hilfswerke im Kampf gegen die Not und in den Projekten sozialer Reformen gedieh eine Art »pragmatischer Ökumene«. Die Veränderung der konfessionellen Landkarte durch den Einstrom von Millionen Flüchtlingen legte die gemeinsame Nutzung der Gotteshäuser nahe. Ökumenische Gottesdienste und Trauungen begannen zur Gewohnheit zu werden, zumal nach der Gründung des Sekretariats für die Förderung der Christlichen Einheit durch den so menschlichen Papst Johannes XXIII., der das Zweite Vatikanische Konzil zur Förderung der Ökumene ermutigte [Ein menschlicher Papst ermuntert zur Ökumene. Benedikt XVI steht ihr skeptisch gegenüber. Was hier wohl angedeutet werden soll?] – wie es ihm sein Vertrauter Roger Schutz, der Gründer und Prior der ökumenischen Ordensgemeinschaft von Taizé, nahegelegt hatte. Johannes nannte seine Bewegung »einen kleinen Frühling«, der Millionen meist junger Pilger in den Gottesdiensten und ihren Gesprächen mit den Brüdern ökumenische Realität erleben ließ.

Roger Schutz, von Haus aus ein reformierter Theologe aus der Schweiz, empfing nicht lange vor seinem gewaltsamen Tod – er wurde während der Andacht von einer geistig Verwirrten erstochen – beim Requiem für den Papst Johannes Paul II. die katholische Kommunion – aus den Händen des Kardinals Ratzinger. Frère Roger wollte darin »keinen Akt der Konversion«, sondern das »Symbol der vorweggenommenen Versöhnung« erkennen.

Aber erlaubt die römische Kirche eine »Ausnahme« in einem Feld der theologischen Auseinandersetzung, das sie als zentral betrachtet [... und das man daher auch protestantischerseits respektieren könnte] – und in dem jeder Einigungsversuch bisher gescheitert ist? Den Evangelischen, die in der Austeilung von Brot und Wein einen »symbolischen« Nachvollzug des Opfers Christi erkennen, bereitet es in der Regel keine Schwierigkeit, das Abendmahl nach katholischem Ritus zu empfangen, der sich auf die leibhaftige Gegenwart des Blutes und Fleisches gründet. Die Taizé-Brüder nichtkatholischer Herkunft wurden folgerichtig beim Begräbnis von Frère Roger von der Kommunion ausgeschlossen.

Katholiken aber sind von der Exkommunikation bedroht, wenn sie das protestantische Abendmahl zu sich nehmen. Hier demonstriert sich eine Härte, die man in der Erinnerung an den gemeinsamen Opfertod von protestantischen und katholischen Mitgliedern des Widerstands als Verrat, als Treulosigkeit oder wenigstens als schnöde Vergesslichkeit empfinden muss [Bullshit. Christus hat die Eucharistie nicht im Jahre 1945 eingesetzt. Aber es sickert natürlich durch, was schon damals Kardinal Ratzinger meinte, als er vor 'gefühlsbetontem, theologisch unkontrolliertem Schwärmertum' warnte]. Wer mit dem Wirken Harald Poelchaus, des Berliner Gefängnispfarrers, halbwegs vertraut ist, weiß sehr genau, dass bei den Serien-Exekutionen in Plötzensee Poelchau und sein katholischer Amtsbruder in den Minuten vor der Hinrichtung das Abendmahl austeilen durften. Keiner der Märtyrer fragte danach, ob er die Kommunion von dem katholischen oder evangelischen Priester empfange. Sage keiner, auch dies rechtfertige sich nur durch eine »Ausnahmesituation«. Es gibt kein Abendmahl erster und zweiter Klasse [Ganz genau! Es gibt kein Abendmahl erster und zweiter Klasse. Es gibt die katohlische Eucharistie und das protestantische Abendmahl. Daher hat in der Tat die Ausnahmesituation rein gar nix gerechtfertigt. Schon gar nicht, wenn ein katholischer Priester und ein protestantischer Kirchenmann anwesend waren].

Diese Einsicht allein wäre ein Grund, Gespräche und Verhandlungen der protestantischen Kirchenleitungen mit Rom aufzukündigen, bis Papst Benedikt und Kardinal Kaspar (Präsident des Rates für die Einheit der Christen) zu einer Revision ihrer antiökumenischen Haltung in Sachen Abendmahl bereit sind [Hier stellt sich für mich eine grundsätzliche Frage: Warum sind die Protestanten überhaupt so heiß auf Gespräche mit der katholischen Kirche und Anerkennung durch die katholische Kirche? Ich meine, die hatten doch damals Gründe, ihren Club aufzumachen. Und wenn ich nicht völlig falsch informiert bin, hatten diese Gründe nicht wenig mit dem Kirchenverständnis zu tun. Ist das jetzt so eine Sehnsucht nach Streicheleinheiten vom älteren Bruder? Oder liegt es tiefer? Ist es ein Verlangen nach Authentizität? Dann sollten vielleicht diejenigen, die dieses Verlangen haben, einfach wieder in den Schoß zurückkehren, der einst auch ihrer kirchenähnlichen Gemeinschaft das Leben schenkte. Es ist keine Schande, die Abwesenheit der Fülle aller von Christus eingestzten Heilsmittel zu verspüren, aber es ist ein schwerer Fehler, diesem Instinkt keine Taten folgen zu lassen]. Das sollte nicht die einzige Bedingung sine qua non sein. Es geht zum Beispiel nicht an, dass die Besetzung einer protestantischen Delegation für einen Empfang beim Pontifex maximus einer vatikanischen Zensur unterworfen wird, wie dies in Köln beim Weltjugendtag der Fall war, als den evangelischen Pastorinnen oder gar Bischöfinnen die Teilnahme an der Begegnung verweigert wurde [Hmmm, weiß nicht. Wenn auf der einen Seite etwas "nicht angeht", wieso sollte dann auf der anderen Seite nicht auch etwas nicht angehen können?]. Die katholische Kirche mag es mit der Priesterschaft von Frauen halten, wie sie will (und wie es ihre Gläubigen dulden) [Ooohh! It'S SO on!]: Sie hat sich damit abzufinden [Ich liebe diesen bescheidenen Ton. Man sollte vielleicht mal den Begriff 'princes of the press' prägen?!], dass die Rom-freien Kirchen dank einer radikalen Abkehr von den misogynen Paulinischen Traditionen [Nicht vegessen: Paulus hat schließlich all die von Christus berufenen Apostelinnen rausgeworfen...] den Frauen das Recht auf die Priesterschaft zuerkennen und es ihrerseits hinnehmen, dass sich die zölibatären Kleriker als Experten in Sachen Sexualmoral gebärden [Weswegen es ja auch "Sexualmoral" heißt und nicht "Geschlechtsverkehr". Das ist eines dieser üblichen Minus-Argumente, welches die Leute Glauben machen will, man bräuchte erst mal guten Sex, um über die hinter dem sexuellen Akt stehende Natur und Moral nachdenken bzw. reden zu dürfen oder zu können]. Vor allem: Solange sich Papst Benedikt weigert, die evangelischen Kirchen in der ganzen Bedeutung des Wortes Kirchen zu nennen, und sie zu »kirchenähnlichen Gemeinschaften« degradiert – so lange sind Verhandlungen unter gleichberechtigten Partnern nicht möglich [Das ist ja nun mal leider nicht nur eine persönliche Marotte des Heiligen Vaters: "Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen. Sie zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen (Joh 21,17), ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut (vgl. Mt 28,18 ff), für immer hat er sie als "Säule und Feste der Wahrheit" errichtet (1 Tim 3,15). Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (Dogmatische Konstitution Lumen Gentium über die Kirche, Kapitel I, Absatz 8; ein Dokument des vom menschlichen Papst Johannes XXIII einberufenen Konzils)]

Die vatikanische Wortwahl zeugt für ein unhistorisches [weil theologisch korrektes] Verständnis des Begriffes Kirche, zumal die römische Lehre sagt, dass sich Gott auch durch die Geschichte offenbare. Ihre Auslegung der Idee Kirche ist überdies bibelfremd [:-D], denn es steht geschrieben: »Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« [Zum Thema 'bibelfremd' einfach mal die im Lumen Gentium-Zitat angegebenen Bibelstellen aufsuchen. Auch ein alter Protestanten-Trick: Die Bibel in den Zeugenstand rufen. Da man dort häufig Munition für beide Seiten einer Diskussion finden kann, hat die Kirche bereits sehr früh erkannt, wie wichtig die Tradition ist]. Dieses Wort ist der Ursprung des Glaubens an die eine, universale Kirche, die auch im lutherischen Bekenntnis verankert ist. Wenn Kardinal Kaspar nicht länger von einer »Einheit in versöhnter Verschiedenheit«, sondern von »Verschiedenheit ohne wirkliche Einheit« spricht, dann bestätigt er die Vermutung, dass Papst Benedikt in Wahrheit hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückwill [Das hat aber gedauert!] (an dem er einst angeblich so produktiv mitgewirkt hat). Die Aufhebung der Exkommunikation der Pius-Bruderschaft ist eine Bestätigung dieses Verdachts [Es ist gut, daß wir immer wieder mal daran erinnert werden, wie eine versöhnliche Geste eines Mannes guten Willens verstanden wird]. Die Schüler des abtrünnigen Erzbischofs Marcel Lefebvre haben ihre Ablehnung von Vatikan II vor der Rückkehr in den römischen Schoß keineswegs widerrufen [Das war vor der Aufhebung der Exkommunikation auch keine Bedingung, und wenn die Pius-Brüderlein jetzt auf Halten spielen, ist das ihre Sünde]. Warum auch? Benedikt feierte selber, lange zuvor, wieder die tridentinische Messe (samt dem rituellen Symbol, das dem Priester befiehlt, die heilige Handlung mit dem Rücken zur Gemeinde zu vollziehen) [Wieder Doppelzüngigkeit: Entweder ist heute dann dem Priester auch "befohlen" mit dem Rücken zu Gott zu zelebrieren, oder es war damals ebensowenig "befohlen" mit dem Gesicht zu Gott zu zelebrieren (hier würde mich mal des Autors Meinung zu diesen hübschen Rundkirchen interessieren, wo immer eine Hälfte der Gläubigen dem Priester ins Gesicht schaut, während die Anderen sich vom Rücken entzücken lassen].

Man darf ihm glauben, dass er die Idiotien, die der Bischof Williamson in Sachen Judenvernichtung in die Welt trompetete, vor der Einladung zur Heimkehr nach Rom nicht kannte. Doch im vergangenen Jahr prägte der Papst eine problematische Formulierung der Fürbitte für die Bekehrung des alttestamentarischen Volkes: »Lasset uns auch beten für die Juden: dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Heiland aller Menschen anerkennen.« Hier zeigt sich, obschon diffamierende Adjektive vermieden werden, eine seltsame Verstocktheit an, die eines Papstes deutscher Herkunft [Sorry, aber das Amt steht über der Nationalität, no matter what] nicht gut zu Gesicht steht. Seiner Kirche hätte er einen unschätzbaren Dienst erwiesen, wäre ihm eingefallen, Gott darum zu bitten, bei den Juden, dem Heimatvolk Jesu, die Vergebung der entsetzlichen Versündigungen der Christenheit erflehen, nicht ausgenommen den Umschlag des religiösen Antijudaismus in den rassistischen Antisemitismus, der bei Katholiken, Protestanten und Orthodoxen auf geringen Widerstand stieß. Das wäre ein Gebet, das nicht nur eine Brücke zu den Juden, sondern auch zu den Protestanten und zu den Minderheiten jeglicher Couleur schlüge [Hier komme ich nur noch halb mit. Ich habe so etwas verstanden wie "Gott darum bitten, daß er Vergebung erfleht". Große Klappe übrigens gegen den Papst aber trotz Erwähnung von 'Protestanten' (und auch Orthodoxen) tiefes Schweigen von Ursachenforschung (Luther) bis Kooperation (Ludwig Müller) auf protestantischer Seite].

Wir werden vergebens darauf warten. Wie auf große Schritte zur Ökumene überhaupt (zum Beispiel den Widerruf der »Unfehlbarkeit« – jener hochmütigsten Dummheit, die jemals zum Dogma erhoben wurde ["Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (= ex cathedra) spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte". So liest es sich in "Pastor Aeternus" vom 18. Juni 1870. Daß der Autor Pius IX mit Sicherheit für einen ganz schlimmen Finger hält, ist klar. Aber er sollte vielleicht dennoch mal versuchen, die Definition der Unfehlbarkeit unbefangen zu lesen]). Die ökumenischen Errungenschaften, die seit dem Zweiten Weltkrieg im Alltag gewachsen sind [Im Alltag ist ja gegen Ökumene nichts einzuwenden. Ich befürchte aber, der Autor meint mit 'Errungenschaften' die alltäglichen Ökumene-Vergehen wie Interkommunion. Dann müßte der Satz ehrer lauten "... wachsen konnten, weil zu oft dem gefühlsbetonten, theologisch unkontrollierten Schwärmertum keine Grenzen gesteckt wurden"], werden unter der Gesprächsabstinenz auf hoher Ebene nicht leiden. Im Gegenteil, sie könnten stark genug sein, um beim katholischen Kirchenvolk eines Tages den Willen zu Reformen zu wecken, dem sich Rom nur unter dem Risiko eines weiteren Schismas zu widersetzen vermöchte. Dann öffnete sich die Chance, einer Ökumene der Institutionen näherzurücken [Super! Zum Schluß noch ein wenig Aufruf zur Rebellion, wenn nicht gar Spaltung. Ich glaube, daß auch das katholische Kirchenvolk für Ökumene um der Ökumene Willen nicht zu haben ist. So lange nicht klar ist, daß wir von Ökumene-Freunden besseres zu erwarten haben, als solche Texte, wird's schwierig].

Thursday, May 21, 2009

Babycaust

Dieser vom Bundesgerichtshof und Oberlandesgericht in Karlsruhe als legitime Meinungsäußerung gewertete Begriff wird von Lebensschützern gerne als extra-schweres Geschütz aufgefahren. Auch Kirchenmänner vergleichen hin und wieder mal Abtreibungen mit NS-Massenmorden.

Kann man unterstützen, muß man aber nicht.

Ich find's ziemlich ungeschickt.

Aus folgenden Gründen:

An erster Stelle im Diskurs steht die Frage nach Gott und nach der menschlichen Natur. Für Mitglieder von Glaubensgemeinschaften, deren Lehre nicht den Schutz des Lebens umfaßt, für Konfessionslose oder für Atheisten gibt es Spielraum. Aber ein Katholik z.B. hat immer die Pflicht, sich für das ungeborene Leben einzusetzen. Ein ungeborenes Leben ist zu schützen. Punkt. Wer auf anderen Schauplätzen nach schrillen Parallelen sucht, der läuft Gefahr, das eigentliche Thema für sich und andere zu verwässern, denn es werden sofort Rechenbeispiele bemüht, die man auch so auffassen könnte, daß Abtreibung erst ab einer bestimmten Zahl so richtig falsch wird.

Wer Abtreibungen mit NS-Massenmorden vergleicht, der tut den Frauen unrecht, denen die Entscheidung zur Abtreibung schwer fällt, auch wenn sie sich letztlich dann doch dafür entscheien. Sicher, es ist die falsche Entscheidung. Aber was haben diese Frauen mit den kaltblütigen, verblendeten, ja wahnsinningen Schlächtern zu tun, die unter anderem mit Konzepten wie "lebensunwertes Leben" operierten?

Wer Abtreibungen mit NS-Massenmorden vergleicht, der gibt den Abtreibungsbefürwortern eine willkommene Gelegenheit, sich in hysterischen Anfällen zu ergehen und somit vom Thema abzulenken. Da wird dann im Blätterwald ein Bischof in die rechtsextreme Ecke geschoben, das Geschrei ist laut, und unter dem Klangteppich aus Anfeindungen, Beschuldigungen, Entschuldigungen, Protesten, Beschwichtigungen wird weiter munter abgetrieben.

Wer Abtreibungen mit NS-Massenmorden vergleicht, der wird dem Drama eines im Mutterleib getöteten Kindes nicht gerecht, denn er impliziert, daß man einen Horror wie den Holocaust heranziehen muß, um Abtreibungen verständlich zu machen. Es mag Leute geben, für die Abtreibungen nicht das geringste Problem darstellen. Dort liegt die Versuchung nahe, ihnen gegenüber durch einen Holocaust-Vergleich das Konzept ein wenig anzureichern. Das ist aber eine Verwurschtelung der Kategorien. Wir wollen als Katholiken nicht darauf hinweisen, daß die Tötung von Millionen ungeborener Kinder so schlimm ist wie die Tötung von Millionen Juden. Wir wollen darauf hinweisen, daß das Töten eines einzigen und jedes einzelnen ungeborenen Kindes zum Himmel schreit.

Wer Abtreibungen mit NS-Massenmorden vergleicht, der macht es sich zu einfach und anderen zu schwer, weil er oft den entscheidenden Punkt überspringt, an welchem die Frage nach dem Leben als solchem aus Katholischer Sicht gestellt werden muß. Nur, wenn wir lernen, das Leben grundsätzlich zu schätzen und unsere Mitmenschen entsprechend zu behandeln (Ermordung von Abtreibungsärzten? Ihr habt sie doch nicht mehr alle!); nur, wenn wir die Bibel kennen, den Katechismus, die katholische Morallehre, dann können wir als Katholiken, jeder für sich, in seinem Umfeld, in kleinen Schritten zur Besserung der Lage beitragen. Substanzloses, aggressives Geplärre gibt es da draußen genug und man kann selbst sehr schnell in den Chor mit einstimmen und danach glauben, seinen Teil getan zu haben. Nein. Katholik sein bedeutet, nicht nur öffentlich im Schutz der Menge seinen Glauben zu bezeugen, sondern auch privat, alleine, abseits der Kameras und der Mikrophone, still und entspannt, meinetwegen bei einer Tasse Tee, im Vier-Augen-Gespräch. Ja, vielleicht sogar am Arbeitsplatz, wo man plötzlich einer gegen zehn seinen Mann oder seine Frau stehen muß, wenn es um den Katholischen Glauben und die Katholische Lehre geht.

Verteidigt das ungeborene Leben nicht verbiestert mit Klauen und Zähnen und brachialen Vergleichen. Seid sanft, aber zäh und laßt Euch anstecken vom Beispiel unseres Herrn, der - einer gegen so ziemlich alle - gezeigt hat, daß nicht die große Klappe und die Mitgliederzahl der Gang entscheidet, sondern der Gehorsam zum Vater und die Liebe zum Anderen.